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Hdt. 1,67,2-3

TitelHistorien
AutorHerodot
Zeitangabe5. Jh.v.Chr.
Originaltext Ἐπειδὴ αἰεὶ τῷ πολέμῳ ἑσσοῦντο ὑπὸ Τεγεητέων, πέμψαντες θεοπρόπους ἐς Δελφοὺς ἐπειρώτων τίνα ἂν θεῶν ἱλασάμενοι κατύπερθε τῷ πολέμῳ Τεγεητέων γενοίατο. Ἡ δὲ Πυθίη σφι ἔχρησε τὰ Ὀρέστεω τοῦ Ἀγαμέμνονος ὀστέα ἐπαγαγομένους.
Quelle Ph.-E. Legrand, Hérodote. Histoires, Buch I.
Übersetzung Wegen ihrer ständigen Niederlagen durch die Tegeaten schickten sie [die Spartaner] Gesandte nach Delphi, und ließen fragen, welchen Gott sie für sich gewinnen müßten, um über Tegea zu siegen. Die Pythia weissagte ihnen, das werde dann eintreten, wenn sie die Gebeine des Orestes, des Sohnes des Agamemnon, nach Sparta holten.
Quelle der ÜbersetzungJ. Feix, Herodot: Historien, Bd. 1, Buch I-V.
Kommentar Die Spartaner hatten zuvor bei der Pythia wegen der Eroberung Arkadiens angefragt, den Spruch der Pythia aber missverstanden. Tegea konnte nicht erobert werden, erst als die Spartaner dieser zweiten Weissagung folgen, erobern sie die Stadt. Die Überführung der Überreste geschieht zur Beistandssicherung des Heroen aber auch zur Legitimation der Suprematieansprüche der Spartaner auf der Peloponnes. Mit Hilfe der Gebeine dieses Heros stellt Sparta die dorische Abstammung seiner Bewohner in den Hintergrund und strebt eine Verbindung zur königlichen Dynastie von Mykene an, welche in mythischer Zeit die Peloponnes regiert hat (vgl. Diod. 9 frg. 36, 2-3; E. Baltrusch, Sparta. Geschichte, Gesellschaft, Kultur, 44). Denselben Zweck verfolgt wohl auch die Aussage des Kleomenes auf der Akropolis, als er sein Dorertum verneint und sich als Achaier bezeichnet (Hdt. 5,72,3-4). Ein weiteres prominentes Beispiel stellt die Überführung der Gebeine des Theseus unter Kimon dar (vgl. Plut. Kim. 8,3-5; Aristot. frg. 8,611,1), die zur Legitimation der Suprematieansprüche Athens im Ersten Attisch-Delischen Seebund dienen (vgl. J. von Ungern-Sternberg, Das Grab des Theseus und andere Gräber, in: W. Schuller (Hrsg.), Antike in der Moderne, 325).
BelegstellenHdt. 5,72,3-4; Aristot. Frg. 8,611,1 (Rose) bei Herkleid. Lemb. 1 (=FGrH 2 F 167); Diod. 9 frg. 36, 2-3
SchlagwortHerrschaftslegitimation, Orakel
Geographische ZuordnungPeloponnes
Ethnische GruppenDorer
BearbeiterInAnna Trattner-Handy
Permalinkhttps://gams.uni-graz.at/o:ethnos.167