Der Aedicula-Altar ist vollständig erhalten. Die Nische ist rechteckig gehalten und oben in der Mitte von einer kleinen Halbkuppel ausgebrochen. Die Konche ist mit einer Muschel mit spitzen Enden und einem wulstigen Muschelschloss verziert. Die Nische wird von zwei glatten Pilastern gerahmt, die den Architraven stützen. Links und rechts von #Nehalennia# sind am Boden noch zwei Basen erkennbar – hier dürften freistehende Säulen den Architraven gestützt haben. Damit rücken der Obstkorb links und der Hund rechts hinter die nicht mehr erhaltenen Säulen, was den räumlichen Eindruck und die cella- bzw. die Tempelarchitektur zusätzlich verstärkt.
Auf der Bekrönung befinden sich links und rechts an den Rändern Pulvini, die mit einer Blütenrosette verziert sind. Rechts ist das Dekor allerdings zerstört. Ursprünglich lagen zwischen der kleinen Giebelspitze vorne und hinten auch noch vier Früchte, von denen drei abgebrochen sind und nur mehr eine einzige erhalten geblieben ist.
Der Inschriftentext ist bis auf eine Bruchstelle rechts oben vollständig erhalten. Z.1 steht auf dem unterbrochenen Architrav über dem Relief.
Rechts neben ihr sitzt der halb ihr zugewandte Hund, dessen Kopf samt Hals fehlen. Auf der linken Seite steht der schmale, hohe, mit Äpfeln gefüllte Obstkorb, dessen Geflecht eindeutig erkennbar ist.
Auf der linken Schmalseite befindet sich ein Relief in zwei Registern. Im unteren Register ist ein nach rechts gehender Mann in knielanger Tunika zu sehen, der eine Kiste auf der rechten Schulter trägt und sie mit der rechten Hand festhält- die linke Hand ist angewinkelt und leicht erhoben. Darüber steht ein ebenfalls nach rechts gewandter Mann in knielanger Tunika, der einen großen Teller mit Obst in beiden Händen hält.
Auf der rechten Schmalseite ist das untere Register von einem nach links gewandten Mann im Kontrapost (mit linkem Stand- und rechtem Spielbein) in ebenfalls knielanger Tunika besetzt. Die rechte Hand ist angewinkelt erhoben, er scheint ein Tuch über seine rechte Schulter gelegt zu haben und dieses festzuhalten. In der gesenkten linken Hand hält er eine Opferschale (Patera). Im oberen Register steht eine frontal dargestellte Frau in einem langen Gewand. Ihr Kopf wirkt außergewöhnlich groß und rund, vermutlich trägt sie eine Haube. In der linken Hand hält sie eine Girlande. Der rechte Arm ist angewinkelt, sie scheint ein Tuch zu halten, das über ihrer rechten Schulter liegt.
Aufgrund der Darstellung könnte es sich um Opferdiener handeln – unklar ist dies nur bei der Frau in dem langen Gewand, die allerdings mit Girlande und Tuch ebenfalls Gegenstände hält, die auf eine direkte Verbindung zum Opfervorgang verweisen.
Digitale Repräsentation konform mit EpiDoc: http://epidoc.sourceforge.net
Majuskel und Minuskel ausgeführt nach Leidener Klammersystem, Majuskel bildet Inschrift originalgetreu ab, Minuskel enthält editorische Hinzufügungen
Die keltischen Götternamen in den Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior. Eine Fallstudie zu Religion im Kontext von Kulturkontakt und Kulturtransfer (FWF – Projekt P 29274-G25 )
Das Forschungsprojekt beabsichtigt, sämtliche keltischen Götternamen, die sich in
lateinischen Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior erhaltenen haben,
zusammenzustellen und auszuwerten. Die gewählte Quellengrundlage erscheint
besonders geeignet Erscheinungsformen zu untersuchen, welche auf religiöser Ebene
durch das Zusammentreffen von verschiedenen kulturellen Einflüssen entstanden
sind. Diese sind hier einerseits definiert durch die Verwendung der keltischen
Sprache, andererseits durch die lateinische Sprache und durch Formen aus dem
Inneren des Imperium Romanum, die man mit dem Etikett „römisch“ versehen kann. Das
Interesse gilt dabei nicht nur religiösen, sondern auch damit verbundenen
gesellschaftlichen Aspekten und den entsprechenden Mentalitäten. Doch soll damit
auch zu einem verbesserten Gesamtbild der Provinzialreligion in Niedergermanien
beigetragen werden.
Die Abschlusspublikation wird ergänzt um einen
ausführlichen sprachwissenschaftlichen Kommentar (von Patrizia de Bernardo
Stempel) in der Reihe ‚Corpus - F.E.R.C.AN. (Fontes epigraphici religionum
Celticarum antiquarum)‘ erscheinen.
Zur Ehre des Kaiserhauses
für die Göttin
Den Altar haben Aes…, der Sohn des Iunius, Silviserus, Manchissa aufgrund eines Gelübdes gerne und verdientermaßen aufgestellt.
In honour for the Divine Household
to the goddess
The altar was set up by Aes…, the son of des Iunius, Silviserus, Manchissa according to a vow willingly and deservedly.
Aes…, der Sohn des Iunius, Silviserus, Manchissa: Es handelt sich vermutlich um drei Individualnamen, wobei beim ersten zusätzlich der Name des Vaters im Genetiv angegeben ist; möglich wäre auch der Name eines Sklaven mit der Nennung seines Herrn im Genetiv (so Derks 2015, 207 Anm.40). Denkbar wäre grundsätzlich auch, dass „Aes…“ nicht auf einen Namen zu ergänzen ist, und dann die beiden Iunii Silviserus und Manchissa als Dedikanten zu verstehen sind.
Iunius: lateinisches Cognomen oder Gentilnomen (Kakoschke 2007, CN 1644)
Silviserus: keltisches Cognomen (Kakoschke 2008, CN 2865); zum Vorzug dieser Lesung gegenüber dem ebenfalls vorgeschlagenen Silvi ser<v>us s. Stuart/Bogaers 2001, A43
Manchissa: Herkunft fraglich (Kakoschke 2008, CN 1875)
v.4: „Iuni“ pro „Iunii“
Vorkommen in theonymischen Formularen:
- Germania Inferior: Belege sind überaus häufig. Zwei Inschriften stammen aus Köln alle anderen aus Domburg und Colijnsplaat. Die Göttin wird dabei, bis auf wenige Ausnahmen, stets als
- außerhalb der Germania Inferior: -