Onlineportal Alte Geschichte und Altertumskunde

PDF« zurück

Plat. leg. 782c

TitelNomoi
AutorPlaton
Zeitangabe4. Jh.v.Chr.
Originaltext  {ΑΘ.} Τὸ δὲ μὴν θύειν ἀνθρώπους ἀλλήλους ἔτι καὶ νῦνn παραμένον ὁρῶμεν πολλοῖς· καὶ τοὐναντίον ἀκούομεν ἐν ἄλλοις, ὅτε οὐδὲ βοὸς ἐτόλμων μὲν γεύεσθαι, θύματά τε οὐκ ἦν τοῖς θεοῖσι ζῷα, πέλανοι δὲ καὶ μέλιτι καρποὶ δεδευμένοι καὶ τοιαῦτα ἄλλα ἁγνὰ θύματα, σαρκῶν δ’ ἀπείχοντο ὡς οὐχ ὅσιον ὂν ἐσθίειν οὐδὲ τοὺς τῶν θεῶν βωμοὺς αἵματι μιαίνειν, ἀλλὰ Ὀρφικοί τινες λεγόμενοι βίοι ἐγίγνοντο ἡμῶν τοῖς τότε, ἀψύχων μὲν ἐχόμενοι πάντων, ἐμψύχων δὲ τοὐναντίον πάντων ἀπεχόμενοι.
Quelle J. Burnet, Platonis opera, Bd. 5.
Übersetzung Die Sitte, daß Menschen einander als Opfer schlachten, sehen wir ja noch heute bei vielen Völkern bestehen; und umgekehrt hören wir bei anderen von einer Zeit, wo wir nicht einmal vom Ochsen zu kosten wagten und wo die Opfergaben für die Götter nicht in Tieren bestanden, sondern in Kuchen und in honiggetränkten Früchten und anderen derartigen reinen Opfergaben, während man sich des Fleisches enthielt, weil es nicht fromm sei, davon zu essen oder die Altäre der Götter mir Blut zu besudeln; sondern bei unseren damaligen Artgenossen herrschte eine sogenannte orphische Lebensweise, die sich ausschließlich an Unbeseeltes hielt, des Beseelten dagegen sich völlig enthielt.
Quelle der ÜbersetzungK. Schöpsdau, Platon: Werke, Bd. 8/1.
Kommentar Im Zuge des Dialoges zwischen Kleinias und dem Athener über Speisegemeinschaften kommen die Gesprächspartner auf den Wechsel der Gebräuche im Laufe der Zeit zu sprechen. Die hier zitierte Sitte gibt es nach Platon bei den Arkadern und Karthagern (rep. 8,565d-e; Min. 315c). Die Arkader rechnet Platon zu den dem Fleischgenuss geneigte, so würden sie beim Opfer für den Zeus Lykaios menschliches Fleisch untermengen. Eine derartige Erzählung findet sich bei Paus. 6,8,2 über einen Faustkämpfer namens Damarchos aus Arkadien. Der Kult des Zeus Lykaios ist nach Paus. 8,38,7 ein Geheimkult, in Notzeiten sollen ihm Menschenopfer dargebracht worden sein (vgl. Min. 315c), was zu Pausanias’ Zeiten jedoch nicht mehr üblich ist (Paus. 8,38,7). Isst man das mit anderem Fleisch vermischtes Menschenfleisch, so würde man für etwa 9 Jahre in der Wildnis leben und falls man in dieser Zeit kein menschliches Fleisch mehr isst, dann in einen Menschen zurückverwandelt werden (vgl. Plin. nat. 8,82).
BelegstellenPlat. rep. 8,565d-e; Min. 315c
SchlagwortKult, Mentalität
Geographische ZuordnungArkadien
Ethnische GruppenArkader
BearbeiterInAnna Trattner-Handy
Permalinkhttps://gams.uni-graz.at/o:ethnos.270