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Thuk. 4,64,3-4

TitelGeschichte des Peloponnesischen Krieges
AutorThukydides
Zeitangabe5., 4. Jh.v.Chr.
Originaltext οὐδὲν γὰρ αἰσχρὸν οἰκείους οἰκείων ἡσσᾶσθαι, ἢ Δωριᾶ τινὰ Δωριῶς ἢ Χαλκιδέα τῶν ξυγγενῶν, τὸ δὲ ξύμπαν γείτονας ὄντας […] καὶ ξυγχωρησόμεθά γε πάλιν καθ’ ἡμᾶς αὐτοὺς λόγοις κοινοῖς χρώμενοι· τοὺς δὲ ἀλλοφύλους ἐπελθόντας ἁθρόοι αἰεί, ἢν σωφρονῶμεν, ἀμυνούμεθα, εἴπερ καὶ καθ’ ἑκάστους βλαπτόμενοι ξύμπαντες οὐδὲ διαλλακτάς.
Quelle H. S. Jones, J. E. Powell, Thucydidis historiae, Bd. 1, Buch I-IV.
Übersetzung es ist ja keine Schande, wenn Freunde sich ihren Freunde fügen, ein Dorier einem Dorier, ein Chalkidier den Verwandten, die wir insgesamt Nachbarn sind, […]. […] die Fremdstämmigen aber wollen wir, wenn sie angreifen, immer vereint, so wir klug sind, zurückschlagen, so wahr wir, einzeln geschwächt, gemeinsam in Gefahr sind, und als Verbündete sie künftig nie wieder ins Land rufen, auch nicht als Vermittler.
Quelle der ÜbersetzungP. Landmann, Thukydides: Geschichte des Peloponnesischen Krieges, Bd. 1, Buch I-IV.
Kommentar Dies ist ein Teil der Friedensrede des Hermokrates aus Syrakus bei einem Zusammentreffen der führenden Sizilier in Gela, das nach einem Waffenstillstand zwischen Gela und Karmania zustande kam. Hermokrates plädiert im Angesicht der Gefahr eines Angriffes durch Athen für Eintracht unter den Siziliern. Die Intervention Athens sieht Hermokrates zwar nicht in der Stammeszugehörigkeit begründet (vgl. Thuk. 4,61,2-4), plädiert aber aufgrund der gemeinsamenen ethnischen Zugehörigkeit für ein Zusammenstehen der Dorer in diesem Konflikt. Bei seinen Beschreibungen der Ereignisse vor und während der Sizilianischen Expedition (Buch 6 und 7) spricht Thukydides immer wieder von der Instrumentalisierung von Stammverwandtschaft bei Ioniern/Athenern (vgl. 6,6,1-2; 9,1; 46,2; 50,4; 82,2-3; 84,2-3) wie Dorern/Lakedaimoniern (vgl. 3,86,2; 4,64,3-5; 61,2-4; 6,6,2; 76,2-4; 80,3; 7,5,4; 57,1-58,3), was, wie hier, vor allem in Reden der Protagonisten Ausdruck findet. Wie Diodor betrachtet Thukydides jedoch die Argumentation der Athener, den Leontinern wegen der Verwandtschaft zu helfen, jedoch lediglich als Vorwand (Diod. 12,54,1; Thuk. 6,6,1-2). Eine gemeinsame ethnische Zugehörigkeit zählt auch bei Anaximen. 2,26 = Aristot. rhet. Alex. 1425a als eine legitimierende Maßnahme für militärische Auseinandersetzungen im Allgemeinen.
BelegstellenDiod. 12,53,1; Diod. 12,54,1; Diod. 12,83,1-3; Thuk. 3,86,2-3; Thuk. 4,61,2-4; Thuk. 6,6,1-2; Thuk. 6,9,1; Thuk. 6,46,2; Thuk. 6,50,4; Thuk. 6,76,2-4; Thuk. 6,82,2-3; Thuk. 6,84,2-3; Thuk. 7,5,4; Thuk. 7,57,1-58,3
SchlagwortKriegsbündnis
Geographische ZuordnungSizilien
Ethnische GruppenDorer
BearbeiterInAnna Trattner-Handy
Permalinkhttps://gams.uni-graz.at/o:ethnos.300