Die keltischen Götternamen der germanischen Provinzen

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Matronae Gavadiae

CF-GeI-267

[.]ATRONIS

GÂVADIABVS · Q · IV+

SEVERINVS · ET · SECV+

DINIA · IVSTINA · PRO

  5 SE · ET · SVIS · EX · IM+

IPS · L · M

[M]atronis

Gavadiabus Q(uintus) Iu[l/nius?]

Severinus et Secu[n]-

dinia Iustina pro

  5 se et suis ex im[p(erio)]

ips(arum) l(ibentes) m(erito)

CivitasCCAA
Apparatus criticusZ. 2: ohne Ligatur, Iul(ius) – Espérandieu
Z. 3: Secun- – Espérandieu
Z. 5: imp(erio) – Espérandieu
Übersetzung Deutsch

Für die Matronae Gavadiae!
Quintus Iulius/Iunius? Severinus und Secundinia Iustina für sich und die ihren auf deren (d.h. der Gottheiten) Befehl gerne und verdientermaßen.

Übersetzung Englisch

To the Matronae Gavadiae!
Quintus Iulius/Iunius? Severinus and Secundinia Iustina for themselves and their family/ies according to their (i.e. the goddesses) order willingly and deservedly.

Autopsienon vidimus
Lesung gründet auf: CIL
Editionen und LesungenCIL XIII 7886
Espérandieu VIII 6342
Elektronische RessourcenEDCS-11100111 (zuletzt aufgerufen am 24. Februar 2020) (Epigraphik-Datenbank Clauss/Slaby)
www.trismegistos.org/text/414949 (zuletzt aufgerufen am 26. Juli 2021) (Trismegistos)
Fundort modern Rödingen
Fundstellein der Flur „in der Hölle“
Fundjahr1781
Verwahrungverschollen
InschriftträgerWeihealtar
MaterialSandstein
Archäologische Klassifikation Akanthus
Aufsatzschmuck
Blattdekor
Büste
Götterbild
Kantharos
Lunula
Pflanzenornament
Reliefdekor
Reliefschmuck
Schmuck
Vogel
Beschreibung Objekt

Es handelt sich bei dem Stein um einen einfachen Weihealtar. Der Stein kam nach Steiner 1851, 1890f. im Jahr 1784 ins Antiquarium nach Mannheim, wo Gräff 1837, 17 den Stein auch anführt.
Der Aufsatz mit erkennbarem Reliefschmuck ist teilweise abgeschlagen. Ebenso fehlen an der linken Seite einige Teile (die Matronendarstellung ist jedoch vollständig erhalten).

Zustand Objekt weitgehend vollständig
MaßeHöhe: 99,0 cm
Breite: 64,0 cm
Tiefe: 14,0 cm
IkonografieDie drei Matronen sind als Büsten dargestellt (Espérandieu 1922, 288), die aus einem Akanthusblatt entwachsen. Die mittlere Matrone unterscheidet sich dabei von den beiden äußeren, die die typische voluminöse Haube tragen. Alle drei Frauen tragen eine Halskette mit Lunula-Anhänger. An den Schmalseiten befinden sich stilisierte Blatt-/Pflanzenranken, die vermutlich einem kantharosähnlichen Gefäß entwachsen (nach Espérandieu 1922, 288). Auf der rechten Seite sind am oberen Ende der Ranke zwei Vögel dargestellt.
Inschrift

Die erste Zeile befindet sich oberhalb des Reliefs. Das Inschriftenfeld befindet sich unter dem Relief und wird vom Text nicht zur Gänze ausgefüllt (unter dem Text bleibt ein Freiraum). Die Buchstaben der ersten Zeile sind größer als jene im Inschriftenfeld.
Vom letzten Zeichen in den Zeilen 2, 3 und 5 ist jeweils nur mehr eine senkrechte Haste erhalten: denkbar wären in Z.2 L oder N; in Z.3 kommt aus inhaltlichen Gründen wohl nur N in Frage und in Z.5 wohl nur P.Ligatur: s. Majuskeltext

Technikgemeißelt
Notabilia Varia

v.2: „Gavadiabus” pro „Gavadiis”

Kommentar Götternamen

Gavadiae: keltisch (Delamarre 2007, 102); anders: germanisch (Neumann 1987, 119); die Bedeutung des Namens ist bislang unklar (Spickermann 1994, 346).

Vorkommen in theonymischen Formularen:

Matronae Gavadiae:
- Germania Inferior: Das theonymische Formular ist 5x gesichert bezeugt. - außerhalb der Germania Inferior: -

Kommentar allgemein

Quintus Iulius/Iunius? Severinus: tria nomina
Iulius: italisches kaiserliches Gentilnomen von Caesar bis Caligula, überall äußerst gängig (Kakosche 2006, GN 621); das Gentile Iulius ist in den südlichen Gebieten der Germania Inferior auffällig oft bezeugt; eine Liste des Vorkommens dieses Gentilnomens in der Provinz s. Alföldy (1967, 20-27). Iunius: italisches Gentilnomen, äußerst gängiger Name (Kakoschke 2006, GN 627) Severinus: lateinisches Cognomen; Weiterbildung des Cognomens Severus, überall gängiger Name (Kakoschke 2008, CN 2837)

Secundinia Iustina: weibliches römisches Namensformular
Secundinia: weibliche Form von Secundinius: einheimisches Pseudogentilnomen, abgeleitet vom lateinischen Cognomen Secundus/Secundinus; Namen auf -inius häufig in germanischen Provinzen, bes. in Niedergermanien (Kakoschke 2006, GN 1131) Iustina: lateinisches Cognomen, äußerst gängig (Kakoschke 2007, CN 1648)

Für Spickermann (1994, 346) handelt es sich bei den Dedikanten um ein Ehepaar.

ZitiervorschlagCF-GeI-267, hdl.handle.net/11471/504.50.267
LizenzCreative Commons BY-NC 4.0

Bild 1: Front, Espérandieu VIII (1922) Nr.6342, Rechte vorbehalten