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Hdt. 9,26,2-6

TitelHistorien
AutorHerodot
Zeitangabe5. Jh.v.Chr.
Originaltext Ἡμεῖς αἰεί κοτε ἀξιούμεθα ταύτης τῆς τάξιος ἐκ τῶν συμμάχων ἁπάντων, ὅσαι ἤδη ἔξοδοι κοιναὶ ἐγένοντο Πελοποννησίοισι καὶ τὸ παλαιὸν καὶ τὸ νέον, ἐξ ἐκείνου τοῦ χρόνου ἐπείτε Ἡρακλεῖδαι ἐπειρῶντο μετὰ τὸν Εὐρυσθέος θάνατον κατιόντες ἐς Πελοπόννησον. Τότε εὑρόμεθα τοῦτο διὰ πρῆγμα τοιόνδε. Ἐπεὶ μετὰ Ἀχαιῶν καὶ Ἰώνων τῶν τότε ἐόντων ἐν Πελοποννήσῳ ἐκβοηθήσαντες ἐς τὸν Ἰσθμὸν ἱζόμεθα ἀντίοι τοῖσι κατιοῦσι, τότε ὦν λόγος Ὕλλον ἀγορεύσασθαι ὡς χρεὸν εἴη τὸν μὲν στρατὸν τῷ στρατῷ μὴ ἀνακινδυνεύειν συμβάλλοντα, ἐκ δὲ τοῦ Πελοποννησίου στρατοπέδου τὸν ἂν σφέων αὐτῶν κρίνωσι εἶναι ἄριστον, τοῦτόν οἱ μουνομαχῆσαι ἐπὶ διακειμένοισι. Ἔδοξέ τε τοῖσι Πελοποννησίοισι ταῦτα εἶναι ποιητέα καὶ ἔταμον ὅρκιον ἐπὶ λόγῳ τοιῷδε, ἢν μὲν Ὕλλος νικήσῃ τὸν Πελοποννησίων ἡγεμόνα, κατιέναι Ἡρακλείδας ἐπὶ τὰ πατρώια, ἢν δὲ νικηθῇ, τὰ ἔμπαλιν Ἡρακλείδας ἀπαλλάσσεσθαι καὶ ἀπάγειν τὴν στρατιὴν ἑκατόν τε ἐτέων μὴ ζητῆσαι κάτοδον ἐς Πελοπόννησον. Προεκρίθη τε δὴ ἐκ πάντων τῶν συμμάχων ἐθελοντὴς Ἔχεμος ὁ Ἠερόπου τοῦ Κηφέος, στρατηγός τε ἐὼν καὶ βασιλεὺς ἡμέτερος, καὶ ἐμουνομάχησέ τε καὶ ἀπέκτεινε Ὕλλον. Ἐκ τούτου τοῦ ἔργου εὑρόμεθα ἐν Πελοποννησίοισι [τε] τοῖσι τότε καὶ ἄλλα γέρεα μεγάλα, τὰ διατελέομεν ἔχοντες, καὶ τοῦ κέρεος τοῦ ἑτέρου αἰεὶ ἡγεμονεύειν κοινῆς ἐξόδου γινομένης. […]
Quelle Ph.-E. Legrand, Hérodote. Histoires, Buch IX.
Übersetzung “Alle Bundesgenossen haben uns von jeher diesen Ehrenplatz [Besetzung eines Heerflügels] eingeräumt, sooft bisher die Peloponnesier gemeinsam ins Feld rückten in alter wie in neuer Zeit, seitdem einst die Herakliden nach dem Tode des Eurystheus in die Peloponnes heimzukehren versuchten. Damals haben wir diese Ehre folgendermaßen erkämpft: Als wir mit Achaiern und Ioniern, die damals auf der Peloponnes wohnten, zur Verteidigung an den Isthmos ausgerückt waren und den Heimkehrern gegenüber lagerten, da – so erzählt man – sprach Hyllos vor dem versammelten Heer: Es sei nicht nötig, daß eine [sic!] Heer mit dem andern in Kampf gerate und von neuem in Gefahr komme. Vielmehr sollte sich derjenige aus dem Heere der Peloponnesier, den sie selbst für den besten in ihrer Mitte hielten, mit ihm im Zweikampf nach bestimmten Vereinbarungen messen. Die Peloponniesier erklärten sich damit einverstanden und schlossen folgendes Abkommen: Wenn Hyllos den Führer der Peloponnesier besiegte, sollten die Herakliden in die Sitze ihrer Vorfahren zurückkehren. Werde er aber besiegt, sollten die Herakliden wieder abziehen, ihr Heer wegführen und in den nächsten hundert Jahren keinen Versuch zur Rückkehr in die Peloponnes machen. Aus der Reihe aller Bundesgenossen aber wurde als Freiwilliger Echemos, der Sohn des Aëropos, der Enkel des Phegeus, gewählt, der unser Feldherr und König war. Er tötete Hyllos im Zweikampf. Seit diesem Sieg erwarben wir bei den damaligen Peloponnesiern unter anderen großen Ehren, die wir heute noch genießen, auch die, daß wir bei einem gemeinsamen Ausmarsch ins Feld ständig einen Flügel befehligen. […]“
Quelle der ÜbersetzungJ. Feix, Herodot: Historien, Bd. 2, Buch VI-IX.
Kommentar Tegeaten und Athener streiten im Vorfeld der Schlacht von Plataiai um den Anspruch auf einen Flügel des Heeres (wohl den linken, denn der rechte steht den Lakedaimoniern zu) gegen die Perser. Im Zuge dessen argumentieren die Tegeaten mit ihrer Rolle in der Geschichte der Peloponnes: Zur Zeit des Einfalles der Herakliden unter Hyllos besiegt ihr Führer Echemos den Herakliden, weswegen ihnen in der Folgezeit die Führung eines Flügels gebührt, wenn das Heer der Peloponnesier gemeinsam auszieht. Der Redner setzt hier in jener mythischen Zeit ein, als die Herakliden Athenai (so u. a. Paus. 1,32,3) bzw. die Tetrapolis (so u. a. Pherekydes FGrH 3 F84) verlassen, nachdem der Herakles-Sohn Hyllos den König von Mykenai, Eurystheus, der sie ob einer seiner Meinung nach steigenden Bedrohung seiner Herrschaft durch die Herakliden angreift, getötet hat. Ein Orakel rät dem Hyllos, bis zur dritten Frucht mit der Rückkehr zu warten, dies falsch interpretierend versucht er drei Jahre später die Peloponnes zu erobern und stirbt wie oben beschrieben im Zweikampf mit Echemos von Tegea. Die athnische Version des Mythos, nach dem die Herakliden in Athen Aufnahme finden und diese gemeinsam mit ihnen den Eurystheus besiegen (siehe z. B. Eur. Herakleid.; Hdt. 9,27), bindet die Herakliden und damit die Dorer und Lakedaimonier in positivem Sinne an Athen. Xen. hell. 6,3,6 zeigt eine ähnliche Annäherung der von Athen rekonstruierten gemeinsamen Geschichte mit Lakedaimonien, wenn er in der Friedensrede des Kallias diesen betonen lässt, dass Triptomelos, Ahnherr der Athener, den mit den Lakedaimoniern verbundenem Herakles und den Dioskuren die heiligen Geheimnisse der Demeter beibrachte.
SchlagwortHerkliden, Siedlungsgeschichte
Geographische ZuordnungPeloponnes
Ethnische GruppenDorer, Achaier, Ionier
BearbeiterInAnna Trattner-Handy
Permalinkhttps://gams.uni-graz.at/o:ethnos.202