<title type="main">Nehalennia CF-GeI-341 Inschriftenedition Werner Petermandl Archäologische Beschreibung und geografische Daten Astrid Schmölzer Austrian Science Fund (FWF): P 29274-G25 Institut für Antike, Fachbereich Alte Geschichte und Epigraphik, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System 2022 Graz o:fercan.341 Creative Commons BY-NC 4.0 FERCAN: Fontes Epigraphici Religionum Celticarum Antiquarum Projektleitung Wolfgang Spickermann Leiden Rijksmuseum van Oudheden i 1970/12.6 Weihinschrift

Der Aedicula-Altar ist vollständig erhalten. Die Nische ist rechteckig gehalten und oben in der Mitte von einer kleinen Halbkuppel ausgebrochen. Die Konche ist mit einer Muschel mit spitzen Enden und einem wulstigen Muschelschloss verziert. Die Nische wird von zwei glatten Pilastern gerahmt, die den Architraven stützen. Links und rechts von #Nehalennia# sind am Boden noch zwei Basen erkennbar – hier dürften freistehende Säulen den Architraven gestützt haben. Damit rücken der Obstkorb links und der Hund rechts hinter die nicht mehr erhaltenen Säulen, was den räumlichen Eindruck und die cella- bzw. die Tempelarchitektur zusätzlich verstärkt.Auf der Bekrönung befinden sich links und rechts an den Rändern Pulvini, die mit einer Blütenrosette verziert sind. Rechts ist das Dekor allerdings zerstört. Ursprünglich lagen zwischen der kleinen Giebelspitze vorne und hinten auch noch vier Früchte, von denen drei abgebrochen sind und nur mehr eine einzige erhalten geblieben ist.

Kalkstein Aedicula-Altar 122,5 70,0 28,0
vollständig

Der Inschriftentext ist bis auf eine Bruchstelle rechts oben vollständig erhalten. Z.1 steht auf dem unterbrochenen Architrav über dem Relief.

weitgehend vollständig
gemeißelt

Nehalennia sitzt auf einem breiten Stuhl, vermutlich einem Thron. Sie trägt eine kleine Haube (Stuart/Bogaers 2001, 81 f.). Mit der erhobenen linken Hand umfasst sie die Stange eines Schiffsruders wie ein Zepter. Auf dem rechten Knie steht die kleine Obstschale, die rechte Hand ist darauf abgelegt und scheint eine der Früchte zu greifen. Nehalennia trägt einen langen Mantel und eine Pelerine, die ihr bis zur Mitte der Oberarme geht. Das Kleid fällt ihr bis über die Mitte des Fußrückens. Rechts neben ihr sitzt der halb ihr zugewandte Hund, dessen Kopf samt Hals fehlen. Auf der linken Seite steht der schmale, hohe, mit Äpfeln gefüllte Obstkorb, dessen Geflecht eindeutig erkennbar ist. Auf der linken Schmalseite befindet sich ein Relief in zwei Registern. Im unteren Register ist ein nach rechts gehender Mann in knielanger Tunika zu sehen, der eine Kiste auf der rechten Schulter trägt und sie mit der rechten Hand festhält- die linke Hand ist angewinkelt und leicht erhoben. Darüber steht ein ebenfalls nach rechts gewandter Mann in knielanger Tunika, der einen großen Teller mit Obst in beiden Händen hält. Auf der rechten Schmalseite ist das untere Register von einem nach links gewandten Mann im Kontrapost (mit linkem Stand- und rechtem Spielbein) in ebenfalls knielanger Tunika besetzt. Die rechte Hand ist angewinkelt erhoben, er scheint ein Tuch über seine rechte Schulter gelegt zu haben und dieses festzuhalten. In der gesenkten linken Hand hält er eine Opferschale (Patera). Im oberen Register steht eine frontal dargestellte Frau in einem langen Gewand. Ihr Kopf wirkt außergewöhnlich groß und rund, vermutlich trägt sie eine Haube. In der linken Hand hält sie eine Girlande. Der rechte Arm ist angewinkelt, sie scheint ein Tuch zu halten, das über ihrer rechten Schulter liegt. Aufgrund der Darstellung könnte es sich um Opferdiener handeln – unklar ist dies nur bei der Frau in dem langen Gewand, die allerdings mit Girlande und Tuch ebenfalls Gegenstände hält, die auf eine direkte Verbindung zum Opfervorgang verweisen.

Apfel Architektur Aufsatzschmuck Blattdekor Frucht gebrochener Giebel Girlande Götterbild Hund Kapitell Kiste männliche Figur menschliche Figur Muschelnische Muschelschloss Obstkorb Obstschale Opferdiener Opferdienerin Opfergabe Opfergerät Opferschale Pilaster Rahmen Register Reliefdekor Reliefschmuck Rosette Säule Schiffsruder Stifter Stifterin Tempelarchitektur Thron Tier Tuch Vorhang weibliche Figur Zepter
Ganuenta Civitas Frisiavonum Oosterschelde bei Colijnsplaat 51.599839 3.849262 aus dem Meer geborgen non vidimusLesung gründet auf: Stuart/Bogaers 2001
ara Iunius Manchissa Silviserus Nehalennia deae Neh[---] Nehalennia
World Geodetic System

Digitale Repräsentation konform mit EpiDoc: http://epidoc.sourceforge.net

Majuskel und Minuskel ausgeführt nach Leidener Klammersystem, Majuskel bildet Inschrift originalgetreu ab, Minuskel enthält editorische Hinzufügungen

Die keltischen Götternamen in den Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior. Eine Fallstudie zu Religion im Kontext von Kulturkontakt und Kulturtransfer (FWF – Projekt P 29274-G25 )

Das Forschungsprojekt beabsichtigt, sämtliche keltischen Götternamen, die sich in lateinischen Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior erhaltenen haben, zusammenzustellen und auszuwerten. Die gewählte Quellengrundlage erscheint besonders geeignet Erscheinungsformen zu untersuchen, welche auf religiöser Ebene durch das Zusammentreffen von verschiedenen kulturellen Einflüssen entstanden sind. Diese sind hier einerseits definiert durch die Verwendung der keltischen Sprache, andererseits durch die lateinische Sprache und durch Formen aus dem Inneren des Imperium Romanum, die man mit dem Etikett „römisch“ versehen kann. Das Interesse gilt dabei nicht nur religiösen, sondern auch damit verbundenen gesellschaftlichen Aspekten und den entsprechenden Mentalitäten. Doch soll damit auch zu einem verbesserten Gesamtbild der Provinzialreligion in Niedergermanien beigetragen werden. Die Abschlusspublikation wird ergänzt um einen ausführlichen sprachwissenschaftlichen Kommentar (von Patrizia de Bernardo Stempel) in der Reihe ‚Corpus - F.E.R.C.AN. (Fontes epigraphici religionum Celticarum antiquarum)‘ erscheinen.

Latein ex voto in honorem domus divinae libentes merito aram posuerunt Initial Version Version 2 Version 3
Front, Stuart/Bogaers 2001, Taf.34, A43, Rechte vorbehalten links, Stuart/Bogaers 2001, Taf.34, A43, Rechte vorbehalten rechts, Stuart/Bogaers 2001, Taf.34, A43, Rechte vorbehalten Rückseite, Stuart/Bogaers 2001, Taf.117, A43, Rechte vorbehalten FERCAN
Stuart/Bogaers 1971, Nr.6 Stuart/Bogaers 2001, A43 AE 1973, 366
EDCS-09401491zuletzt aufgerufen am 24. Februar 2020 HD011201Version vom 12. Juni 2017 www.trismegistos.org/text/208907zuletzt aufgerufen am 30. Juni 2021
IN H D D DEAE NEH ARAM AES IVNI SILVISERVS MANCHISSA EX VOTO P L M
In honorem domus divinaedeae Neharam AesIuni SilviserusManchissaex voto posuerunt libentes merito

Zur Ehre des Kaiserhauses für die Göttin Neh…! Den Altar haben Aes…, der Sohn des Iunius, Silviserus, Manchissa aufgrund eines Gelübdes gerne und verdientermaßen aufgestellt.

In honour for the Divine Household to the goddess Neh…! The altar was set up by Aes…, the son of des Iunius, Silviserus, Manchissa according to a vow willingly and deservedly.

Neh[alen̂iâe] – Stuart/Bogaers 1971; Neh[alenniae] – EDH Aes[ilus?] – Stuart/Bogaers 1971, Aes[ilus ou tiuus?] – AE, Aes[ilus?] – Stuart/Bogaers 2001; Aest[ivus](?), vom T nur noch das untere Ende der senkrechten Haste erhalten; deshalb auch Ergänzung Aesi[lus] möglich – EDH Silvi ser(v)us – AE, EDH

Aes…, der Sohn des Iunius, Silviserus, Manchissa: Es handelt sich vermutlich um drei Individualnamen, wobei beim ersten zusätzlich der Name des Vaters im Genetiv angegeben ist; möglich wäre auch der Name eines Sklaven mit der Nennung seines Herrn im Genetiv (so Derks 2015, 207 Anm.40). Denkbar wäre grundsätzlich auch, dass „Aes…“ nicht auf einen Namen zu ergänzen ist, und dann die beiden Iunii Silviserus und Manchissa als Dedikanten zu verstehen sind.

Iunius: lateinisches Cognomen oder Gentilnomen (Kakoschke 2007, CN 1644)

Silviserus: keltisches Cognomen (Kakoschke 2008, CN 2865); zum Vorzug dieser Lesung gegenüber dem ebenfalls vorgeschlagenen Silvi ser<v>us s. Stuart/Bogaers 2001, A43

Manchissa: Herkunft fraglich (Kakoschke 2008, CN 1875)

v.4: „Iuni“ pro „Iunii“

Neh…: Rest einer Form von Nehalennia: keltisch; ‚diejenige im Salzwasser bzw. in der See‘ (de Bernardo Stempel in Spickermann 2005, 141; de Bernardo Stempel 2004)

Vorkommen in theonymischen Formularen:

Nehalennia: - Germania Inferior: Belege sind überaus häufig. Zwei Inschriften stammen aus Köln alle anderen aus Domburg und Colijnsplaat. Die Göttin wird dabei, bis auf wenige Ausnahmen, stets als dea Nehalennia angesprochen. - außerhalb der Germania Inferior: -