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Hdt. 1,56,2-3

TitelHistorien
AutorHerodot
Zeitangabe5. Jh.v.Chr.
Originaltext Ἱστορέων δὲ εὕρισκε Λακεδαιμονίους τε καὶ Ἀθηναίους προέχοντας, τοὺς μὲν τοῦ Δωρικοῦ γένεος, τοὺς δὲ τοῦ Ἰωνικοῦ. Ταῦτα γὰρ ἦν τὰ προκεκριμένα, ἐόντα τὸ ἀρχαῖον τὸ μὲν Πελασγικόν, τὸ δὲ Ἑλληνικὸν ἔθνος. Καὶ τὸ μὲν οὐδαμῇ κω ἐξεχώρησε, τὸ δὲ πολυπλάνητον κάρτα. Ἐπὶ μὲν γὰρ Δευκαλίωνος βασιλέος οἴκεε γῆν τὴν φθιῶτιν, ἐπὶ δὲ Δώρου τοῦ Ἕλληνος τὴν ὑπὸ τὴν Ὄσσαν τε καὶ τὸν Ὄλυμπον χώρην, καλεομένην δὲ Ἱστιαιῶτιν· ἐκ δὲ τῆς Ἱστιαιώτιδος ὡς ἐξανέστη ὑπὸ Καδμείων, οἴκεε ἐν Πίνδῳ, Μακεδνὸν καλεόμενον· ἐνθεῦτεν δὲ αὖτις ἐς τὴν Δρυοπίδα μετέβη, καὶ ἐκ τῆς Δρυοπίδος οὕτως ἐς Πελοπόννησον ἐλθὸν Δωρικὸν ἐκλήθη.
Quelle Ph.-E. Legrand, Hérodote. Histoires, Buch I.
Übersetzung Er [Kroisos] fand dabei, daß die Spartaner und Athener eine führende Rolle spielten; jene waren Dorer, diese Ionier. Beide galten als die ausgezeichnedsten Völker, das eine von alters ein pelasgisches, das erstere ein griechisches Volk. Die Athener hatten noch nie ihre Wohnsitze verlassen, die Dorer aber waren schon weit in der Welt herumgezogen. Unter dem König Deukalion bewohnten sie die Landschaft Phthiotis und unter Doros, dem Sohn des Hellen, das Land um Ossa und Olympos, die sogenannte Histiaiotis. Aus der Histiaiotis wurden sie von den Kadmeiern vertrieben und siedelten sich darauf im Pindos an; dieses Land hieß Makednon. Von dort wanderten sie weiter nach Dryopis, von dort gelangten sie endlich in die Peloponnes und hießen nun Dorer.
Quelle der ÜbersetzungJ. Feix, Herodot: Historien, Bd. 1, Buch I-V.
Kommentar Kroisos forscht in diesem Teil der Historien nach dem mächtigsten Staat in Griechenland, um diesen als Bündner zu gewinnen. Sparta und Athen sind die in Frage kommenden Poleis, woraufhin Herodot Herkunft, Wanderungen und Stammeszugehörigkeit der Bewohner der beiden Stadtstaaten erläutert. Die Unterscheidung wie in zwischen Athenern und Dorern in Hdt. 1, 56, 2-3 macht Herodot hier nicht, sie ist eine Ergänzung des Übersetzers. Diese Stelle weist darauf hin, dass die Geschichte der dorischen Wanderung zur Zeit Herodots bereits entwickelt war (Vgl. W. W. How, J. Wells, A Commentary On Herodotus, Bd. 1, Buch I-IV, 76-79). Als Urheimat der Dorer gilt in der antiken Überlieferung oftmals die Doris (vgl. u. a. Thuk. 1,107,2; 3,92,3-4; Tyrtaios fr. 2 West; Hdt. 8,43 (vgl. 8,31); Skymn. 592ff.; Strab. 8,6,13; 9,3,1; 4,10; 10,4,6; Konon FGrH 26 F 1,27; Plin. nat. 4,28; Ptol. 3,14,14; Aristeid. 12, 40; schol. Aristoph. Plut. 385; schol. Lykophr. Alex. 980; Isokr. 12, 253-254.), während sie hier, wie etwa auch bei Diodor (4,37,3-4; 58,6) in Thessalien – bei Diodor in der Hestiaiotis, da dies der Wohnsitz des Aigimios, Sohn des Doros ist – lokalisiert wird. Weiters wird hier betont, dass die Athener im Gegensatz zu den Lakedaimoniern Autochthone sind (Isokr. 4,24; 8,49; 12,124-125; Thuk. 1,2,3-6; Plat. Menex. 237b-c; 239a). Zudem gelten die Ionier dem Herodot als Pelasger, die in der griechischen Antike als prähistorische Einwohner von weiten Teilen Griechenlands gelten, Hom. Od. 19,177 erscheinen sie auch als Besiedler der Insel Kreta und Hom. Il. 2,681 folgend als Bewohner Thessaliens und von Epeiros (vgl. Hom. Il. 16,233), Herodot selbst kennt eine Version, nach der die Aioler einmal Pelasger hießen (7,95,1-2) und die Bewohner Attikas urprünglich Pelasger waren (1,57,1-3). Nach Thuk. 1,3,1-2 ist der Stamm der Pelasger jener, dem es vor Hellen und damit dem Begriff eines Hellenen, der seinen Namen in Griechenland am weitersten ausbreiten kann. Außerdem kennt Hdt. 2,56 kennt Pelasgia sogar als alten Namen für Griechenland.
Belegstellen Diod. 4,37,3-4; Diod. 4,58,6Hestiaiotis als Urheimat der Dorer ; Isokr. 4,24Athener als Autochthone ; Isokr. 8,49; Isokr. 12,124-125; Thuk. 1,2,3-6; Plat. Menex. 237b-c; Plat. Menex. 239a; Hdt. 7,95,1Ionier als Pelasger
SchlagwortDoros, eponymer Heros, Siedlungsgeschichte, Autochthonie
Geographische ZuordnungAthen, Phthiotis, Hestiaiotis, Makednon, Dryopis, Peloponnes
Ethnische GruppenDorer, Ionier
BearbeiterInAnna Trattner-Handy
Permalinkhttps://gams.uni-graz.at/o:ethnos.393