Der Aedicula-Altar mit einfachem Sockel weist über dem nicht gerahmten Inschriftenfeld anschließend eine schmale, von Halbsäulen flankierte Aedicula mit vorspringender Standfläche auf, in der sich die stehende Darstellung des Gottes befindet. Der Altar ist durch einen Bruch von links unten schräg nach rechts oben beschädigt. Der Kopf des Gottes fehlt aufgrund dieser Beschädigung, ebenso auch der größte Teil des Aufsatzes. An der rechten Seite ist die begrenzende Halbsäule mit doppelwulstiger Basis und korinthisch anmutendem Kapitell vollständig erhalten und die hier aufliegend ansetzende Bekrönung des Steins zu vermuten. Links ist die Halbsäule bis knapp unter das Kapitell erhalten geblieben. Das durch die Halbsäulen gestützte breite Gesims dürfte auf drei Seiten umlaufend ausgestaltet gewesen sein. Auffällig ist die beengte Darstellung der Aedicula.
Der Inschriftentext ist vollständig erhalten.
Ligaturen: s. Majuskeltext. Besondere Zeichen: Z.1 Ligaturen R und I mit erhöhter senkrechter Haste (H: 5,3 cm); Z.3. ist im Wort Similis ein kleineres I (H: 2,3 cm) in das L eingeschrieben.
Die nackte männliche Gestalt ist stehend dargestellt. Über der linken Schulter ist ein Mantel festgemacht, der über den rechten Arm und den Rücken herabfällt. Die Haltung zeichnet sich durch einen angedeuteten Kontrapost mit linkem Standbein und dem rechten durch die frontale Kniebeugung angedeuteten Spielbein aus. In der rechten Hand hält er den Heroldsstab. In der linken Hand hält er einen runden, beutelförmigen Gegenstand, der als Geldbeutel angesprochen werden kann (siehe Lehner 1930, 21).
Zur Linken des Gottes befindet sich ein Tier, dessen Hinterteil hinter dem Standbein des Gottes verschwindet. Anhand des hornartigen Ansatzes am nach links blickenden Kopf kann von einem Bock oder Widder ausgegangen werden.
Zur Rechten befindet sich ein vogelartiges Tier, das als Hahn angesprochen wird (siehe Lehner 1930, 21). Der Körper weist jedoch eine leichte Bestoßung auf, ebenso der Kopf. Beide Tiere sind sehr klein, da auch die Nische beengt ausgestaltet ist.
An den Schmalseiten sind Bäume in sehr flachem Relief dargestellt. Links ragt der Baum vom Sockel gerade nach oben. Links und rechts am Stamm zeichnet sich je ein abgebrochener Aststummel ab. Die Baumkrone besteht aus großflächigen Blättern, die spitz zulaufend nach oben zeigen.
Die Darstellung rechts ist der linken sehr ähnlich, wobei hier der linke Aststummel nur zu erahnen ist. Des Weiteren ist die Darstellung durch den querverlaufenden Bruch stärker in Mitleidenschaft gezogen.
Münsterkirche
Digitale Repräsentation konform mit EpiDoc: http://epidoc.sourceforge.net
Majuskel und Minuskel ausgeführt nach Leidener Klammersystem, Majuskel bildet Inschrift originalgetreu ab, Minuskel enthält editorische Hinzufügungen
Die keltischen Götternamen in den Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior. Eine Fallstudie zu Religion im Kontext von Kulturkontakt und Kulturtransfer (FWF – Projekt P 29274-G25 )
Das Forschungsprojekt beabsichtigt, sämtliche keltischen Götternamen, die sich in
lateinischen Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior erhaltenen haben,
zusammenzustellen und auszuwerten. Die gewählte Quellengrundlage erscheint
besonders geeignet Erscheinungsformen zu untersuchen, welche auf religiöser Ebene
durch das Zusammentreffen von verschiedenen kulturellen Einflüssen entstanden
sind. Diese sind hier einerseits definiert durch die Verwendung der keltischen
Sprache, andererseits durch die lateinische Sprache und durch Formen aus dem
Inneren des Imperium Romanum, die man mit dem Etikett „römisch“ versehen kann. Das
Interesse gilt dabei nicht nur religiösen, sondern auch damit verbundenen
gesellschaftlichen Aspekten und den entsprechenden Mentalitäten. Doch soll damit
auch zu einem verbesserten Gesamtbild der Provinzialreligion in Niedergermanien
beigetragen werden.
Die Abschlusspublikation wird ergänzt um einen
ausführlichen sprachwissenschaftlichen Kommentar (von Patrizia de Bernardo
Stempel) in der Reihe ‚Corpus - F.E.R.C.AN. (Fontes epigraphici religionum
Celticarum antiquarum)‘ erscheinen.
Für
Amandinius Similis und Amandinius Ianuarius haben das Gelübde gerne und verdientermaßen erfüllt.
To
Amandinius Similis and Amandinius have fulfilled a vow willingly and deservedly.
Amandinius Similis und Amandinius Ianuarius: zwei Namen bestehend aus Gentil- und Cognomen, ohne Praenomen
Amandinius: einheimisches Pseudogentilnomen abgeleitet vom lateinischen Cognomen Amandus/Amandinus; tritt nur im Gebiet der CCAA auf (Kakoschke 2006, GN 61).
Ianuarius: überall gängiges lateinisches Cognomen (Kakoschke 2006, CN 1560)
Similis: lateinisches Cognomen; Tritt besonders in der Germania Inferior auf, vor allem im Gebiet der CCAA (Kakoschke 2008, CN 2868).
v.2: „Amandini“ pro „Amandinii“
Vorkommen in theonymischen Formularen:
- Germania Inferior: 10x belegt (CF-GeI-1 bis CF-GeI-10). Alle Zeugnisse stammen aus Bonn.
- außerhalb der Germania Inferior: -