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Allerdurchleüchtigist, großmächtigist, unüberwündtlichister röm. kayßer auch zue Hungarn und Böhemb könig etc.

Allerdurchleüchtigister kayßer und herr. EKM an mich abgangne underschidliche allergnädigiste schreiben vom jungst verstrichenen 20. Februarii, 13. Martii, 20. Junii, 3. und 7. Julii hab ich alle zuegleich nach meinem aufbruch underwegs zue Ciarly, drei tagraiß von Constantinopel durch den knaben Zemper mit dieffester reverenz empfangen, under andern gehorsambist vernommen, das wegen EKM mir anvertrauten wichtigen werckh, biß solches zue richtigem endt gebracht, mich von der Porten nit weckh begeben, sonder alda EKM ferneren bevelch hette erwartten sollen. Wiewohl solchen ksl. allergnedigisten befelch meiner gehorßambisten schuldigkeit nach ich herzlich gern nachkhommen wehre, so hat es doch wegen deß alberait beschehenen aufbruch (auch das an der ottomanischen Porten in keines christlichen minister gewalt stehet, weder alda sich aufzuhalten oder abzuweisen, wan die Türckhen nit wollen) nicht anderß sein khönnen, sonder habe mit dem türckhischen internuncio Hassan Aga mein raiß fortsezen müessen. Hoffentlich aber wirdt alles zu EKM allergnedigisten satisfaction gehalten. Wahr ist an der Porten stuende das mir anvertraute hochwichtige werckh ein zeitlang so selzam und gefehrlich, schier nach der feindselligen fridens zerstörer willen ergangne alle angewendte unkosten mühe und arbeit umb sonst vergebens gewest wehre, wan ich nit die rechte zeit ersehen, die tractaten so eifferig stringiert und mit ernstlichen dazuethuen der sach ein endt gemacht hette.

Eß ist nun nach langen contrast mit der ottomanischen Porten (biß auf EKM allergnedigiste ratification) der fridt Gott lob noch auf 20 jahr lang prolongirt. Alle gelts praetension, warauf lange zeit die Türckhen so halßstärrig verbliben, sein ganz cassiert und gefallen, ja, das zu keiner zeit, weder ietzt noch künfftig ainige meldungen man nicht darvon thuen, item Caschaw sambt den zuruckhgenommenen fünff gespanschafften in iezig befindenden statu, ohnperturbierter, in fridt und ruhe verbleiben und nach nächst künfftig - 229v -

verstrichenen zehen monath der sultan ein grossen pottschaffter mit ksl. diploma und gewöhnlichen praesenten an EKM abfertigen, an den gränizen die premutation und abwechslung, eben wie man es vor jahren mit dem Regepp Aga oder Bassa und nacher mit dem Risvan Bassa, beede geweste grosse pottschaffter gehalten, aniezo widerumb so observiert und würckhlich beschehen solle. Die übrige articul bleiben, wie anno 1642 zue Sön man sich verglichen und diese wie zuvor begreiffen und referiern sich auf alle vorhero ergangene tractaten.

Ergegen hab ich in nahmen EKM (doch auf deroselben allergnedigistes ratificiern) versprochen, nach nächst künfftig verstrichenen 10 monaten ein grossen pottschaffter mit ksl. diploma und für den sultan ein praesent biß auf 40.000 gulden, welches bloß für dißmahl und hernach gar nicht mehr, sonder solle so wol bey EKM alß dem türckhischen kayser stehen, nach belieben praesent und potschaffter zu schickhen und, damit alles desto kräfftiger verbleibe, nit mehrumbgstossen könne werden, bin ich drauf gangen, hab es auch zue weg bracht, das in deß sultans schreiben, welches dessen internuncius hinauß bring, meldung beschehe, der sultan selbst verspreche, die zwischen mir und dem groß vesir Murat Bassa in Latein und Türckhisch under unsern handtschrifften und inßiglen gefertigte und gegen einander außgewexlete exemplarn und articuln (wan EKM seits solche der türckhische internuncius ratificierter hereinbringe) ohnefehlbarlich effectuiren ob allen verglichenen puncten und clausulen steiff und fest halten wolle, diß sein die conditiones, mit welchen wir unß verglichen. Wolte Gott, es wehre möglich gewesen, mit geringeren unkosten bessere conditiones zuerhalten. Ich hab mein eusseristes gethan, hergegen haben auch die türckhische ministri (wie in meiner relation man außführlich sehen wird) biß zue lest an mir gebohrt - 230r -

und verhofft, mich darzue zubringen, daß deren praetendirende summa geldts ich werde versprechen. Wie aber sie gesehen, das durch auß ich kein geldt verheissen, sonder ehender unverrichter sach mit der antwort, so sie mir möchten geben, darvon reisen wollen, ist drüber oberzelter massen die praetension gefallen, diß hochwichtige werckh aggiustirt und zuegleich mit dem türckhischen internuncio unser abraisen resolvirt worden.

In meiner instruction haben EKM zwar allergnedigist mir erlaubt, ein gewisse summa geldts zue offeriern für das türckhische diploma, dergestalt, das durch aignen currir vorhero darvon ein abschrifft hinauß schickhen, EKM placet darüber erwartten, hernacher zug umb zug berührtes diploma ich annemben und hergegen die verheissene summa geldts hinein geben solle. Ich hab aber die türckhische ministri so beschaffen gefunden, das diser weg mehrers alß die verglichene ambassatorn und die verheissene praesent kosten möchten, gekost und darzue disreputirliche umbstandig schädliche sachen auf die baan gebracht hette, unß wehre künfftig ergangen wie den Venedigern, welche mit ihren geldschenckhen die unerßättliche türckhische ministros so gewehndt, das die Republica fort und fort continuiren und an der Porten der baylo seine leidende ärgerliche strapazzi gar theuer darzue bezahlen mueß. Damit dergleichen unheil unß auch nit treffe und der Türckhen unersättliche geiz nit glegenheit habe, durch neue erfindung geldt zu suchen (massen dan diß, wan sie mich sambt dem geldt zue Constantinopel gehabt hetten, nit außbliben wehre), bin ich durch ein andern sichern weeg gangen, und bleibet der forttel EKM. An dern allergnedigisten ratification ligt der friden. Der sultan schreibt durch seinen internuncium sovil, daß von dessen seits ich ihn schon für ratificierter halte und dise mein ainfaltige mainung bestattiget, noch mehr der von der Porten unß nachgeschickhte und gestern - 230v -

hie angelangte currier, welcher dem türckhischen internuncio patenten und befelch bracht, an alle gräniz bassa, begi und obriste, denen gibt die Porten parte, das mit dem römischen kayßer noch auf 20 jahr lang der fridt prolongiert, mit expressen befelch, das bey hocher straff man wider den friden nichts handlen, sonder guette nachbarschafft halten solle, diß hab ich selber in den patenten gesehen und gelesen.

Nun können EKM misßgönner und feinde nit sagen, daß mit schmählerung deroselben hochheit und ksl. reputation man spötlich mit geldt von Türckhen den friden erkaufft, wan vor der ganzen weldt augen iez ein wackherer türckhischer internuncius von EKM die fridens ratification begehrt und erwehnte unser feindte nach etlichen monathen von solennen gleich abwexleten ambassatorn und ksl. pariteten (worauf ich so starckh trungen) genuegsamb hören werden, dan eben dise solenniteten den friden zue beederseiths recht binden und stabiliern müessen.

Den Reninger betreffendt, EKM schreiben allergnedigist weißlich, das der agent titul bey den Türckhen waß neues wehre, dan dise wissen von keinem andern alß von capi kehaya, so heissen sie die residenten und agenten, von ihnen wirdt der Reninger schon so genant, hat auch sein posto vor dem groß vesir zue siezen, dan gar zue lest, wie ich urlaub genommen, ich vor demselben ein sessel bringen und ihn neben mir siezen lassen. Es hat auch erwehnter groß vesir auf mein recommendation versprochen, daß er den Reninger eben wie man mich alß ich resident gewesen gehalten, auch so halten und respectiern wolle, derowegen hielte ich ohne mein gehorßambistes maßgeben für das beste, daß EKM für deroselben residenten allergnedigist schon erklärten. - 231r -

Sunst hab ich dem Reninger mit geldt so versehen, daß auf ein 4 monath lang er sich woll gedulden khan. Item so hab ich ihme zu Constantinopl am meer daß hauß, woh ich gewohnt, zu weeg bracht, ein wenig mit mobilien von deß Greiffenkhlauischen alten und schlechten reliquien accommodiren lassen, mit einem pferdt und 5 diennern ist er für dißmahl auch versehen. So hab ich ihme etliche halß uhrn und galanterien, welche mein weib durch den Zemper mir geschickhet, ihme durch erwehnten Zemper über macht, damit zu einem anfang bei etlichen türckhischen officieri und ministri durch dergleichen praesent einen guetten zue tritt und favor erlangen khönne. Ich hab ihme auch disen rath geben, er, Reninger, noch diser zeit sich ihnen halten, khein visita, auch wan nit hoch vonnötten beim groß vezier nit thuen, sondern auf EKM allergnedigist resolution und nothwendige geldt provision wartten, nacher wan dise angelangt, mit einer libree von 6 persohnen sich versehen, alß dan mit solcher sauberen comparta in publico sich sehen lassen, die gebreüchige visitation ablegen und für ein residenten sich publiciern solle. Wie der Reninger in allen mir gefolgt, auch würdte er in disem nit manglen, sondern mit gedult EKM allergnedigiste resolution und geldt provision erwartten.

Mit den Greiffenklauischen schulden hab ich in Constantinopl biß auf die lezte stundt handel gehabt, Gott lob auch dise sachen so aggiustiert, daß alda nit mehr alß ein post von 600 reichstaller zu bezallen. Meinem versprechen nach mueß dise post mit erst hinein khommenden currier richtig bezalt werden, auch daß man den Reninger desthalb nit molestire. Ein venedigischer kaufman, so mit mir nach Wienn raisen wollen, aber hier kranckh ligen bliben, hat auch ein Greiffenkhlauische obligation auf 5.000 reichstaller. Wan dise posto - 231v -

befridiget, so sein die schulden völlig bezalt, allein unbefridiget sein zween oder drei dienner, die haben praetension wegen ihres verdienten lidtlohns.

Wegen deß dolmatschen Joan Baptista würdt es EKM allergnedigist frembdt fürkhomben sein, weilen an dieselben ich allerunterthenigist disen dolmatschen begert und nacher von der Porten auß von dessen schlechten verhalten hab parte geben, und hergegen den Panioto (den ich nit vermainte zu brauchen) loben müssen. EKM wissen aber allergnedigist, warumben und auß ursachen auf den Panioto (welchen vorhero ich weder gesehen noch gekhent) ich mich nit hab khönnen verlassen, sonderlichen, weillen er in deß Greiffenclau seelig begangene mortthatt und in dessen tieffen schulden überall mit verpfendt und interessiert wahre. Neben disen plagen sorgte ich, EKM dienst zu versehen sich nit woll geschickht hette, hab also zue Wienn nothwendig auf ein andern dolmatschen gedenckhen und dem Joan Baptista, welchen ich offt gesehen, aber nie recht khent, begehren müessen, vermaint, waß anders hinder ihme zu steckhen, alß ich gefunden, wie aber nit nur unterweegs, sondern nacher zu Constantinopl ich dessen andamenti observiert, hab ich auß der noth ein tugent gemacht, mit grosser patienz, wie alle meine leüth wissen, ein zeitlang dissimuliert. Endlichen aber, alß ich gesehen, daß die sach khein guett thuen wilte, geschwindt suechte ich alle mittel und weeg, auß allen intrighi zu helffen, ihn mir so verobligieren und einen fleissigen dienner aus disem zu machen, und ist mir allß sowoll angangen, daß endlich ich den Joan Baptista, welchen mehrer die mauth zu Aleppo alß EKM dienst im kopff lage, nach genuegsamben dissimuliern ich rechtschaffen begegnen, EKM dienst und geschöpff ihme verbietten und den Panioto allein brauchen müessen, mueß auch ihme daß lob - 232r -

geben, daß er fleissig unverdrossen meinen befelch nach khommen und sich in diser occasion sehr woll gehalten. Er hat zwar selber gegen den Reninger und doctor Mezger bekhent, waß für ein fähler auß unvorsichtigkheit er hette begangen, wan ich nit selbst so embsig an den türkhischen capitula gewest wehre, woh aber man nit auß malitia sündiget, so ist eß verzeiglich. An dem Joan Baptista verlieren EKM gar wenig. Auch ist es mit ihme so beschaffen, daß, ob er schon die Aleppische mauth bekhommen, er an der Porten wenig brechen und nit viel machen kan. Unlengst ist zu Aleppo ein mautner aufgehanckht worden, eben so khan es auch disen widerfahren.

Wegen der sprach knaben würdt der Reninger EKM allergnedigisten befelch gewiß gnädigist nachkhomen. Hab ihme vor meinen abreisen mündlich und von hinen schrifftlich ernstlich darzue ermahnt, damit erwehnte knaben in guetter disciplin und zucht halte. So ist auch disen beeden ein ernstliche lection von mir gegeben worden. Aber da ich die warheit solle bekhennen, deren humor gefalt mir ganz nit. Gott gebe, daß ich mich betriege und aus den knaben bessere reuscita alß ich vermein erfolge. Der Greiffenkhlauische seretari ist alles sins beraubt, ist ein lauter fantast. Ich führe ihn mit hinauß, damit er an disen orthen nit stravaganzen begehe. Im ferneren referire ich mich auf meinen hoffmaister doctor Mezger, welchen per posta ich hinauß schickhe, damit EKM von allen genuegsambe information haben khönne und weilen ohne zweiffel zu Offen ich mich werde etlich tag aufhalten müessen, gelangt an EKM mein gehorsambist bitten, sie geruhen berüerten doctor Mezger wider allergnedigist nach Offen zu schickhen, dan aldorten ich seiner möchte bedörffen. EKM mich zu allergnedigisten schuz und gnaden aller unterthenigist befelchendt, Adrianopl den 13. Augusti 1649.

EKM

Allerunderthenigister, gehorsambiste Joh. Rudolff Schmid