<title type="main">Nehalennia CF-GeI-437 Inschriftenedition Werner Petermandl Archäologische Beschreibung und geografische Daten Astrid Schmölzer Austrian Science Fund (FWF): P 29274-G25 Institut für Antike, Fachbereich Alte Geschichte und Epigraphik, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System 2022 Graz o:fercan.437 Creative Commons BY-NC 4.0 FERCAN: Fontes Epigraphici Religionum Celticarum Antiquarum Projektleitung Wolfgang Spickermann Leiden Rijksmuseum van Oudheden IDN Weihinschrift

Der Stein gehörte wohl zu den ersten der #Dea Nehalennia#, die man im 17.Jh. entdeckt hat; nachdem er von Vredius 1650 beschrieben worden war, gelangte er in Privatbesitz und konnte über Umwege 1872 vom Rijksmuseum van Oudheden in Leiden angekauft werden (Stuart 2013, 47 f.).Der Aedicula-Altar ist vollständig erhalten. Die Nische wird von Pilastern und Halbsäulen samt Kapitell gerahmt. Die Halbkuppel ist mit einer Muschel verziert, deren Schloss im gebrochenen Giebel ausgestaltet ist. Auf dem sattelförmigen Dach liegen außen die Pulvini, in der Mitte ein Giebel. In der Mitte befinden sich vorne zwei Birnen und hinten zwei Äpfel. Der Altarkörper ist durch ein leicht vorspringendes dünnes Gesims von der Nische getrennt. Den unteren Abschluss bildet ein einfach profilierter Sockel.Der Altar ist rundansichtig gestaltet, was für die Art seiner Aufstellung von Bedeutung ist. Das umlaufende Architekturdekor lässt eine Interpretation als nachgeahmter Tempel zu.

Kalkstein Aedicula-Altar 97,0 89,0 28,0
vollständig

Der Inschriftentext ist vollständig erhalten. Z.1 befindet sich im Relief am Sockel auf dem die Göttin sitzt.

vollständig
gemeißelt

Der Giebel ist mit Blattdekor versehen, die Pulvini weisen Blattdekor auf. Oben an den Schmalseiten befinden sich die seitlichen dreieckigen Enden der Pulvini, die ebenfalls kleine Giebel mit Mäandermuster und Blattdekor aufweisen. Nehalennia ist sitzend auf einem breiten Thron mit gut erkennbaren Armlehnen und hoch aufragender Rückenlehne dargestellt. Ihr Gesicht ist zerstört. Sie scheint eine kleine runde Haube zu tragen. Über ihr bodenlanges Kleid, das ihre Füße freilässt, fällt der lange Mantel herab, über dem sie eine ellbogenlange Pelerine trägt, die von einer rechteckigen Schnalle zusammengehalten wird. Des Weiteren scheint sie eine Halskette zu tragen. Auf ihren Knien hält sie mit der rechten Hand eine flache Schale Obst. Ihre linke Hand scheint eine dieser Früchte zu umfassen (Stuart 2013, 47 f.). Links neben ihr sitzt ein ihr zugewandter großer Hund. Rechts von ihr am Boden steht ein großer runder Korb mit gut erkennbarem Flechtwerk, in dem hoch aufgetürmt große und kleinere runde Früchte, vermutlich Äpfel, liegen. Auf der linken Schmalseite ist das untere quadratische Register durch eine einfache glatte Leiste eingerahmt und von einem Akanthusornament ausgefüllt. Darüber, eingerahmt von zwei Pilastern auf Basen und mit Kapitell befindet sich ebenfalls eine Akanthusranke, die in einer Art Kelch mündet, in dem kleine runde Früchte, vermutlich Trauben, zwischen einer Birne und einem Apfel liegen. Auf der rechten Schmalseite ist das untere Register gleich dargestellt wie links. Darüber befindet sich, ebenfalls von zwei Pilastern eingerahmt, eine Akanthusranke, aus deren Spitze ein Teller entwächst, auf dem ein Apfel zwischen zwei Birnen liegt. Die Blätter wirken hier weniger verspielt. Die Rückseite ist mit einem auf zwei runden Knöpfen drapierten Vorhang verziert.

Akanthus Apfel Architektur Aufsatzschmuck Birne Frucht gebrochener Giebel Gefäß Gefäß aus Blattkelch Götterbild Halbsäule Hund Kapitell Kelch korinthisches Kapitell Lineardekor Muschelnische Muschelschloss Obstkorb Obstschale Pflanzenornament Pilaster Podest Rahmen Ranke Register Reliefdekor Reliefschmuck Teller aus Blattkelch Tempelarchitektur Thron Tier Vorhang Weintraube
Civitas Frisiavonum Domburg 51.563265 3.498398 non vidimusLesung gründet auf: Stuart
Dacinus Liffio Nehalennia deae Nehalenniae Nehalennia
World Geodetic System

Digitale Repräsentation konform mit EpiDoc: http://epidoc.sourceforge.net

Majuskel und Minuskel ausgeführt nach Leidener Klammersystem, Majuskel bildet Inschrift originalgetreu ab, Minuskel enthält editorische Hinzufügungen

Die keltischen Götternamen in den Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior. Eine Fallstudie zu Religion im Kontext von Kulturkontakt und Kulturtransfer (FWF – Projekt P 29274-G25 )

Das Forschungsprojekt beabsichtigt, sämtliche keltischen Götternamen, die sich in lateinischen Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior erhaltenen haben, zusammenzustellen und auszuwerten. Die gewählte Quellengrundlage erscheint besonders geeignet Erscheinungsformen zu untersuchen, welche auf religiöser Ebene durch das Zusammentreffen von verschiedenen kulturellen Einflüssen entstanden sind. Diese sind hier einerseits definiert durch die Verwendung der keltischen Sprache, andererseits durch die lateinische Sprache und durch Formen aus dem Inneren des Imperium Romanum, die man mit dem Etikett „römisch“ versehen kann. Das Interesse gilt dabei nicht nur religiösen, sondern auch damit verbundenen gesellschaftlichen Aspekten und den entsprechenden Mentalitäten. Doch soll damit auch zu einem verbesserten Gesamtbild der Provinzialreligion in Niedergermanien beigetragen werden. Die Abschlusspublikation wird ergänzt um einen ausführlichen sprachwissenschaftlichen Kommentar (von Patrizia de Bernardo Stempel) in der Reihe ‚Corpus - F.E.R.C.AN. (Fontes epigraphici religionum Celticarum antiquarum)‘ erscheinen.

Latein votum solvit libens merito Initial Version Version 2 Version 3
Front, EDCS-11100873 ( Corpus Inscriptionum Latinarum), CC BY-SA links, EDCS-11100873, Rechte vorbehalten rechts, EDCS-11100873, Rechte vorbehalten oben, EDCS-11100873, Rechte vorbehalten Rückseite, EDCS-11100873, Rechte vorbehalten FERCAN
CIL XIII 8783 Espérandieu IX 6644 Byvanck 1935, Nr.253 Hondius-Crone 1955, Nr.5 Stuart 2013, Nr.1
EDCS-11100873zuletzt aufgerufen am 24. Februar 2020 HD065355Version vom 28. März 2017 www.trismegistos.org/text/209794zuletzt aufgerufen am 30. Juni 2021
DEAE NEHALENNIAE DACINVS LIFFIONIS FILIVS V · S · L · M
DeaeNehalenniaeDacinus Liffionisfilius votum solvit libens merito

Für die Göttin Nehalennia! Dacinus, der Sohn des Liffio, hat das Gelübde gerne und verdientermaßen erfüllt.

To the goddess Nehalennia! Dacinus, the son of Liffio, has fulfilled a vow willingly and deservedly.

Dacinus: vermutlich germanisches Cognomen (Kakoschke 2007, CN 998)

Liffio: germanisches Cognomen (Kakoschke 2007, CN 1740)

Nehalennia: keltisch; ‚diejenige im Salzwasser bzw. in der See‘ (de Bernardo Stempel in Spickermann 2005, 141; de Bernardo Stempel 2004)

Vorkommen in theonymischen Formularen:

Nehalennia: - Germania Inferior: Belege sind überaus häufig. Zwei Inschriften stammen aus Köln alle anderen aus Domburg und Colijnsplaat. Die Göttin wird dabei, bis auf wenige Ausnahmen, stets als dea Nehalennia angesprochen. - außerhalb der Germania Inferior: -