Die keltischen Götternamen der germanischen Provinzen


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Matronae Vatviae

CF-GeI-317

MATRON̂IS

VATVIMS * T

IVLIVS CALVISIVS

EX · ÎMP · ÎPSARVM *

  5 L M

Matronis

Vatvims T(itus)

Iulius Calvisius

ex imp(erio) ipsarum

  5 l(ibens) m(erito)

CivitasCCAA
Apparatus criticusZ. 1: ohne Ligatur – Nesselhauf-Lieb
Z. 4: ohne Ligaturen – Nesselhauf-Lieb
Übersetzung Deutsch

Für die Matronae Vatviae!
Titus Iulius Calvisius auf deren Befehl gerne und verdientermaßen.

Übersetzung Englisch

To the Matronae Vatviae!
Titus Iulius Calvisius according to their order willingly and deservedly.

Autopsievidimus (CIL XIII Projekt)
Editionen und LesungenNeuffer 1948, 399
Nesselhauf/Lieb 1960, Nr.232
Elektronische RessourcenEDCS-10900437 (zuletzt aufgerufen am 24. Februar 2020) (Epigraphik-Datenbank Clauss/Slaby)
www.trismegistos.org/text/419703 (zuletzt aufgerufen am 26. Juli 2021) (Trismegistos)
Fundort modern Morken-Harff
Fundstelleca. 350 m nordwestlich vom alten Kirchturm
Fundumständegemeinsam mit vier anderen Altären (CF-GeI-284 und CF-GeI-318–320) bei der Erweiterung des Braunkohletagbaus; sekundäre Verwendung als Baumaterial
Fundjahr1943
VerwahrungBonn, Rheinisches Landesmuseum
Inventarnummer43137
InschriftträgerWeihealtar
MaterialSandstein
Archäologische Klassifikation Aufsatzschmuck
Baum
Blattdekor
Laubbaum
Lorbeer
Opferschale
Reliefdekor
Reliefschmuck
Rosette
Beschreibung Objekt

Der Weihealtar besteht aus einem profilierten Sockel, der links und rechts abgebrochen ist, einem rechteckigen Altarkörper mit leichten Bestoßungen und einem profilierten Aufsatz mit mittigem Giebel und Voluten, sowie einer bekrönenden Opferplatte.

Zustand Objekt weitgehend vollständig
MaßeHöhe: 95,5 cm
Breite: 55,0 cm
Tiefe: 29,0 cm
IkonografieDer Giebel ist mit einer blütenförmigen Rosette versehen; auch die Frontseite der Pulvini zeigen Rosettendekor. An den Seiten weißen sie die Reste eines Schuppenmusters auf. Die Seitansichten sollen mit je einem großblättrigen Lorbeerbaum in Reliefdarstellung versehen sein (Neuffer 1948, 399).
Inschrift

Der vollständig erhaltene Inschriftentext füllt das Textfeld nur ca. zur Hälfte aus, die untere Hälfte bleibt frei. Die Größe der Buchstaben nimmt von oben nach unten ab.
Ligaturen: s. Majuskeltext. Besondere Zeichen: In Z.1 findet sich eine Ligatur von N und I mit erhöhter rechter senkrechter Haste (H: 6,8 cm), in Z.5 eine Ligatur von I und M mit erhöhter linker senkrechter Haste (H: 5,6 cm) und I und P mit erhöhter senkrechter Haste (H: 6,0 cm). Hederae befinden sich in Z.2 und 4.

Technikgemeißelt
Buchstabenhöhe (cm)4,2–5,5 cm
Notabilia Varia

v.2: „Vatvims” pro „Vatviis”

Kommentar Götternamen

Vatviae: keltisch, ,die der Prophezeiungen‘ (Delamarre 2007, 191, 235); anders: germanisch, in Zusammenhang gebracht mit dem Wortfeld für ,Wasser‘ (Gutenbrunner 1936, 164f.)

Vorkommen in theonymischen Formularen:

Matronae Vatviae:
- Germania Inferior: Das theonymische Formular stellt die zumeist belegte Form dar. In der hier besprochenen Inschrift findet sich die germanische Endung -ims für den Dativ Plural (wie auch in CF-GeI-314, 316, 318, 319 und vermutlich 310). - außerhalb der Germania Inferior: -

Matronae Vatviae Nersihenae:
- Germania Inferior: Das theonymische Formular ist lediglich in CF-GeI-311 belegt. Nersiahenae wurde auf den Flussnamen Niers zurückgeführt (Neumann 1987, 110; Derks 1998, 123). - außerhalb der Germania Inferior: -

Vatviae:
- Germania Inferior: Für dieses eingliedrige theonymische Formular kann nur auf CF-GeI-310 verwiesen werden, doch ist zumindest in Erwägung zu ziehen, dass dort ein vorausgehendes „Matronis“ abgebrochen ist. - außerhalb der Germania Inferior: -

Vatviae Berchliachenae:
- Germania Inferior: Für dieses theonymische Formular kann lediglich CF-GeI-284 als Beleg gelten. Ähnlich wie bei den Matronae Vatviae Nersihenae (CF-GeI-311) könnte es sich bei Berchliachenae um einen von einer Örtlichkeit hergeleiteten Beinamen handeln (Nesselhauf-Lieb 1959, zu Nr.236), doch könnten darunter auch zwei eigenständige theonymische Formulare – Vatviae und Berchliachenae – zu verstehen sein. - außerhalb der Germania Inferior: -

Kommentar allgemein

Titus Iulius Calvisius: tria nomina
Iulius: italisches, kaiserliches Gentile, in Niedergermanien sehr häufig belegt (Kakoschke 2006, GN 621) Calvisius: lateinisches Cognomen; der Name ist aber in erster Linie als Gentilnomen bezeugt (Kakoschke 2007, CN 629; Kakoschke 2006, GN 251).

ZitiervorschlagCF-GeI-317, hdl.handle.net/11471/504.50.317
LizenzCreative Commons BY-NC 4.0


Bild 1: Front, CIL XIII Projekt, CC BY-NC