<title type="main">Nehalennia CF-GeI-446 Inschriftenedition Werner Petermandl Archäologische Beschreibung und geografische Daten Astrid Schmölzer Austrian Science Fund (FWF): P 29274-G25 Institut für Antike, Fachbereich Alte Geschichte und Epigraphik, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System 2022 Graz o:fercan.446 Creative Commons BY-NC 4.0 FERCAN: Fontes Epigraphici Religionum Celticarum Antiquarum Projektleitung Wolfgang Spickermann Middelburg Zeeuws Museum, collection KZGW G3216 Weihinschrift

Der Aedicula-Altar konnte aus 25 Fragmenten zusammengesetzt werden. Auf der linken Seite fehlt jedoch ein größerer Teil. Die Gestalt der Göttin ist gerade noch zu erahnen – um eine genaue Beschreibung des Steines abgeben zu können, muss auf die vorhandenen Zeichnungen zurückgegriffen werden.Der Altar war durch die beiden Pilaster vom Sockel aufwärts bis hin zum Gebälk gerahmt. Die Nische war zusätzlich noch durch kleinere Halbsäulen an den Seiten hervorgehoben. Der Aufsatz samt Reliefschmuck ist an der Vorderseite abgeschlagen. Die Pilaster sind umlaufend ausgestaltet, daher wird der Eindruck eines Tempels noch verstärkt.Oben auf dem Altar liegen zwei Bündel Trauben und ein Kiefernzapfen (Hondius-Croine 1955, 44-46).

Kalkstein Aedicula-Altar 106,7 61,0 30,5
vollständig

Der Text ist abschriftlich vollständig überliefert und auch fragmentarisch erhalten.

vollständig
gemeißelt 3,8 cm

Das Gebälk ist rundherum mit sich kringelnden Blättern versehen, ebenso die Pulvini, die geschupptes Blattdekor aufweisen. Nehalennia ist auf einem Thron mit geschnitzten Seiten und hoher bogenförmiger Rückenlehne dargestellt. Sie trägt eine kleine Haube. Ihre Pelerine ist auf der Brust von einer Spange zusammengefasst und reicht ihr in etwa bis zu ihren Armbeugen. Ihre Füße schauen unter dem langen Gewand hervor. Der Rest ihres Körpers ist ausgebrochen und abgeschlagen. Nach den Zeichnungen soll sie in der Armbeuge ihres rechten Arms ein Füllhorn gehalten haben, das bereits zum Auffindungszeitpunkt eine verwaschene Masse war. Rechts von ihr saß ein ihr zugewandter Hund, der seinen Kopf zu ihr erhoben hatte. Ihre Hände hatte sie allem Anschein nach in den Schoß gelegt. Auf der linken Seite steht der prall gefüllte Obstkorb, dessen oberer Teil gerade noch erkennbar ist. Laut Zeichnung war bei der Auffindung auch das Flechtwerk des Korbes sehr gut nachvollziehbar. Auf der linken Schmalseite, die von glatten Pilastern mit korinthischem Kapitell gerahmt ist, ist ein stehender, sich nach links neigender und unbekleideter Mann zu sehen. Der untere Teil nach rechts hin ist ausgebrochen, daher fehlt der Unterkörper. Es dürfte sich hierbei um Hercules handeln, der sich mit der linken Hand auf seine Keule stützt, während er die rechte in seine Seite stemmt. Seine Haltung erinnert an die des Hercules Farnese. Auf der rechten Schmalseite, die ebenfalls durch glatte Pilaster mit korinthischem Kapitell gerahmt ist, ist ein weiterer nackter Mann abgebildet. Er steht in leichtem Kontrapost, den Kopf nach links geneigt, den Körper allerdings frontal haltend. Über seiner rechten Schulter ist ein Mantel zu erkennen, der ihm auch über den rechten Arm fällt. Die Gestalt wirkt zwischen den beiden Pilastern etwas breit. An der Rückseite sind ein zwischen den beiden Kapitellen aufgehängter bodenlanger Vorhang und darüber ein rosettengeschmückter Giebel mit blattverziertem Gesims zu sehen.

Akanthus Architektur Aufsatzschmuck Blattdekor Brandspuren Fragment Frucht Füllhorn Götterbild Gottheit Halbsäule Hercules Hund Kapitell Keule korinthisches Kapitell männliche Figur menschliche Figur Neptun Obstkorb Pflanzenornament Pilaster Pinienzapfen Rahmen Reliefdekor Reliefschmuck Rosette Tempelarchitektur Thron Tier Umzeichnung Vorhang Weintraube
Civitas Frisiavonum Domburg 51.563265 3.498398 bei der Auffindung vertikal in zwei Hälften gebrochen non vidimusLesung gründet auf: Stuart
Nertomarius Nertonus Nehalennia deae Nehalenniae Nehalennia
World Geodetic System

Digitale Repräsentation konform mit EpiDoc: http://epidoc.sourceforge.net

Majuskel und Minuskel ausgeführt nach Leidener Klammersystem, Majuskel bildet Inschrift originalgetreu ab, Minuskel enthält editorische Hinzufügungen

Die keltischen Götternamen in den Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior. Eine Fallstudie zu Religion im Kontext von Kulturkontakt und Kulturtransfer (FWF – Projekt P 29274-G25 )

Das Forschungsprojekt beabsichtigt, sämtliche keltischen Götternamen, die sich in lateinischen Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior erhaltenen haben, zusammenzustellen und auszuwerten. Die gewählte Quellengrundlage erscheint besonders geeignet Erscheinungsformen zu untersuchen, welche auf religiöser Ebene durch das Zusammentreffen von verschiedenen kulturellen Einflüssen entstanden sind. Diese sind hier einerseits definiert durch die Verwendung der keltischen Sprache, andererseits durch die lateinische Sprache und durch Formen aus dem Inneren des Imperium Romanum, die man mit dem Etikett „römisch“ versehen kann. Das Interesse gilt dabei nicht nur religiösen, sondern auch damit verbundenen gesellschaftlichen Aspekten und den entsprechenden Mentalitäten. Doch soll damit auch zu einem verbesserten Gesamtbild der Provinzialreligion in Niedergermanien beigetragen werden. Die Abschlusspublikation wird ergänzt um einen ausführlichen sprachwissenschaftlichen Kommentar (von Patrizia de Bernardo Stempel) in der Reihe ‚Corpus - F.E.R.C.AN. (Fontes epigraphici religionum Celticarum antiquarum)‘ erscheinen.

Latein votum solvit laetus libens merito Initial Version Version 2 Version 3
Front, Hondius-Crone 1955, p.45, Rechte vorbehalten Front (Zeichnung), Janssen, Romeinsche Beelden, aus: Hondius-Crone 1955, p.45, Rechte vorbehalten links (Zeichnung), EDCS-11100882, Rechte vorbehalten rechts (Zeichnung), EDCS-11100882, Rechte vorbehalten Rückseite (Zeichnung), EDCS-11100882, Rechte vorbehalten FERCAN
CIL XIII 8792 Espérandieu IX 6651 Byvanck 1935, Nr.238 Hondius-Crone 1955, Nr.10 Stuart 2013, Nr.10
EDCS-11100882zuletzt aufgerufen am 24. Februar 2020 www.trismegistos.org/text/415788zuletzt aufgerufen am 26. Juli 2021
DEAE NEHALENNIAE SEXT NERTOMA RIVS NERTONVS V S L L M
DeaeNehalenniaeSextus Nertomarius Nertonusvotum solvit laetus libens merito

Für die Göttin Nehalennia! Sextus Nertomarius Nertonus hat das Gelübde freudig, gerne und verdientermaßen erfüllt.

To the goddess Nehalennia! Sextus Nertomarius Nertonus has fulfilled a vow gladly, willingly and deservedly.

fehlender Zeilenwechsel nach „deae“ – Hondius-Crone; die unterstrichenen Buchstaben sind nur abschriftlich überliefert. [Nehalenniae] – Espérandieu; Nehalenn[iae] – Byvanck; Nehalennia[e] – Hondius-Crone; die unterstrichenen Buchstaben sind nur abschriftlich überliefert. [Sext(us) Nertoma] – Espérandieu; Nert[oma] – Byvanck; die unterstrichenen Buchstaben sind nur abschriftlich überliefert. [rius Nerton]us – Espérandieu; rius Nert[on]us – Byvanck; Nert[onus] – Hondius-Crone; die unterstrichenen Buchstaben sind nur abschriftlich überliefert. [v(otum)] s(olvit) l(ibens) l(aetus) m(erito) – Byvanck; [v(otum) s(olvit)] l(ibens) l(aetus) m(erito) – – Espérandieu, Hondius-Crone; die unterstrichenen Buchstaben sind nur abschriftlich überliefert.

Sextus Nertomarius Nertonus: tria nomina Nertomarius: einheimisches Pseudogentilnomen, abgeleitet vom keltischen Cognomen Nertomarus (Kakoschke 2006, GN 850) Nertonus: keltisches Cognomen (Kakoschke 2008, CN 2164)

Nehalennia: keltisch; ‚diejenige im Salzwasser bzw. in der See‘ (de Bernardo Stempel in Spickermann 2005, 141; de Bernardo Stempel 2004)

Vorkommen in theonymischen Formularen:

Nehalennia: - Germania Inferior: Belege sind überaus häufig. Zwei Inschriften stammen aus Köln alle anderen aus Domburg und Colijnsplaat. Die Göttin wird dabei, bis auf wenige Ausnahmen, stets als dea Nehalennia angesprochen. - außerhalb der Germania Inferior: -