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Diod. 4,57,2-4

TitelBiblioteke
AutorDiodorus Siculus
Zeitangabe1. Jh.v.Chr.
Originaltext μετὰ τὴν Ἡρακλέους τοίνυν ἀποθέωσιν οἱ παῖδες αὐτοῦ κατῴκουν ἐν Τραχῖνι παρὰ Κήυκι τῷ βασιλεῖ. μετὰ δὲ ταῦτα Ὕλλου καί τινων ἑτέρων ἀνδρωθέντων, Εὐρυσθεὺς φοβηθεὶς μὴ πάντων ἐνηλίκων γενομένων ἐκπέσῃ τῆς ἐν Μυκήναις βασιλείας, ἔγνω τοὺς Ἡρακλείδας ἐξ ὅλης τῆς Ἑλλάδος φυγαδεῦσαι. διὸ Κήυκι μὲν τῷ βασιλεῖ προηγόρευσε τούς τε Ἡρακλείδας καὶ τοὺς Λικυμνίου παῖδας ἐκβαλεῖν, ἔτι δὲ Ἰόλαον καὶ τὸ σύστημα τῶν Ἀρκάδων τῶν Ἡρακλεῖ συνεστρατευκότων, ἢ ταῦτα μὴ ποιοῦντα πόλεμον ἀναδέξασθαι. οἱ δ’ Ἡρακλεῖδαι καὶ οἱ μετ’ αὐτῶν θεωροῦντες αὑτοὺς οὐκ ἀξιομάχους ὄντας Εὐρυσθεῖ πολεμεῖν, ἔγνωσαν ἑκουσίως φεύγειν ἐκ τῆς Τραχῖνος· ἐπιόντες δὲ τῶν ἄλλων πόλεων τὰς ἀξιολογωτάτας ἐδέοντο δέξασθαι σφᾶς αὐτοὺς συνοίκους. μηδεμιᾶς δὲ τολμώσης ὑποδέξασθαι, μόνοι ῶν ἄλλων Ἀθηναῖοι διὰ τὴν ἔμφυτον παρ’ αὐτοῖς ἐπιείκειαν προσεδέξαντο τοὺς Ἡρακλείδας· κατῴκισαν δὲ αὐτοὺς μετὰ τῶν συμφυγόντων εἰς Τρικόρυθον πόλιν, ἥτις ἐστὶ μία τῆς ὀνομαζομένης τετραπόλεως.
Quelle F. Vogel (nach I. Bekker, L. Dindorf), Diodori bibliotheca historica, Bd. 1, Buch I-IV.
Übersetzung Nach Herakles’ Vergöttlichung nahmen seine Söhne Aufenthalt in Trachis beim König Keyx. Doch später, als Hyllos und einige andere seiner Kinder zu Männern gereift waren, bekam Eurystheus Angst, er möchte, wenn alle erwachsen seien, aus seinem Königreich in Mykenai vertrieben werden, und faßte daher den Entschluß, die Herakliden aus ganz Griechenland zu verbannen. Er ließ daher den König Keyx wissen, er solle sowohl die Herakliden als auch die Söhne des Likymnos verbannen, ferner den Iolaos sowie die Gruppe von Arkadern, die mit Herakles zusammen die Feldzüge unternommen habe; tue er dies nicht, so müsse er einen Krieg auf sich nehmen. Die Herakliden und ihre Genossen aber sahen sich nicht stark genug, um einen Krieg gegen Eurystheus zu beginnen und beschlossen daher, aus Trachis freiwillig abzuziehen. Sie wandten sich an die bedeutendsten anderen Städte und baten um Aufnahme als Mitbewohner, soch keine hatte den Mut, sie hilfsbereit zu empfangen, nur die Athener nahmen als einzige von allen bei ihrem angeborenen Gerechtigkeitssinn die Herakliden auf und siedelten sie samt ihren Begleitern auf der Flucht in der Stadt Trikorythos an, einem der Orte in der sogenannten Tetrapolis.
Quelle der ÜbersetzungG. Wirth, O. Veh, Diodoros: Griechische Weltgeschichte, Bd. 1/II, Buch I-X.
Kommentar Diodor beschreibt im vierten Buch das Wirken des Herakles von seinen zwölf Taten bis zu seiner Vergöttlichung und das Schicksal der Nachkommen des Heros. Nach seinem Tode finden die Herkliden auf der Flucht vor Eurystheus Aufnahme in Trachis, als sie erwachsen werden, bedroht Eurystheus König Keyx mit Krieg, sollte er die Herakliden nicht des Landes verweisen, da Eurystheus um seine Herrschaft in Mykenai, die er durch die Herakles-Söhne gefährdet sieht, fürchtet. Aufgrund der militärischen Überlegenheit des Eurystheus ziehen die Herakliden freiwillig ab und finden nur bei den Athenern Aufnahme, die sie in der attischen Tetrapolis ansiedeln (so auch Pherekydes FGrH 3 F84). Diese wohl durch die Athener selbst konstruierte Anbindung der Geschichte Athens an jene der Herakliden dient auch in historischer Zeit zur Legitimierung von gewissen Ansprüchen der Athener, so beanspruchen sie vor der Schlacht von Plataiai gegenüber den Lakedaimoniern vor den Tegeaten einen Flügel des Heeres gegen die Perser und verweisen dabei auf die Aufnahme der Herakliden in Athen sowie darauf, dass sie zusammen mit ihnen schließlich den Eurystheus besiegen (Hdt. 9,27,2-3).
BelegstellenDiod. 12,45,1; Pherekydes FGrH 3 F84; Hdt. 9,27,2-3
SchlagwortHerakles, Herakliden, Siedlungsgeschichte
Geographische ZuordnungTrachis, Tetrapolis.Attika
Ethnische GruppenDorer
BearbeiterInAnna Trattner-Handy
Permalinkhttps://gams.uni-graz.at/o:ethnos.132