Onlineportal Alte Geschichte und Altertumskunde

PDF« zurück

Thuk. 7,57,1-58,3

TitelGeschichte des Peloponnesischen Krieges
AutorThukydides
Zeitangabe5., 4. Jh.v.Chr.
Originaltext Τοσοίδε γὰρ ἑκάτεροι ἐπὶ Σικελίαν τε καὶ περὶ Σικελίας, τοῖς μὲν ξυγκτησόμενοι τὴν χώραν ἐλθόντες, τοῖς δὲ ξυνδιασώσοντες, ἐπὶ Συρακούσας ἐπολέμησαν, οὐ κατὰ δίκην τι μᾶλλον οὐδὲ κατὰ ξυγγένειαν μετ’ ἀλλήλων στάντες, ἀλλ’ ὡς ἑκάστοις τῆς ξυντυχίας ἢ κατὰ τὸ ξυμφέρον ἢ ἀνάγκῃ ἔσχεν. Ἀθηναῖοι μὲν αὐτοὶ Ἴωνες ἐπὶ Δωριᾶς Συρακοσίους ἑκόντες ἦλθον, καὶ αὐτοῖς τῇ αὐτῇ φωνῇ καὶ νομίμοις ἔτι χρώμενοι Λήμνιοι καὶ Ἴμβριοι καὶ Αἰγινῆται, οἳ τότε Αἴγιναν εἶχον, καὶ ἔτι Ἑστιαιῆς οἱ ἐν Εὐβοίᾳ Ἑστίαιαν οἰκοῦντες ἄποικοι ὄντες ξυνεστράτευσαν. τῶν δ’ ἄλλων οἱ μὲν ὑπήκοοι, οἱ δ’ ἀπὸ ξυμμαχίας αὐτόνομοι, εἰσὶ δὲ καὶ οἳ μισθοφόροι ξυνεστράτευον. καὶ τῶν μὲν ὑπηκόων καὶ φόρου ὑποτελῶν Ἐρετριῆς καὶ Χαλκιδῆς καὶ Στυρῆς καὶ Καρύστιοι ἀπ’ Εὐβοίας ἦσαν, ἀπὸ δὲ νήσων Κεῖοι καὶ Ἄνδριοι καὶ Τήνιοι, ἐκ δ’ Ἰωνίας Μιλήσιοι καὶ Σάμιοι καὶ Χῖοι. τούτων Χῖοι οὐχ ὑποτελεῖς ὄντες φόρου, ναῦς δὲ παρέχοντες αὐτόνομοι ξυνέσποντο. καὶ τὸ πλεῖστον Ἴωνες ὄντες οὗτοι πάντες καὶ ἀπ’ Ἀθηναίων πλὴν Καρυστίων (οὗτοι δ’ εἰσὶ Δρύοπες), ὑπήκοοι δ’ ὄντες καὶ ἀνάγκῃ ὅμως Ἴωνές γε ἐπὶ Δωριᾶς ἠκολούθουν. πρὸς δ’ αὐτοῖς Αἰολῆς, Μηθυμναῖοι μὲν ναυσὶ καὶ οὐ φόρῳ ὑπήκοοι, Τενέδιοι δὲ καὶ Αἴνιοι ὑποτελεῖς. οὗτοι δὲ Αἰολῆς Αἰολεῦσι τοῖς κτίσασι Βοιωτοῖς <τοῖς> μετὰ Συρακοσίων κατ’ ἀνάγκην ἐμάχοντο, Πλαταιῆς δὲ καταντικρὺ Βοιωτοὶ Βοιωτοῖς μόνοι εἰκότως κατὰ τὸ ἔχθος. Ῥόδιοι δὲ καὶ Κυθήριοι Δωριῆς ἀμφότεροι, οἱ μὲν Λακεδαιμονίων ἄποικοι Κυθήριοι ἐπὶ Λακεδαιμονίους τοὺς ἅμα Γυλίππῳ μετ’ Ἀθηναίων ὅπλα ἔφερον, Ῥόδιοι δὲ Ἀργεῖοι γένος Συρακοσίοις μὲν Δωριεῦσι, Γελῴοις δὲ καὶ ἀποίκοις ἑαυτῶν οὖσι μετὰ Συρακοσίων στρατευομένοις ἠναγκάζοντο πολεμεῖν. τῶν τε περὶ Πελοπόννησον νησιωτῶν Κεφαλλῆνες μὲν καὶ Ζακύνθιοι αὐτόνομοι μέν, κατὰ δὲ τὸ νησιωτικὸν μᾶλλον κατειργόμενοι, ὅτι θαλάσσης ἐκράτουν οἱ Ἀθηναῖοι, ξυνείποντο· Κερκυραῖοι δὲ οὐ μόνον Δωριῆς, ἀλλὰ καὶ Κορίνθιοι σαφῶς ἐπὶ Κορινθίους τε καὶ Συρακοσίους, τῶν μὲν ἄποικοι ὄντες, τῶν δὲ ξυγγενεῖς, ἀνάγκῃ μὲν ἐκ τοῦ εὐπρεποῦς, βουλήσει δὲ κατὰ ἔχθος τὸ Κορινθίων οὐχ ἧσσον εἵποντο. καὶ οἱ Μεσσήνιοι νῦν καλούμενοι ἐκ Ναυπάκτου καὶ ἐκ Πύλου τότε ὑπ’ Ἀθηναίων ἐχομένης ἐς τὸν πόλεμον παρελήφθησαν. καὶ ἔτι Μεγαρέων φυγάδες οὐ πολλοὶ Μεγαρεῦσι Σελινουντίοις οὖσι κατὰ ξυμφορὰν ἐμάχοντο. τῶν δὲ ἄλλων ἑκούσιος μᾶλλον ἡ στρατεία ἐγίγνετο ἤδη. Ἀργεῖοι μὲν γὰρ οὐ τῆς ξυμμαχίας ἕνεκα μᾶλλον ἢ τῆς Λακεδαιμονίων τε ἔχθρας καὶ τῆς παραυτίκα ἕκαστοι ἰδίας ὠφελίας Δωριῆς ἐπὶ Δωριᾶς μετὰ Ἀθηναίων Ἰώνων ἠκολούθουν, Μαντινῆς δὲ καὶ ἄλλοι Ἀρκάδων μισθοφόροι ἐπὶ τοὺς αἰεὶ πολεμίους σφίσιν ἀποδεικνυμένους ἰέναι ἰωθότες καὶ τότε τοὺς μετὰ Κορινθίων ἐλθόντας Ἀρκάδας οὐδὲν ἧσσον διὰ κέρδος ἡγούμενοι πολεμίους, Κρῆτες δὲ καὶ Αἰτωλοὶ μισθῷ καὶ οὗτοι πεισθέντες· ξυνέβη δὲ τοῖς Κρησὶ τὴν Γέλαν Ῥοδίοις ξυγκτίσαντας μὴ ξὺν τοῖς ἀποίκοις, ἀλλ’ ἐπὶ τοὺς ἀποίκους ἑκόντας μετὰ μισθοῦ ἐλθεῖν. […] καὶ Ἑλληνικὰ μὲν ἔθνη τῶν ἐν Σικελίᾳ τοσάδε, Δωριῆς τε καὶ [οἱ] αὐτόνομοι πάντες, ξυνεμάχουν, βαρβάρων δὲ Σικελοὶ μόνοι ὅσοι μὴ ἀφέστασαν πρὸς τοὺς Ἀθηναίους·
Quelle H. S. Jones, J. E. Powell, Thucydidis historiae, Bd. 2, Buch V-VIII.
Übersetzung Denn all diese Völker standen sich bei Syrakus gegenüber im Kampf gegen Sizilien und um Sizilien, die das Land mitzuerobern, die es mitzuretten, zusammengeschlossen nicht etwa nach Rechtstiteln oder durch Stammverwandtschaft, als vielmehr zufällig, wie Vorteil oder Zwang sie gerade leitete. Die Athener, selbst Ionier, hatten das dorische Syrakus aus eigenem Entschluß angegriffen, und ihrer Mutterstadt folgten, die die gleiche Sprache sprachen und noch nach gleichem Gesetz lebten, die von Lemnos, Imbros, und die damaligen Bewohner von Aigina, dazu die vom euboiischen Hestiaia, von den anderen waren einige als Untertanen mitgezogen, andre als selbstständige Verbündete, manche auch um Sold gedungen. Zu den beitragspflichtigen Untertanen gehörten Eretria, Chalkis, Styra und Karystos, alle auf Euboia, von den Inseln Keos, Andros, Tenos, in Ionien Milet, Samos, Chios – von diesen waren die Chier nicht beitragspflichtig, sondern folgten durchaus selbständig mit eigenen Schiffen. All diese, fast durchwegs Ionier und von Athen abstammend außer den Karystiern (die sind Dryoper), kamen als Untertanen und gezwungen, aber doch als Ionier. Mit den Aitolern von Methymna, mit Schiffen, nicht dem Beitrag unterworfen, und von Tenedos und Ainos, pflichtig. Diese kämpften, Aioler gegen Aioler, nämlich gegen die Boioter auf Syrakus’ Seite, von denen sie abstammen, gezwungenermaßen, und die Plataier als einzige Boioter geradewegs gegen Boioter, begreiflich wegen des Hasses. Die Rhodier und die Kytherier sind beides Dorer; die von Kythera, einer Gründung von Sparta, trugen die Waffen gegen die Spartaner unter Gylippos auf Athens Seite, und die von Argos stammenden Rhodier waren zum Kampf gezwungen gegen das dorische Syrakus und das mit Syrakus verbündete Gela, das sogar eine Gründung von Rhodos selbst war. Von den Inseln um den Peloponnes beteiligten sich Zakynthos und Kephallenia zwar als freie Staaten, aber eben als Inseln nicht ganz freiwillig, weil Athen das Meer beherrschte; Kerkyra aber war nicht nur dorisch, sondern geradezu korinthisch, und tat trotzdem mit gegen Korinth, seiner Mutter-, und Syrakus, seiner Schwesterstadt, aus Zwang dem Vorgeben nach, aus eigenem Wunsche wegen seines Korintherhasses. […] Bei den anderen war der Feldzug schon eher freiwillig: bei den Argeiern war es weniger als Bündnis als der Haß gegen Sparta und der die einzelnen im Augenblick verlockende Vorteil, was sie, Dorer gegen Dorer, den ionischen Athenern folgen ließ; die Mantineier und andere arkadische Söldner, gewohnt anzugreifen, wo man jeweils ihnen den Feind zeigte, hielten damals die Arkader auf Korinths Seite des Gewinnes halber doch für ihre Feinde, auch Kreter und Aitoler waren mit Geld gewonnen; das ging so weit, daß Kreter – und Gela war von Kretern und Rhodiern gemeinsam gegründet – nicht nur mir ihrer Tochterstadt, sondern auch gegen sie standen, ohne Not, nur für den Sold. […] Soweit die hellenischen Verbündeten [der Syrakusaner] aus Sizilien, lauter dorische und selbständige Völker.
Quelle der ÜbersetzungP. Landmann, Thukydides: Geschichte des Peloponnesischen Krieges, Bd. 2, Buch V-VIII.
Kommentar Im Siebenten Buch seines Werkes beschreibt Thukydides die Kräfte der Athener und Syrakusaner, bevor er auf die letzte Seeschlacht im Hafen von Syrakus im Jahre 413 v.Chr. zu sprechen kommt. Der Autor meint hier, dass in diesem Konflikt Angehörige auch ein und derselben Ethnie gegeneinander kämpfen, sei es aus Zwang, freiwillig oder als Söldner. Bei seinen Beschreibungen der Ereignisse vor und während der Sizilianischen Expedition (Buch 6 und 7) spricht Thukydides immer wieder von der Instrumentalisierung von Stammverwandtschaft bei Ioniern/Athenern (vgl. 6,6,1-2; 9,1; 46,2; 50,4; 82,2-3; 84,2-3) wie Dorern/Lakedaimoniern (vgl. 3,86,2; 4,64,3-5; 61,2-4; 6,6,2; 76,2-4; 80,3; 7,5,4; 57,1-58,3), was, vor allem in Reden der Protagonisten Ausdruck findet. Eine gemeinsame ethnische Zugehörigkeit zählt auch bei Anaximen. 2,26 = Aristot. rhet. Alex. 1425a als eine legitimierende Maßnahme für militärische Auseinandersetzungen im Allgemeinen. Bemerkenswert ist, dass Thukydides auch Boioter und Aioler als stammverwandt ansieht, die Aioler stammen seiner Ansicht nach sogar von den Boiotern ab. Diese Verbindung ergibt sich auch aus dem geglaubten thessalischen Ursprung beider Ethnien.
BelegstellenDiod. 12,53,1; Diod. 12,54,1; Diod. 12,83,1-3; Thuk. 3,86,2-3; Thuk. 4,64,3-4; Thuk. 4,61,2-4; Thuk. 6,6,1-2; Thuk. 6,9,1; Thuk. 6,46,2; Thuk. 6,50,4; Thuk. 6,76,2-4; Thuk. 6,82,2-3; Thuk. 6,84,2-3; Thuk. 7,5,4; Aristot. frg. 8,482 (Rose) = Strab. 8,6,13Dryoper ; Hdt. 8,43; Diod. 4,37,1-2; Thuk. 8,100,3Aioler und Boioter stammverwandt
SchlagwortKriegsbündnis, Sprache
Ethnische GruppenDorer, Ionier, Aitoler, Aioler
BearbeiterInAnna Trattner-Handy
Permalinkhttps://gams.uni-graz.at/o:ethnos.313