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Hdt. 1,145

TitelHistorien
AutorHerodot
Zeitangabe5. Jh.v.Chr.
Originaltext Δυώδεκα δέ μοι δοκέουσι πόλις ποιήσασθαι οἱ Ἴωνες καὶ οὐκ ἐθελῆσαι πλέονας ἐσδέξασθαι τοῦδε εἵνεκα, ὅτι καὶ ὅτε ἐν Πελοποννήσῳ οἴκεον δυώδεκα ἦν αὐτῶν μέρεα, κατά περ νῦν Ἀχαιῶν τῶν ἐξελασάντων Ἴωνας δυώδεκά ἐστι μέρεα, Πελλήνη μέν γε πρώτη πρὸς Σικυῶνος, μετὰ δὲ Αἴγειρα καὶ Αἰγαί, ἐν τῇ Κρᾶθις ποταμὸς αἰείναός ἐστι, ἀπ’ ὅτεο ὁ ἐν Ἰταλίῃ ποταμὸς τὸ οὔνομα ἔσχε, καὶ Βοῦρα καὶ Ἑλίκη, ἐς τὴν κατέφυγον Ἴωνες ὑπὸ Ἀχαιῶν μάχῃ ἑσσωθέντες, καὶ Αἴγιον καὶ Ῥύπες καὶ Πατρέες καὶ Φαρέες καὶ Ὤλενος, ἐν τῷ Πεῖρος ποταμὸς μέγας ἐστί, καὶ Δύμη καὶ Τριταιέες, οἳ μοῦνοι τούτων μεσόγαιοι οἰκέουσι. Ταῦτα δυώδεκα μέρεα νῦν Ἀχαιῶν ἐστι καὶ τότε γε Ἰώνων ἦν.
Quelle Ph.-E. Legrand, Hérodote. Histoires, Buch I.
Übersetzung Es scheint, die Ionier haben nur zwölf Stadtgemeinschaften errichtet und waren nicht gewillt, auch noch andere in ihrem Bund aufzunehmen. Meiner Meinung nach ist dies der Grund dafür, daß es zu der Zeit, als sie noch auf der Peloponnes wohnten, zwölf ionische Stämme gab; ebenso wie die Achaier, von denen die Ionier damals vertrieben wurden, noch jetzt zwölf Stämme haben; zuerst Pellene, wenn man von Sikyon kommt; dann Aigeira und Aigai, wo der unversiegliche Krathis fließt, nach dem der Krathis in Italien benannt ist; dann Bura und Helike, wohin die Ionier vor den siegreichen Achaiern flohen; ferner Aigion, Rhype, Patre, Phare und Olenos, wo der große Fluß Peiros fließt; endlich Dyme und die Tritaier, die als einzige im Binnenland wohnen. Das sind die jetzigen zwölf achaischen und früher ionischen Stämme.
Quelle der ÜbersetzungJ. Feix, Herodot: Historien, Bd. 1, Buch I-V.
Kommentar Den Reflexionen Herodots über die achaischen und ionischen Stämme gehen die Überlegungen des Kroisos, welche Polis die mächtigste Griechenlands sei, voraus. Davon ausgehend behandelt Herodot die Herkunft und z. T. die Wanderungen der Dorer, Ionier, Achaier und Aiolier. In diesem Teil listet Herodot die zwölf ionischen Stämme auf, die aus der Peloponnes eingewandert sein sollen. Er akzeptiert somit die Geschichte der dorischen Wanderung und ihrer Folgeerscheinungen, die zu seiner Zeit bereits ausgebildet zu scheint. Die zwölf Stämme bedingen für den Historiographen wiederum das Vorhandensein der zwölf Städte Kleinasiens, die in weiterer Folge auch dem Panionion angehören. Allerdings sprechen nach W. W. How, J. Wells, A Commentary on Herodotus, Bd. 1, Buch I-IV einige Faktoren wie die gemeinsame Zwölfzahl der Stämme gegen die Historizität dieser Wanderung wie Herodot sie hier schildert. Achaia wird hier als Stammheimat der Ionier gezeigt, diese werden jedoch von den Achaiern vertrieben, welche wiederum von den Herakliden vertrieben worden waren. Die Ionier gehen der ursprünglichen, pylischen Sagenversion nach, daraufhin Richtung Kleinasien, der späteren, unter athenischem Einfluss stehenden nach, finden sie Aufnahme in Athen (so rekonstruiert F. Prinz, Gründungsmythen und Sagenchronologie, 347 den Mythos).
BelegstellenHdt. 7,94; Strab. 8,7,1; Paus. 2,18,6-9; Paus. 4,3,3-5; Paus. 7,1,7-9; Paus 7,2,1-4
SchlagwortSiedlungsgeschichte
Geographische ZuordnungPeloponnes
Ethnische GruppenIonier, Achaier
BearbeiterInAnna Trattner-Handy
Permalinkhttps://gams.uni-graz.at/o:ethnos.158