Die keltischen Götternamen der germanischen Provinzen


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Nehalennia

CF-GeI-338

DE

NEHALENN̂IAE · L SECVNDIVS

SIMILIS · ET · T · CARINIVS

GRATVS NEGOT̂IATORES

  5 ALLECARI · V · S · L · M

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De(ae)

Nehalenniae L(ucius) Secundius

Similis et T(itus) Carinius

Gratus negotiatores

  5 allecari v(otum) s(olverunt) l(ibentes) m(erito)

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CivitasCivitas Frisiavonum
Apparatus criticusZ. 1: fehlt in Stuart/Bogaers 1971, AE, EDH
Z. 2: ohne Ligatur – AE, EDH; Secun̂dius – Stuart/Bogaers 1971
Z. 4: ohne Ligatur – Stuart/Bogaers 1971, AE, EDH
Z. 6: die Zeile fehlt bei Stuart/Bogaers 1971, EDH; die getilgte Zeile enthielt eine Konsuldatierung – Stuart/Bogaers 2001
Übersetzung Deutsch

Für die Göttin Nehalennia!
Lucius Secundius Similis und Titus Carinius Gratus, die Händler mit allec, haben das Gelübde gerne und verdientermaßen erfüllt. …

Übersetzung Englisch

To the goddess Nehalennia!
Lucius Secundius Similis and Titus Carinius Gratus, the merchants with allec, have fulfilled a vow willingly and deservedly. …

Autopsienon vidimus
Lesung gründet auf: Stuart/Bogaers 2001
Editionen und LesungenStuart/Bogaers 1971, Nr.5
Stuart/Bogaers 2001, A39
AE 1973, 365
Elektronische RessourcenHD011198 (Version vom 12. Juni 2017) (Epigraphische Datenbank Heidelberg)
EDCS-09401490 (zuletzt aufgerufen am 24. Februar 2020) (Epigraphik-Datenbank Clauss/Slaby)
www.trismegistos.org/text/208905 (zuletzt aufgerufen am 30. Juni 2021) (Trismegistos)
Fundort antikGanuenta
Fundort modern Oosterschelde bei Colijnsplaat
Fundumständeaus dem Meer geborgen
Fundjahr1970
VerwahrungLeiden, Rijksmuseum van Oudheden
Inventarnummeri 1970/12.5
InschriftträgerAedicula-Altar
MaterialKalkstein
Archäologische Klassifikation Akanthus
Apfel
Architektur
Aufsatzschmuck
Birne
Blattdekor
Frucht
Füllhorn
gebrochener Giebel
Geflügel
Gefäß
Griffschale
Götterbild
Hund
Kanne
kanneliert
menschliche Figur
Muschelnische
männliche Figur
Obstkorb
Opferdiener
Opferdienerin
Opfergabe
Opfergerät
Pilaster
Ranke
Register
Reliefdekor
Reliefschmuck
Thron
Tier
weibliche Figur
Beschreibung Objekt

Der Aedicula-Altar ist vollständig erhalten. Über dem einfach profilierten Sockel schließt das nicht gerahmte Inschriftenfeld an, darüber, durch ein Gesims abgetrennt, die architektonisch gerahmte Nische mit der sitzenden #Nehalennia#.
Die Nische ist durch kannelierte Pilaster auf profilierter Basis und mit korinthisch anmutendem Kapitell gerahmt. Die Muschel ist mit flachen Zacken am Nischendach aufgespannt. Das Muschelschloss ist nicht mehr erhalten, da die linke bis mittlere Kante des Giebels abgebrochen ist. Die Nische wirkt flach. In der Mitte oben am Aufsatz lagen hinten zwei Birnen und vorne zwei Äpfel, wobei der linke Apfel abgebrochen ist.Die unverzierte Rückseite und die Seitenflächen sind leicht verwittert. (Stuart/Bogaers 2001, 78; Stuart/Bogaers 1971, 63).

Zustand Objekt vollständig
MaßeHöhe: 91,0 cm
Breite: 53,0 cm
Tiefe: 26,0 cm
IkonografieDie Pulvini am Aufsatz waren reliefverziert, wie der rechte beweist. Auch den Seiten ist das Reliefdekor nachvollziehbar. Nehalennia ist sitzend auf einem Thron mit Armlehnen und hoher Rückenlehne dargestellt. Sie trägt vermutlich eine Haube (Stuart/Bogaers 1971, 63). Ihre Pelerine reicht ihr fast bis zu den angewinkelten Ellbögen. Der lange Mantel fällt ihr über die Arme und die Knie zwischen den Beinen in schweren Falten herab. Sie trägt ein bodenlanges Kleid darunter. In der rechten Hand hält sie ein abgebrochenes Füllhorn, dessen Überreste neben ihrer Schulter nach oben ragen. In der anderen Hand hält sie einen unkenntlichen Gegenstand; möglicherweise handelt es sich um das untere Ende eines Füllhorns. Die erhalten gebliebenen Vorderpfoten auf der rechten Seite sind wohl als Rest des Hundes zu deuten. Der Obstkorb mit Henkel und dem gut erkennbaren Flechtwerkmuster und den hoch aufgeschichteten Äpfeln steht links. Sowohl der Hund als auch der Korb scheinen hinter den jeweiligen Pilaster zu rücken, wodurch der räumliche Eindruck der eigentlich flachen Nische verstärkt wird Auf der linken Schmalseite ist im unteren Reliefregister, das auf Höhe des Nischenbildes durch eine einfache Rahmenleiste endet, mit einer Akanthuspflanze gefüllt. Darüber steht ein nach rechts gewandter Mann. Er ist in eine Tunika gekleidet und trägt in der rechten Hand eine Griffschale und links eine Kanne. Es handelt sich wohl um einen Opferdiener. Auch die rechte Schmalseite ist von einem Relief in zwei Registern geschmückt. Das untere wird hierbei durch eine Akanthusranke eingenommen, die sich von der linken Ausführung ein wenig unterscheidet. Im oberen Register ist eine Frau in einem bodenlangen Kleid (und anscheinend auch einer Palla, die sich vor ihrer Hüfte abzeichnet) zu sehen. Sie trägt die Haare wohl zu einem Knoten zusammengefasst und ist nach links gewandt. In ihren Händen scheint sie eine Schale mit Geflügel zu halten (Stuart/Bogaers 2001, 78). Die rechte Seite der linken Schmalseite ist leider stärker verwittert, sodass die Ränder der beiden Reliefregister verschwommen sind.
Inschrift

Der Text ist bis auf die letzte – getilgte – Zeile vollständig erhalten. Z.1 befindet sich außerhalb des Inschriftenfeldes am Architrav über dem Relief.
Ligaturen: s. Majuskeltext. Besondere Zeichen: In Z.1 findet sich eine Ligatur von N und I mit erhöhter rechter senkrechter Haste, in Z.1 eine Ligatur von T und I, wobei ein kleines I rechts außen auf der Querhaste des T aufsitzt.

Technikgemeißelt
Notabilia Varia

v.5: „allecari“ pro „allecarii“

Kommentar Götternamen

Nehalennia: keltisch; ‚diejenige im Salzwasser bzw. in der See‘ (de Bernardo Stempel in Spickermann 2005, 141; de Bernardo Stempel 2004)

Vorkommen in theonymischen Formularen:

Nehalennia:
- Germania Inferior: Belege sind überaus häufig. Zwei Inschriften stammen aus Köln alle anderen aus Domburg und Colijnsplaat. Die Göttin wird dabei, bis auf wenige Ausnahmen, stets als dea Nehalennia angesprochen. - außerhalb der Germania Inferior: -

Kommentar allgemein

Lucius Secundius Similis: tria nomina
Secundius: einheimisches Pseudogentilnomen, abgeleitet vom lateinischen Cognomen Secundus; der Name tritt verstärkt im keltischen Bereich auf, bes. in den germanischen Provinzen und der Belgica (Kakoschke 2006, GN 1132). Similis: lateinisches Cognomen, tritt besonders in der Germania Inferior auf, vor allem im Gebiet der CCAA (Kakoschke 2008, CN 2868)

Titus Carinius Gratus: tria nomina
Carinius: italisches Gentilnomen oder einheimisches Pseudogentilnomen, abgeleitet vom lateinischen Cognomen Carinus (Kakoschke 2006, GN 280) Gratus: lateinischer Übersetzungsname nach keltischer Vorlage; als solcher von Mullen (2008, 76) erwiesen in einer Widmung an die Aufaniae in Jülich; überall gängiges lateinisches Cognomen (Kakoschke 2007, CN 1464)

allec: Fischsauce; „sauces de poisson, typique du nord de la Gaule“ (AE 2001, 1460; vgl. auch RE I 1584).

ZitiervorschlagCF-GeI-338, hdl.handle.net/11471/504.50.338
LizenzCreative Commons BY-NC 4.0


Bild 1: Front, Stuart/Bogaers 2001, Taf.31, A39, Rechte vorbehalten
Bild 2: links, Stuart/Bogaers 2001, Taf.31, A39, Rechte vorbehalten
Bild 3: rechts, Stuart/Bogaers 2001, Taf.31, A39, Rechte vorbehalten