Die Internuntiatur des Johann Rudolf Schmid zum Schwarzenhorn (1649)BriefeBriefletterJohann Rudolf Schmid zum Schwarzenhorn an Ferdinand III., Konstantinopel, 2. Juni 1649Johann Rudolf Schmid zum Schwarzenhorn to Ferdinand III., Constantinople, June 2, 1649Johann Rudolf Schmid zum Schwarzenhornde1649-06-02Allergnädigster kayser und herr. Niemahlen ist es an disen orthen mit abfertigung der currier und furtsendung der brieff so schwehr hergangen alß ietz. Wann schon die offnerische agenten zusagen und benennen den tag, wann ein currier fort solle, bleiben sie annoch nicht darbey. Zwar verursacht auch der iezige gouverno, warinen man taglich anderungen sicht, bey den iezigen groß vesir ist noch alles in ordnung, er bemuhet sich, gelt zu machen, die draussigen bassa zu mutieren, massen dan diser tagen die bassa zu Azirum, Aleppo, Damasco, Ierusalem und anderer orthen mehr abgesetz und an deren stell anndere eingesetzt worden. Der zu Ofen besorgt sich destwegen auch, hat aber an sein weib, die ein sultana und bey der alten valida woll angesehen, ein guete helfferin, die bey den gouverno zu Ofen ihm erhalten mocht. Wirt aber ohne groß geschankch nicht beschehen kunen.Den letzten Maggio, alß der engellandische pottschaffter bey den groß vesir audientz gehabt, hat man ihm sambt seinen secretarium und dolmetsch mit schenen, reichen kafftan regaliert herausgehen sehen, weillen nunmehr koig, das die engellandische schiff, so in Smirna und andern meerporten, deren auch ein zimbliche anzahll aus Egypten kommen, alle bey den Türkh dienst angenomen und wider Venedig gebraucht sollen werden. Wann nun zu disen (wie man sagt) auch die africanische schiff stossen, so bringen die Türkh auf den meer wider ein großse macht zusamen, sonderlihen, weillen der capitan bassa (obschon in iungsten treffen großsen schaden gelitten und in portu zu Fuccia eingeppehrt gewesen) albereith mit seinen noch habenden galera fort geruckht und die Venediger es nicht verhindern kunen. Man vermaint zwar auch, dise ihre an undterschiedlihen orthen zerthailte armata zusamen fuhren und sich was haubtsachlihes resolviren mochten, Gott gebe ihnen gluckh, dan so es denen Türkh gelingete, wurden sie mehrers alß nie hoffertige rund übel mit ihnen zu tractiren sein.Den 1. dis haben die Sibenburger auf 2 iahr lang austendigen tribut, nemblich 30.000 ducaten in offentlihen divano erlegt und bey den sultan audientz gehabt, selle alßo der Ragocui in sein fürstenthumb confirmiert werden. Man vertrost mich auch mit ehester beantwortung und abfertigung, ohne das man mir zeit werde lassen, ein currier, der aus und einraysen moge, zu schickhen, aber dise leuth sein so unbestendig auf ihren reden, das vor den effect ihnen nichts zu glauben. Von den letzten, anno 1642 durch den Osman Aga beschehenen tractaten zu Zon will man hie durchaus nichts horen, sonderlihen, weillen benhrter Osman Aga oder Bassa gantz discreditiert, alßo das nottwendig, an des Mortessa Bassa vorhero zu Zon geschlossnen frid mich halten, allen auf selbige weis die iezige prolongation, wann moglich, erhandlen mues, so ich so viel erhalten und die Türkh ihre bißhero gehabte pretension fahllen lassen, will ich biß auf EKM allergnädigste ratification die prolongation annemben, dan druber nichts weiter zu erlangen, sondern wirdt noch genueg zu schaffen geben, biß ich die iezige ororogation nach des Mortessa Bassa geschlossnen frid bekome.Der dolmetsch Ioan Baptista geht noch mit seiner aleppischen mauth umb, sucht uberal burgschafft und gelt. Weillen er aber dessen ohne in großsen schulden, find er niemandt, der ihme dienen will. Dis macht ihm perplex, wais nicht, ob er sich hinaus oder hie zu bleiben resolviren solle. Ich stehlle mich alß wann ich nichts merckhte, gib ihme die besten wordt, damit er wider hinaus kome, dan diser mensch ist hie nichts nutz.Ich bin willens gewist, den Zemper hinaus zu schickhen, so aber mit diser expedition etwo ander kombt, thue ich darumben, das der Zemper, der sunst in Türkhischen ein gueten anfang in studieren, ainige zeit verliehre, ich sorge, das EKM an dolmetschen einmahll ein schadlihen abgang leiden mochten, undterdessen hab ich baiden knaben rechtschaffen die mainung gesagt und noch mehr durch den Reniger ihr bißhero übel verhalten rimproviren lassen. Sie versplchen, fleissiger zu sein, in allweg geruhen EKM ohne mein allerunderthenigstes masgeben desthalben den Reniger ernstlih ein instruction zu schickhen, damit die kffben auf ihme sorg habe. EKM mich empfelhend. Constantinopl den 2. Junii 1649