<title type="main">Nehalennia CF-GeI-440 Inschriftenedition Werner Petermandl Archäologische Beschreibung und geografische Daten Astrid Schmölzer Austrian Science Fund (FWF): P 29274-G25 Institut für Antike, Fachbereich Alte Geschichte und Epigraphik, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System 2022 Graz o:fercan.440 Creative Commons BY-NC 4.0 FERCAN: Fontes Epigraphici Religionum Celticarum Antiquarum Projektleitung Wolfgang Spickermann Middelburg Zeeuws Museum, collection KZGW G3213 Weihinschrift

Der Aedicula-Altar wurde in zwei Fragmenten aufgefunden, im Kirchenbrand von 1848 jedoch weiter zerstört und ist heute in rund 30 Fragmenten erhalten. Um eine Beschreibung abzugeben, muss hier auf die vorliegenden Zeichnungen aus dem 17.Jh. vertraut werden.Die Nische ist von Pilastern gerahmt, wobei sie rechts unten noch ein Rest des akanthusartigen Reliefdekors erhalten hat. Die Nischendecke ist mit einer Muschel verziert, die in drei Rippen ausgeprägt ist.Der Aufsatz samt Bekrönung ist an der Vorderseite zerstört.

Kalkstein Aedicula-Altar 114,3 68,5 38,1
weitgehend vollständig

Von der abschriftlich vollständig überlieferten Inschrift sind heute nur mehr kleine Fragmente erhalten. Die erste Zeile steht im Relief auf dem Sockel, auf dem die Göttin sitzt.Ligatur: s. Majuskeltext. Besondere Zeichen: In Z.3 findet sich eine Ligatur von T und I mit erhöhter vertikaler Haste des T.

vollständig
gemeißelt 3,8 cm

Auf der Rückseite, die mit einem Vorhang auf zwei Knöpfen geschmückt ist, hat sich auch ein Giebeldreieck und die zugehörige Blattverzierung erhalten. Nehalennia sitzt auf einem Thron, der auf einem Podest steht. Der Thron weist eine hohe Rückenlehne auf. Durch die Bruchlinie scheint ihr Kopf abgebrochen zu sein. Sie trägt einen Mantel, dessen Falten links und rechts an ihren Seiten herunterfallen. Außerdem ist eine Pelerine erkennbar, die etwa bis knapp über ihre Ellbogen gereicht hat. Auf dem Schoß hält sie einen Teller, vermutlich mit Obst. Links von ihr sitzt ein ihr zugedrehter und zu ihr aufsehender Hund. Rechts von ihr steht ein Obstkorb voller Äpfel. Links und rechts von ihr schweben kleine männliche Gestalten ohne Flügel (Genien?), die mit einer Hand einen Knauf einer Muschelrippe greifen und diese wie eine Art Baldachin emporheben. In ihrer anderen Hand tragen sie einen Palmzweig. Auf der linken Schmalseite ist im unteren durch eine glatte Leiste gerahmten Register eine kantharosähnliche Vase mit zwei Henkeln zu sehen, die vollgefüllt mit Äpfeln ist. Darüber, zwischen zwei akanthusverzierten Pilastern, befindet sich eine stehende nackte männliche Gestalt. Der rechte Rand ist zum Teil beschädigt, so fehlen der Figur der rechte Teil des Oberkörpers und der Kopf. Der rechte Fuß scheint auf eine Art Erhöhung gestellt, die als Schiffsbug oder Schiffsschnabel erkennbar ist. In der linken erhobenen und angewinkelten Hand hält die Gestalt einen nach unten schauenden Dreizack – damit ist die Interpretation als Neptunus einigermaßen klar. Auf der rechten Schmalseite ist im unteren ebenfalls nur einfach gerahmten Register ein Tisch mit zwei Gefäßen darunter zu sehen. Links steht ein Eimer mit aufgestelltem Henkel, rechts eine Art Kiste. Auf dem Tisch zwischen zwei runden Gebilden, die vermutlich als Opferbrot zu bezeichnen sind, liegt ein Tierkopf (eventuell ein Schwein oder Wildschwein, aber auch ein Hund wird in der Literatur angegeben, siehe Espérandieu 1925, 61 f.; Hondius-Crone 1955, 34-36). Im Register darüber, ebenfalls eingerahmt von zwei akanthusverzierten Pilastern ist eine nackte nach links gedrehte stehende Gestalt zu sehen. Es handelt sich um einen Mann, links ist ein Teil des Oberkörpers ausgebrochen. Er scheint in der linken Hand einen Stab gehalten zu haben (eventuell die Keule) – es soll sich hier um Hercules handeln, der Keule und Löwenfell trägt (Hondius-Crone 1955, 34-36).

Amor Apfel Architektur Aufsatzschmuck Blattdekor Brandspuren Brot Dreizack Eimer Fragment Frucht Gefäß Genius Götterbild Gottheit Hercules Hund Hundekopf Inschrift außerhalb des Inschriftenfeldes Kapitell Keule Kiste männliche Figur menschliche Figur Muschelnische Neptun Obstkorb Obstschale Opfergabe Opfertier Palmzweig Pflanzenornament Pilaster Podest Rahmen Ranke Register Reliefdekor Reliefschmuck Schiffsschnabel Schweinekopf Tempelarchitektur Thron Tier Tierkopf Tisch Umzeichnung Vorhang
Civitas Frisiavonum Domburg 51.563265 3.498398 non vidimusLesung gründet auf: Stuart
Flettius Gennalo Nehalennia deae Nehalenniae Nehalennia
World Geodetic System

Digitale Repräsentation konform mit EpiDoc: http://epidoc.sourceforge.net

Majuskel und Minuskel ausgeführt nach Leidener Klammersystem, Majuskel bildet Inschrift originalgetreu ab, Minuskel enthält editorische Hinzufügungen

Die keltischen Götternamen in den Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior. Eine Fallstudie zu Religion im Kontext von Kulturkontakt und Kulturtransfer (FWF – Projekt P 29274-G25 )

Das Forschungsprojekt beabsichtigt, sämtliche keltischen Götternamen, die sich in lateinischen Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior erhaltenen haben, zusammenzustellen und auszuwerten. Die gewählte Quellengrundlage erscheint besonders geeignet Erscheinungsformen zu untersuchen, welche auf religiöser Ebene durch das Zusammentreffen von verschiedenen kulturellen Einflüssen entstanden sind. Diese sind hier einerseits definiert durch die Verwendung der keltischen Sprache, andererseits durch die lateinische Sprache und durch Formen aus dem Inneren des Imperium Romanum, die man mit dem Etikett „römisch“ versehen kann. Das Interesse gilt dabei nicht nur religiösen, sondern auch damit verbundenen gesellschaftlichen Aspekten und den entsprechenden Mentalitäten. Doch soll damit auch zu einem verbesserten Gesamtbild der Provinzialreligion in Niedergermanien beigetragen werden. Die Abschlusspublikation wird ergänzt um einen ausführlichen sprachwissenschaftlichen Kommentar (von Patrizia de Bernardo Stempel) in der Reihe ‚Corpus - F.E.R.C.AN. (Fontes epigraphici religionum Celticarum antiquarum)‘ erscheinen.

Latein pro se et suis votum solvit libens merito Initial Version Version 2 Version 3
links, Front, rechts (Zeichnung), EDCS-11100876, Rechte vorbehalten FERCAN
ILS 4748 CIL XIII 8786 Espérandieu IX 6645 Byvanck 1935, Nr.237 Hondius-Crone 1955, Nr.6 Stuart 2013, Nr. 9
EDCS-11100876zuletzt aufgerufen am 24. Februar 2020 www.trismegistos.org/text/415782zuletzt aufgerufen am 26. Juli 2021
DEAE NEHALENNIAE FLETTIVS GENNALONIS PRO · SE · ET · SVIS V · S · L · M
DeaeNehalenniaeFlettius Gennalonispro se et suisvotum solvit libens merito

Für die Göttin Nehalennia! Flettius, der Sohn des Gennalo, hat für sich und die Seinen das Gelübde gerne und verdientermaßen erfüllt.

To the goddess Nehalennia! Flettius, the son of Gennalo, has fulfilled a vow willingly and deservedly for himself and his family.

ohne Ligatur – ILS, Espérandieu, yvanck

Flettius, der Sohn des Gennalo: nicht-römisches Namensformular mit Angabe des Namens des Vaters im Genetiv Flettius: germanisches Cognomen (Kakoschke 2007, CN 1320) Gennalo: germanisches Cognomen (Kakoschke 2007, CN 1418)

Nehalennia: keltisch; ‚diejenige im Salzwasser bzw. in der See‘ (de Bernardo Stempel in Spickermann 2005, 141; de Bernardo Stempel 2004)

Vorkommen in theonymischen Formularen:

Nehalennia: - Germania Inferior: Belege sind überaus häufig. Zwei Inschriften stammen aus Köln alle anderen aus Domburg und Colijnsplaat. Die Göttin wird dabei, bis auf wenige Ausnahmen, stets als dea Nehalennia angesprochen. - außerhalb der Germania Inferior: -