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Diod. 11,79,4-6

TitelBiblioteke
AutorDiodorus Siculus
Zeitangabe1. Jh.v.Chr.
Originaltext οἱ Φωκεῖς ἐνεστήσαντο πόλεμον πρὸς Δωριεῖς, τοὺς προγόνους μὲν Λακεδαιμονίων, οἰκοῦντας δὲ πόλεις τρεῖς, Κυτίνιον καὶ Βοιὸν καὶ Ἐρινεόν, κειμένας ὑπὸ τὸν λόφον τὸν ὀνομαζόμενον Παρνασσόν. τὸ μὲν οὖν πρῶτον βίᾳ χειρωσάμενοι τοὺς Δωριεῖς, κατέσχον αὐτῶν τὰς πόλεις· μετὰ δὲ ταῦτα Λακεδαιμόνιοι μὲν Νικομήδην τὸν Κλεομένους ἐξέπεμψαν βοηθήσοντα τοῖς Δωριεῦσι διὰ τὴν συγγένειαν· […] παρὰ δὲ τῶν ἄλλων Πελοποννησίων μυρίους. οὗτος μὲν οὖν πίτροπος ὢν Πλειστώνακτος τοῦ βασιλέως παιδὸς ὄντος, μετὰ τοσαύτης δυνάμεως ἐβοήθησε τοῖς Δωριεῦσι, νικήσας δὲ τοὺς Φωκεῖς καὶ τὰς πόλεις ἀνακτησάμενος τούς τε Φωκεῖς καὶ Δωριεῖς διήλλαξεν.
Quelle F. Vogel (nach I. Bekker, L. Dindorf), Diodori bibliotheca historica, Bd. 2, Buch V-XII.
Übersetzung Die Phoker gerieten in einen Krieg mit den Dorern, den Vorfahren der Lakedaimonier und Bewohnern dreier Städte, Kytinion, Boion und Erineon, die am Fuße des Gebirges mit Namen Parnassos liegen. Zunächst unterwarfen sie die Dorer mit Waffengewalt und besetzten ihre Städte; doch dann schickten die Lakedaimonier den Nikomedes, den Sohn des Kleomenes, ins Feld, um den Dorern als Blutsverwandten beizustehen. […] So kam denn Nikomedes, der Vormund des noch minderjährigen Königs Pleistoanax, mit einer derart starken Streitmacht den Dorern zur Hilfe, besiegte die Phoker und stellte, nachdem er die eroberten Städte wieder zurückgewonnen hatte, den Frieden zwischen Phokern und Dorern erneut her.
Quelle der ÜbersetzungO. Veh, Diodoros: Griechische Weltgeschichte, Bd. 3, Buch XI-XIII.
Kommentar Diodor beschreibt hier den Krieg zwischen Phoker und Dorer um die Doris, der nach eigenen Angaben im Jahr 458/457 v.Chr. stattfindet. Die Dorer werden zunächst besiegt, erhalten dann aber von den Lakedaimoniern Unterstützung und können die drei Städte Kytinion, Boion und Erineon zurückerobern, wodurch sie wieder die Herren der Doris werden. Die Doris gilt in der antiken Überlieferung oftmals als Heimat der Dorer und damit auch der Lakedaimonier (vgl. dazu die Belegstellen). Im Gegensatz dazu lokalisert etwa Diodor (4,37,3-4; 58,6) den Sohn des Doros, Aigimios, und die Dorer in Thessalien in der Hestiaiotis. Diese Stelle zeigt demnach die Bedeutung einer gemeinsamen ethnischen Zugehörigkeit als Legitimation für Kriegshandlungen, was bei Anaximen. 2,26 = Aristot. rhet. Alex. 1425a auch theoretischa ausformuliert zu finden ist.
Belegstellen Thuk. 1,107,2Doris als Urheimat der Dorer ; Thuk. 3,92,3-4; Tyrtaios fr. 2 West; Hdt. 8,43 (vgl. Hdt. 8,31); Skymn. 592ff.; Strab. 8,6,13; Strab. 9,3,1; Strab. 9,4,10; Strab. 10,4,6; Konon FGrH 26 F 1,27; Plin. nat. 4,28; Ptol. 3,14,14; Aristeid. 12, 40; schol. Aristoph. Plut. 385; schol. Lykophr. Alex. 980; Isokr. 12, 253-254; Diod. 4,67,1
SchlagwortSiedlungsgeschichte
Geographische ZuordnungDoris
Ethnische GruppenDorer, Phoker
BearbeiterInAnna Trattner-Handy
Permalinkhttps://gams.uni-graz.at/o:ethnos.111