<title type="main">Nehalennia CF-GeI-288 Inschriftenedition Werner Petermandl Archäologische Beschreibung und geografische Daten Astrid Schmölzer Austrian Science Fund (FWF): P 29274-G25 Institut für Antike, Fachbereich Alte Geschichte und Epigraphik, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System 2022 Graz o:fercan.288 Creative Commons BY-NC 4.0 FERCAN: Fontes Epigraphici Religionum Celticarum Antiquarum Projektleitung Wolfgang Spickermann Leiden Rijksmuseum van Oudheden i 1970/12.11 Weihinschrift

Der Altar wurde aus drei Teilen wieder zusammengefügt. Entlang der Bruchlinien sind Abschlagungen und Beschädigungen zu erkennen. Die Inschriftentafel ist bestoßen und springt leicht nach vor. Hinten fehlt die untere rechte Ecke. Teilweise ist der Stein stark verwittert.Der einfache Sockel ist ein wenig breiter als der Altarkörper mit der Inschrift, die nach oben zur Nische mit dem Götterbild hin von einem vorspringenden Sims abgegrenzt wird. Der Thron der #Nehalennia# Thron steht auf einem Podest, das samt den es einrahmenden Pilastern auf einer einfachen Stufe steht. Die Ausgestaltung der Halbkuppel ist aufgrund der Verwitterung nicht mehr auszumachen, des Weiteren verläuft ein Bruch in vertikaler Linie genau durch den Giebel. Die Nische wird von zwei Pilastern mit einem vermutlich korinthischen Kapitell gerahmt. Der Giebel samt Tympanon ist verwittert und beschädigt. Die Pulvini links und rechts sind erhalten geblieben. Oben liegen hinten zwei Birnen und vorne sind noch Spuren zweier weiterer Früchte auszumachen (Stuart/Bogaers 2001, 53).Der Vorsprung, der die Nische vom Inschriftenfeld absetzt und das Gesims, das den Aufsatz begrenzt, sind auf drei Seiten umlaufend fortgeführt.

Kalkstein Aedicula-Altar 105,0 59,0 27,0
weitgehend vollständig

Der Inschriftentext ist bis auf kleine Fehlstellen vollständig erhalten aber teilweise sehr stark korrodiert.Ligaturen s. Majuskeltext

vollständig
gemeißelt

Die Gestalt von Nehalennia ist durch die Brüche im Stein zerstört, aber gut erkennbar. Sie ist in der üblichen Weise dargestellt. Sie sitzt auf einem Thron, der auf einem Podest steht. Arm- und Rückenlehne sind erkennbar. Laut Stuart/Bogaers (2001, 53) soll sie mit ihrer linken Hand die Fruchtschale mit Äpfeln halten, während sie in der rechten Hand einen Strauß Blumen oder ein Büschel Pflanzen oder Zweige hält. Dies kann anhand der verwaschenen Oberfläche nicht genau erkannt werden. Der Hund kauert auf ihrer linken Seite – er dürfte den Körper von ihr weggedreht haben, während er den Kopf wieder zu ihr umwendet. Der Obstkorb auf der rechten Seite ist gut erkennbar. Auffällig ist, dass sich die Früchte, vermutlich Äpfel, besonders hoch auftürmen. Das mögliche Dekor der Pilaster und des Giebels ist durch die beschädigte Oberfläche und die Brüche nicht mehr zu erkennen, laut Literatur waren auch keine Zierelemente vorhanden. Auf der linken und der rechten Schmalseite stehen jeweils Männer in einem Mantel, der bis ca. Mitte Wade reicht, auf einem niederen Podest. Da beide Seiten leicht verwittert sind, kann nicht gesagt werden, ob sie etwas in ihren Händen gehalten haben. Das untere Register ist auf beiden Seiten mit einer stilisierten Akanthusranke gefüllt. Aufgrund der Bekleidung der Figuren handelt es sich wohl nicht um Opferdiener; eine der Figuren käme als der Stifter durchaus in Frage. Die Rückseite ist mit einem an drei Knöpfen drapierten Vorhang versehen (Stuart/Bogaers 2001, 53).

Akanthus Architektur Aufsatzschmuck Birne Fragment Frucht gebrochener Giebel Götterbild Hund Kapitell männliche Figur menschliche Figur Obstkorb Obstschale Pflanzenornament Pilaster Podest Ranke Register Reliefdekor Reliefschmuck Stifter Tempelarchitektur Thron Tier Vorhang
Ganuenta Civitas Frisiavonum Oosterschelde bei Colijnsplaat 51.599839 3.849262 non vidimusLesung gründet auf: Stuart/Bogaers
Secundinius Silvanus Nehalennia deae N[e]halenniae Nehalennia negotiator cretarius Britannicianus
World Geodetic System

Digitale Repräsentation konform mit EpiDoc: http://epidoc.sourceforge.net

Majuskel und Minuskel ausgeführt nach Leidener Klammersystem, Majuskel bildet Inschrift originalgetreu ab, Minuskel enthält editorische Hinzufügungen

Die keltischen Götternamen in den Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior. Eine Fallstudie zu Religion im Kontext von Kulturkontakt und Kulturtransfer (FWF – Projekt P 29274-G25 )

Das Forschungsprojekt beabsichtigt, sämtliche keltischen Götternamen, die sich in lateinischen Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior erhaltenen haben, zusammenzustellen und auszuwerten. Die gewählte Quellengrundlage erscheint besonders geeignet Erscheinungsformen zu untersuchen, welche auf religiöser Ebene durch das Zusammentreffen von verschiedenen kulturellen Einflüssen entstanden sind. Diese sind hier einerseits definiert durch die Verwendung der keltischen Sprache, andererseits durch die lateinische Sprache und durch Formen aus dem Inneren des Imperium Romanum, die man mit dem Etikett „römisch“ versehen kann. Das Interesse gilt dabei nicht nur religiösen, sondern auch damit verbundenen gesellschaftlichen Aspekten und den entsprechenden Mentalitäten. Doch soll damit auch zu einem verbesserten Gesamtbild der Provinzialreligion in Niedergermanien beigetragen werden. Die Abschlusspublikation wird ergänzt um einen ausführlichen sprachwissenschaftlichen Kommentar (von Patrizia de Bernardo Stempel) in der Reihe ‚Corpus - F.E.R.C.AN. (Fontes epigraphici religionum Celticarum antiquarum)‘ erscheinen.

Latein ob merces recte conservatas votum solvit libens merito Initial Version Version 2 Version 3
Front, Stuart/Bogaers 2001, Taf.3, Rechte vorbehalten links, Stuart/Bogaers 2001, Taf.3, Rechte vorbehalten rechts, Stuart/Bogaers 2001, Taf.3, Rechte vorbehalten FERCAN
Stuart/Bogaers 1971, Nr.11 AE 1973, 370 Stuart/Bogaers 2001, A3
EDCS-72900267zuletzt aufgerufen am 24. Februar 2020 HD011213Version vom 12. Juni 2017 www.trismegistos.org/text/208915zuletzt aufgerufen am 30. Juni 2021
DEAE NHALENNIAE OB MERCES RECTE CONSER VATAS M SECVND SILVANVS NEGOTIATOR CRETARIV BRITANNICIANV V S L M
Deae Nehalenniaeob merces recte conservatas Marcus Secundinius Silvanusnegotiator cretariusBritannicianusvotum solvit libens merito

Für die Göttin Nehalennia! Wegen der Wohlbehaltenheit der Ware hat Marcus Secundinius Silvanus, der Händler in Keramik mit Britannien, das Gelübde gerne und verdientermaßen erfüllt.

To the goddess Nehalennia! Due to the undamaged goods Marcus Secundinius Silvanus, a trader in ceramics with Britannia, has fulfilled a vow willingly and deservedly.

ohne Ligaturen – AE, EDH ohne Ligatur – AE, EDH ohne Ligatur – AE, EDH

Ein Altar mit identischer Inschrift (er weist lediglich minimale Abweichungen in der Schreibung von Z.4 auf) ist bei Domburg gefunden worden (CF-GeI-289).

Marcus Secundinius Silvanus: tria nomina Secundinius: einheimisches Pseudogentilnomen, abgeleitet vom lateinischen Cognomen Secundus/Secundinus; „-inius“-Namen treten verstärkt in den germanischen Provinzen, insbes. in Germania Inferior auf (Kakoschke 2006, GN 1131). Denkbar wäre auch die Ergänzung des Namens auf Secundius (Kakoschke 2006, GN 1132), doch wird die Ergänzung auf Secundinius dadurch gestützt, dass in Köln ein Secundinius Severus bezeugt ist (CIL XIII 8350), der ebenfalls negotiator cretarius war und vielleicht der gleichen Familie von Keramikhändlern angehörte. Silvanus: lateinisches Cognomen, gängiger Name (Kakoschke 2008, CN 2861)

negotiator cretarius Britannicianus: Der Keramikhändler, der mit Britannien Handel trieb, wird vermutlich Keramik nach Britannien transportiert haben. Grundsätzlich ist aber auch nicht auszuschließen, dass er Ware von Britannien aufs Festland verbrachte (Stuart/Bogaers 2001, 35).

Nehalennia: keltisch; ‚diejenige im Salzwasser bzw. in der See‘ (de Bernardo Stempel in Spickermann 2005, 141; de Bernardo Stempel 2004)

Vorkommen in theonymischen Formularen:

Nehalennia: - Germania Inferior: Belege sind überaus häufig. Zwei Inschriften stammen aus Köln alle anderen aus Domburg und Colijnsplaat. Die Göttin wird dabei, bis auf wenige Ausnahmen, stets als dea Nehalennia angesprochen. - außerhalb der Germania Inferior: -