<title type="main">Nehalennia CF-GeI-286 Inschriftenedition Werner Petermandl Archäologische Beschreibung und geografische Daten Astrid Schmölzer Austrian Science Fund (FWF): P 29274-G25 Institut für Antike, Fachbereich Alte Geschichte und Epigraphik, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System 2022 Graz o:fercan.286 Creative Commons BY-NC 4.0 FERCAN: Fontes Epigraphici Religionum Celticarum Antiquarum Projektleitung Wolfgang Spickermann Leiden Rijksmuseum van Oudheden i 1970/12.1. Weihinschrift

Der Aedicula-Altar zeigt die auf einem Thron sitzende Göttin in einer Nische, die architektonisch gefasst ist. Der Giebel ist gebrochen und wird von einer flachen Halbkuppel gebildet. Links und rechts der Giebelspitze sitzen zwei Pulvini.Das Inschriftenfeld ist durch eine profilierte Leiste vom Nischenbild getrennt und vom restlichen Altarkörper abgehoben. Der Sockel des Altars ist einfach gehalten.Die Nische ist links und rechts von Pilastern mit (vermutlich) korinthischem Kapitell begrenzt, darüber liegt eine flache Halbkuppel auf. Der Giebel ist gebrochen, schließt aber die tempelartige Architektur gelungen ab.Der Stein ist ungefähr in der Mitte von rechts nach links leicht nach unten verlaufend gebrochen und wurde wieder zusammengesetzt. Die Ecken wirken bestoßen, einige kleinere Fragmente sind ausgebrochen.

Kalkstein Aedicula-Altar 91,0 50,0 25,5
vollständig

Der Inschriftentext ist vollständig erhalten.

vollständig
gemeißelt

Die Pulvini weisen an den Seiten ein Blatt/Schuppenmuster sowie Rosetten an der Vorderseite auf. Oben in der Mitte liegen sechs Früchte; es handelt sich dabei um vier Äpfel und zwei Birnen. Die Nischendecke ist mit Muscheldekor versehen. Nehalennia sitzt auf einem Stuhl mit Rücken- und Armlehne, daher kann von einem Thron gesprochen werden. Ihr Haar scheint in der Mitte gescheitelt zu sein. Das lange Kleid fällt ihr bis zu den Füßen hinunter. Ihr linkes Knie ist etwas weiter vorgerückt, darauf ruht ein Obstkorb, den sie mit ihrer linken Hand umfasst hält. Ihre rechte Hand ist in ihren Schoß gelegt (ev. hält sie hier einen Blumenstrauß o.Ä.). Ihre Schultern sind von einer bis zur Mitte von Brust und Oberarm herabfallenden Pelerine betont. Rechts vom Betrachter aus gesehen steht ein gut gefüllter Obstkorb (mit Äpfeln) am Boden, während links ein Hund neben dem Thron am Boden sitzt. Der Hund wendet den Kopf nach links und sieht so von der Göttin weg. Die Baumdarstellungen an den Altarseiten ähneln sich sehr. Sie sind sehr einfach ausgeführt, im Gegensatz zur sorgfältigen Herausarbeitung des Götterbildes und der Nische. Der Baumstamm ist dick und weist in der Mitte einen abgebrochenen Aststumpf auf. Die Blätter sind groß und oben spitz zulaufend in jeweils drei Zweierreihen mit einem oben abschließenden einzelnen Blatt gestaltet.

Apfel Architektur Aufsatzschmuck Baum Birne Blattdekor Blumenstrauß Frucht gebrochener Giebel Götterbild Hund Kapitell korinthisches Kapitell Laubbaum Muschelnische Muschelschloss Obstkorb Obstschale Pilaster Reliefdekor Reliefschmuck Tempelarchitektur Thron Tier Vorhang
Ganuenta Civitas Frisiavonum Oosterschelde bei Colijnsplaat 51.599839 3.849262 non vidimusLesung gründet auf: Stuart/Bogaers
CCAA Exgingius Agricola Nehalennia deae Nehaleniae Nehalennia negotiator salarius civis Trever CCAA civis Trever
World Geodetic System

Digitale Repräsentation konform mit EpiDoc: http://epidoc.sourceforge.net

Majuskel und Minuskel ausgeführt nach Leidener Klammersystem, Majuskel bildet Inschrift originalgetreu ab, Minuskel enthält editorische Hinzufügungen

Die keltischen Götternamen in den Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior. Eine Fallstudie zu Religion im Kontext von Kulturkontakt und Kulturtransfer (FWF – Projekt P 29274-G25 )

Das Forschungsprojekt beabsichtigt, sämtliche keltischen Götternamen, die sich in lateinischen Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior erhaltenen haben, zusammenzustellen und auszuwerten. Die gewählte Quellengrundlage erscheint besonders geeignet Erscheinungsformen zu untersuchen, welche auf religiöser Ebene durch das Zusammentreffen von verschiedenen kulturellen Einflüssen entstanden sind. Diese sind hier einerseits definiert durch die Verwendung der keltischen Sprache, andererseits durch die lateinische Sprache und durch Formen aus dem Inneren des Imperium Romanum, die man mit dem Etikett „römisch“ versehen kann. Das Interesse gilt dabei nicht nur religiösen, sondern auch damit verbundenen gesellschaftlichen Aspekten und den entsprechenden Mentalitäten. Doch soll damit auch zu einem verbesserten Gesamtbild der Provinzialreligion in Niedergermanien beigetragen werden. Die Abschlusspublikation wird ergänzt um einen ausführlichen sprachwissenschaftlichen Kommentar (von Patrizia de Bernardo Stempel) in der Reihe ‚Corpus - F.E.R.C.AN. (Fontes epigraphici religionum Celticarum antiquarum)‘ erscheinen.

Latein votum solvit libens merito Initial Version Version 2 Version 3
, Rechte vorbehalten , Rechte vorbehalten , Rechte vorbehalten FERCAN
Stuart/Bogaers 1971, Nr.1 AE 1973, 362 Krier 1981, 115, Nr.41 Wierschowski, 2001, Nr.18 Stuart/Bogaers 2001, A1 Beck 2013, 226
EDCS-09401487zuletzt aufgerufen am 24. Februar 2020 HD011189Version vom 12. Juni 2017 www.trismegistos.org/text/208899zuletzt aufgerufen am 30. Juni 2021
DEAE NEHALENIAE M · EXGINGIVS AGRICOLA CIVES · TREVER NEGOTIATOR SALARIVS C · C · A · A · V · S · L · M
DeaeNehaleniaeMarcus ExgingiusAgricolacives Trevernegotiatorsalariuscoloniae Claudiae Augustae Agrippinensium votum solvit libens merito

Für die Göttin Nehalenia! Marcus Exgingius Agricola, Angehöriger der civitas der Treverer (und) Salzhändler in der Colonia Claudia Augusta Agrippinensium hat das Gelübde gerne und verdientermaßen erfüllt.

To the goddess Nehalenia! Marcus Exgingius Agricola, member of the civitas of the Treveri (and) salt merchant in Colonia Claudia Augusta Agrippinensium has fulfilled a vow willingly and deservedly.

Nehalen(n)ia – Wierschowski, EDH Excingius – Wierschowski; Excincius – EDH

Marcus Exgingius Agricola: tria nomina Exgingius: einheimisches Pseudogentilnomen, abgeleitet vom keltischen Cognomen Excingus (Kakoschke 2006, GN 459) Agricola: lateinisches Cognomen (Kakoschke 2007, CN 93)

negotiator salarius: Salzhändler; an der Ostküste Britanniens ist an zahlreichen Stellen Salzproduktion in römischer Zeit nachgewiesen (Stuart/Bogaers 2001, 36).

v.5: „cives” pro „civis”

Nehalenia: Variante von Nehalennia: keltisch; ‚diejenige im Salzwasser bzw. in der See‘ (de Bernardo Stempel in Spickermann 2005, 141; de Bernardo Stempel 2004)

Vorkommen in theonymischen Formularen:

Nehalennia: - Germania Inferior: Belege sind überaus häufig. Zwei Inschriften stammen aus Köln alle anderen aus Domburg und Colijnsplaat. Die Göttin wird dabei, bis auf wenige Ausnahmen, stets als dea Nehalennia angesprochen. - außerhalb der Germania Inferior: -