Finalrelation des Johann Rudolf Schmid zum Schwarzenhorn über die Internuntiatur nach Konstantinopel, Wien, 24. Oktober 1649 Final report of Johann Rudolf Schmid zum Schwarzenhorn about the internuntiature to Constantinople, Vienna, October 24, 1649 Johann Rudolf Schmid zum Schwarzenhorn Universität Salzburg, Kultur- und Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät, Fachbereich Geschichte Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY 4.0 2020 Graz o:dipko.fr Die Medialität diplomatischer Kommunikation: Habsburgische Gesandte in Konstantinopel in der Mitte des 17. Jahrhunderts. Teilprojekt B: Die Medialität diplomatischer Reiseberichte. Johann Georg Metzgers Itinerarium. Projektleitung Arno Strohmeyer ÖStA, HHStA Wien Staatenabteilungen, Türkei I Kt. 121/2, fol. 112r–194v.

166 Seiten

Johann Rudolf Schmid zum Schwarzenhorn Wien 24. Oktober 1649 Ferdinand III. Zum Geheimbericht Deutsch Die Internuntiatur des Johann Rudolf Schmid zum Schwarzenhorn (1649) Berichte Digitale Edition von Quellen zur habsburgisch-osmanischen Diplomatie 1500-1918

Projektbeschreibung

Finalrelation des Johann Rudolf Schmid zum Schwarzenhorn über die Internuntiatur nach Konstantinopel, Wien, 24. Oktober 1649, bearbeitet von Lisa Brunner, Kommentar von Lisa Brunner / Anna Spitzbart, Digitalisierung von Carina Koch / Jakob Sonnberger, unter Mitarbeit von Lisa Brunner / Anna Spitzbart, in: Die Internuntiatur des Johann Rudolf Schmid zum Schwarzenhorn (1649), hg. von Arno Strohmeyer und Georg Vogeler (Digitale Edition von Quellen zur habsburgisch-osmanischen Diplomatie 1500-1918, hg. von Arno Strohmeyer, Projekt 2), Salzburg / Graz 2019

1649

Ahn

die röm. ksl. auch zu Hungarn und Böhaimb kgl. Mt. etc. ertzhertzoggen zu Osterreich etc. meinen allergnädigisten kaysern und herrn

Allerunderthanigst gehorsambiste relation

Deroselben hoffkriegs raths, waldtmaisters in Österreich under der Ennß und nach der Ottomannischen Porten abgeordtneten internuntii

Johann Rudolphen Schmidts zum Schwarzenhorn etc.

Selbige internuntiatur und dern verrichtungh betreffendt etc.

Allerdurchleuchtigster grosmächtigster und unuberwindlichster römischer kayser auch zu Hungarn und Böhaim könig, ertzhertzog zu Österreich.

Allergnädigster herr, herr. Mein aufbruch.Nachdem ich wegen der von EKM meiner wenigisten persohn nach der ottomannischen Porten gnadigst anvertraute internunciatur mit erheischenden nohtturfften mich versehen und den würcklichen aufbruch in dem geleidt des allerhöchsten sambt meiner comitiva biß in 50 persohnen den anderten des monats Ianuarii 1649 dieß iahrs vorgenohmen habe, bin ich noch selbigen tag zu Pruck und den darauf folgenden zu hungarischen Altenburg angelangt, alwoh ich mit herrn grafen Pauln Palffy Conferenz mit hern graven Pauln Palffy., welcher selbigen abent auch alda ankommen, zu unterthänigister beförderung EKM und dero cron Hungarn ersprießlicher dienste conferirt und darauff nacher Raab auffgebrochen. Daselbst hab ich gleichfalß mit herrn graven Philipp von Manßfelt Conferenz mit hern graven Philip von Manßfelt. aller nohtturfft nach, insonderheit aber der in seinen ahnbefohlenen gränitzen von den Türcken verübten streifferey und hostiliteten halber mich underredt, welcher mir drey gefangene Türcken, dem bassa zu Ofen zu praesentirn mitgegeben, iungsten dan auch aldorth gleich bey der ersten audienz beschehen.

Den 6. dito hab ich von Raab nacher Dottes meinen weeg genohmen und den 7. daß nachtlager inselbigem marckt gehabt. Dieser vestung underhaubtman Conferenz mit dem unterhaubtman zu Dottes, deßen beschwärde wegen seiner anvertrauten vestung ublen zustandts und versehung. hat neben einreichung einer lista der inselbiger rivier einkommenen neuen gravaminum wider die Türcken mir beweglich zu verstehen gegeben, waß maßen selbiger viel importirender platz nit allein ohne proviandt und munition, sondern auch an allen andern nohtturfften dergestalt schlecht versehen und an der manschafts abkommen und geschwächet, daß solcher bey leichtlich sich eraignendem feindtlichem anfall in eußerster gefahr sein und die geringste belägerung oder bloquirung außzustehen nit vermögen würde, uber welches ob man sich schon hiebevor zum öfftern beklagt und umb vorsehung gebetten hette, Der aga von Czanbeg empfangt mich im Dotteser Waldt im nahmen des veziers von Ofen. seye doch biß dato nichts erfolgt. Gott wolle verhüten, daß es nit wie vor iahren mit Waitzen ergehen mögte.

Zu fortsetzung nun meiner raiß ist mir den 8. Ianuarii im Dotteser Waldt der agha von Czanbeg mit fliegenden fahnen und ungefehr 100 pferdten begegnet, so mich biß nach Pitzkey convoiirt. Alda er mich zu abents in meinem logiament im nahmen des veziers von Ofen freundtlich empfangen und alßbalt befragt hat, waß für leuth und persohnen ich mit habe? Ob auch ein resident mit sey? Auß des veziers Befragt mich ob ein resident mit sey.befelch begere er solches zu wißen, damit er deßwegen vorahnschicken und eines und anders avisirn könte. Gegen dem aga wahre mein antwort Mein antworth., daß die röm. ksl. Mt. mir eine feine, wohl qualificirte persohn mitgegeben hette, auf daß selbige in beeder großmächtigister kaisern diensten undt geschloßenen fridens sachen sich wohl unterrichten laßen, fleißig lehrnen und treulich dienen solle, auch wan sie zue solchen wichtigen geschäfften sich tauglich machen werde, höchsternente ihre Mt. auf mein ferneres gehorsambistes berichten so dan dieselbe für einen ordinari residenten ahn der ottomannischen Porthen allergnädigist erklähren und confirmirn möchte. So viel ließe ich neben freundlichen gruß dem vesier durch den aga vorahn zu entbieten. Zwey tag hernacher, den 10. dits Mein ankunfft nach Ofen., bin ich ein viertl meyl wegs von Ofen durch zwey chiausen im nahmen des veziers wiederumb empfangen, also einbeglaitet, in die vorstatt logirt und balt hernach durch andere chiausen mit underschidtlichen victualien und haußnohtturfften regalirt worden. Der halbe theil darvon hat auß des veziers befelch dem vermeinten neuen residenten zu kommen sollen, dieweil ich aber für alle, so mitraisen (wie billig), die gantze spesa führn und EKM allergnädigisten intention nach keinem residenten der zeit publiciren dörffte, hab ich mit repetirung des vorigen die presenta völlig angenohmen, ist auch also dabey verbliben.

Darauf folgendts dem 12. dito der vezier zur publica audienza Erste publica audienza beim vezir. mich beruffen, auch vorhero befragen laßen, ob der vermainte neue resident nit würcklich declarirt sey, er auch noch in divan, noch andern audienzien zu sitzen nit praetendirn könne. Uber dieses wurde verrers begehrt, daß ich dem vezir auffs wenigist die persohn zaigen und kenen lehrnen solte, welches dan bey fortgang der audienz mit absonderlichem recommendirn und besten officiis beschehen. Sonst hat in dieser occasion der vezier turckischem gebrauch nach sein gravitet und pracht ansehentlich erscheinen laßen. Im ubrigen ist dahmahlß außer der gewöhnlichen complimenten und einhändigung der credenz schreiben, auch wenig mitgebrachter praesenten nichts haubtsachliches tractirt (inmaßen auch wegen menge der umbstehenden Türcken nicht gebräuchig), sondern alles auff ein andere privat audienz verschoben worden.

Bey welcher, alß ich pfingsttags den 14. Erste privat audienz beim vezir.auf des vesirs begehren erschinen und diser baldt nach erstern empfang alle umbstehende, die meinigen so wohl alß die seinigen, außer deß dolmatschen Hussain Cziaus, abgeschafft, wir von allerley sachen discurrirendt in die zwo stundt lang beysamben verbliben, umb willen aber undter so langen gespräch gemainiglich vast so vihl curios, alß wichtige reden mit einlauffen und für übergehen, will ich mich geliebter kürze halber nit an reihne, sonder an dise nothwendige halten unndt zur nachricht die substanz volgendermaßen beschreiben.

Der vesier Der vezir bemühet sich meine werbung an der Porten herauß zu fischen. , nachdem meine unndt seine leüth wie gehört alle abgetretten, nahme mich bey der handt und sagte: “Mein Rudolph beeg ”, dergleichen terminos gebrauchen in vertreülicher conversation die Türckhen, “ihr raist nach der ottomannischen Portten, allwo zwischen beeden großmächtigisten kaysern ihr 15 iahr lang gedient habt. Ihr wisst unsern brauch unnd wie es bey unß zugehet, aber die Portten werdt ihr seithero zimblich verändert finden, zwahr anderst kein veränderung, dann daß Ottomannische Reich, ob es schon ein kindt von 6 iahren zu einen kayßer hatt verbleibt dannoch bey seinen vorigen kräfften. Alles wirdt aniezo regiert durch vornehme hoch vernünftige ministros, daß nunn diße in allen perfect seyen unndt wißen, waß sie wißen solten, sag ich selber von nain undt ist mir herzlich laydt, daß sie von disem gränizen die beschaffenheit und die zwischen beeden kayßern geschloßene fridens tractaten nit allerdings recht verstehen und diß orths übel informirt seindt. Ich will sie aber so viel müglich informiren, zu welchem ende dann ihr mir auch entdeckhen müest euers kayßers intention warumb, weßenthalb undt waß für commission ihr habt, auch ob mann einen großen pottschaffter schicken werde, damit ich eüch an der Porten beßer dienen und meine mittl den friden zum besten vorschlagen unndt an die handt geben könte. Der römische kayßer, auch herr graff Schlickh schreiben mir, ich werde alles von eüch vernehmen, sagt mir, wie lang wehrt noch der friden? Mich dunckt von deß alten Murtesa bassa zeithen anzuraithen bleiben übrig ohngefähr noch drey iahr, seith ihr willens den friden zu prolongiren? Auff wie lang will ihn der kayßer haben?” “Euer excellenz”, vermeldete ich zu dem vesier , “reden gahr recht an deme, daß an der ottomannischen Portten ich veränderung und in unsern fridenssachen übel informierte ministros finden werde. Ich habe mir nie anderst eingebildet, vihl weniger daß mit abgang deß sultan Ibrahims an dem ottomannischen regiment etwaß mangle, weise ministri werden dasselbige reich, ob schon der iezige kayßer ein kindt, wohl zu guberniren wißen, in deren hohes guberno hab ich mich nicht zu ingeriren, wohl aber in die ienige sachen so unsern geschloßenen friden auch künfftige ruhe unnd wohlstandt der armen unterthanen belangen. Euer excellenz wißen ohne zweifl sich zu erinneren, waß dieselbe iüngsthinn römischen kayßer, auch herrn graf Schlickhen, geschriben, auch weßen sie sich gegen dem herrn Ulrici mündtlich erclärt undt anerbotten, nemblichen wann die röm. ksl. Mt. einen getreüen ministrum an die ottomannische Porten schicken werden, euer excellenz dem friden dermaßen befördern und " "so cooperiren wollen, daß er bestendig und langwürig verbleiben solle. Nuhn hat mein allergnädigster kayser mit fridtsamen commissionen und credenzschreiben an den neuen sultan Mehemet, so wohl alß an deßen hochansehenliche ministros, mich nach denn ottomannischen Porten abgefertigt (ohngeacht daß altem brauch nach erwehnter ietziger sultan von seiner antrettung ins reich nit parte geben) hab auch im befelch, den friden nicht allein beßer zu stabilirn, sondern was es der Porthen auch beliebe, denselben zu verlängeren. Im fall aber eur excellenz gethanes anerbiethen und zusagen nit stadtfinden, und man sich wider verhoffen an der Porthen widerwertig erzeigen wurde, könte ich auch unsererseits nichts fridtsames verwißen, dan aller orts gute disposition da sein müße, so wir anders in rechtem friden uben wollen.”

“Mein Rudolff beeg ”, sagte der vizier, “darf ich keck glauben, daß es wahr sey waß ihr sagt?” “Kecklichen”, gab ich zur antwort, “wan nur auch ich eur excellenz worthen recht trauen darff.” “Glaubt mir”, repetirte der vezier, “wan iedes in meinem gewalt stünde, hier, hier wolte ich den friden stabiliren, ohne, daß ihr euch nach der Porten zu raisen bemühen soltet. Aber es kan nit anders sein, nach Constantinopel wil ich euch befördern, die sach also recommendirn, daß ihr dorten sehen und erfahrn werdet, waß ich vermag. Der vezir befragt mich, ob ich presenten nacher Constantinopel mitführe. Ihr müest aber auch wißen, daß ahn der Porthen die bloße worth ohne present nit viel gelten, ihr werdet ia etwaß mitbringen zum verehren?” “Nicht viel”, wahre mein antwort, “dan durch internuncios man nie keine sonderliche presenta geschickt. Ich hab etwaß wenigs von galanterien mit mir, die wil ich ahn gehörigen orthen außtheilen und man wirdt vor dießmahl mit deme für lieb nehmen mußn.” “Ist nichts dafür den sultan?” meldet der groß vezier. “Etwaß wenigs”, sprache ich. Der vezir praeoccupirt, daß ihr kaiser noch ein kleines kindt. “Ihr werdet schon”, continuirte der vezir, “ahn unsern kaiser, ein kindt von sechs iahren, uber solche kleine kinder haltet der almächtige mehrers, alß offt uber die erwachsene hohe potentaten sein göttliche handt. Ist nit Moyses, alß er noch ein kleines kindt, in einem schäffl ertrincken sollen? Und den fluß abwerts gerunnen, wunderlich durch eines königs tochter von denen wellen errettet, heraußgezogen und endtlich zur höchsten dignitet erhebt worden. Darumb solt ihr nit gedencken, ob schon unser kaiser ein kindt, daß euch uber unnß hierauß einiger vortheil entstehe.” In diesem hab ich dem vezier nicht weiter einreden, sonderen lieber von einer andern materia etwaß hören wollen. Beederseits granitz gravamina betreffend. Wie ich dan eben wegen der von Raab, Dottes und anderwertiger wider die Türckhen einkommenen gravaminum und streifferey beschwärden, weiln daß haubtwerck hierinn nicht hafftete, mich auch nit aufhalten wollen, zumahln der vezier gegen mich außtrucklich vermeldet, daß wir unß dießorts mit keinem fueg, sondern sie sich wider unnß vielmehr und alzeit zehen gegen einmahl zu beschwären hetten. Er könte mir gantze catalogos nach einander zaigen, iah underschidtliche gefangene persohnen alsobalten vor stellen, welche mir in daß gesicht sagen werden, daß sie zu ihren straiffen und außfallen darumb benöhtigt werden, weiln ihnen nit allein einige bezahlungen nit erfolge, sondern auch die natürliche und unentberliche lebensmittel abgehen, welches dan die ienig und grundtliche ursach ihrer excursionen. Und demnach wir in ein anders gespräch gerahten, fiele unser discurs auff die Pohlacken. Discurs von denn Pollacken, Cosacken und Tartarn. Es erzehlte der vezir große sachen von dem Tartar Han, wie dieser mit allem seinem volck ohne der Türcken hülff gantz Pohln uberschwemmet, viel tausent gefangen und nidergemacht. Stätt und schlößer eingenohmen, in Camenitz einen fürnehmen Cosacken , welcher es mit dem Tartarn haltet, eingesetzt. Denselben für einen könig aufgeworffen habe. Alß ich in diesem widerpart gehalten, denen rebellierenten Cosacken mehrers alß dem Tartaren die macht zuaignen wollen, ließe es der vezir mir nit ahngehen, sondern affirmirte, alles waß in Pöhln fürüber gangen wehre, seye mehrers von denen Tartarn alß Cosäckhen beschehen, welcher handl noch nit gestillet. Er habe zwar iüngst auß Constantinopl schreiben bekhommen von seinem correspondenten, dem Sulficar aga, den ich wohl werde khennen, continuierte sein discurs mit nachvolgenden wortten, welche wohl zu beobachten:

“Die Tartarn haben ohnlängst mir selbst auch sorgen machen und in Sibenbürgen einfallen wollen, wie sie dan gar nachent herbey khommen, hette ich dem Tartar Han (dem ich zu des Sultan Muraths zeitten viel gedient und ihne zum Tartar Han machen helffen) nicht zuegeschriben und zum zuruckh ziehen ermahnet, währe es gewiß selzam hergangen, dann wo dise üble leüth mit menge ihrer pferdt, die erdt einmahl betretten, alda thuet so leicht khein graß mehr wachsen.” Nach disem kham der vezier mit nachvolgender frag auf den Ragozy:

Discurs vom Ragozy. “Nun ist der Ragozy gestorben. Man sagt mir, hat man oben bey eüch deßen todt gern gehört?” “Wir”, sagte ich, “habens wenig geachtet, währe unnß auch nit viel daran gelegen.” “Warumb?”, replicirte der vizier, “Ihr habt die gespannschafften widerumb bekhommen, wie ich höre, so ist iezt in Caschaw der Vesseleni. Hat der iunge Ragozy selbige örther gleich also übergehen laßen?” Darauf gab ich zur antwort: “Es seindt diße örther dem verstorbenen Ragozy, eben wie vor disem dem Bethlem Gabor und nie anderer gestalt uberlaßen worden, alß das nach deren todt immediatamente solche dem römischen kayser widerumb sollen restituiert werden, mässen sich dann der Ragozy solenniter mit theurem schwur undter seiner handtschrifft und pettschafft gegen der röm. ksl. Mt. also verbundten.” “Es hat aber”, sprach der vizier, “der iunge Ragozy dises für sich selbst nicht thuen khönnen. Iüngst ist deßen bottschaffter mit praesenten alhier bey mir gewesen, hielte an, daß die ottomannische Porten ihne zum fürsten in Sibenbürgen confirmiren wolle. Ich hab ihn an die Porten gewisen daselbst sein sach anzubringen und zurichten. Er ist aber gar zu iung, so ist dessen verhalten und erzaigen, noch die persohn nit darnach, daß man ihn solle zum fürsten machen, khan auch dem landt nit vorstehen wie sichs gebührt, zu deme man erst vernemmen mueß, ob daß landt ihne haben will oder nit?” “Wahr ist es”, hab ich darauf vermeldt, “daß die sibenbürgische stände yeh und allemahl die freyheit gehabt undter ihnen einen fürsten zu erwöhlen, wurde auch iezt das beste sein, wann man es bey solcher freyen wahl verbleiben ließe.” Mit dem wahr unnser discurs von Sibenbürgen beschloßen.

Der vezier fragt mich, wie es mit unserem krieg stunde, insonderheit wegen Prag. Es fragte darüber der vezier, wie es stundte mit unnserem krieg und unnserem fried? Er hörte, das sich die Schweden der statt Prag ganz bemächtiget und nicht mehr herauß ziehen wollen. Alß ich darauf geantworttet, es seye dem nicht also auch die statt Prag niemahlen in ihren händten gewesen, sondern vorhero, ehe man fried geschloßen, dem feindt viel volckh darvor ge blieben. Darüber fienge der vezier an zu lachen, sprechendt, dem währe viel anderst auch genuegsamb bewust, waß für große reichthumb die Schweden in Prag gefunden. “Das ist beschehen”, sagte ich, “auf der kleinen seithen, wo nur ein schloß, Prag aber ist niemahlen vom feindt eingenommen worden. Meinen kopf wolle ich zu pfandt sezen, daß die sach nit anderst beschaffen, so halte ich auch gänzlich darvor, daß die Schweden vermög des getroffenen friedens auch schon von der kleinen seithen hinweckh gezogen seyen.”

“Wie ist dan dieser fried gemacht?”, fragte der vesier . Ich gabe zur antwortt: “Niemandt hat darbey verlohren, als die ienigen rebellen, welche die Schweden berueffen, dise ergeben sich iezt ganz und gahr dem römischen kayser, offeriren ihre kräfften und waß für macht sie haben, ganz zu der röm. ksl. Mt. diensten, verlangen auch nichts mehrers, alß wider die ienigen, welche den römischen kayser anfechten möchten zu streitten. Entgegen überlaßen ihre Mt. ihnen etwas von denen länderen, welche zuvor die rebellen possedirt, dannenhero nun diese, welche uhrsacher deß kriegs, aniezo den kürzeren ziehen müeßen.” “Ihr redet wohl”, sagte halb lachendt der vesier , “aber ich bin nicht schuldig alles zu glauben, villeicht glaubt ihr auch nit alles was ich euch sage.” Diser discurs endete sich also mit einem höflichen gelächter.

Ich fragte so dann auch den vezier von ihrem krieg wider Venedig. Nach disem fienge ich an den vezier freundlich zu bitten, er wolle mir nit für übel haben, umb daß ich frage, wie es dan stehe mit ihrem krieg wider die Venediger, was man in Candia guets mache, ob es nit baldt zwischen der ottomannischen Porten und der Republica zum frieden gelangen möchte? Hierauf bekhame ich vom vezier zur antwort, es stundte mit ihrem krieg wider die Venediger gar wohl, die statt Candia seye ganz umbringt und belägert. An der Porten werde ich von khriegs schiffen große praeparatoria sehen, also daß in khurzer zeit sie, die Türkhen, die ganze insul zu überwältigen verhoffen, alß dann es villeicht einen frieden abgeben möchte.

Die Ottomanner führen umb wenig und auf ein kurze zeit nie kheinen krieg, sondern daß er lang wehren und ihr reich erweitteren müesse. “Ich hör aber”, sprach ich, “das in Candia auf ottomannischer seithen die sach nit so leicht, sonderen schwär hergehe. Der venetianische bottschaffter am ksl. hoff gibt für gewiß auß, daß in der insul Candia das baursvolckh die waffen ergriffen, sich zusamben gerottet und zwischen der statt Candia und Rettimo an einem pass gelegt, denselben dermaßen verschanzt, daß die ienigen, welche Candia belägert, mit denen andern Türckhen nicht communiciren khönnen, desthalben dan der Hussain bassa umb soccorso starckh angehalten.” Glaubt dises nicht, repetierte der vezier: “Ich hab gar frische zeittung auß Morea, daß die sach für unß gar wohl abgehe, baldt werdt ihr darvon mehrers hören.” Sonst hab ich in diser materia im herauß gehen heimblich vom Hussain cziaus verstandten, daß die zeittung wegen der zusamben gerotten bauren in Candia gar wahr und dem vezier selbst auch also zukhommen seye.

Anderte privat audienz beim vezier. Den 14. dits, alß ich mich zum andertenmahl in privato ohne dollmatschen allein bey dem vezier befunden, hab ich auf nachvolgende weiß anfangen zu reden:

Summarische widerhollung der neulichen audienz. “Waß eur excellenz iüngst mit villen umbständen in fridens sachen mit mir gesprächt, und weßen sie mich vergewiset, werden sie ohne zweifl noch in frischer gedächtnus haben, nun ligt mir, ob der röm. ksl. Mt. durch den Diezen von unnseren gehabten discursen gehorsamist parte zu geben. Eur excellenz beliebe auch deßen, so sie mir zuegesagt und versprochen, durch schreiben meinen allergnedigsten kayser selbst zu versicheren, sye geruhen auch vorderist ihre hoche authoritet an der Porten so zu interponiren, damit etwa dorten daß ienige, welches sie hier versprochen, nit geändert und was anderst auf die bahn gebracht werde. Mir währe sehr lieb, wann eur excellenz cooperierten, daß man mich zu Constan tinopl nicht lang aufhalten, sondern mit gueter expedition bald widerumb abferttigen thätte.”

“Mein Rudolph beeg ”, sagte der vizier, “wahr ist es, was ich vorhero gemeldt, daß an der Porten es andere köpf abgibt, die in den sachen nit informiert, der groß vezier, aber auch der muffti seind witzige leüth. Die alte valida, des iüngst umbgebrachten sultan Ibrahim muetter (für guet hielte ich wan dise mit etwas regaliert wurde), ein witzige fürstin, vermag viel, durch dise müeßen euere negotia gehen. Ich will euch an allen orthen so recommendiren, das hoffentlich alles wohl außschlagen solle, etwas hab ich zu advertiren, nit für guet halte ich, daß ihr so geschwindt auf die abferttigung solt krigen, ihr müest eüch bequemen zu deme, wie es sich etwa an der Porten schickhen möchte.”

Belangendt, daß ich der röm. ksl. Mt. schreiben solle, bin ich willens meiner vornembsten officierer einen hinauf zu schickhen. Fragte darüber: “Wo werden ihre ksl Mt. aniezo anzutreffen sein, waß khönte ich ihnen schickhen, so angenehm währe?” “Ihr ksl. Mt. werden in Wienn oder villeicht zu Prespurg sich befindten”, sagte ich, “waß deroselben hingegen belieben möchte, khan ich nit wißen, wohl aber waiß ich, das bey ihnen, von allen was ein großer potentat haben solle, die menge überflüßig verhanden.”

Ob die valida von ihres sohns vorhabender hinrichtung gewüst. Hierauf hatte ich gefragt, ob dan die valida (deren sohn man umbgebracht) sovil gelte, und ob sie zu ihres sohns todt geholffen? “Nein”, sagte der vizier, “geholffen hat sye nit, wohl aber darvon gewust, ob schon sye des sultan Ibrahims muetter wahre, stuende sye doch nit sonderlich in gnaden bey ihme, dan er sye einmahl schier selbst hingerichtet hette.”

Von des sultan Ibrahims selzamen humor, ublen governo und greulichen proceduren, die ich vor dißem an ihme observiert, ist zwischen unnß viel geredt worden, weillen aber an disem wenig gelegen, thue ich dar von auch nit weitere meldung.

Wegen herrn grafen von Mannsfeldt und anstellende gräniz commission. Wegen des herrn graffen von Mannsfeldt khame der vezier zureden und sagte, ich habe mit ihme ein zusambenkhunfft anstellen wollen, der mainung, wann die gränizer beederseiths solche vertreulichkeit sehen, sye alß dann desto mehrers in cervello stehen und ihr straiffen underlaßen wurden. Aber der herr graff von Mannsfeldt (wie man mich berichtet) khan die Ungarn nit wie ich meinen unterhabende gräniz Türckhen straffen, er hat khein so großes commando alß ich, und daß ist übel. Ich antworttete darauff, betreffendt solliche zusambenkhunfft, seye zu Wienn davon geredt, aber wegen meiner abraiß diser zeit für unnothwendig gehalten worden, wills Gott aber zu meiner glickhlichen widerkhunfft, wann alles an der Porten wohl aggiustiert und verricht, khönte beßer denen gräniz unordnungen abgeholffen unnd etwa desthalb zu beederseits ein conferenz angestelt werden, also ist es verbliben.

Lezte publica audienza beym vezier. Deßennach bin ich den 19. dits zum lezten mahl zur publica audienza berueffen und durch viel cziausen und ianitscharen, wie gebräuchig, in offentlichen divan beglaittet worden.

Alda hat der vezier sein vorig friedtliebendes anerbietten (hoffendt, das in deme unser seiths auch nichts ermanglen werde) khürzlich widerhalt undter meinen leüthen zehen cafftan Zehen cafftan under die meinige außgethailt., sambt einem stuckh tuech außtheillen, und einen capuggi bassa (eben disen Hassan aga , so aniezo von der Porten an eur Mt. internuntius) für einen commissarium, welcher mich nach der Porten beglaiten solle, mir vorstellen laßen. Warüber ich mich wegen der empfangenen cortesien und guetthaben höchlich bedanckht und also vom vezier freündtlich meinen abschiedt genommen.

Der vezier laß mich befragen, ob man seinen capuggi bassa , den er zu EKM zuschicken vorhabens, bey dero selben vorlaßen werde. So baldt ich widerumb in meinem loßament angelangt, khamen geschwindt nacheinander dahin, der damahls iüngst alhie zu Wienn geweste cziaus und der dollmatsch Hussain cziaus , beede mit vleiß von dem vezier geschickht, umb dextramente zu penetriren, ob man oben in Wienn den capuggi bassa , welchen der vizier mit regalien an ihr ksl. Mt. abfertigen wolle, zur audienz admittiren und vorlaßen werde oder nit? Der erste cziaus khame etwas höfflich hervor, gabe mir zu verstehen, der vezier hette ihn (weillen er öffters oben gewesen und umb unnsere bräuch wiße) destwegen gefragt. Er, cziaus , aber habe es in zweifl gesezt und gemeldt, daß man einen, der nicht immediate vom türckhischen kayser geschickht seye, bey der röm. ksl. Mt. schwärlich vorkhommen laße. Der Hussain cziaus aber fielle gröber darein, sagendt, wann der vezier wißen solte, daß man seinen capuggi bassa oben beym kayser nit persöhnlich fürließe, er gewiß kheinen hinauf senden wurde. Vorhero begehre der vezier von mir einen gründtlichen bericht. Diser wahre, der vezier möge schiken oder nit. Sonsten seye nit bräuchlich, daß ein abgeordneter vom vizier gleich also vor den römischen kayser khomme, ich wiße mich zu erinneren, als ihr ksl. Mt. auf leztem ungarischen landtag zu Prespurg wahren und damahlen auch dahin khame, mit einem capuggi bassa, der Alii cziaus , welche fürgeben, sye hetten schreiben vom türckhischen kayser, seyen sye zwar vorkhommen, aber die unwahrheit, daß vom sultan kheines, sondern nur vom Murtesa bassa schreiben verhanden gewesen, habe man empfundten.

Wann der Murtesa zum andertenmahl geschickt hette, währe es nit mehr also angangen. Es schikhe sich beßer man procedire mit offenem herzen und erzaige den großmächtigisten kayßern den gebührenden respect, werde der vezier seinem capuggi anbefehlen, daß er oben an gehörigen orthen offenherzig procedire, und mit ehrentbiettigkeit umb audienz bey ihrer ksl. Mt. anhalten solle, zweifle mir nicht, daß man ihne vorlaßen und gnädigist anhören werde, sonderlich, weillen von dem herrn vezier ich sovil gueths hinauf schreibe, anderer gestalt die röm. ksl. Mt. so wenig alß der türckhische kayser ihro nicht vorschreiben laßen, wie sye sich gegen einem oder anderen verhalten sollen.

Der Diez wird von mir auß Ofen zuruckh, mit bißhero beschehener verrichtung geschickt. Welches alles EKM ietztbeschribenermaßen ich durch dero hoffcammerdiener, Iohann Dietzen, unterm dato des 21. Ianuari unndt thails durch den richter von Alt Offen, den 17. eiusdem underthenigist schrifftlich berichtet und darauf von Ofen mein rayß continuiret Mein abraiß von Ofen., umb willen aber khurz zuvor die Thonau zu Schancurteran und umbligenen orthen dergestalten sich ergoßen Umbweg wegen außgegoßener Thonau., das ganze han und palanckhen im waßer und eyß gestandten, also die ordinari straß nit zu raisen geweßen, hab ich auf etlich tag einen ungewohnlichen umbweg nemmen müessen und darbey sehr schlechte quartier angetroffen, dan ich sambt allen den meinigen undterschiedliche mahl undter die erde einlosiert wurde.

Mein ankhunfft nach Griechisch Weissenburg und statlicher empfang von selbigem caimecam . Den ersten Februar wahre ich zu Griechisch Weißenburg ankhommen, daselbst mich der caymecam , des internuntii Hassan aga brueder, neben einer anzahl ianitscharen gleich am ufer der Sava sehr stattlich und freündtlich empfangen und durch die statt (alda zu beeden seithen die soldatesca von etlich und zwanzig fliegenden fahnen in gueter ordnung mit allerhandt schönen türckhischen rüstungen gezierter gestandten) biß in mein zugerich tes losament auffs zierlichst außgebuzten pferdten beglaittet.

Dißen caimecam hab ich zway mahl zu mir geladen, welcher daß lezte mahl so redlich beschaidt gethan, das, als er zu abendts an der einen seithen auf das pferdt steigen wollen, auf der anderen widerumb hinundter gesunckhen, derowegen ich ihne in meiner carozza habe müeßen laßen heimbführen.

Denen Türcken explicierte ich auß einem von ihnen selbst herfürgebrachten buech, den terminum semel pro semper. Bey wehrender mahlzeit khame es under andern discursen auf die capitulationen und geschloßene fridenstractaten, erwehnter caimeccam ließe ein türckhisches buech herfürbringen, warauß ich selbst gelesen und sonderlich den terminum semel pro semper explicirt, darob sich die Türckhen verwundert und es kheiner widersprechen khönnen, dises buech hat endtlich ein alter Türckh, so mit beygeseßen, vertuscht.

Von wannen auß und durch was gelegenheit EKM ich zugeschriben habe. Von disem orth auß hab ich sub dato den 5. Februari hiervon EKM, wie nit weniger auß Sophia, Tartarbasur, Philipopoli, Adrianopl unnd Constantinopl, theils durch die geheimbe correspondenz, theils durch abraißende türckhische corrieri, theils über Ragusa und Venedig, theils durch Moldau und Sibenbürgen aller underthenigst die damahls spargierte zeittungen avisiert, weilen aber der status und die coniuncturen sich inzwischen verändert, halte ich ein überfluß zu sein deren inhalt dieß orths zu widerhollen, insonderheit weiln dise angezogene schreiben alle, sovil mir wißendt, zu recht eingelifert worden seindt.

Continuation meiner raiß und glickhliche passierung über den fluß Marava. Von Griechisch Weißenburg sezte ich meinen weeg den 6. dits weiters forth und passierte den 10. damahls zugefrornen fluß Murava, ob schon mit höchster gefahr, iedoch (Gott seye lob) glickhlich und nicht ohne sonderbare unnsere aller verwunderung, dan theils orthen das eyß, warüber menschen, viech und geladene wägen in so großer anzahl gehen müeßen, khaum zwey oder drey finger dickh gewesen.

Ich mueste wegen dieffen schnee still ligen. Den 12. khame ich auf Nissa, alda ich wegen eingefallenen dieffen schneewetter zween tag lang still ligen müeßen, biß daß durch die bauren der weeg in etwas gebahnt wurde. Warauff ich den 18. Sophia erraicht, Wie mich die Türcken aller orthen empfangen. und daselbst von dem caimeccam und Messelin Achmet aga , so hiebevor mit dem herrn Istenzki zu Regenspurg gewesen, ein viertl meil vor der statt freündtlich empfangen und biß in mein quartier geführt worden, wie dan gleichfahls in allen anderen stätten und pallanckhen von Ofen auß biß nacher Constantinopl, iederzeit die darinn gelegene besazung entweder zu pferdt oder zu fueß, mit fliegenden fahnen mir ein veldtwegs entgegen khommen unnd so weit für dasselbige orth oder biß zum logiament mich beglaittet hat.

Ankhunfft nach Sophia. Zu besagten Sophia raisete ich den 22. hinwegg unnd langte den lezten Februarius wegen aller orths sehr angeloffenen schneewaßers, mit gröster müheseeligkeit zu Harmanli an, allwo ich ernenter ursach willen still ligen müeßen, biß das waßer in etwas sich gesezt hatte.

Nach Adrianopl. Darauf ich den 3. Martii zu Adrianopl von etlichen vornemmen Türckhen ein vierthl meil wegs vor der statt wohl empfangen und abermahlen stattlich einbeglaitet worden. Den 4. allda still gelegen, weillen dan gleich zu meiner ankhunfft auch der ambasciator von Ragusa , so der Porten den iährlichen tribut abgelegt, in zuruckhraißen daselbst angelangt, alß hat er mich nit allein alßbaldt durch die seinigen hofflich empfangen, sondern des tags hernach selbst in meinem losament besuecht, deme ich durch die meinige widerumben hingegen visitiren und per Via di Venetia an EKM etc. mein allerunderthenigistes schreiben recommendiren laßen.

Durch den Panioto ließe ich dem groß vezier mein hinzunahen nacher Constantinopl andeüten. Ich schickhte von dannen voran den Ioann Grillo (welcher khurz vor meiner abraiß wegen greiffenklauischer interessierung alhero nacher Wienn khommen) und schribe dem dragoman Paniotti, er wolle dem vizier, neben freündlicher salutation, mein alberait würckhliches zunahen andeütten, mir alß einem alten gueten freündt, in bedenckhen, daß ich so lange iahr meine residenz allezeit am meer vollbracht und disen luft meiner gesundheit sehr dienstlich befundten, für mich und meine comitiva widerumb der endten ein bequemes losament außwürckhen, volgendts aber umb daß ich mich mit ihme in gewißen sachen etwas umbständtlichers unterreden thatte, Der Paniot bringt für mich beym großvezier , ein schön und lustiges losament am meer zuwegen. ein par tagraiß von Constantinopl entgegen khommen, welches dann alles beschehen und bemelter dragoman , nit allein nach meinem begehren alsobalden ein schönes quartier erlangt, sondern wegen gueter zeittung, meines nunmehr glickhlichen ankhommens nebn gedachtem Grillo, vom vizier, ieder ein cafftan erhalten.

In zwischen khame ich den 10. auf Silivrea und den 11. auf Ponte Grande, Der Paniot kombt mir sambt denen sprachknaben entgegen. allwo undterwegs mir besagte zween Paniotto und Grillo sambt dern sprachknaben entgegen khommen. Den dragoman ließe ich mit meinem von Ofen zugegebenen commissario gewißer verrichtung halber des tags hernach widerumb zuruckh reitten, und ich gelangte den 12. auf Ponte Piccolo, da wahre mir den 13. und 14. stillzuligen verwilliget und zum einritt der 15. bestimmet. Statlich und ansehenlicher empfang zu Constantinopl. Inmaßen ich dan disen tag ungefähr ein stundt von der statt eben von obgedachtem meinem commissario, so von Ponte Grande (wie vermeldt) voran geritten, neben etlichen vornemmen andern Türckhen und alten gueten freündten höfflich empfangen, und auf einem wohlgezierten ksl. pferdt in beglaittung 60 oder mehr cziausen mit gueter ordnung, biß in mein am meer ligendes loßament zu Pallata außer der statt ansehenlich introducirt worden, welches mir dan zu absonderlichem wohlgefallen beschehen, aldieweillen die andern pottschaffter aigentlich im Han und anderwerths niemahlen logiert werden.

Alle christliche repraesentanten an der Porten haben mich auf daß freündlichist empfangen. Alle christliche repraesentanten und anweßende pottschaffter haben mich durch ihre secretarios höfflich complementiren, der holländische resident zwar ein halbe meil wegs vor der statt begegnen, der venetianische bailo gleich zu meiner ankhunfft in dem losament, der franzößisch und engelländische ambasciator aber des tags hernach, nechst allerseiths gueten offerten und erfreuung niemer glückhlichen ankhunfft mich freündlich begrüeßen, welches ebenmeßig der sibenbürgische resident in proria persona gethan denen allen ich durch meinen secretarium, den doctorem Mezger, solche ehr widerumb erstatten, und die gegebene visita restituiren laßen, allermaßen dan auch den 26. dito gegen dem griechischen patriarchen beschehen, in deßen nahmen ich mit sonderbarer höflichen manier durch zween seiner vornembsten metropoliten des tags zuvor bin begrüest und empfangen worden.

Erste audienz beym vorigen vezier . Den 24. Martii hatte ich die erste audienz beym groß vezier , übergabe EKM etc. allergnedigstes creditiv, legte die gehörige curialien ab und ersuechte ihne umb audienz beym sultan, welcher sich allerseits ganz freündlich erzaiget, ließe zwey mahl scherbet bringen zweymahl profumieren alle mit roßenwaßer besprizen und 14 cafftan außtheillen. Dergestalt endete sich die erste audienz, waraus sich aber in genere nichts anders, dann des veziers guete intention verspühren laßen.

Den 30. Martii wahre ich zur audienz des sultans gerueffen, verfiegte mich hierüber sambt meiner comitiva mit einbeglaittung etlicher cziausen und meines von Ofen gegebenen commissarii in bester ordnung nach dem ksl. seraglio, gleich durch die andere Porten, allwo ich vom pferdt abgestigen, saße der zur rechten der ianitschar aga (nunmehr groß vezier ) und hernach die von ihme dependirende capitani und cziorbassi, nebens ungefehr 6.000 ianitscharen, welcher mir zu sonderlicher ehr von seinem siz aufgestandten, zwey oder drey schritt herfür getretten und mit gelegter handt auf die brust gar höflich die gegen reverenz gethan. Auf der linckhen saßen die vornemmen officier und capitani der spahi, welche ingleichem aufgestandten, und sich mit sonderlicher ehrerbietung gegen mir genaigt haben, volgents khamen mir 20 oder 30 schritt entgegen zween deß großtürckhen cubicularii, empfiengen und führten mich in divan, allwo der groß vezier sambt den andern vezieren, cadileskier und vilen Türckhen in schöner ordnung geseßen. Ich naigte mich zwar allerseiths gar ehrentbietig den groß vezier aber und die anderen vezier, auch cadileskier, salutirte ich mit sonderlicher reverenz und umbfienge sie auf türckhische manier, an welcher action die Türckhen ein particular wohlgefallen getragen. Der vezier ließe mich gleich neben seiner all.° in contra nidersizen unnd sprachte mit mir gar freündtlich, inmittlst wahren vier taflen zuberait. Ich zwar neben dem Chinan bassa allein mit dem groß vezier , der Reniger aber und mein stieffsohn Vischer mit den vier vornemberen vezieren, etlich andere auß meiner comitiva, mit denen andern principalioren von ungefehr 18 oder 20 speysen, sowohl (weilen es in der fasten) von visch alß fleisch, nebens scherbet tractirt worden, wie ich verstandten, hat sich undter wehrender mahlzeit der sultan zweifels ohne in beysein seiner großmuetter, der alten valida, und anderen frauenzimmers über mich in einem vergütterten fenster befundten.

Nach vollendter mahlzeit tratte ich in den divan ge gen der dritten porten, müeste alda etwas verharren, biß die vezier zum sultan fürüber passiert und inmittels bey 16 cafftan außgethailt wurden. Endtlichen khamen die capuggi, nahmen und führten mich bey den armen sambt vier der meinigen und beeden dolmatschen, Ioann Baptista Corell und Panioto, durch die dritte Porten (allwo beraiths die praesenten gestandten) für den sultan, legten nacheinander die gebührende reverenz nider, übergabe EKM allergnedigstes credentional und brachte mein khleine sermon hiebey sub n.° 1 in teütscher sprach vor, welche ich vorhero dem dragoman, Iohann Baptista, in Italiano zugestelt und auch durch ihne verdollmatschen laßen, warbey aber denen anderen zu verbleiben nit verstattet worden, sondern sich alsobald widerumb hinauß verfüegen müeßen.

Der sultan ist ein iunger herr, ungefehr bey acht iahren, von der physiognomia etwas braunlecht und gravitetisch, inmaßen dan die Türckhen von seiner riuscita große concept machen, saße mit halben leib gegen mir auf einem reich gestickhten küß, zur rechten allernechst an ihme stuende der groß vezier , gegen über, iedoch wohl abwerths vor dem eingang, die vier vornemberen ve zier, solcher gestalt endete sich ohne weiters reden dise audienz unnd hatten mich die capuggi bey dennen armen widerumb hinauß geführt.

Alß ich wider zu pferdt geseßen, müeste ich dem alten gebrauch nach vor der lezten porten des seraglio etwas halten und verziehen, biß die zu disem actu versamblete hoffstatt, sowohl von ianitscharen, die in einer grossen menge und confusion herauß geloffen, alß von andern vornemben Türckhen fürüber passiert und ist vast alles waß einem großen pottschaffter pflegt erwisen zu werden, observiert worden.

Gleich wie nun auß villen umbständten zu schließen wahr, daß meine ankhunfft denen Turckhen angenemb, also ist sie auch zu EKM etc. vorträglichkeit theils hoch vonnöthen gewesen, dann der venedische bailo , in ansehen daß EKM etc. ohne diß kheinen ministrum an der Porten gehabt, auch den dragoman,Panioto (welcher sonst ein gueter mensch), zimblich an sich gezogen, und wegen greiffenclauischer interessirung zu einer raiß nacher Wienn persuadiren wollen, damit der Porten genuegsamb vorzubilden, daß EKM nit allein ins khünfftig kheinen ministrum daselbst zu halten gesinnt, sondern auch diesen con bel modo abgefordert, in mainung under diesem praetext in EM negotien sich desto beßer zu ingerirn, und dieselbe der Republica zum vortheil, EKM aber zweifels ohne zu mercklichem nachdenken zu practicirn gestaltsam " "er dan meine venuta nit für angenohmen gehalten und mit occasion, da ich ihm die österliche feirtag wunschen laßen, gegen dem dolmatsch Iohan Baptista sich beklagt, wie daß die christliche potentaten wider einen so machtigen feindt, der Republica nit allein einige hilff nit laisten, sondern mit deme mehr und neue freundtschaft suchen, und wie ich dieser tagen so pompos eingeritten etc.

Continuation des discurs wegen des bailo . Item Venedig und Candia wegen interposition zum selbigen friden. Mit dieser feyrtäglichen gelegenheit liesse ich den bailo andeuten, daß vor wenig tagen ein vornehmer türckischer minister, eben ietzernente dolmatsch befragt, ob ich nit im befelch, wegen der Venediger etwaß zu tractirn, man stünde albereit in tractaten und hofnung des fridens. Erwarte auch täglich der Republica erklehrung auf daß ihrige so durch einen courier iungst seye fortgschickt worden, zwar offerirte die Republica einen tribute, und ieder theil sol behalten waß er in wehrendem krieg erworben, aber in Candia wurden schwärlich under den wölffen die schaff sicher sein, ob ich deßwegen keine commission habe, daß ich solte bey denn Venedigern wegen abtrettung der insul Candia cooperirn, widriges falß, wan selbige mit gewalt erobert, man gewiß weiters greiffen wurde. Uber welches der bailo seinen secretatium zu mir geschickt, der avisen sich höchlich bedanckt, inständig ersuchendt, umb daß in der Republica mit denn Tusiten ietz versirenden krieg und so gefehrlicher sach ich daß beste thun und mich interponirn wolle, zweifle nit mein experienz und guter credit, bevordrist EKM hohe authoritet werde der Republica einen reputirlichen friden zu wegen bringen.

Ich bedankte mich des guten anvertrauens und gabe dem secretario hingegen zu verstehen, daß der bailo der Republica schreiben, und darob sein solle, damit dieselbe die röm. ksl. Mt. kräfftig ersuche und wohl informire, wie und waß gestalt ich ihnen hierinnen dienen könte, wan ich deßhalben absonderlich von der röm. ksl. Mt. unsefernern allergnedigsten befelch empfange, werde ich alsdan an meinem eußeristen vermögen nichts ermanglen laßen und underdeßen, waß von der Türcken vorhaben ich erfahren werde, ihne, herrn bailo , allzeit in confidenz zu mehrerer vorsorg avisirn wolle. Villeicht mögte ich auß dieser meiner würcklichen raiß und internuntiatur zu meiner zuruckkunfft bey ihrer ksl. Mt. die Republic auch etwaß nutzliches entspringen.

Nicht lang hernach schickte mehrgenannter bailo widerumb zu mir, vor gebendt es habe ihm der ambassador am ksl. hoff geschriben, ich hette von EKM allergnedigsten austruckentlichen befelch für die Republica mich zu interponirn, batte so dan, ich wolte an meiner möglichkeit nichts erwinden laßen. Ich stellete mich zwar zu verhütung offentlicher feindschaft, alß wan etwaß darahn wäre, blibe aber auff vorigem tenor, daß man nemblich EKM vorhero wohl informirn, wie und waß gestalt ich der Republica dienen und in dero sach mich einlegen könte, villeicht mitler zeit beßer coniuncturn sich eraignen und die Turcken zu meer wenig effectuirn mögten.

Ankunfft so deß siebenburger botschaffters . Eben diesen tag seint die siebenburgische bottschaffter mit zwey iährigem tribut ankommen, alß aber der vezier verstanden, daß sie nur für ein iahr 10.000 und in allem 20.000 ducaten mit vorigen presenten so wohl für den sultan, alß den vezier gebracht, wolte er von ihnen nichts hören, begerte mehrers present und wegen Caschau größern tribut, mit fernerem vermelden, er wolle wißen, wie es mit Caschau stehe, warauff der agent geantwortet, daß wegen Caschau die bottschaffter in gehaimb reden werden, wie ich hernach erfahren, haben sie vorgeben, EKM hetten Caschau und alle die gespanschafften zuruck genohmen, verhoffen aber solche in kurtzem wiederumb zu haben, sonsten ist ihnen anfangs gantz kein ehr widerfahren, sondern so gar darauff gestanden und getrohet worden, daß, wan sie den alten tribut, id est iährlich 15.000 ducaten, nit erlegen wurden, sie unverrichter sachen zuruck müßen und ihnen ein anderer fürst eingesetzt werden solle.

Waruber sie mit harter mühe solches ihrem fürsten zu avisirn ein corrier ausgewirkt, welcher dan die ubrige 10.000 ducaten geschickt, also daß, obgleich seine bottschaffter den ersten Iunii diesen zwey iahr lang außständigen tribut Mußen iährigen tribut erlegen. 30.000 ducaten in offentlichen divan erlegt, bey dem sultan audienz gehabt und für den Ragozy die confirmation erhalten. Mehrgedachte diese bottschaffter , unahngesehen sie sich gegen mir gantz freundtlich und cortesisch erklehrt, seint sie doch, ohne daß sie mich in persohn visitirt, von mir urlaub genohmen oder ein brieffl mit zunehmen eintziges worth gesagt, wiederumb abgeraist Spargirn wider EKM ungerimbte zeitungen. so waiß ich auch auß langer erfahrenheit, und wurde mir von anderwerts hernach gesagt, daß eben sie an der Porthen wider EKM ungerimbte zeitungen spargirt, unlängst hätten sie vorgeben EM hetten den friden von dero feinden umb viel millionen erkaufft, bey welchen die Porten, wan sie es recht ahngriffen, auch ein guten theil haben können. Balt darauff, inmaßen sie es mir selbst in vertrauen andeuten laßen, gaben sie vor, der teutschen fridt könte wegen viel und großer praetensionen der Schweden keinen fortgang gewinnen, sondern müße nothwendig zuruck gehen.

Erste privat audienz beim vorigen vezier . Den 13. Aprilis wahre ich zur ersten privat audienz beym groß vezier geritten, vorhabens in EKM hochwichtigen negotien einen anfang zu machen und daß contentum meiner commission desto mehrers zu eröffnen, da ist gleich daß verbottene gifft, welches ich alzeit besorgte, die bewuste gelt summa herfurgebrochen, mit vorgab, man werde ihrer seits alles waß zu einem rechten friden gehörig praestirn, es währen aber alte sachen, die noch nit verglichen und an ihr orth kommen. Ich gabe zur antwort, man wiße von nichten und laßen ihr Mt. ihro solches gar frembt sein, daß wider so theure zwischen denn großmächtigsten kaisern auffgerichten und mit äidtschwuhr corroborirten capitulationen (alles in möglichster kurtze von zeit zu zeit demonstrirendt) so unbillig unfundirte und neue begern movirt werden, waruber er sich villeicht alzuwenig in formirt, hierinnen nit weiter eingelaßen, sondern auff ein berahtschlagung mit dem muffti und cadileskiern beruffen.

Ich recommendirte die sach auch dem muffti . Damit ich aber hierinnen keine zeit verlierte, schickte ich noch selbigen tag zu dem mufti, und ließe ihm dieser materi seriem, so viel iuramenta, hin und wider geschickte legationen hernach beschehenen tractaten warinnen niemalß nichts dergleichen gedacht werden, bestens zu gemüht führen, welcher aber ebenmäßig keine informacion gehabt und zur begebenheit sich alles guts anerbotten. Ob nun kein zweifel, sie werden dernthalben die köpff zusamen gestoßen und sich under einander rahts erhohlt haben, Ich ubergib mein anbringen auf des groß veziers begern schrifftlich. liesse mir der vezier nichts destoweniger durch den Sulfficar aga den 17. Aprilis andeuten, ich solte den inhalt meines anbringens schrifftlich einraichen, welches ich dan auch sub n.° 11 neben der verdolmetschung durch beede dragomanen ohne meldung N.° 11.obberuheter praetension ubergeben laßen. Eben diesen tag hat der Söckel Moyses, welcher viel iahr hero bey denn sieben thürmen verarrestirt, zu mir geschickt, mich freuntlich salutirn, empfangen und neben wunschung, daß er mir waß dienen könte, alles liebs offerirn laßen, sich beklagendt, daß er sich noch in seinem vorigen arrest befinde, wolte allein so glückseelich und deßen einmahl liberirt sein, EKM solten in Siebenburgen an ihm gewiß einen treuern diener, alß ahn dem Ragozn haben. Ich bedanckte mich neben mehrern gegen complimenten gar hoch dieser großen ehr und guten offerten, fragte ob dan keine gute freundt vorhanden und kein hoffnung, daß er deß arrests balt entlaßen mögte werden, mir wahr geantwortet, ihr fürst wiße nichts aigentlichs, seine gute freundt wahren alle gestorben.

Ursach warumb der bailo in schwartzen thurm gelegt. vor Von Sophia hatte ich EKM durch die geheime correspondenz sub dato den 22. Februarii allerunderthenigst geschriben, daß gleich in meinem dahsein ein venetianischer dolmätsch mit einem chiausen nach Venedig marchirt. Etliche vermainten damalß es wehre auf ein fridens tractation angesehen, in effectu aber befande es sich, daß die Türcken zu wißen begehrt, ob die Venediger Candia cedirn wollen oder nit?

Dieser chiaus ist den 27. Aprilis wieder zuruck kommen, hat zwar ahn die Porthen brieff gebracht, aber keines cathegorischen inhalts, und welche sich allein auf mehrere relation deß bailo beruffeten, gabe auch vor, die Venediger hetten ihme ihren schatz und einen großen vorraht von kriegspraeparatorien gezaigt, anzudeuten daß sie des kriegs noch nit muedt und kaum recht ahngefangen.

Der bailo hat audientz beym groß vezier . Alß nun der bailo des tags hernach zu dem vezier kommen und ihme im nahmen seiner Republica entdeckt, wie daß dieselbe zwar einen bestendigen friden einzugehen und solchen, wie vorhero also noch verbindtlich zu halten, allezeit willig sein, man müste aber Canea, Rettimo und andere abgenohmene orth wiederumb abtretten und ihnen Candia völlig cedirn, widrigen fals sie keinen friden verlangeten, sondern allem feindtlichen widerstandt zu begegnen entsinnet wehren. Warauf der vezier gesagt: “So habt ihr nuhn bißhero mit der Porthen also falsch gehandlet, von einer zeit zur andern also vertröstung geben, alß ob man sich accommodirn wolle nur zu diesem ende, damit man unß und unsere macht suspendirte.” Ließe hieruber ihme, bailo , mitsambt seinem dragoman und bey sich habende familia vituperosamente durch die schergen ergreiffen, nebenß albereits vor augen stehenden prüglen, eben alda in ein abscheuliche malefizische gefängnuß werffen, Der bailo wirdt sambt denn seinigen in den schwartzen thurm geführt. balt hernach mit einem barbarischen geschrey widerumb herauß ziehen, ihne bailo zwar und den principal dragoman Antonio Grillo ledig, den Ballerino aber, der Republica secretarium, so ungefehr vor einem iahr gute coniuncturn zu machen an die Porten geschickt worden, welchen der vezier vom fenster, alß er ihn ohne bandt gesehen, bey seinen kläidern describirt, gleich denn andern eisene ring an den halß schließen, und also aneinander gehangendt spöttlich zu fuß durch Constantinopel biß ahn daß meer und folgendts in den schwartzen thurm führn laßen. Der capellan und andere mehr, so zu hauß verbliben, seindt ebenmäßig balt darauff gefänglich ergriffen und in banden zu ihrn herrn gelegt worden, nit allein des bailo , sondern auch des Grillo loßament hat man, ungeacht seiner weib und kindt, so gar vom kuchl geschier spoliert, volgendts gesperrt und verpetschiert, zwo, deß Grillo sclavinen, vor den vezier geführt, die eine widerumb entlaßen, die andere aber pro examine und etwan verborgenes geldt zu erforschen, auf etlich tag hinderhalten.

Hierauf wahr gleich aller orthen (wo venetianische commercien) ordre gegeben, das man alle die khauffleüth in verhafft nehmen und ihre güetter confisciren solle, warüber sich dan auch zu Galata vill verkrochen und sonderlich bey dem französischen ambassador, allwo auch des bailo secretarius verborgen, sich in gehaimb aufgehalten. Der bailo , ob man schon anfänglich seiner mit den bandten verschont, ist doch endtlich auf etliche tag eingeschloßen und von der obern gefängkhnuß in ein übel und finsteres orth gelegt worden. Venetianische dragoman Grillo wirdt stranguliert. Den Grillo rueffete man in der nacht allein hinunter, alß ob er zum vezier solte, wurde aber in der still grausamblich stranguliert, hinauß auf daß veldt geworffen, und sovil daß er nit gahr bloß gelegen, mit etwas wenig erden bedeckht.

Weillen nun diser actus in die länge nicht verhalten khunte werden, spargierten die Türckhen, er wehre die stiegen eingefallen und wolte der vezier auf kheine weiß leid, das man sagte, er, Grillo, seye dergestalt hingerichtet worden. Sintemahl es nunmehr geschehen und das leben unwiderbringlich, hatten die befreundten ihme die lezte ehr zuthuen, und gebührendt zu conduciren, den cörper auf intercession des französischen pottschaffters widerumb außgegraben, und ließe mich die hindterlaßene wittib beweglichist bitten, ich wolle bey dem vezier intercediren, daß ihr auffs wenigist auß dem hauß sovil ervolgt wurde, damit sie den leichnamb bedeckhen und ehrlich zur erden bestatten möchte. Ich thätte mich hingegen nechst höchster condolenz entschuldigen, es wurde zwar an meiner persohn nichts erwindten, ihr nicht allein hierinnen, sondern etwa in mehreren zu gratificiren, weilen ich aber vor nechst khünfftiger audienz mit dem vezier selbst zureden kheine gelegenheit, und beede dragoman , als türckhische underthanen, ob dißem actu so sehr erschrockhen, daß ihrer kheiner khein wortt zu sagen getraut, alß seye es mir laid, daß ich ihrem begehren nicht willfahren khönne. Wüste ich aber durch einen anderen gueten freündt etwas nuzliches außzuwürckhen, wolle ich es gewiß nit underlaßen.

Discurs von dißem strangulierten Cyrillo. Hier müeste ich mich erinderen deßen, waß vor iahren mit dem armen patriarchen Cyrillo de Verria (allermaßen EKM auß meinen allerundterthenigisten hiebevor eingeraichten relationen allergnedigste wißenschaft tragen), V einem mann der sich mit dem römischen stuel sowohl verstandten, vorüber geloffen, dan eben diser Cyrillo (Gott verzeihe es ihn) wegen eines schlechten privat interesse ein sonderliches aufnemmen, so durch ieztermelten patriarchen der christlich catholischen kirchen in dißen landten erwachsen khönnen, hinderstellig gemacht, ihne auf daß eüßeriste verfolgen, vom patriarchatu in diße gefängkhnuß, auch endtlich umb daß leben bringen helffen. Ich habe offt propheceiet, er werde desthalben khein guettes endt nemmen, nun ist es geschehen. bis

Ein gesandter vom könig in Usbeck, hat beim sultan audienz. Den 29. April hat ein abgesandter von dem könig in Us beck bey dem sultan audienz gehabt, und für den könig, wider deßen selbst aigenen sohn, umb schuz unnd protection angerueffen.

Diser könig, nach deme er von seinem älteren sohn des königreichs beraubt und sambt dem iüngeren ins ellendt verstoßen, Seine werbung und anbringen. nahme sein zuflucht zu dem könig auß Persien, batte umb gnad und trateniment, welches ihme dan auß höchster compassion ervolgt, und alßbalden ein gebuhrende auffenthaltung verschafft worden, es wolte aber der undanckhbare sohn bey diser gottlosigkeit nit beruhen, sondern importunirete den könig in Persien immerzue, er wolle ihm seinen brueder todt oder lebendig schickhen und den vatter nit verrer im landt gedulden, warüber der vatter obberührten gesandten zu dem sultan umb schuz und protection geschickt, nit daß er widerumb zu seinem königreich verlangete, sondern allein dises, so er aniezo per favorem hatte, mit ruhe gemeßen khöndte, inmaßen dan der sultan an dißen ungehorsamben sohn ein schreiben mit betrohung abgeordnet, und an den könig in Persien zu des alten königs unnd seines iüngeren sohns mehreren trost, eine recommendation ertheilt.

Die türckische schiffarmada fahrt zu Constantinopl nach Candia ab. Den ersten Maii ist die türckhische schiffarmada, welche über 120 galeren hatte starckh sein sollen, und von welcher die Türckhen ein solches geschrey gehabt, ihre eüßeriste mittl intendiert, also daß, wo ich nur durchgeraist, wegen dises kriegs iammer, ellendt und noth, auch vill dörffer öedt und lähr gefundten, allein mit 60 galern, 8 maonen, und 3 galeonen von ungefehr 5.000 oder 6.000 ianitscharn abgefahren, zu deren glickhlichen progress in einer campagna die tag hernach ein allgemein offentliches gebett angestelt worden, so biß zu widerkhunfft wochentlich zweymahl continuiert solle werden.

Muethwillen der türckhischen militiae. Dise militia hatte eine zeit vor dem aufbruch großen übermueth, hoffart und insolenz verübt, nit allein Christen und Iuden, wo sie einem begegnet schmächlich tractirt, sondern so gar den fürnemben Türckhen selbst nicht verschont, und ihnen die fenster eingeworffen, wie sie dann einen armen dervis , die bey ihnen wie die einsidler und für heylig gehalten, auß lautter muthwillen erschlagen, und eine vornemme Türckhin, so mit etlichen ihren sclavinen auß dem bad gegangen, salv. rev. offentlich geschändet, in ansehung aller spoliert, außgezogen, und also gehen laßen, welches ein alter erlebter Türckh, so disem vitu perio gegenwertig, dem dollmatsch Iohan Baptista mit überloffenen augen erzehlt. Disen und dergleichen importuniteten dörffe sich niemandt widersezen, dan gleich under den ianitscharn ein auflauff und mehrers übel entstehen mögen.

Die Venediger haben den ganzen winter bey Dardanelli vor der bocca mit etlich und 20 galeonen gehalten, niemandts auß oder eingelaßen, Venedische galeonen weichen von Dardanelli. und obgedachter schiffflotta den paß zuschließen vermaint, da sye aber ankhommen, seindt dise venedische galionen alsobalden gewichen, also daß die türckhische armada sicher durchpassiert, welches under denen Türckhen ein große freudt und zum theil wohl auch ein zimbliche hoffart verursacht, wie sie dan dem ienigen solackhen , so die zeittung gebracht, den 8. Maii in offentlichen divan einen cafftan angelegt und nicht anderst vermaint, das spihl seye gewunnen und Candia nunmehr gänzlich erobert.

Der bailo wirdt im schwarz thurm kranckh. Alß der bailo in dem schwarzen thurm etwas erkranckt, ist ihme auf intercession des französischen gesandten der doctor Scockardi zuegelaßen, und damit daß palatium interim nit lähr stuende, auch denen andern in der gefängknus die alimenta verschafft worden. Der capellan und der ragionato , ein dragoman, widerumb auf freyen fueß gestelt worden und ließe der bailo mich durch iezgemelten doctorn zum höchsten bitten, Ersuecht mich einen corrier mit seinen schreiben fortzuschickhen. ich wolle eylendts mit seinem schreiben einen corrier alhero nacher Wienn abfertigen.

Ob ich zwar nit allein dießen gueten cavallier nach seinem begehren alsobalden favorisieren, sondern meine selbst aigene schreiben gehrn expediern wolte, wahr doch von dem vezier , welcher die posten ganz reformiert, ohne wichtige ursach khein post noch erlaubnus zu erhalten, ohne einen Türckhen der mit ritte, khönte der meinigen kheiner forth ohne suspicion, daß was anderst darundter steckhte, dörffe ich auch nit zu starckh darauf tringen, müeste also dexterisieren und thuen, waß sich ohne praeiudicio in des herrn bailo diensten thuen ließe.

Der vorige großvezier last mich einen ksl. lustgarten durch einen vornemmen aga gastiren, mein intention desto beßer zu penetriren. Wiewohl der großvezier, Mehemet bassa , gleich in der ersten privat audienz einen anwurff wegen der gelt praetension gethan, hat er doch auf mein außführliches einreden und opponieren zimblich temporisiert und villeicht, wie die sach in Candia ablauffen möchte, zu mehrer seiner direction, und damit er die saiten hoch oder nider zuspannen wiße, einen außgang erwarten wollen. Es hatte aber noch ein weiteres außsehen, und traumete ihm vihl mehrers von üblen, alß gueten zeitungen, gedachte so dann sich allgemach zuerklären, mich iedoch per tertios vorhero wohl zuergründten, ob er auch dise praetension mit einen fundament exaggeriren könte, stellte es bell modo an, daß mich ein vornember alter Türckh nahmens Bogug Mustaffa aga , ein mann von großen credit, mit deme ich noch zur zeith meiner residenz große freindtschafft gehabt undt deme ich neben mehrer vertröstung ein schön regal gethan, neben dem Sulficar und Hassan aga dem 18. Maii in einen deß türckischen kaysers schönen lustgarten zu gast geladen, allwo vor undt nach der taffel in diser materi so umb ständliche discurs fürüber gangen, undt ich ihnen dise unbilliche praetension dergestaldt zu gemüeth gezogen, daß, nach dem sie es dem vesier referirt, er allgemach zu caliren angefangen.

Der groß vesier Mehemet wirdt abgesezt undt warumb. Dem 19. darauff, da die sach villeicht erörtert währe worden, und ich gleich aufsizen undt zur audienz sollen, kame mir post, daß gestern gahr spath zeitung eingelangt, ihr schiff armada seye von denen Venetianern geschlagen und der resto übl zuegerichter in dem Porto zu Foccia eingeschloßen. Der capitan bassa lamentirte wegen schlechter disposition undt außmontirung wider den groß vesier , dahero diser eylendts zu dem sultan in daß seraglio und seye zu besorgen, er möchte villeicht nit mehr nacher hauß kommen, stehet auch kaum ein stundt an, kame ein andere post, Der ianitschar aga Murath bassa wirdt großvezier. der vezier, Zerkes Mehemet bassa, seye deß vezirats entsezt, seine güetter, hauß und hoff confiscirt, und an deßen statt der Murath aga , capo der ianitscharn, vezier worden. Etliche wolten ihme, Mehemet bassa, für verlohren und strangulirt halten, mann hat ihn aber auf 5 oder 6 meil von Constantinopl ins exilium geschickt, sein kehaya oder hofmaister, den mann in der flucht erdappt, und in arrest gehalten, solte außsagen, welcher orthen daß geldt hie und wider verborgen lige.

Beschreybung der ietzigen türckischen regierung. Ietzige türckische regierung vast wie ein übl ordinirte aristocratia, und daß es mit disen vesier, Zerkes Mehemet, in die länge kein bestandt haben wurde, habe EKM ich nach meiner ankunfft sonderlich sub dato den 28. Martii undt 30. Aprilis durch den corrier von Ofen allerunterthänigst beschriben, die ossagk agalari und capi der ianitscharn, denen er villeicht geldt geschickt undt auch die ulama, nemblich der muffty , die schrifftgelehrten, ohne deren consilien er nichts vornehmen thätte, erhielten ihne in seinen hohen posto, sonsten wehre mit ihme schon längst ein mutation vorgangen.

Die vornembsten türckischen ministri (ob schon sie sich so vihl ihr barbarische angebohrne natur zu last) höflich und freündtlich erzeigt, fande ich der zeith betrogener und falscher alß nie. Ich bemühete mich auf unterschidliche weiß, sonderlich durch geschanckh denen fridthäßigen ohrenblaßern zu contraminiren und den vesier auf mein concept zubringen, es wolte aber unter disen hungerig und geitzigen wölffen wenig erkleckhen, da daß werckh zum zweckh gelangen, und wie mir der Bogug, so mich in den garten zu gast geladen zu wißen gethan, die prolongation auf seinen bericht von vizier , muffty und allen ulama schon placidirt gewesen, kame ein ganz anderß governo herfür, also daß mein voriges negotiiren undt regaliren umb sonst, nit anderst alß wann ich alles in daß waßer geworffen.

Die vorige regierung, wie obgemeldt, wahre ein corpus von etlichen der fürnembsten und ältisten Türckhen, ohne deren berathschlagung der groß vezier nichts wichtiges vornambe, anietzo wahren dise über so schnelles procediren und unverhoffte absezung deß großveziers ganz erschrockhen, retirirten sich, wolten mit den wichtigen reichsgeschäfften nichts zuthuen haben, sondern den ganzen last dem neuen groß vizier, Murath bassa , welcher allem ansehen nach ein mehrers absoluten, aber meines erachtens alß der vor 7 oder 8 iahren noch ein gemainer ianitschar gewesen, auch weder lesen noch schreiben kann, gleichfahlß nit lang beständigen governo führen möchte überlaßen.

Muethmaßung der alten valida. Mir kombt vor, undt seindt auch andere diser mainung, daß im seraglio die alte valida, dreyer kayser muetter, ein arglistige fürstin, iezt daß ganze werckh dirigiere, durch daß groß vezirat legt sie denen grandesen ein speckh auf die fallen einen nach dem andern zu fangen, und alle die ihrige hinzurichten, welche zu deß sultan Ibrahim tott geholffen. Mit den abgesezten groß vezier ist schon einer hinn, der iezige Murath bassa , welcher den handl angestifft undt der vornehmbste radlführer, wirdt (sorge ich) unversehens auch einmahl darüber und denn andern nachfolgen müßen.

Französischer bottschaffter hat beim neuen groß vezier audienz. Den 25. Maii, alß der französische ambassador bey den ietzigen groß vezier audienz gehabt, wahr ihme vorgehalten, sie hetten nachrichtung, daß bey iungster faction, so zwischen ihnen und denn Venetianern fürüber gangen, auch Franzosen gewesen, welches der ambassador dergestalten verantwortet, es mögte wohl sein, daß Franzosen bey denn Venetianern dienst angenohmen, dan in ihrem landt kein sclaven und ein ieder seine fortuna suchen mag wie er wil, dahero viel Franzosen dem kayser wider Franckreich, und econtra Teutsche wider den kaiser dienen, könte also hierinnen nicht remediirn, warauf der vezier diesen vorschlag gethan, wan die Franzosen mit ihren schiffen denen Türcken zu Candia helffen, wolten sie alßdan denn Franzosen wider Spanien assistirn, und waß sie eroberten under einander theilen. Intercedirt für den bailo , richtet aber nichts. Mit dieser occasion intercedirt der ambassador auch für den bailo, damit er seiner hartn gefängnuß entlaßen und wiederumb auf Galatha in sein logiment transferirt möchte werden. Warauf der vezier geantwortet, er wolle ihn nit länger aufhalten, sondern innerhalb 12 oder 14 tagen mit sambt denn seinigen nacher Venedig schicken. Ob schon dieses so leichtlich nit geschehen wirdt, gefiele es doch dem bailo nit, vermainte seiner Republica beßer und vorträglicher zusein, wan diese ihre hohe geschäfft durch ihm selbst und nit durch den französischen bottschaffter außgeführt und verglichen möchten werden.

Erste audienz beym ietzigen großvezier . Den 27. Maii zu abent wahre ich zur ersten audienz des neuen veziers beruffen, alß ich des andern tags in der fruh erschienen, hatte der vesier wegen eines accidents zur ader gelaßen, ließe mich ganz freündtlich bitten, ich wolle ihms verzeyhen und die conferenz, so ich mit ihme zu haben vermaint, auff ein andermahl differiren, weilen es mir aber bey etlichen zu einen halben affronto gelangen möchte, begehrte ich ganz keine weitleuffigkeit vorzubringen, sondern ihme allein zu aggratuliren undt reverenz zu thuen, wie er mich auch dann hernach vorgelaßen, und mit kurzen accoglienzen ohne gebreüchige ceremonien tractiret.

Diser neue groß vesier bemühete sich unter anderen mittl geldt zu machen, auch die unterhabenden bassa zu reformiren, maßen er dann die bassa zu Esrum , Aleppo , Damasco , Ierusalem undt anderer orthen mehr, abgesezt und andere installirt. Der zu Ofen besorgte sich auch, hatte aber an seinen weib, die eine sultana und bey der alten valida wohl angesehen, eine guete helfferin, die ihme bey dem governo zu Ofen erhalten, wirdt iedoch ohne großes geschenckh nit geschehen sein.

Wider den engelländischen pottschaffter wirdt spargirt, alß ob er denen Türckhen wider Venedig heimblichen vorschub thue. Mann hat lang spargirt, ob solte der engelländische pottschaffter denen Türckhen wider die Venediger volckh und munition zu führen, ungefehr von 18 biß in die 20 engelländische schiff, so zu Smirna und andern meerporten gestanden, zu denen noch mehr auß Aigypten stoßen sollen, umb die bezahlung überlaßen, thailß hielten nichts darvon, dann die schiff capitani gahr zu hohe praetensiones machten, welche die Türckhen nicht eingehen wolten. Endtlichen hielte mann es für gewiß, weilen obgedachter pottschaffter den lezten Maii bey dem groß vesier audienz gehabt, und sambt seinem secretario undt dollmätschen schöne reiche cafftan über komen. Nit allein zu EKM allergnedigsten nachrichtung, sondern auch dem herrn bailo auf sein instendiges ansuechen, hette ich lengst gern eine persohn expedirt und allhero nacher Wienn geschickt, weiß aber nie, daß es mit dem corrieren undt forthsendung der briefen zweifels ohne wegen deß unbestendigen governo und täglichen mutationen so schwehr hergangen alß iezt, die ofnerische agenten unangesehen sie mir etlich mahl versprochen mit ihren corrieren eine persohn durchzulaßen, haben sie doch ihre worth nie gehalten, weilen sie aber den 2. Iunii abermahlen ein expedition gehabt undt dise gelegenheit in gehaim mir angetragen, alß hatte ich mich derselben bedient und in gotteß nahmen den sprachknaben Zemper EKM etc. von ein unndt andern aller unterthänigst zu berichten fortgeschickht.

Den 6. Iunii hatte ich die anderte audienz beym groß vesier , deren verlauf ich in meiner andern relation weithlaufiger deduciern, unndt diß orths allein melts, daß ich mit dieser occasion nicht ungehen kundte (maßen die andere anwesendte bottschaffter albereith gethan) für dem bailo umb entlaßung von seiner harten gefänckhnuß eine vorbitt einzulegen, hatte aber nichts erhalten, dan der vezier wider die Venetianer, uneracht er ihr bester freundt, unndt ihre zekhinin zimblich kennen lehrnen, dannoch so spöttlich geredt, daß er sye ärger alß Iuden, unter welchen kein glauben noch trauen, genendt. Sie währen voller betrog unndt falscheit, auch nit werth, daß mann sich ihrer annehmen oder mit ihnen einzige freindtschafft haben solte.

Ich replicirte, meines befelchs währe nicht mich aigentlich in dero negotien einzumischen, sondern allein, wann ich so wohl für ein alß den andern theil etwas ersprißliches effectuiren könte, alle möglicheit unndt vorschub zu laisten. Bey unß observirte mann diese politicam, wan die potentaten wider ainander krieg führen, werden die repraesentanten nicht länger an dem hof geduldet, sondern also balten licenziert, warauf der vezier geantworttet, mann habe viel des bailo brieff intercepiert, durch welche er alle ihre dissegni verrathe, solte ihm mehrere libertet zugelaßen werden, wurde er in contimenti 30 oder 40 spiranen haben und seine tradimenta mehrer alß vor niemahlen practiciern, seye beßer unndt sicherer, daß er wol verbart bleibe. Auf feindt gehöre kein anders orth, waß aber guette freindt, die werden mit schönen palläst unndt lustigen wohnungen versehen. Für die Republica solte es beßer sein, wann daß werckh in der güette aggiustirt wurde, sye hetten nunmehr in der insul so viel dörffer undt stätt in handten, Candia allein werde sich in die länge nicht halten, sondern auch ergeben müessen, alß dann man gewiß weiter greiffen werde.

Den 8. dito hat ein persianischer abgesandter solenniter audienz gehabt, und nebens andern galanterien auch ein par elephandten praesentirt, welcher noch der sultan Ibrahim begehrt, dieselbe mit goldt und perl ziehren und darauf seine sultaninen auf indianisch aufgebuzt, sizen und reitten wollen lassen.

Wie höflich mich der anwesende französische und engelländische bottschaffter zu meiner ankhunfft durch ihre secretarien empfangen lassen, hab ich mit mehrern oben angezogen, weiln dan die vorigen ksl. internuntii obgedachte bottschaffter in aigner person zu besuechen gepflegt, alß hab ich auch nicht weniger thuen, dieselbe alten gebreuch nach visitiren, und die zu unterschidlichen mahlen eine von ihnen gegebene ehr selbst widerumb erstatten wollen.

Stellete derowegen die erste visitation mit licenz des veziers (welche mir doch zu dem bailo abgeschlagen worden) den 13. Iunii zu dem französischen ambassator an, alwo mir nit allein seine hofstatt ganz ehrentbiethig entgegnet, sondern er selbst bey dem thor, da ich vom pferdt abgestigen, mich auf freundlich empfangen und gleichsamb die obere stell anerbothen, welche ich aber als inferiore in carico nicht acceptirt, bis wir zugleich neben ein ander gangen und in daß audienz zimmer getretten.

Nach abgelegten complementen ware unser erster discurs von den iezigen seltsamben türckhischen governo, warinnen auch er sich nit recht finden khundte. Besorgendt, weil der sultan ein pur lauthers khindt, wegen der ianitschären und spahi unainigkeit noch gröserer zwitracht erwachsen und der iezige vezier nit lang bleiben möchte. Haltet darvor, daß die türckhische macht sehr decliniren im bedenckhung, daß die Venediger wider disen sonst gewaltigen feindt, den krieg allein mit reputation behaupten und des Türckhen schwäche sehen machen, förchte iedoch, daß die Republica in die länge so schwähren kriegs last ohne hilff nit werde ertragen können.

Von Engelland. Von der revolution in Engellandt, daß sie ihren könig durch den scharpfrichter ofentlich hinrichten lassen, und aniezo mit ihren schiffen denen Türckhen wider Venedig dienen, redete er sehr empfindlich.

Wegen des bailo , unndt daß Türckhen mit den bottschafftern, welche bey allen völckhern inviolabiles unndt sancti sein sollen, so barbarisch procediren, wie spöttlich der vezier auch gegen ihme, von dem bailo , unndt der Republica geredt, discurrierte er von ain unndt andern gahr beweglich. Hatte auch von des bailo erledigung schlechte hofnung, von den krieg in Teutschland thätte er auch meldung, wüste aber fundamentaliter von neuen zeittungen nichts zu sagen, allein der consul zu Smirna schreibe, es seye ein marsilianische tartana mit zeittung ahngelangt, daß der frid zwischen Spanien unndt Franckhreich geschlossen. Er erzeigte großes verlangen unndt daß er die fridens ratification baldt zu Constantinopl sehen möchte.

Die revolution in Franckhreich hielte er nunmehr für gestilt, bekhende darneben, daß wann mann nicht so geschwindt darzue gethan, ein großes feur entstanden wahre.

Von des verstorbenen Greiffenclau gehabten improglien redete er mit einen zimblichen scandalo, daß dieser selbst handt angelegt, die mordtthatt begangen, unndt die sach so übl angriffen es habe gewiß keine noth gehabt, dan er erwirgte Spanier Meneses nicht das geringste schaden können.

Unter diesen unndt dergleichen gesprächen brachte mann ein trunckh unndt edtliche schachtl von franzesischen confect, warauff der bottschaffter in einem gläßl stando mit entdeckhten haubt erstlich EKM gesundtheit angefangen, unndt ich alßbalt mit gleichem respect ihme widerumb ein glaßl in gesundtheit des königs in Franckhreich zugebracht. Mit diesem verlauff hab ich entlichen zu beederseiths satisfaction meinen freindtlichen abschied genommen.

Der Hassa aga beklagte sich bey mir, und warumb. Mein commissaries, der Hassan aga , erzeigte nicht geringen disgusto, nach dem er gesehen, daß in meiner anderten audienz bey iezigen groß vizier, Murath bassa, die sach nit nach sein unndt meinen willen außgeschlagen. Maßen er sich dan in vertrauen gegen mir hoch beklagt, daß der Hendan Sade (welcher zu des sultan Murath zeithen mit avisen wegen recuperierung Babylonien zu EKM etc. geschickht unndt stattlich regaliert worden) bey dem vezier so viel vermöcht, unndt seiner tochter mann, einen iungen hervor gekhrochenen hoffertigen Türckhen, die internuntiatur, unndt daß er mit mir heraußgeschickht solte werden außgewürckht, wie weith sich berierter Hassan aga in wehrenden disgusto einstmahl gegen mir heraußgelaßen, unndt den iezigen governo beschriben, wirdt a parte in berührter meiner anderen allerunthertenigsten relation mit mehrerer meldung beschehen.

Anderte audienz und urlaub wegen sultan. Den 15. Iunii, alß mann mir des abents zuvor zu des sultans audienz angesagt, bin ich in aller früe von vielen chiauzen begleidet mit meiner comitiv in daß seraglio geritten.

Bey dem lezten thor, wo die bottschaffter vom pferdt pflegen abzusteigen, empfinge mich mehrgedachter mein commissaries, Hassan aga, ganz freindlich mit dieser zeittung, daß von dem türckhischen kayser nit mehr des Henda Sade tochter mann, sondern er für einen internuntium mit mir hinauß zu raysen restiniert, welches ich in ansehung dieses aga gueter qualiteten selbst gern gehört. Hernacher unter dem cube, wo die vezier sizen, hat nach freundlichen empfang alsobalden der groß vezier mir selbst gesagt, daß der Hassan aga für einen internuntium mit mir hinauß raysen, unndt EKM in nahmen des türckhischen kaysers die visita restituiren werde. Interim versichere er mich, daß mann ernstliche befelch an alle gräniz hoche unndt nidere officier schickhen, damit wider denn friden in geringsten nichts feindliches gehandlt werde. Die fridens prolongation betreff zweiffle er auch nicht, mann werde sich vor verstreichung der übrigen zeit noch wohl vergleichen unndt aggiustiren können.

Hierauf habe ich geantworttet, zu beederseiths armen unthertanen ruehe unndt wohlfahrt solte es beßer sein, wann solches balt beschehen köndte. Ehe daß mann zur gebreüchlichen mahlzeit aufgetragen, hab ich dem Renniger dem groß vezier recommendiert, dergestalt, daß röm. ksl. Mt. allergnedigst diese persohnen mit mir geschickht, auf daß ich dieselbe in beeder großmächtigster kayser versierenden geschafften instruiren, unndt wann er sich wohl anlaße, auch der ottomanischen Porten gefalle, auf mein gehorsambsten berichten die röm. ksl. Mt. diese persohn vor einen residenten zu confirmiren, sich allergnedigst resoluiren wollen.

Der Hassan aga , welcher unterwegs unndt auch hernach erwendts persohn practiciert, köndte vor derselbigen angenommenen manier, weißheit unndt verstandt zeugnuß geben, also daß ich nit zweiffle, von seiner zu beederseiths satisfaction gutten anlaßung.

Interim, weillen ich dem Renniger hinter mir laße, batte ich den groß vezier , er wohle ihm belieben laßen diese persohn recommendirt zu haben, dieselbe mit dem gewöhnlichem deputat versechen unndt so baldt von der röm. ksl. Mt. die confirmation unndt weithere erklärung angelangt sye in diesen vacierenden ehren posto, wie vorige residenten, einsezen unndt hiebey schuzen. Unndt weillen ihme, Reniger, in der ersten audienz des sultans bey der ganzen oration zu verbleiben nit verstattet worden, also bate ich, mann wolle ihme bey der ganzen audienz laßen, welches der vezier nit allein alßbaldten verwilligt, sondern seine persohn gern sehe unndt wol zu halten versprochen. Darüber hatte ich für zween im schwarzenthurm gefangene Teütsche gebetten, umb ihre freystellung angehalten, auch guette vertröstung bekhommen.

Gleich zu anfang unsers gesprächs käme ein chaticherif oder schrifftlicher ksl. befelch, warüber alle vezier aufgestanden, der groß vezier aber solchen mit höchster reverenz demselben gekhüest, darmit seinen tulban berüert, unndt so dan sich widerumb nidergesezt, waß es gewesen oder angetroffen, kan ich nicht wißen.

Under wehrender mahlzeit fragte der groß vezier von graf Serin, weßen underthan er seye, daß er denen Venedigern diene, wen die Scokhen oder Zenger, die er für guette soldathen hielte, zugehörten? Ob nit die Venediger EKM umb hilff angerueffen, er wiße daß dieselbe ihnen niemahl 500 mann zuegeschickht, von denen er in der insul Candia selbst etlich gesehen. Ich antwortete der graf Serin seye EKM vasall unndt gewiß nit in der Venedigern diensten, die Skokhen oder Zenger sein brafe leuth, EKM unterthanen, die Venediger, hatten umb angehalten, aber die röm. ksl. Mt. mische sich in diesen krieg nichts ein, unndt seye gewiß kein ainzigen unterthan erlaubt ihnen zu dienen. Teutschlandt seye groß, könne woll sein, daß viel unnuz gesindl ihnen zugezogen, aber nit meines allergnedigsten kaysers willen.

Nach diesem fragte er mich wegen der Schweden, wie daß diese drey große provinzen hinweggenomben. Ich sagte, daß die provinzen, welche vorhero von rebellen besessen, aniezo wider in des kaysers devotion, unndt die Schweden so darinnen ihrer ksl. Mt. wohin unndt wider welchen feindt zu dienen begehren, also endete sich mit solchem discursen die mahlzeit. Warbey dann der terminus die röm. ksl. Mt. zum öfftern gemeldt worden, der dollmatsch Iohann Baptista aber villeicht denen Türckhen die praeeminenz unndt gusto zu geben, anstatt kayser, könig interpretirt, welches ich ihme alsobalten öffentlich mit gröster empfindligkheit verhelt.

So balt wür aufgestanden, verfiegte ich mich nach freindlichen licenzen mit dem destinirten internuntio, Hassan aga, unndt meinen aufwarter ahn daß orth, wo mann die cafftan außtheilt, allwo 17 der meinigen eingekhlaid, aber für dem sultan nit mehr alß der Reniger, mein stieff sohn Fischer, mein hofmaister, dr. Mezkher und beede dragoman admittirt, der Reniger auch sambt den Iohann Baptista darinnen gelassen worden. Der Pannaioto gienge zwar auch hinauß, wurde aber widerumb hinein gerueffen. Vor mir ist hinein unndt gleich zuruckh herauß gangen der türckhische internuntius, sonst saße der sultan auf seinen ksl. thron unndt stunde der groß vezier auf der rechten, sieben andere vezier auf gegen über, iedoch was aberts gleich wie bey der ersten audienz, mich unndt die mainigen hat mann viel höfflicher tractiert alß daß erste mahl. Einen nach deme andern hinzuegeführt unndt den linkhen ermel von des sultans röckhl, welchen der vezier geraicht, dieser ist der bottschaffter, diese person wirdt hie bleiben, dieser ist sein bottschaffters sohn, diese seindt hofmaister etc.

Nach diesem name ich meinen abschied in teutscher sprach unndt recommendirte den Reniger N.° 111. lauth N.° 111, welches der Iohann Baptista verdollmatscht, sich aber in werenden reden also balten verlohren, unndt so ungerüembtes dicentes herundter gestamlt, daß nit allein ich mich umbgewendt unndt zu dem Reniger gesagt, der mensch macht nichts guts, sondern der groß vesier selbst, zwar mit manier, es währe schon genueg, mit der handt gedeüt unndt stillschweigen heißen. Also daß er, Iohann Baptista, bey weittem in dem werckh nit erzeigt, was ich anfangs von ihme praesumiret habe.

Nach vollendung dieser audienz hab ich abermahlen vor der anderten Porten dem herkhommen nach biß zum abzug der hierzu deputirten hoffstatt etwaß gehalten, unndt folgendts in beglaitung vieler chiauzen, auch des türckhischen internuntii, Hassan aga, ahn meiner linckhen in guetter ordnung nach hauß geritten.

Mit dem Hassan aga hette ich darauff in meinem zimmer von vielen sachen ein vertreuliches gespräch, ihne gleichsamb in quibusdam instruirendt, wie ich dann in meiner andern relation umbständtlicher darvon meldung thue.

Obwollen nun in EKM durch den zuruckh Meine ursachen und rationes, warumb ich mit dem engelländischen pottschaffter freündtschafft gepflogen. geschickhten sprachknaben Zemper mir zugefertigten allergnedigsten schreiben außtruckhliche meldung beschicht, daß ich mit dem engellendischen legato an der Porten kein sonderbahre freindtschafft pflegen solle, dieweillen aber selbiges allererst nach meiner abrayß mir zuekhommen, zu dem ich noch wohl eigedenckh gewesen, waß noch vor einem iahr zu Prag, auf dergleichen von mir gethane frag, ir excellenz, herr graf von Trautmanstorff, vermeldt haben, daß ich nemblich gegen dem ienigen, welcher mir freundtschafft erzaigen werde, ich hinwiderumb gleicher maßen mich verhalten solle, in verrer besonderer erwegung, daß mein anvertrauttes hauptwerckh noch immerzue in suspenso unndt in einem zweifflhafftigen außschlag versierte, zu dem wider meiner expedition glückhlichen außgang so wohl der französische bottschaffter alß der bailo heimblich und sotto mano unterbauten, zugleich auch EM diensten zum besten wahre, dem Reniger bey meinem abzug freindt unndt nicht feindt zu hinderlaßen, welches lezter vielleicht die obangezogene zween ratores zu beßerer bestreittung ihres intenti gehrn gesehen hetten, alß habe ich bey so thaner der sachen bewandtnuß, nach dem mehrberührter engellendische bottschaffter, baron Thomas Bendische, nit allein gleich zu meiner ankhunfft nach Constantinopl, sondern auch die ganze zeit meines aldortigen anwesens ein absonderlich cortesisch unndt freindtliche affection gegen mir wirckhlich erscheinen laßen. Auß beygebrachten ursachen demselben persöhnlich zu visitiren, umb so viel weniger bedenckhen tragen, zumahlen ich bereüths auch glaubwürdige nachricht gehabt, daß er mit einen legitimo charactere eines ordentlichen kgl. bottschaffters versehen, von welchen hierundten mit mehrern.

Ich visitierte den engellandischen pottschaffter. Beschehe solchem nach diese visita dem 16. Iunii , bey welcher mir der bottschaffter über die halbe stiegen entgegen kommen, per forza die recht hand geben unndt gewiß die ienige ehr unndt cortesia, welche ein minister dem andern zu laisten pflegt, mit aller höffligkheit erwiesen.

Englendische pottschafter beklagt sich auch über iezige türkhische regierung. Im anfang unsers gesprächs congratulirte er mir wegen der groß unndt vielen von der ottomanischen Porten empfangenen er, unndt daß ich so balt nach hauß meinem begehren gemäß widerumb licenziert werde. Sprächend, wohl dem der von Constantinopl abraist unndt nicht darzu verbleiben hat, finge darauf ad longum von iezigen unbestendigen gouverno zu discuriren, waß die so offte veränderung der veziern denen pottschafftern für große ungelegenheiten unndt vergebliche spesa verursache, wann diese so viellfältig sich bemüehen unndt eine sach zum zweckh gebracht zu haben vermeinen, augenblickhlich darauß widerumb nichts unndt waß heudt resoluirt, morgen umbgestoßen seye. Inmaßen dan die Engellendische Nation von dreyen iahren hero solche widerwertigkeiten außgestanden, daß viel darvon zuerzehlen wehre. “Villeicht”, sagt ich, “ist die Nation zum theil selbst daran schuldig, dan in der Christenheit selzame discrusus herumb gangen, daß mann den vorigen bottschaffter, herrn Sackwil Crawe, so spöttlich fortgeschickht, unndt wie mann mir erzehlet, haben die hiesige engelländische khauffleüth durch ihre uneinigkheit sich selbst unter einander ruinirt unndt die türckhische ministros bereichet.”

Bottschaffter: “Ich bekhene, daß wür selbst daran schuldig unndt dieses hat allein verursacht mein vorfahrer, herr Sackwil Craw, welcher dem kgl. befelch zuwider mein ihme vorgeschlagnes glimpfige mittl nit acceptiren wollen, warauf ich die extremitet unndt ain ernst brauchen müessen.”

Internuntius: “Währe ich zugegen gewesen, wolte ich mich interponirt unndt in ahnsehung der zwischen unß vorhero gewesten lieb unndt innerlichen vertrauen die sach villeicht in der güete verglichen haben, wie ich ihn dan mit dem venedischen extraordinari ambassador, signior Foscarini, hiebevor verainigt, unndt ihre habende differenzien hindan gelegt.”

Bottschaffter: “Wolte Gott der, herr internuntius währe bey unß gewesen, es hatte aber herr Sackwil Craw von keinem accord hören wollen.”

Ob iezige englendische pottschaffter des königs oder von parlament seye. Internuntius: “Seindt dan keine kgl. befelch da gewesen, mann hat in der Christenheit darvon geredt, alß wann nicht der könig, sondern daß parlament einen andern bottschaffter geschickht hette.”

Bottschaffter: “Ich weiß, daß meine feindt dergleichen spargiren, ich habe nit allein dem sultan ein kgl. credenz schreiben überantworttet, sondern hernach unterschiedliche kgl. schreiben unndt commission empfangen, maßen ich solche dem herrn in originali weisen kann.”

Internuntius: “Ich trage kein zweifl daran, khan iedoch eure excellenz nit bergen, daß mann gesagt, es seye auf dem creditiv nicht des königs sonder der königin Elisabetha insigl (welches daß parlament bißhero hinterhalten) aufgetruckht gewesen.”

Hierüber hat der bottschaffter sich hoch verwundert und mit teuern worden bezeüget, daß kein anders, alß daß rechte kgl. sigill, wie es der könig gebraucht auf dem credentional gewesen. Mein anregung von deß königs schändlichen todt. Nach diesem hatte ich kurzlich von der schandtlichen action,der könig durch den scharffrichter hingericht worden, etwas angezogen. Der bottschaffter, welcher in der clag, finge an darüber zu seuffzen, sprechendt, in welcher der könig durch den scharffrichter hingericht worden, etwas angezogen. Der bottschaffter, welcher in der clag, finge an darüber zu seuffzen, sprechendt, es seye ia ein ellend, zu erbahrmen, auch ein wunderliches factum, so wohl zu bedenckhen. Discurs wegen der englendischen schüll wider Venedig. Hier gedachte ich wegen der engellendische schiffen, so denen Türckhen wider Venedig dienen, etwas zuergrundten unndt fragte, ob der pottschaffter darein consentiret, warauf er geandtworttet: “Mier wahre nit genueg zween oder drey tag zu erzehlen, wie die sach hergangen, mann thuet mir vor Gott unndt der weldt unrecht, in ewigkheit wirdt sich nichts befinden, daß mein consens darbey gewesen, ich habe wider die falsche fama ein manifest in unterschiedliche orth der Christenheit mein unschuldt darzuthuen geschickht. Es ist nit weniger, dan die Venediger hetten die guetthatten, so sye von der Engellendischen Nation empfangen, übel belohnt, wann sye unsere kauffmannschiff, wie ich treulich gebetten, daß lezte mahl durchpassiern unndt durchgehen laßen, wehre kein ainiges denen Türckhen zu diensten kommen, sondern ehender zum staub unndt aschen verbrendt worden, maßen genuegsamb bewust, waß ich vor einen iahr zu des sultan Ibraim zeiten, alß der groß vezier unsere schiff mit gewalt nemmen wollen, gethan habe, indeme ich meine dazumahlen hier (zu Constantinopl) geweste schiff vor des türckhischen kaysers seraglio, a combattere mit feur unndt flammen gestelt, welche, alß der sultan ersehen unndt ihme die ursach angezeügt worden, von stundt an mit des groß veziers großen verweiß fortgelaßen und licenziert hat. Hatte ich damahlen mit denen capitanen solche resolution genommen? Wurde ichs gewiß vielmehr aniezo gethan haben. Wann die capitani von denen Venedigern nit so sehr wehren disgustirt und unsere kauffmansleüth hierdurch ruinirt worden. Ich hab zu Smirna (wo mann drey engellendische consules unndt vornembsten schiff capitani gefangen genomben unndt zu dienen sforziert) nicht remediren können, gewalt gehet vor recht. Wahr ist es, daß viel durch die Venediger ruinirte unndt desperierte kaufleüth nicht zuwider gewesen, aber waß khan ich endlichen darfür, daß sye sich auß desperation, in ahnsehung ihrer eyseristen ruin, nicht commandiren wollen laßen.

Internuntius: “Es ist aber übel außgelegt unndt selzamb darvon geredt worden, alß eur excellenz verwichener tagen sambt noch zween der ihrigen mit schönen cafftan von dem vezier abgeschieden, iedermaniglich vermainte nicht anderst, alß daß es wegen verwilligung der schiff beschehen."

Bottschaffter: “Sehet, was gibt es hie für böse unndt falsche zungen, der dort sizt (zeugte auf ein beyseiths sizende person), ist ein vornember cavallier auß Engelandt, unndt unlengst alhier ankhommen, ihme zu sonderbahrer ehr, damit er sich heüt oder morgen in seinem vatterland deßen rühmen khönne, hab ich ein audienz unndt diese cafftan procurirt, Gott seye mein zeüg, daß deme nit anderst.”

Internuntius: “Es wäre nit ubel, wan ich von dem manifest so eur excellenz wegen der schüff außgehen lassen, ein laqey hete, damit ich an den ksl. hoff, alwo von allen orthen zeitungen einlangen, und auch in diser materi discurrirt wird, derselben unschuld mit einem fundament manuteniren könne.”

Bottschaffter: “Ich bedankhe mich und halt es für ein grosse gnad, will den verlauf, wie es mit denn schüffen hergangen, in Latein aufsezen lassen und solches selbst einhändigen, daß mein innocenz am ksl. hoff erkhent werde.”

Entzwischen ware ein collation von allerley confect zuebereitet. Nach dem wür uns zu tisch gesezt, liesse ihm, der botschaffter, ein grosses glas einschenkhen und bracht mir ains stando et detecto capitl in geßundheit EKM. Vorgemelter engelländischer cavaglier, gleich unter mir sizend sagte: “Wür, die keinen könig haben, in wessen geßundheit mues mann uns eins zuebringen?” Ich schmuzte und liesse mir alsobalden auch eins einschenkhen, brachte es dem pottschaffter mit disen worten: “Ich brings eur excellenz in geßundheit eines neuen königs in Engelland, der glikhseeliger und von des vorigen stamen sey.”

Der potschaffter die augen uber sich schlagend sagte mit einem seuffzer: “Gott gebe es.” Bald kamben wür widerumb in andere materi und hate sich dise collation und folgents dise visita mit beederseits höflichen complementierung geendet.

Der bailo wierdt auß den schwarzen thurm wider ledig gelassen. Den 17. Iunii war der bailo auß dem schwarzen thurm widerumb loß (unnd wie er vorgibt) ex mera gratia auf Galata in sein voriges losament entlassen worden, so vil ich aber nachrichtung, solle es ihne ein paar taußent ducaten gekost haben.

Feüers brunst zu Gallata. Den 18. Iunii waren zu Galata bey 15 heüßer im rauch aufgangen und hielten die Türkhen dises für ein böses omen, daß das feur uber 50 oder 60 schritt in dem alda weßenden hohen gemaurten und mit bleygedeckten thrum, welcher albereit etlich hundert iahr noch von der Genueser zeit hero gestanden, sich geschwungen und denselben corumpirt habe.

Der französische pottschafter restituiert mir die visita. Demnach ich nun die gehorigen visiten bey beeden kgl. geßandten, Frankreich und Engelandt, abgelegt, restituirte mir erstlich solche den 20. Iunii der franzoßische pottschaffter Hon. de la Haye, anfangs waren wür beede in einem zimmer, alwo der ambassador mit viellen cräfftigen worden bezeugt, wie hoch ihne erfreue, daß zwischen EKM Erfreüet sich über den geschloßenen teütschen friden. unndt seinem königh frid unndt gleichsamb ich der engl gewesen, welcher so angenembe zeittung nacher Constantinopl gebracht. Es habe sein herz, da er sich auf dem mere meinem losament hinzugemachet, über den schall meiner trompeten gefrolorkhet unndt gewünscht, damit auch alle die heraußige trompeten an diesem orth erschallen unndt der christlichen potentaten waffen unter einer guetten coniunctur diese lander von der Türckhen tyranney erlosen mochten. Sein verlangen währe widerumb nach der Christenheit unndt shaye es für ein sonderliches glückh, daß er vor seiner abrays mit einen ksl. ministro vertraulich sprachen, unndt demselben sein weniges vermögen von herzen offeriren können. Dieses wahre eine substantia des pottschaffters complement, auff welches ich gebührender maßen geandtwort, unndt meine wenigkheit hingegen anerbotten.

Hernacher fiengen wür an (fast wie in meiner zu ihme gethanen visita beschehen) allerley zu discurriren, kämen auch under andern auf den herrn bailo , unndt exaggerirte der pottschaffter dießes sehr empfindlich, daß der groß vesier gegen denen abgesandten unndt repraesentanten, so für ihne, bailo, intercedirt also wildt unndt beuerisch mit spöttlichen reden sich erzaiget, ihne endtlichen umbs geldt heraußgelaßen. Der bailo zwar gebe vor, alß wan es ihne nichts gekhostet hette, er, pottschaffter, wolle es aber nit glauben, warauf ich ihme in vertrauen gesagt, es seye auch nit zu glauben, dan von einer person, die es wissen khann, hette ich erfahren, daß diese relaxirung nachent bey 2.000 zeckheni gestandten. Der andere venedische pottschaffter dolmatsch, Tarschy , so auch neben den bailo im schwarzen thurm gelegen, hat zu denen zween gefangenen, welche ich auß diesem thurm erlöst, gesagt, des bailo erledigung koste bey 20.000 thaller.

Entzwischen ließe ich von allerley confect ein beyseithes stehendtes tischl, welches mit einem schön gebliembten persianischen schleyer bedeckht, herbey ruckhen unndt auf des pottschaffters begehren den Reniger unndt meinen stieffsohn Vischer rueffen und hinzusizen. Nach den ersten zweyen gläßlen in EKM unndt des königs in Franckhreich gesundtheit batte er umb discretion, dan er außer der mahlzeit nit zu trinckhen pflege unndt der wein ihm balt schaden thue. Ich stelte es ihme an haimb unndt sagte, ich währe sonst auch kein trinckher, iedoch wolle ich darfür guth sein, daß mein mit gebrachter österreichischer wein gerecht, unndt ob mann schon etwas übriges thue, gewiß nit schaden werde. Warüber der bottschaffter ihme selbst eines einschenckhen ließe, raichte mir die handt stando unndt truckhte mich kräfftig mit diesen formalibus, dieses bringe ich ihme von herzen, Gott der allmächtig gebe, daß noch zu unsern zeiten a parte der römisch ksl. Mt. oder des königs in Franckhreich eheist ein anderer baldumus enstehe, welcher die barbarn vertilge unndt diese schöne länder unter seinen gewalt bringe. Diesen wuntsch hatten wür mit einen rundt trünkhl bestättiget, weillen aber ihme, bottschafftern, der Österreicher geschmeckht, bliebe es nicht darbey, sondern finge selbst ahn zu gläßeln, währe auch über die maßen lustig unndt vertreulich, wie er dann im abschaiden bekhendt, daß er sein leben lang nit so viel weins auf einmahl getrunkhen, alß bey mir, über welches sich dann auch alle die seinige verwundert, daß in ansehung er sonst von natur ein melancholischer retirater herr, sich dannach auf dißmahl so weit herauß gelaßen.

Seine von adl unndt aufwartter wurden durch die meinige auch der gestalten zugedeckht, daß mann einen, da er ins schiff steigen wollen, widerumb auß dem meer fischen müeßen. Andere haben gar den weeg nicht finden können, sondern seindt biß auf folgendten tag bey mir verblieben, also daß die Franzosen mit gueten contento unndt satisfaction widerumb nach hauß geschickht worden.

Ungeacht ich nun von dem vesier die etliche resolution, Mein bemüehung durch unterschiedliche politische mittel die prolongation zu effectiern. auch von dem sultan albereith meinen abschidt genommen, bemüehete ich mich doch immer (wie wohl ohne geringste einlaßung in bewuster praetension) der vornembsten Türckhen gemüete durch unterschiedliche politische mittl an mich zu bringen, unndt ihnen dise gelegenheit der fridens prorogation zu beeder seiths merckhlichen nuzen genuegsamb vorzubilden, iederzeit vorgebend, es seye mir allein laydt umb die arme leydt unndt unterthanen. Ich hätte mich zwar vor glickhseelig geschäyt, in dem ich in beeder großmächtigster kayser hochwichtigen geschäfften so lange iahr unndt in diesen landten gleichsamb die beste zeit meines lebens zuegebracht, wann ich zu allgemeiner rueh unndt wohlfarth noch waß ersprießlichers außwürckhen hette können, weillen es aber nit sein könne, unndt ihr freundtschafft mehrers in geldt bestehet, alß werde ich der röm. ksl. Mt., welche nunmehr den krieg mit ihren feindten an ein orth gelegt, unndt in versamblung aller christlichen potentaten unndt fürsten des reiches aniezo allein deliberiren, waß gestalt sye ihre militiam abdanckhen oder ferrer comployren wollen, allerunthertenigst relation thuen, villeicht erwartte mann allein waß ich bringen mechte werde, wolte Gott, daß nit ain erbarmliches feur sich endtzinten unndt beeder seiths so viel tausendt unndt abermahl tausendt arme seelen hierdurch zu grundt gehen müeßen.

Conferenz bey denen reisketab . Diese unndt dergleichen mit edtlichen vertrautten Türckhen movierte discurs seindt gehöriger orthen referirt worden, also daß mich der reißketab oder reichs canzler, mit welchem sonst so leichtlich nit zu conferiren, per ordine des großveziers den 23. Iunii nit wenig leuth quasi al incognito abhollen lassen, mir ein panquet gehalten unndt sub hoc praetextu in beysein des Hassan unndt Sulficar aga mit der geldt praetension von 200.000 gulden, ohne welche die prolongation nicht beschehen köndte, zimblich eüffrig tentirt. Ich bliebe aber solide unndt widerlegte ihme (allermaßen es mein andere relation mit mehrern geben wirdt) seine argumenta, wobey wür dan berueheten unndt für dießmahl nichts cathegorisch resoluirten.

Mich visitierte der holländische resident. Balt da ich nach hauß kommen unndt in zwischen mit dem Hassa aga unterschiedliche zu dem hauptwerckh dienliche, insonderheit auch wegen ieztgedachter bey dem reisketab gehabten conferenz, gehalten unndt ihme die sach starckh zu gemüeth geführt, ließe mir der hollendische resident, Nicolaus Gisbertus, die visita andeüten, weillen er nun mein alter bekhandter unndt vor iahren, da ich resident wahr, mit expedirung meiner gehaimben brieffen offten unndt vielmahl gedient, hab ich ihme auch alle er unndt cortesia bewisen. Dieser guette alte clagte auch sehr über iezigen selzamen governo unndt der tirkhischen ministern gahr zu barbarisches procediern. Erzehlte viel von dero verübten gewalt wegen hinweggenembung der christlichen schiffen, dan neben denen engellendischen auch etliche hollendische schiff wider Venedig zu dienen gezwungen worden. Hielte den ienigen für glickhseelig, gleich wie der französische pottschaffter, welcher dieser zeit von Constantinopl verraist unndt nit alda zu verbleiben hat. Maßen er dann auf alle weiß dahin trachtet, von denen hochmögenden herrn Staden licenz zu erlangen, damit er abgefordert unndt auß diesen continuirlichen widerwertigkheiten einmahl liberiert möchte werden, dieses in substantia unndt seindt also nebens allerhandt vertreulichen accoglienzen von ainander geschiden.

Restituierte visita von dem engellendischen pottschaffter. Den 24. Iunii visitirte mich mit einer stattlichen comitiva (wie dann solche wegen der zu Pera wohnenden engellendischen kauffleuth ohnschwehr beyzubringen) der engellendische pottschafter, welchen ich obdeducirte ursachen willen gebührender maßen geehrt unndt in allem, gleich dem französischen abgesandten, tractirt. In seiner compagl. wahre ein vornehmer iunge graff auß Engelland, der sambt dem consule selbiger nation zu Aleppo, warzu ich auch dem Reninger unndt meinen stiefsohn Vischer kommen laßen. Die andern seindt a parte in einem saal nach möglicheit bedient und tractirt worden.

Er, pottschafter, weist mir sein kgl. volmacht. Gibt mir auch ein abschrifft derselbigen sambt seines manifests wegen der schüff. Vor der collation hatte mir der pottschaffter iuxta promissum die habende kgl. patent auf pergamen mit großen runden kgl. insigl, in der runde herumb des königs Carl titl, unndt nit wie mann spargiert der königin Elisabeth nahmen, gewisen unndt vorgelegt. Inwendig des kgl. patents wahr oben ahn von des königs aigener handt signiert Carolus R. unndt beyseiths neben den kgl. titl, der Engellender gebrauch nach mit der feder abgerißen, des enthaupten königs biltnus. Zeigte mir auch in beysein vorgemelten engellendischen grafens unndt des consulis , von dem könig edtliche in original mit einem kleinen pettschafft gefertigte handtbrieffl, inmaßen er mir dann die abschrifften zugleich eingehendigt, unndt ich solche neben einer copeii von den manifest, warinnen die endtschuldigung wegen der engellendischen schiffen, welche denen Türckhen wider Venedig dienen, vorgewendt sub N.° IV. N.° IV.hiebey gelegt, finde also, daß er mit einen ordentlichen charactere von denn nunmehr enthaupten könig unndt nit (wie vorgeben wirdt, unndt ihme sehr unrecht beschicht) von dem parlament mit einen alten noch von der königin Elisabetha aufgetruckhten insigl geschickht worden. Vererer discurs wegen der schüff wider Venedig. Damit ich nun hierinnen pro und contra information hette unndt auch wuste, waß der baylo , den die sach ahngehet, hier zu sagen wurde, überschickhte ich ihme in vertrauen obermelte manifests abschrifft, welche er aber zu hindanlegung des argwohns nit für sufficient erkhendt, sondern in dem scandaliziert verblieben, daß mehrgedachter engellendische pottschaffter in gehaimb von Constantinopl nach Smirna seine posten, unndt mit dem groß vesier so viel borgene practicen gehabt, solle auß aufrechten christlichen gemüeth so gefähliche und der ganzen Christenheit praeiudicierliche sach nit verschwigen, sondern damit sich die Republica vorsehen können auf daß wenigist ihme, bailo , in secreto etwas angedeüt haben.

Über diese, des herrn bailo ragion, referiere ich mich allerunthertenigst auf obangeregte des engellendischen pottschaffters selbst undterschriebene beylag, welche EKM zu dero allergnedigsten belieben mit mehrern durch sehen undt höchstvernünfftig iudiciern können.

Sonst wahre der pottschaffter anfangs zimblich lustig, den ersten trunckh brachte ich ihme zu, wie daß vorige mahl in gesundtheit der cron Engellandten künfftigen königes , welcher glickhseelig, unndt von des vorigen königs stammen seye, so er ihme sehr angenemb zu sein erzaigte unndt correspondirte zugleich in EKM gesundtheit. Unter bestem gespräch kame dem pottschaffter ain traurige post, daß sein töchterl, ein maydl von 5 iahren, von einem hochen gang hierunder gefallen unndt gahr gefährlich stehe, warüber er über die maßen erschrockhen, alsobalten auffgestandten unndt sich von mir gahr melancholisch licenziert.

Ragusische pottschafft kommen mit dem iährlichen tribut an zu Siliurea und erholen sich bey mir raths. Den 27. Iunii schickhten die zween ambassadourn von Ragusa, so mit dem iahrlichen tribut albereit nach Siliurea ankhommen, ihre tolmatschen voran unndt ließen mich neben freundlicher salutation unndt gehöriger complementen hoch bitten, ich wolle ihnen (in erwegung ich noch zu zeit meiner residenz allezeit ihr guetter freindt gewesen) von iezigen umbständigen governo, wie sie sich in einem unndt andern zu verhalten, nachrichtlichen rath geben, dan sie hetten von der Republica in befelch, daß wann sie wüsten, nach ablegung des tributs nicht genuegsambe versicherung erfolgen wurde, sie länger zuruckh halten unndt beßere opportunitet erwarten solten, worauf ich ihnen nechst freundlichen gegen empfehlung unndt anderer complementn widerumb sagen laßen, es seye nit ohn, daß dieser iezige governo so selzam, in welchen ich mich selbst nit finden unndt dahero auch ihnen keine nachrichtung thuen könne. Ich hette albereith vast bey vier monath zugebracht unndt wiße gleich wohl nicht, wie es mit mir vermaindt seye. Sie werden sich zum besten dirigiren können, wann sie selbst in loco sein werden. Wie ich gemerckht, besorgen sie sich, daß es ihnen nicht ergienge, wie zu des sultan Ibraim zeitten, da der vesier gleich nach lieferung des tributs strangulirt worden unndt vast ein ganzes iahr verloffen biß sie mit harter miehe die hierauff gehörige riccuta überkhommen.

Der groß vesier ließe mich nach gehaltener berathschlagung mit dennen vornembsten Türckhen zur audienz rueffen, und beschahe dabey die tractation. Über obgemeldte mit dem reisketab gehabte conferenz, welche ich immittlß meliori modo stätts fomentiert, hielte der groß vesier mit den vornembem vesiern, Chinan bassa, Mustaffa bassa, Chaidar Sade teffterdar, Ismael bassa, Iussuff bassa unndt beeden cadileskiern in dem divan ein berathschlagung unndt ließe mich den 28. Iunii darauf zu einer privat audienz rueffen, tentirte mich unterschiedlich (inmaßen ich dan die dazumahl verloffene discurs in meiner andern relation umbständtlich außführe) mit geldt praetensionen, ich wolte mich aber (vorgebend) EKM zu allergnedigsten befelch zu wider über 20.000 fl. nit einlaßen, auf welches der reisketab, so darneben gestandten, eingesprengt, ich hette doch schon bey ihme in 30.000 fl. consentiert, warauf der vesier gesagt, wir wollen noch 10.000 darzuthuen, damit es 40.000 werden unndt mit diesem geding den friden noch auf 20 iahr prolongiern, hierüber auch er alsobalten aufgestanden. Ich erzeügte mich zwar die sye mir zu viehl auflegten unndt ich solches gegen EKM niemahlen werde können verandtwordten, vermöchte sie aber nit zu etwaß weniger zu persuadiern, ließe so dan die capitulation N.° V.sub N.° V. (die ich bereiths in meiner neulichen audienz EM selbst allerunthertenigst eingereicht) deroselben allergnedigsten intention nach, ad tenorem des Osman aga tractaten zu Szöny , von welchem sye doch wider wißen noch hören wollen, ohne einzige meldung dieses aga aufsezen, clausulierte sonderlich dem 8. articul unndt inserierte in dem 9. Caschau mit dennen (innhalt meiner instruction) fünff gespanschafften, also daß es nach viehlen unndt großen eraigneten difficulteten, dannach bey denselben verblieben unndt ich unangesehen es ihrer seyths für unmöglich geschienen, solche, Gott lob, überwundten. Wie hart es mit etlichen articul unnd puncten hergangen, werden EKM allergnedigst aus mehrangeregter meiner gehaimben relation ausführlich vernemmen können.

Den 29. Iunii hat mann in offentlichen divan 6 schöne venetianische infanterra fahnen, das obere unter sich gestelt, nebens zwen gefangenen gebracht und dennen, welche selbige praesentirt, caftan angelegt, worüber die Türkhen zümblich bravirt und etliche gegenwertige Christen per dispetto solche anzuschauen herfürgezogen.

Nachdem der bailo widerumb aus dem schwarzen thurm ledig worden und beraits etlich tag zu Galatha in seinem loßament geweßen, liesse ihme der vezir sagen, er solle der Republic schreiben, man werde ihrer seiths mit der selben gern frid machen, wan sye nur Candia cediren und völlig abtretten wolle, worauf der bailo geantwortet, es werde am schreiben nit erwinden, man soll ihme allein guete gelegenheit machen, damit die brieff sicher durch komben und die Republica sich hierüber zu resoluirn wisse, uber welches ihme der vezir ein persohn zuschikhen erlaubt, und zu mehrer versicherung nebens einem ksl. paß auch einen türkhischen mitzugeben versprochen. Ob nun zwar der bailo alles in der still gehalten und unangesehen die Venetianer der ksl. ministren zu Constantinopl in dergleichen fahlen sich gehrn bedienen mir von diser occasion nichts insinuirt, hate ich es doch durch eine vertraute persohn penetrirt unnd mein empfindligkeit gegen derselben in etwas zuverstehen geben, worüber bailo honoris gratia mir ein paar briefl einzuschliessen sich anerbotten und an EKM ich ihme ein allerunterthenigstes schreiben, neben zwayen anderen an herrn grafen von Portia und Duca di Savelli beygelegt.

Dise expedition ist gleich ausser Galatha ungeacht des passes mit dem türkhisch ksl. insigl und beywesenden türkens alsobalden intercipirt, die geschikte persohn in eyßen geschlagen und sambt den brieffen in zwayen paqueten vor den vezir in offentlichen divan gebracht worden. Ein paquet ward alda aufgebrochen, das andern (alwo auch meine schreiben) dem bailo restituirt, und hat der vezir die ienige, so den ksl. paß so schön respectirt, noch auf die achsel geklopft und gesagt, sye heten sich woll gehalten. Endlich seind dem bailo die brieff alle widerumb eingehandiget, und gleich darauf fortgeschikt worden.

Den 1. Iulii restituirte ich dem holländischen residenten die visita, welche (inmaßen wür allezeit guete freundt wahren) sich auch dieser ehr gahr hoch erfreuet unndt mit EKM anwesenden ministris alle dienstliche correspondenz zu continuiren anerbotten, zu unsern discursen ist sonst nichts singulars vorgeloffen, alß daß er eben der mainung, der engellendisch pottschaffter wegen mehrberierter schiff sich niemahlen genuegsamb werde purgiren können, weillen er dem herrn bailo hierinnen nichts vertraut, noch daß geringste in gehaimb endeckht habe.

Baldt nach meiner ankhunfft auf Constantinopl spargirte mann, ob sollten die spahi in Asia ein capo namens Gursi Nebi aufgeworffen, sich versamblen und so wohl des sultan Ibrahims todt, alß ihnen selbst aigene affronta, so sye dazumahlen in der faction mit den ianitscharn erlitten, zu rechen begehrn unndt schribe gedachter Nebi noch in Maio sye wollen wider die Porten nichts anfangen, sondern allein in etlichen differenzen, iusti unndt satisfaction haben. Erstlich zwar, damit die ienigen spahi, so von etlichen iahren ihre paga niemahls haben können völlig bezahlt unndt contentirt wurden.

Anderten, ob die ianitscharn unndt die mit interessirte ohne ihr vorwißen, weillen sye nobiliores, von der ottomanischen militia allein dem kayser absezen unndt hinrichten können, sonderlich dieses hochanziehendt, daß mann nach iüngst zwischen der militia gewesten rencontre zu Constantinopl auf dem plaz Attmeydan der spahi ihre cörper in daß meer geworffen, unndt ohne sepultur aller gewöhnlichen ceremonien tanquam infideles et giavoros beraubet.

Drittenns, warumb mann durch Asiam so viel unndt unterschiedliche befelch, dieser unndt iener spahi köpf zu bringen geschickht, sye gleichsamb ex coctu turcarum außgelöscht unndt für giauren publiciert, wann sye es verschuldt, wollen sye es erkennen laßen unndt die hierauf gehörige straff außstehen, hetten sye es nicht verschuldt, warumb man solche procedure habe mit ihnen vornemmen wollen, begehrten also iustitiam.

Der sultan schickhte hinüber zum Nebi den Reschep aga , welchen mann sonsten in unterschiedlichen commissionen zu brauchen pflegt unndt ließe ihne ernstlich ermannen, daß er nichts widriges tentiren, sondern sich alßbalten zu ruhe begeben unndt seine gravamina gehöriger maßen einwenden solle, mann werde ihme gewiß satisfaction laisten unndt mit mehrern carico ehren unndt digniteten begnaden, wo nit, er gewiß die höchste straff unndt ungnad zu erwarten habe, dan alle die ienige, so iemahlen wider die Porten eine hostilitet verübet, wenig erhalten unndt endtlich rigorosissime gestrafft worden. Warauf aber der Nebi keine antwort geben, sondern gedachten aga zuruckh gehalten. Von dieser spahi mannschafft hatte mann unterschiedlich geredt unndt nichts aigentliches wißen können, etliche sezen von 5.000, 6.000, 10.000 edtliche von 15.000, 20.000 unndt auch 30.000, also daß in Constantinopl eine große forcht unndt sonderlich unter denen so " "zu des sultans Ibrahims todt geholffen, unndt deren köpf die spahi zum theil praetendirten, eine zimbliche confusion gewesen.

Der alte vesier, Zerkes Mehemet bassa, ob schon er ein zeit lang in exilio zuegebracht unndt villeicht alda von sich selbst crepieren sollen, ist er doch (wie mann sagt, die revolution desto ehender zu stillen) mit sambt seinem kehaia unndt einem teffterdar strangulirt worden. Es wolte aber noch dieses noch ienes nebens vertröstung mehrer ehren unndt caricen (wie oben gemeldt) helffen, sondern kamen immer zeitung, daß die spahi von tag zu tag ieh länger ieh mehr sich nacheten.

Dem letzten Iunii kam einer auß Asia unndt brachte dem vesier kundtschafften, daß albereith über zweinzig oder wohl auch 30.000 spahi beysamen unndt continuo andere sich zu schlagen unndt beykhommen, warauff der vesier des andern tages in aller frue mit dem muffti , cadileskiern, allen capitani, so wohl der anwesenden spahi alß ianitscharn gleichsamb ein offentliche consulta gehalten, vortragendt, er habe gewiße nachrichtung, daß die rebellen in Asia von 20.000 bis 30.000 starckh beysammen, sich verrer wider die Porten setzen unndt viel unheyl verursachen möchten. Es seye kein anders mittl, dan ihnen mit ernst zu begegnen, fragte hierüber die haupter von ianitscharen, ob sie auch alß treue diener ihres kaysers wider die rebellen bereith wehren, warzu sie sich alle willig erkhlärt. Einer aber unter den fürnembsten stuende auf unndt sagte: “Waß thuen die spahi so zugegen, wollen sye sich dann nicht auch brauchen laßen?” Welchen ein vornemmer auß denen spahi geantworttet, sye währen nicht schuldig zu veldt zu gehen, wann der großvesier nit selbst mit komme. Deme wider ain ianitschar repliciert, es seye nit der müeh werth, daß der vesier auf zwey oder drey meill aufbreche.

Nach diesen unndt dergleichen concerten declarirten sich auch endlich die spahi mit diesem geding, daß die ianitscharn voran solten, welches denen ianitscharn auch nit gefallen, in bedenckhung die spahi mit denen andern villeicht k.° accordo in die mitten bringen unndt sye dergestalt mehrseithes attaquiren möchten, leylichen resoluirten sich die spahi voranzumarchiren, legten zur versicherung daß iuramentum fidelitatis ab, daß sye sich in dieser occasion, wie es die noth erfordere, vine omni dolo, dapfer und redlich verhalten wollen.

Warauff alsobalten zum aufbruch ordre geben worden unndt continuo von 1. biß auf den 6. Iulii mehr dann 40.000 oder 50.000 mann mit artigleria undt allem gehörigen kriegspraeparatorien zu roß undt fuß zu Scutari übergeschifft unndt denen rebellischen spahi zu begegnen in Asiam gangen.

Der vesier , muffti , kadisleskieri unndt alle die vornembste wahren in persohn mit, hatten unweith von Scutari schanzen aufgeworffen unndt ain ordentliches veldtläger schlagen laßen. Die vornembsten officieri von den spahi steckhten ihre standarten auß unndt publicierten, daß wer unter dem Nebi erdapt unndt nicht zu seiner standart sich verfüegen wolle, alßbalten zur stuckhen zerhauet solle werden. Mann hat zwar vermaint, daß der sultan selbst nit werde, weillen er aber noch ein kindt, also hat er zu syncerirung seines willigen gemüethes unndt daß volckh desto mehrers zu animiren, daß fandl ihres propheten Mahomeths geschickht, welches sonsten niemahlen, es seye dann, daß der sultan selbst zugegen, zu veldt getragen wirdt. Dieses fändl, alß einige reliquien, truegen allein die so von der mahometischen lini inn einen verguldten tüechl ungefähr eine viertl meil biß zum läger, da sye hinzugemachet, stelte sich die ganze armee solches mit höchster reverenz zu empfangen in eine postur, schluegen die hänndt über die köpf zusammen unndt hebten an neben unterschiedlichen andern claglichen actionen zu weinen. Endlich kame der vesier auß seinem zehlt, neigte sich vor demselben gahr tieff, name es auß den verguldten tüechl herauß unndt zeigte es der militia, warüber sye zweifls ohne ein sonderliche consolation gehabt. Aldieweillen sye dieser opinion, daß sye niemahlen verliern können, wann dieses fändl in veldt stehet.

Der vesier schickhte den Nebi einen befelch, daß, wann er anderst des sultans sclav alsobalten kommen unndt sich vor ihme praesentiren solle, dene er aber nicht pariert, sonder licenzierte ob gedachten Rescepp aga , welchen er eine zeitlang hinterhalten und liesse dem vezir sagen, er begehre wider die Porten nichts vorzunemben, sondern allein in etlichen differenzen iustitiam zu suchen, und daß mann dem muffti und seinen sohn, welcher cadi zu Galatha, ihres ambts entseze, solches auch dennen spahi und ianitscharn auf des vezirs seithen zu gemüeth führend, ob es nit besser, daß einer oder zween cassirt werden, alß daß sye sich untereinander ruinirn und sovil taußent ihr leib und leben lassen miessen, welches dan ieztermelte militia zum thail für raisonabl erkent, und sonderlich unter den spahien, weiln der vesir den 5. Iulii auf dem rendevous, sich im passirn und repassirn allein vor den ianitscharn und vor dennen spahien niemahln genaigt, ein gemurmel (und wie etliche vermaint) mit dem Nebi gleichsamb meinen heimblichen verstand verursacht. Wegen des muffti wolt sich der vezir nichts erclären, vorgebend es seye nit der brauch, daß mann dennen rebellen nach ihrem willen thue und dardurch ein uble consequenz mache, worüber der Nebi desto hefftiger erbittert mit einer grossen resolution angezogen und vast drey tag (inmassen mann zu Constantinopl distmite hörn kommen) cononivo starkh wider ihn canonirt worden.

Unter andern dapfern soldaten so der Nebi gehabt, wäre sonderlich einer nahmbens Katerschiogli. Diser praesentirte sich den 7. Iulii mit einer resoluten parthey auf einen berg Maltepe (vor alters Sant Auxendio genant) unnd liesse nit weit darvon mit einer verborgenen riserva von ein paar taußent mann halten, gegen welchen, als der vezir allein mit dennen deli und seinen aigenen leuthen ohne der spahi und ianitscharn avanzirt, retirirte sich der Katerschiogli etwas zu gedachter seiner riserva hinzue, welche sambt ihme zugleich auf den vezir unversehens loß gangen und ihme vast in die 700 (darunter auch 2 bassa todt unnd 2 verwundt) erlegt, weilen aber des vezirs seine militia secundirte, als namb er die flucht und wendt sich zu dem Nebi so iedoch nit still gehalten, sondern mit seiner ganzen cavalleria, die allein eine armada volante ohne infanteria und artiglerra, zuruckh gangen, worüber der vezir obberürtes fahndl ihres propheten Mahomets alsobalden dem sultan widerumb anhaimb gebracht, von gehabter faction parte geben und zu der nunmehr wider seine rebellen erhaltenen victori glikh gewunschet.

Ob mann zwar dise revolution für gestilt gehalten, wie dann die vornembsten Türkhen auch etwas von der soldatesca alberait widerumb nach Constantinopl gezogen, recolligirte sich doch mehr gemelter Nebi und liesse dem vezir zurentbieten, weilen er ie sehe, daß mann ihm weder in iustitia weder in andern nichts zu seinem contento thue, alß seye er da unnd begehre zu schlagen, dahero der vesier noch selbigen abendt mit allen zuruckh unndt ihme, Nebi, daß haupt bietten wollen. Es eraignete sich aber immitlst unter diesen spahi unndt rebellen selbst eine unainigkeit unndt große disgusti wider dem Nebi, daß sye sub praetextu, alß wann es des sultans befelch unndt die vornembste nit interessirt wehren, so weit persuadiert unndt in effectu alles wider sye seye, wolten wider daß fahndl ihres Mahomets nit streitten, sondern zertheillen sich unndt thatten in Asia mit rauben unndt plündern großen schaden.

Viel hatten die suspicion ob solte die alte valida mit ihren rebellen undter der deckhen gelegen sein, die vorsichtigkheit aber des großes vesiers wahre so gueth unndt wohl bestelt, daß ihre impresa nit rescieuren können.

Gleich nun mein hineinraißen in der scharpfisten kälte geweßen, also hat sich die zurukhraiß hingegen in der grösten hiz und mitte der Hundstagen begeben, damit ich derowegen im still ligen, weilen nit aller orthen rathsamb war in dennen heusern die quartier zu nemben, mich und die meinige von denn so haissen sonnenstrallen, auch anderen ungewiter auf freyen flachen veldt gleichwoll in etwas saluirn und beschürmen könte, hab ich zu solchem endt ein schlechten zelt erkaufft. Denselben ungefähr ein stund von Constantinopl bey einem dorff Alay Beeg Kay zum besichtigen aufspannen lassen und den 12. Iulii die mittags mahlzeit darunter eingenomben. Nach dern vollendung sich mit meiner adelichen aufwarter, einem Andrea de Thomasis aus Tyroll, des herrn probsten zu Spital in Oberösterreich vettern ein unglikhseelig und erbarmlicher fahl zuegetragen, dan als die meinge wegen sehr schön und gelegener revir sich auf allerley recreationes begeben, haben sich auch etliche in dem alda vorbey und in canal fliessenden siessen wasser genant, gebadet, unter welchen sich erwenter de Thomasis befunden. Ob nun schon die andern treulich und wollmainend ihn als des schwimens unerfahrnen ermahnt und alda einen gefährlich und dieffen dimpfel mit fingern und vorgehen gewesen, ihme auch sowoll mit gueten, als leztlich mit scharpfen worten zuegeschrien, sich nit freywillig so augenscheinlicher gefahr zu nahen, sondern bey ihnen, wo sye baden und das wasser nit vill uber halben mann tieff zuverbleiben, ist er dannoch dessen alles ungeacht zu seinem selbst grösten unheyl nur immer fort gangen, bis er unversehens vom grund und ihme niemands mehr könten zu hilff komben. Er also elendiglich ertrunckhen und ob mann woll alsobald mit zway kleinen schüffeln zuegefahren und ihn bey zeiten noch mit strickhen, hakhen und stangen herauß zu ziehen vermaindt, würde er doch allererst nach verfließung dreyer vierthl stunden, aber dazumahlen über alles anstreichen unndt stürzen kein leben mehr in ihme gefunden, also der leichmann mit höchsten unßer aller betrauren unndt bestürzung in meine quartier geführt unndt des volgenden tags christlich catholischer ordnung nach zu Galatha, nechst bey dem verstorbenen herrn residenten Greiffenclau seelig zur erden bestattet worden. Vivat utergen deo etc.

Mir seindt uber diesen leydig unndt bedaurlichen casum, alß ich aller betriebt unndt melancholisch nacher hauß geritten, nach volgende vers ex tempore beygefallen:

“In unbekantem fluß sich wöllen baden bsunder nit glauben was man sagt und sicht die gfahr vor sich geht er freywillig drein, so ists hernach kein wunder wann todter man ihn fischt, wie gfischt bin worden ich.”

Raguserische bottschaffter haben bey den sultän audienz. Den 13. Iulii hatten die zween ambassadorn von Ragusa bey dem sultan audienz gehabt, legten den iährlichen tribut ab und übergaben neben den gewöhnlichen credentional auch ein memorial, warinnen sie sich beklagten, daß wegen iezigen venetianischen kriegs ihre beste commercia und sonderlich eine importirende scala gespörrt, ohne welche sie in die länge den biß hero gelifferten tribut nicht erschwingen werden, batten so dan die Porten wolle hiernen remedieren und an alle umbligende bassen ernstlich und gemeßene befelch schickhen, damit man ihnen in ihren traffiken nichts in weg lege. Und weilen sie der zeit mit kheiner statt füeglicher zu traffigieren wüsten, alß mit Neapoli und Venedig, batten sie auch umb licenz, damit ihre commercia dahin gehen möchten, warüber der vezier den Sulffi car aga gefragt, waß Neapoli für ein statt oder wem sie zugehöre, welcher geantworttet, es seye ein freye statt, weßen ich mich hoch verwundert, in bedencken das Neapoli dem könig in Hispanien als ihren ewigen feindt angehörig.

Die raguseische bottschaffter geben mir die visita. Allermaßen nun vorhero die anderen ambassadorn von Ragusa, bevorderist gegen EKM und deroselben an der Porten bleibenden ministren allezeit ein sonderliche inclination getragen, alß hatten auch dise, solche genuegsamb hierinnen verspühren laßen, in deme sie beede kgl. gesandte hindan gesezt, mich zum ersten den 14. Iulii visitiert, welches ermelte kgl. gesandte zweifels ohne hoch andten und ihnen nit gelegenheit heimblich zuverstehen geben werden. Sonst ist in diser visita nichts particular fürüber geloffen, offerierten allein ihr treüwilliges gemüeth EKM und deroselben ministren, wo immer möglich alle dienstliche willfährigkeit zu laisten. Dise ambassadores pflegen für den vezier allzeit doppelte praesent zu bringen, daß erste in nahmen der Republica, daß andere in ihren nahmen. Hatten derowegen den 15. Iulii bey dem vesier die anderte audienz und regalierten ihne mit dem, waß sie ihrer seiths mit sich gebracht.

Türckhische solennitet. Den 16. Iulii hatten die Türckhen ein solennitet unnd wahre der sultan selbst durch die statt in die vornehme moschea sultan Solyman, wie auch hiebevor den 21. Maii nacher sultan Mehemet, iedes mahl in schöner pomp und prächtigen aufzug geritten, alß er daß leztere mahl widerumb zu dem seraglio khumben, stunden alda vor der Porten bey zwayhundert baurn und streueten feur auf ihre köpf, nach deme der sultan gefragt, waß dises bedeüte, clagten sie einhelliglich wider die tyranney eines veziers nahmens Musa bassa. Die ursach warumb der Musa bassa wird vom sultan stranguliert. Einer lamentierte sich wider ihn, er habe ihme alles daß seinig hinwegg genommen und in die eüßeriste armueth gesezt, ein anderer clagte, er habe under seinen kindern tyrannisiert und dieselben umbgebracht, der dritte diß, der vierte ienes, also daß diser Musa bassa, welcher sonst auch viel feindt gehabt, des tags hernach den 17. stranguliert worden.

Der muffti wird mit seinen sohn, dem cadi zu Galata, abgesezt, und ins exilium veriagt. Den 19. Iulii hat man den muffti sambt seinem sohn, welcher cadi zu Galata wahre, waiß nit in vidictam des sultan Ibrahims todt oder den Nebi zu stillen, masul gemacht und an des muffti stell den Bachai Mehemet effendi eingesezt. Meines allerunderthenigisten erachtens werden beede rationes betrachtet sein worden, noch hatte man ihne nicht stranguliert, sondern mit obgedachtem seinem sohn, ins exilium geschickt, möchte ihme aber in die lenge nicht auß bleiben.

Denen raguseischen von mir restituierte visita. Eben disen tag restituierte ich denen raguseischen bottschafftern die visita, welche ingleichenn wie die andere sich gegen mir über iezigen türckhischen governo und sonderlichen wegen der hungerigen ministren, deren vast ein ieder praesent haben will, sehr beklagt, allen zu geben seye unmüglich, dann die Republica di Ragusa ein zeit hero sehr erarmet. Ich sagte, ich hette vermaint die Republica stunde aniezo beßer als niemahlen, dan weilen die venedische scalen wegen des kriegs gespörrt, alle die wahren und kauffmansschafften, sonderlich die vor disem durch Spalatra khommen, aniezo durch Ragusa gehen müeßen. “Ia wohl nit”, antworttete der ältere bottschaffter, “wür halten bey der Porten an, daß man unnß nach Venedig und Neapoli offentlich zu traffigieren erlaube. Die Türckhen wollen aber nit, verbietten unß expresse die commercia mit Venedig, dises ist unser ruin, wür bedörffen wohl ein getreüen rath.”

Unser gespräch wegen der raguseischen commercien. (Internuntius) “Ich wolte der Porten zuverstehen geben, daß der tribute, so die Republica iährlichen nach Constantinopl lifern last, praecise auß denen commerciis und kauffmanschafften herrühre, wann dise verbotten, seye es den tribute zu erschwingen unmüglich, man dörffe sich nit besorgen, daß zwischen Venedig und Ragusa denen Türckhen was praeiudicierliches erwaxen werde, dann dise Republica sich niemahlen wohl miteinander verstandten, es seye genuegsamb bewust, waß für feindtseelige händl bey ihnen vorgeloffen, wie offt an der ottomannischen Porten die Raguseer sich deß halben beklagt, maßen dan vor iahren der sultan Murath in der audienz in beysein diser bottschafft dem damahligen großvezier, Bairam bassa, außtruckhlich mit zorn anbefohlen, er solle dem venetianischen bailo sagen, wann Venedig Ragusam widerumb molestiren oder anfechten werde, er in aigener persohn die Venediger mit krieg überziehen und bestraffen wolle, item so hetten sich die Türckhen auch nit zu besorgen, daß Ragusa denen Venedigern oder anderen der Porten feinde einige hülff laisten, sintemahlen weniglichen bewust, daß Ragusa einige macht nit habe und darumben undter türckhischen schuz sich erhalten durch gewerb und khauffmanschafften den iähr lichen tribut müheseeliglich gewinnen müeßen.”

(Bottschaffter) “Deß herrn Internuntius reden stimmen mit unserer instruction über eins, alß wann er sie selbst gemacht und aufgesezt hette. Eben wie er unnß treülich rathet, also negotieren wür an der Porten, noch aber wißen wir nit was wür erhalten werden. Wir haben zwar khein krieg, iedoch krieg genueg zu Ragusa vor der statt, wo wegen der rebellierten Morlackhen khein mensch sicher, darzue nemmen die Türkhen gelosia, alß wann wir mit den Morlackhen gleichsamb einen heimblichen verstandt hetten.”

(Internuntius) “Villeicht wollen ihnen die Venediger sowohl, daß sie denen Türckhen sottomano dises gern persuadiren möchten.”

(Bottschaffter) “Wür seindt auch diser mainung, dan sie undterlaßen es nit, wo sie ein stückhel unnß erweisen khönnen.”

Sovil in discursus substantia und haben wir dise beede bottschaffter nach möglichkeit alle ehr und cortesia erwisen, sonderlich der elttere, mit welchem ich noch vor etlich iahren, alß er auch bottschaffter und ich resident wahre, zimblich bekhant unnd vertreülich gewesen.

Der sultan gibt dem groß vezier einen starckhen verweiß. Den 21. Iulii ließe der sultan den groß vezier rueffen und hielte ihme dises vor, sprechendt: “Du hast vill wider den alten vezier geklagt, daß er nicht wohl guberniert, ich siche noch nit, daß du die sach beßer verstehest, waß ist das vor ein governo daß meine sclaven sich selbst untereinander nidermachen und ruinieren. Ich bin klein, wirst du aber nit remediren, so will ich dir zeigen daß ich groß bin.” Warauff der vezier also balden zu dem Nebi geschickht und ihne zu aquietieren, in specie von zweyen schönen carichen vertröstet, möchte also auch mit disem vezier in die länge kheinen bestandt haben und successive einer nach dem andern, so zu des sultan Ibrahims todt geholffen, bell modo auß dem weg geraumbt werden.

Lezte audienz und valediction beym großvezier . Den 22. Iulii hatte ich die lezte audienz bey dem groß vezier, übergabe die capitulations sub sigillo meo et manuscriptione lateinisch, wie oben vermeldt und empfienge entgegen dieselbige in türckhischer sprach N.° VI etc. so ebenfahls in der ersten audienz den 1. Octobris EKM allerunderthenigst übergeben worden. sub N.° VI. dise capitulationes in türckhischer sprach, ob sie zwar durch den dollmatsch Panioti, ich vorhero wohl durchsehen laßen, hatte er doch die außlaßung und daß mancament circa reciproca dona in den 8. articul nit in acht genommen, welche man mir, als ich sye selbst gelesen und in solchem errore befundten, denuo abschreiben und den gehörigen terminum inseriren müeßen, gestaltsambe ich sye dann mit einem kleinen pünctl hernach gezeichnet und zu verhüetung einer falsification, solche vor dem vezier zu sehen begehrt, warüber er gefragt, ob ich dann türckhisch lesen khönne und antworttete man ihme, gar wohl, deßen er sich verwundert. Und wurden mir berührte capitulationes alsobalden gewisen, in meiner gegenwart verpetschirt, und alß dan eingehendiget.

Nach disem rueffete der vezier ihren internuntium, den Hassan aga , übergabe ihme an EKM des sultans credentional, welche er in dieffester reverenz empfangen. Sonsten wahre der vezier in diser lezten audienz sehr freündtlich, ließe neben anderen bey ihnen gebräuchigen ceremonien 14 cafftan under die meinige außgetheilt. 14 cafftan außtheillen, bezeügte, wie daß sie erst hinfüro guete freündt wollen sein, namen also voneinander auf daß freündtlichist urlaub, umbfangten unß und endete sich auch dergestalt dise audienz. Was im übrigen hierbey discuriret worden, hab ich in meiner ander ten relation außgeführt.

von Ich visitierte den griechischen patriarchen. Demnach der griechische patriarch Parthenius gleich anfangs meiner ankhunfft nach Constantinopl mit mir recht bekhandt zurerden und selbst zu reden sich auf allerley weiß insinuiert und undterschiedliche cortesien erzeigt, vor seinen aemulis aber, welche ihne hier von verdenckhen khöndten, seinem verlangen nit nachkhommen khönden, alß hatte ich von groß vezier under dem schein die griechische kirchen zu besuechen an den patriarchen befelch erhalten, das er mir diß orths nit zuwider sein, sondern alle ehr erweißen solle, wie es dann auch obbemelten 22. Iulii nachmittag beschehen und mir alle lieb und benevolenz erzeigt worden.

An dem ufer des meers, wo ich ans landt gestigen, hatte der patriarch durch seine officieres mich alßbalden bedienen, durch das statt thor biß ins patriarchat beglaiten und alda im vorhof von den vornembsten metropoliten widerumb empfangen und in die kirchen führen laßen.

Vor dem sanctuario wahre nach der griechischen manier für mich auf der erden ein teppich mit einen küß auffgebraittet, als ich mein gebett verricht, zeigten mir die metropoliten daß sanctuarium ihrer reliquien, nemblich ein stückh von der säul, daran Christus der herr solle gegeißlt sein worden und zwen heylige noch unverwesene cörper, volgendts führten sie mich widerumb hinauß und khame mir gleich vor der kirchen entgegen der patriarch selbst, umbfangte mich ganz freündlich, gabe mir die rechte handt unnd führte mich bey dem linckhen arm in sein zimmer, alwo ein kleines tischl und zwen seßel nebeneinander gestanden, warein ich mich zur rechten sezen müeßen.

Des patriarchen sonderbahre affection gegen EKM. Der patriarch bemühete sich mit villen kräfftigen worten gegen EKM etc. und deroselben ministren, sonderlich aber gegen mir, sein dienstliche affection zu demonstriren, schäzte ihme dises für ein absonderliche gnad, mich in seinem patriarchatu zu sehen, fragte umb EKM etc. guete gesundheit und wo dieselbe sich befinden, von herzen wünschendt, der allmächtige dieselbe bey langwühriger prosperitet erhalten und wider dero feindt, victori sieg und triumph verleihen wolle, damit auch durch ihre siegreiche waffen die arme betrangte griechische kirchen von der barbarn tyranney einmahl erlöst möchte werden, erzehlte, mir vil von iezigem wunderlichen türckhischen governo, das nichts beßers, sondern von tag zu tag mehr übels zu verhoffen, vermeldete auch er wiße gar wohl was für ein lieb, confidenz und große vertreülichkeit zwischen mir und dem patriarchen de Verrea gewesen, man finde noch in patriarchatu meine schrifften, wie da ich neben dem bailo Contareno, beede patriarchen de Verrea und Patalaro, nach langen zwischen ihnen gewesten zwitracht, widerumb verglichen.

Der doctor Scokardi wahr unser dollmatsch, welcher meine sentimenta dem patriarchen explicirte, sonderlich das die Griechen undereinander nit ainig, sich selbst verfolgen und hierdurch die orientalische kirch in ruin und verderben sezen, welche dan nach Gott auch mir billich in etwas verobligiert, in deme ich mich zu meiner zeit sovil bemühet, daß der vor disem albereit plantierte Calvinismus nit weiter eingreiffen, wie dan zu des calvinischen patriarchen Cyrilli Lucari zeiten, der mit der andern beeden ruin widerumb zu dem stuel getracht, durch herrn Contareno und mich, obgedachte patriarchen Cyrillus de Verrea und Patalaro vereinbart und verglichen worden.

Der patriarch empfangt EKM schreiben mit höchster reverenz Es wuste der Patriarch vorhero, daß ich ein ksl. schreiben an ihne hette, begerte aber ich wolle ihme solches in secreto einhändigen, wie es dann auch beschehen, und nit allein meine leüth, sondern auch seine metropolitan abgetretten.

So baldt ich EKM etc. allergnedigstes schreiben hervor gebracht, stunde der patriarch auf, empfieng solches mit höchster reverenz, kuste es, und berührte damit sein haupt, schäzte es auch ihme für die gröste gnad, daß EKM ihne sovil gewürdiget, offerierte alle möglichkeit, zu allen begebenheiten, deroselben treulichist zu dienen, seye ihme herzlich laid, daß ich so geschwindt von Constantinopl abraise und die gelegenheit, seine devotion mit mehrerem zuerzeigen, ihme benommen werde, müeste also die guete freündtschafft hinfüro mit schreiben ersezen und continuiren.

Weilen diser patriarch des Lupulo, fürstens in der Moldau creatur, und diser fürst kurz zuvor mir ein brieffl von Wienn überschickt, hatte ich mit dem patriarchen discuriert, ob man nit durch Moldau ein heimbliche correspondenz auffrichten, und biß weillen schreiben hin und her schickhen khönne, welches der patriarch für ein leichte sach hielte, mit herzlichen verlangen, daß er zu zeiten etwas neues von mir haben möchte, er getraue ihme gar wohl durch Moldau ein correspondenz zu incaminiren, das die brief sicher durchkhommen möchten, gedachte also ich auch auf andere mittel und weeg damit (weilen in Türckhey wegen des venetianischen kriegs die schreiben so hart fortgehen und die geheimbe correspondenz durch Ofen auch nit würcken will) EKM von der Porten desto öffter avisen einlangen möchten.

Vagierenden Griechen solle man khein glauben geben. Mit dem patriarchen wurde ich zured wegen eines griechischen pfaffen oder calogiro, welcher vor einem iahr an EKM ein schreiben nacher Prag gebracht, so von iezigem patriarchen sein sollen, warvon er khein wort gewüst, vermeldent, er hab sich an EKM zu schreiben niemahl unterstehen dörffen, man solle dergleichen landtfahrern, welche under seinem nahmen fictitia bringen, kheinen glauben geben. Nach allerley guetem gespräch führte mich der patriarch in ein anders zimmer, allwo inmittls die metropoliten und meine auffwartter gewesen.

Hier wahre auf einer langen tafl von allerley con fect für gewiß ein stattliche collation in bereitschafft. Zu obrist an der taffl seindt wür, der patriarch zur linckhen und ich zur rechten, zimblich lustig mit allerhandt gueten gesprächen vast in die zwo stundt geseßen und hatte in EKM gesundtheit der patriarch einen rundt trunckh mit villen seegen und benediction stehendt herumb gehen laßen, erzeigte mir in summa alle cortesia und höfflichkeit und beglaittete mich selbst im abschaiden durch den hoff biß zum thor des patriarchen, nambe auf das freündlichste urlaub und ließe mich durch die seinige widerumb durch daß stattthor biß zu dem ufer des meers accompagniren.

Restituierte visita vom patriarchen. Die visita restituierte mir der patriarch mit seinen vornembsten metropoliten den 27. Iulii. Ich thatte ihn mit gleicher cortesia und ehren empfangen, auch mit einer schönen collation von allerley confect tractieren.

Discurs von der griechischen und deren uneinigkeit mit der römisch catholischen kirchen. Der patriarch bezeügte abermahlen mit teurn worten, wie hoch ihne EKM etc. allergnedigstes schreiben erfreyet, inmaßen er mir dan die hierauf gehörige antworth in demueth überschickhen wolle, zum höchsten bittendt, ich wolle bey EKM ihme und sein verlaßene orientalische kirchen mündtlich meliori modo recommendiren, mit vereren vermelden, die christliche potentaten, bevorab EKM etc. der Christenheit hochstes haubt billich darob sein und helffen solten, damit dise betrangte kirch, welche schon in extremis nit ganz und gar undtergehe und durch der barbarn tyranney zu nichten gemacht werde. Exaggerierte in summa über die maßen sein und seiner kirchen ellendt, gleichsamb vermeinent die christlichen potentaten, umb daß dieselbe nit helffen daran schuldig seyen, warauf ich nachvolgender weiß geantworttet, der herr patriarch hette sich billich zuerfreuen, daß die römisch ksl. Mt. etc. durch mich ihne freundlich salutiert und geschriben, khönne vergewißen, daß dieselbe ihne, herrn patriarchen, und seiner betrangten kirchen zu helffen genaigt sein mit der hülff, aber welche die griechische patriarchen in Orient bedorffen, fielle ihnen wegen der so vil iahr geführten krieg schwär beyzuspringen. Ich zweifle zwar nit, wann es anderst wohl angelegt, wird sein die römisch ksl. Mt. etc. vor all anderen potenta ten mitler zeit das ihrige gern thuen werden, könte beneben hierbey auch nit verhalten, daß die christliche catholische häupter ob diser orientalischen griechischen kirchen sich nit ein wenig scandalisiert, in bedencken, das dieselbige mit der römischen kirchen sich nit recht verstehen und ehender in Orient den Calvinismum introduciren wollen. Dahero sye dan in gefahr stehe und da sie auch zu grundt gehen, solte nit die christliche catholische haupter, sondern die Griechen selbst daran schuldig seyen. So währe mir noch unentfallen, waß gestalt ich die wenige zeit, so ich zu Constantinopl gewesen, mit undterschiedlichen Griechen discuriert und auß etlichen deren reden sovil vermerckht, daß unter ihnen große uneinigkeit, ia ihrer vill seyen, welche lieber heut alß morgen den patriarchen vom stuel verstoßen und darvon bringen möchten. Mann sueche bey den vornembsten türckhischen ministren durch gelt daßelbige zu practiciren, hingegen auch der patriarch durch geldt und geschanckhungen widerumb contraminiren, sich dergestalt im stuel erhalten und continuo in gefahr leben müeße, warumben dan die christliche catholische potentate dem patriarchen mit gelt zu begegnen hart zu vermögen, alldieweillen ihnen bewust, daß under den Griechen khein einigkeit und also ihnen nichts zum besten, sondern alles denen Türckhen zutheil werde. Die uneinigkeit unter den Griechen bekhente der patriarch selbst, meldete aber darbey, wie er von kurzer zeit hero seine feindt versöhnt und dero gemüther an sich gezogen deren intent aniezo nur allein, wie sie ihne, patriarchen, im stuel stabilieren und erhalten mögen. Er erzehlte viel von dem moldauischen fürsten Lupolo, wie er disen mit dem wallachischen fürsten coniungiert und zu freündt gemacht, dahero er dan an beeden große patronen habe, wurde ihme aber uber alles sein, wann er bey EKM etc. auch hülff und assistenz erlangen khöndte, thätte großes anerbiethen gegen dem Reniger demselben gewißlich in allem, wo sich die occasion eraignen möchte, zu dienen, vermainte immer, daß man wegen überschickhung der brieff durch Moldau ein correspondenz anstellen khönne, offerierte sich dem fürsten Lupulo desthalben zu schreiben. Dises in substanz beeder visiten. bis

Von der Porten wirdt ein iüdischer arzney doctor auß Portugal und renegat nach Spanien geschickt. Es ist in meiner anwesenheit zu Constantinopl mir undterschiedliche mahl zu ohren khommen Spanien tractiere mit dem groß türckhen frid. Der franzößische bottschaffter daselbst, auch der venedische bailo , hatten destwegen große ialosia und verdacht, dise tractation gehe durch meine hände. Es mangleten nit leüth von ihnen beeden mit vleiß dahin bestelt, umb das sie invigilieren und, wo müglich, von mir etwas herauß fischen sollen. Ich aber hab versichert, das ich darinnen nichts nit wiße.

Endtlichen, und zwar khurz vor meinem abraisen, sagte mir ein gewiße persohn in vertrauen man habe in diser materia den grundt erfahren. Der sach seye nit anderst, Spanien tractiere mit der Porten fridt, es müeße der groß vezier schon große capara haben, weillen er selbst in einer occasion sich gegen dem franzößischen bottschaffter verlauten laßen, er wolle machen, daß ein spanischer ambassador werde an die Porten khommen. Zu dem seye gewiß und war, das ein iüdischer doctor vorherkhommen, ein Portugeser (so vor iahren zum türckhen und nacher des Haydar bassa, cappuggi bassa worden) den iüngst verstrichenen 17. Iulii mit schreiben vom groß vezier nach Hispania fortgeraist, daß also an disen tractaten gar nit zu zweifflen.

Ich ließe urlaub nemmen von allen christlichen repraesentanten. Demnach ich dan iezt beschribener maßen, durch besondern beystandt Gottes, die von EKM mir anvertraute internuntiatur, treugehorsambister schuldigkeit und aller meiner geringfüegigen möglichkeit nach gehöriger orthen hoffent zu dero gnedigsten contento abgelegt, von der Porten auch hierüber expediert und mit nothwendigen fuhren versehen worden, habe ich durch meinen stieffsohn und den dr. Mezger bey obbemelten herrn bottschaffter und repraesentaten, wie auch dem patriarchen nechst dienstlicher empfehlung freündlich urlaub nemmen, welche alle hin widerumb praemissis curialibus und nochmahliger syncerirung ihres genaigten dienst freundlich willens, mir und der ganzen comitiva vill glickh auf den weeg wünschen laßen mit verneren vermelden, sie erfreuen sich zwar eins theils mit mir, daß ich mit so gueter unnd erwünschten verrichtung widerumb nacher hauß ziehe, anderer seiths aber seye ihnen sehr laid, das ihnen durch mein abzug die gelegenheit mir zu dienen und in so gueter freündt entgehe, wollen doch an meiner statt dem Reniger alle mögliche dienst, hülff und assistenz erzeigen und im werckh selbsten verspihren laßen.

Mein aufbruch und zuruckhraiß. Darauf ich den 5. Augusti den auffbruch (zu welchen der patriarch mich mit allerhandt victualien stattlich regaliert) in nahmen des allmächtigen gemacht, meine caravana voran geschickt, des andern tags nach gevolgt, den 7. zu Silivrea dem Reniger, Paniotto und andern gueten freündten, so mich biß dahin beglaittet, valediciert und den 8. zu Cziorli ankhommen, all Der sprachknab Zemper khombt mit seiner expedition glückhlich zu mir. wo ich durch den sprachknaben Zemper EKM etc. allergnädigste undterschiedliche schreiben mit undterthenigister reverenz empfangen, weillen aber alles in ziffer geschriben, und wegen khürze der zeit nit so geschwindt unnd eylfertig khönden dezifferiert werden, zumahlen der Hassan aga zum fortzug immerzue angetriben, alß habe ich ihne, Zemper, mit denen brieffen an den bailo zu Constantinopl fortgeschickt unnd vom 12. auß Adrianopl dem Reniger alles deßen parte geben, so zu seiner nachricht und vorderist EKM etc. diensten ihme zuwißen " "vonnöthen wahre.

Unerhörtes greüliches ungewitter zu Hapsa. Zwo nächt zuvor, ehe daß ich zu Adrianopl angelangt, erhebt sich zu Hapsa ein solches starckhes, ungestimmes und selbiger orthen bey menschen gedenckhen nie erhörtes wetter, daß, wann dasselbige auf dem veldt meine caravana angetroffen, so wohl viech als menschen in höchster leib- und lebens gefahr gestanden währen. Dann es nit allein etlich stundt lang wie die baumnuß große haglstein und vill centen bley von den tächern der moschea, spitall, han unnd badts hin und her geworffen, sondern auch manß dickhe bäum theils auß der wurzl umbgerißen, theils mitten entzwey und auf dem veldt die vögl und schaff erschlagen, wie dan die meinigen in einem kleinen plazl mehr als über die vierzig starckhen von disem wetter hingerichter gezehlt haben, so die Türckhen für ein böses omen gehalten.

Ein türckhischer corrier wirdt mit scharpfen befelchen an die gräniz bassa geschickt, aller hostiliteten gegen EKM etc. sich zu enthalten. Durch occasion eines türckhischen corriers, welcher von der Porten an die bassa zu Ofen , Temeßwar , Canischa , Erla und andere sowohl hoch alß nidere befelchs haber scharffe mandata ob sich hatte, craft deren man sich ihrer seiths bey höchster deß sultans ungnad aller feündtseeligkeit, straifferey unnd hostiliteten gegen EKM etc. gränizen enthalten solle, neben beygefüegter erinderung, das mit dero selben der fridt widerumb auf 20 iahr prolongiert, hatte ich von gedachtem Adrianopl Der dr. Mezger fertige ich auf der post zu eurer Mt. etc. ab. meinen hoffmaister und secretarium den dr. Mezger undterm dato des 13. Augusti zwar wegen khürze der zeit nur mit einem summarischen eylfertigen bericht meiner wenigen verrichtung, abgefertigt, doch weillen er allen tractationen und negotierungen persöhnlich mit und beygewohnt, auf sein mündtliche relation und von mir ertheilte instruction mit mehreren mich beziehendt, Er khombt glickhlich an. allermaßen er dann den 28. eiusdem bey seiner glückhlichen ankhunfft die mitgegebene schreiben sowohl an EKM etc. alß etliche deroselben herrn geheimbe räthe zurecht nacher Eberstorff allerunderthenigist und gehorsamblich überbracht, von höchstgedacht EKM Wirdt allergnedigst zuruckh an mich expediert. und löblichen hoffkriegsrath darüber widerumb eine allergnedigste und gnedige expedition empfangen, und mir dieselbe den 15. Septembris zu Ofen wohl eingeraicht und überlifert, Mein zuruckhkhunfft nacher Ofen. Mein comitiva halben theil erkranckt. Ein geistlicher davon stirbt. als ich mit meiner comitiva (deren vast der halbe theil under wegs erkranckht) doch Gott lob außer eines geistlichen prister Marcelli ord. minor. s. Francisci, so alhie den 28. Septembris in seinen convent durch ein hungarisches fieber die schuldt der natur bezahlt, alle widerumb gesundt worden des tags zuvor daselbst inmittls auch widerumb angelangt.

Vezier fragt den dr. Mezger ob man in der Christenheit die prolongation gehrn gehört. Sein, Mezgers, antwort. Ihne, dr. Mezger, fragte der vezier , bey welchen er sich dem gebrauch nach zuem ersten anmelden müesste, ob er schreiben an ihm mitbringe, und als er von ia geantworttet, sye wehren aber in meinen paquet eingeschloßen, vermeldt der vezier verrers zu ihm: “Ihr werdt mit eüerer ankhunfft und obhabenden commission daroben guete erwünschte und fröliche zeitung wegen des von neuen mit der Porten verlängerten fridens gebracht haben.” Des dr. Mezgers antwort wahre, gleich wie er von Constantinopl biß nacher Ofen under dem armen baursvolckh und underthanen destwegen ein sonderbahres allgemaines frolockhen verspührt, also habe solche zeittung bey dem gemeinen, alß ohne diß zum friden genaigten mann in der Christenheit auch ein große, bey denen soldaten aber ein schlechte freud verursacht, dann dise streitbahre leüth, welche aniezo schon gewohnt den ganzen rauchen wintter im freyen veldt zu ligen, lieber widerumb einen gegentheil und widerpart gehabt hetten, nach dem, Gott lob, nunmehr der friden zwischen denen christlichen potentaten völlig geschloßen und stabiliert seye.

Sonst hat in meinem heraußraisen denckhwürdiges sich verrer nichts zu getragen, alß das ich zu Barakin vom Reniger durch einen türckhischen corrier schreiben erhalten, deren inhalt ich vermittels des richters von Altofen über Comorn, gleich als ich zu Ofen ankhommen EKM etc. allerunderthenigst überschriben.

Erste audienz beim vezier . Den 16. ließe mich der vezier durch vill cziaußen zu pferdt und fueß in divan zur audienz rueffen und befragte mich nach beschehener salutation und freündlichen empfang, in ein und anderem von meiner an der Porten gethanen verrichtung, und was in EKM etc. nahmen ich daselbst guets geschloßen. Disem hab ich nechst einhändigung der vom dr. Mezger an ihne mitgebrachter zwey schreiben geantworttet, er werde zweifels ohne deßen alles schon zuvor guete nachrichtung haben, könde auch solche mit mehrern umbständten von dem ihrigen internuntio vernemmen. Er aber stellte sich, als wann er ainiges wißen nicht darvon hette, darüber ich ihme in genere gesagt, daß der friden von neuem auff 20 iahr geschloßen und zwischen beeden großmächtigisten kayßern vestiglich gehalten werden solle, es seye nunmehr zu trost und ruhe der armen underthanen ein guetes fundament und steiffe grund vest gelegt. Er, herr vizier , solle seiner seiths dises fridliche gebäur helffen vollführen und dahin cooperiren, das es also beständig dabey verbleibe Dem vezier hielte ich für wegen hinweggenommenen reverenz viechs den herrn grafen von Puchaim etc. und daß er vom spolio participirt. und hingegen seinen undergebenen gränizern kheines wegs gestatten, daß sie nach ihrem muethwillen die unserige mit allerhandt hostiliteten attaquieren. Allermaßen sie dan gar neülich dem veldtmarschall und obristen zu Comorn, herrn graffen von Puchheimb, der die ganze zeit seines tragenden commando sowohl mit ihme, herrn vezier , alß deßen vorfahren alle guete nachbarliche freündtschafft continuo gepflogen, das reverenz viech feindtseelig unnd rauberischer weiß hinweggenommen, zu dem man, welches am allernachdenckhlichisten, gewiße nachricht habe, das er, vizier , von disen spolio etlich hundert reichesthaller werth empfangen und participiert hette vill anderer verüebten fridtbrüchi gen attentaten zugeschweigen.

Des veziers entschuldigung. Von der participation wolte der vezier ganz nichts wißen, khundte doch das factum an sich selbst nit widersprechen und wolte es ihrem gebrauch nach mit denen Ungarn beschönen und entschuldigen, mit vorgeben, dise wahren iederzeit die anfänger und die erste im straiffen, deßen aber alles ein gründtliche ursach, daß ihnen ihre bezahlung und lebens mittl nit geraicht werden, die anderte seye, daß die obristen nit allzeit in loco seyen, sondern nach belieben von und zueraisen, dardurch denen gemainen soldaten ihrem gefallen nach zu hausen gelegenheit gegeben werde, befragte mich zugleich, ob dann die gräniz obristen von ihren anvertrauten vestungen, wann und so offt sie wollen abraisen und dieselbe verlaßen khönden? Mein antwort wahre, ob schon biß weillen die herrn generales und obriste auß gewißen ursachen zu EKM oder anderwerths hin wichtiger geschäfften halber verraisen, seyen doch allezeit deren nachgesezte officier und befelchs haber gegenwertig, welche deren stöll vertretten und in den vestungen commandierten.

Und nach dem ich ihme zimblich starckh zugerendt, meiner von ihme auffgehaltenen brieff halber und zu gemüeth geführt, daß solches denen getroffenen capitulationen und ihrem achte name immediate entgegen, hat er es mit lähren außflüchten excusieren wollen ich aber ihme nit angehen laßen, sondern replicierte, ich gelebe der hoffnung daß ins khünfftig die brieff schleiniger hin unnd her werden befürdert werden.

Ich urgierte starckh die erledigung des pfarrers von Zarnocha. Auff dises urgierte ich inständig die entledigung des pfarrers von Zarnocha, Georgii Martoczi, und zwar umb sovil mehr, weillen er in verrichtung des gottsdienst und nit als ein soldat auf dem straiffen, also ganz unschuldiger weiß gefangen worden, von welchen EKM etc. auß Eberstorff vom 7. Septembris durch den dr. Mezger, mir gnädigst unnd beweglich zuegeschriben. Veziers antwort hierauf. Der vezier gabe darauf vor, daß erstens dises nit in zeiten seines vezierats, sondern noch zuvor beschehen seye, über das hette ihne der herr graf von Mansfeldt schrifftlich versichert, das eben gegen disem geistlichen sein veziers officier einer nahmens Mustaffa, den der herr graff Bathyani in handten, außgelöst, so baldt nun solches auf unnserer seithen vollzogen, auch der priester ohne ainzigen entgelt loß gelaßen werden solle. Dises schreiben begehrte ich mir zu communiciren, so der vezier alß baldt verwilligt, damit sich dan die audienz geendet und diser zween puncten mehrere erörterung, insonderheit auch wegen mänge der umbstehenden Türckhen, in deren gegenwart niemahlen etwas fruchtbarliches umb ihr offentliches einschreyen willen zu negotieren, auf eine privat conferenz verschoben worden.

Privat conferenz mit den vezier , über dises was gestert in publico vorkommen. Dise wahr auf nechst volgenden tag den 17. Septembris, in welcher doch villmehr curiose, alß hieher gehörige discurs fürüber gangen und wür zween allein in beysein des Hussain cziaus miteinander geredet. Ich treibte insonderheit starckh widerumb auf die erledigung des pfarrers von Zarnocha , mit welchem der dr. Mezger in seinem zuruckhraisen zu Graan selbst geredt. Der vezier aber verblibe bey seiner gestrigen außredt und zeigte mir des herrn grafen von Mansfeldt schreiben in originali.

Wegen der vom beeg zu Graan wider herrn grafen von Pucheimb und sonsten verübten insolenzien, solle ich nur vier wochen gedult tragen und stillschweigen, ich werde gewiß sehen, daß er destwegen außrichtung thuen und den beeg mit ungnaden absezen werde.

Widerholte darauf sein befragung, wie mein expedi dition darinnen zu Constantinopl abgangen und begehrte alles und iedes von mir in specie zu wißen, insonderheit aber wehr seine guete freündt oder feindt an der Porten währen. Zur beantworttung referierte ich mich in ain und anderem wie angestert auf des Hassan aga mehreren bericht, ich meines theils hette darinnen nichts als alles liebs und guets von ihme, herrn vizier , gehört und verstanden.

Lezte audienz und valediction. Den 19. Septembris wahre die lezte audienz und valediction in offentlichen divan bey dem vezier , dabey aber nichts sonders vorgeloffen, alß das er, nechst hin und her 10 cafftan außgetheilt, sambt einem stuckh tuech.gewexleten ceremonien, danckhsagung und glückhwünschung, ihren internuntium, den Hassan aga , bestens recommendiert und hernach under die meinigen zehn cafftan Waß der Sultan, groß vezier und bassa zu Ofen mir verehrt. sambt einem stuckh tuech außtheillen, mir aber ein türckhisches pferdt verehren laßen, dergleichen auch von dem sultan darinnen beschehen und von den iezigen groß vezier vier cziausluck oder erlaubnußbrieff, sovil cziaussen zu machen, sambt zween gefangenen auß dem schwarzenthurm, so beraiths auf etlich tausent reichsthaller ranzioniert wahren, praesentiert worden, welche ich anderen, so mich darumben gebetten, widerumb geschenckht habe.

Auffbruch von Ofen. Den nechst volgenden 20. bin ich sambt dem Hassan aga von Ofen aufgebrochen, und den 21. zu Dottes angelangt, alda man unnß von selbiger vestung mit fliegenden fahnen und einer compag. hussarn ein meil weegs entgegen khommen, freundlich empfangen und ich in dem schloß, die Türckhen aber in dem marckht einlosiert worden.

Ankhunfft nacher Dottes und lamentation selbiger besazung. Baldt zu meiner ankhunfft widerholten die besazungs officieri ins gesambt die zu eingang diser meiner gehorsambisten relation erzehlte beschwärden unnd ihres anvertraueten plazes ellenden zuestandt und nothleiden mit größerem wehklagen alß zuvor, mich inständig bittendt, bey EKM etc. underthenigst umb remedierung und dermahlen einst würckliche verschaffung der unentpöhrlichen lebensmittl zu intercedieren, insonderheit aber beklagten sich die teütsche büchsenmaister und constabl, recommendierten mir flehentlich dero schrifftliches underthänigstes supplicieren, so EKM etc. ich in meiner gehabten ersten audienz den 1. dits monaths Octobris gehorsambist überraicht habe und nochmahlen allerundterthenigist bitte, diser eüßerist betrangten und hoch importirenden vestung, auch der besazung so lange zeit getragener gedult, gnedigst zugedenckhen unnd würckhliche verhelffung und vorsehung gemeßen anzubefehlen.

Die Türckhen hauen die unß entgegen geschickte convoia auß Papa nider. Zu abendts alda erschalte die traurige post, daß die stull weißenburgerische Türckhen, zwischen Raab und Comorn, die unß beeden internuntiis von Pappa auß entgegen geschickte convoya, von ungefahr vierzig pferdten, theils erbarmlich nidergehaut, theils gefangen hinwegg geführt und nur etlich wenig darvon sich salvirt hetten.

Exaggeration diser grausamen that, gegen dem Hassan aga und bassa zu Ofen , von herrn veldtmarschalch von Pucheim und mir. Dise grausambe zuvor niemahls an denen gränizen erhörte und aller völckher recht schnur strackhs zu wider strebende that und feindseeliges verbrechen hab nit allein ich dem Hassan aga alß baldt, sondern auch zu Comorn der herr veldtmarschalch graf von Puchheimb (welcher unnß beede daselbst ansehlich und stattlich tractiert) auch alle cortesia ehr und freündtschafft erweisen, starckh und hefftig remonstriert, daß auch solches villmehrers ihme und dem bassa zu Ofen , vorderist aber ihrem kayser zum spott und affronta geraiche. Herr graf von Puchheimb etc. empfängt den Hassan aga , und mich stattlich zu Comorn. Der Hassa aga tragte hierob ein großes mißfallen und contestierte, daß es ihme herzlich laid, mit versicherung, das der vezier (welchem ich sambt ihme, Hassan aga , gleich von Dottes auß hierundter auf das beweglichist zuegeschriben) davon die geringste wißenschafft nit habe, bey disem wolle er eüßerister möglichkeit nach durch absendung eines aigenen corriers dahin sich interponieren, das nit allein über die delinquenten scharff inquirirt und selbige nach aller ungnadt abgestrafft, sondern auch die gefangene von diser convoia alsobalden ohne einzige ranzion widerumb loß gelaßen werden sollen.

Ankhunfft auf Raab. Den 24. khamen wir auf Raab, allwo beede EKM etc. hoffcammerdiener, Pröllman und Diez, den Hassan aga empfangen und mit allen notturfften versehen, Hungarisch Altenburg.wie ingleichem den 25. zu hungarischen Altenburg Pruckh an der Leyta.und den 26. zu Pruckh.

Ieztbemelter statt burgermaister, richter und rath Dieser statt willfährigkeit und dannenhero gehorsambiste recommendation. unangesehen sie durch sovil lange kriegs läuff einquartierung und anlagen sehr erarmbt und abkhommen, haben iedoch nit allein dem türckhischen internuntio, sondern auch mir allen vorschub und vorsehung mit einlosierung, speiß und tranckh, auch füetterey für die pferdt und stellung der fuhren und fürspann williglich und nach allem vermögen gethan. Mich aber absonderlich sowohl im hinein, alß iezt im heraußraisen mit verehrung des weins, visch und habern zu mehreren demonstrierung ihrer pflicht schuldigisten devotion gegen EKM regaliert und deroselben ihr anvertrautes stattwesen und gesambte getreugehorsambiste burgerschafft under thenigist zu recommendieren gebetten.

Meines anvertrauten waldtambts officieri empfangen mich mit einer compag. zu pferdt und fliegendten standarten. Den 27. wurde ich zur Schwechat durch des von EKM etc. mir gnedigst anvertrauten waldtambts officieri mit einer compagnia von 50 pferdt unnd fliegender standarten ansehenlich empfangen unnd biß in mein wohnung nacher St. Margrethen beglaittet. Der Hassan aga , welcher ob dißem empfang ein sonders wohlgefallen getragen, verblibe mit seiner comitiva und entgegen geschickhten commissarien zu gedachter Schwechat.

Der Hassan aga wird alhie stattlich eingeholt. Und dieweilen mich die Türckhen aller orthen, insonderheit zu Constantinopl, wie oben an seinem orth vermeldt, gar stattlich und vast einen großen bottschaffter gleich empfangen, alß haben EKM auf mein allerunderthenigst und unmaßgebliche information, ihr auch gnedigst belieben laßen, daß der türckhische internuntius in dero haupt und residenz statt offentlich eingeholt und biß in sein loßament geführt werde, gestaltsambe dan den 29. Septembris an St. Michaelis tag mit schöner ordnung unnd solennitet solches beschehen unnd vollzogen worden.

Underthenigste übergebung der geschloßenen capitulationen in Latein und türckhischer sprach. Warüber bei EKM etc. ich den ersten Octobris allergnedigste audienz gehabt unnd dabey die auf dero ratification mit der Porten getroffene capitulationes sowohl in Latein under meiner fertigung alß die zu meinem abschiedt zu Constantinopl von dem groß vezier in türckhischer sprach empfangene beede in originali, sambt des griechischen patriarchen beantwort schreiben, allergehorsambist eingehändigt und übergeben.

Wie es mit der geheimben correspondenz beschaffen. Betreffend nun die geheimbe correspondenz, woran EKM etc. sehr viel gelegen, haben ich wegen der gefahr, so in ansehung des iezigen venetianischen kriegs umb soviel größer, für die ienigen, die hierinnen dienen für ains und so dan fürs ander, umb daß man die leüth nit bezahlt, in dißem puncto große difficulteten gefundten, zu solchem werckh hat sich kheiner anderst brauchen laßen, sondern iährliche provision sambt der spesa auf briefftrager und botten absonderlich und zwar vor hinein erlegter haben wollen maßen ichs dan vast auf solchen schlag mit einem raguseischen khauffman in Belgrado aggiustieren und veranlaßen müeßen, wie auß beygelegtem vergleich in original sub N° mit mehrerem zusehen. Unnd ob ich schon vermeint mit denen zween correspondenten in Soffia unnd Offen einen geringeren accordo zu treffen, so hat sich doch der zu Ofen schon erklärt, daß er nit weniger, alß der in Griechisch Weißenburg nemmen wolle, gibt vor, wie es dan auch nit anderst, das er gleich dem andern der gefahr undterworffen und außstehen müeße. Vermuethlich wirdt der correspondent in Soffia eben auch dises praetendiren, derhalben geruhen EKM etc. ohne mein gehorsambistes maß geben allergnedigst anzubefehlen, das man mit nechsten corrier widerumb dreyhundert thaller dem Reniger, welcher dises ganze werckh führen und manegieren mueß, für dise correspondenten ohnfählbarlich hineinschickhe, dann einmahl ohne pahres geldt khan dises werckh kheinen rechten gang und schwung erraichen, sonderen wirdt für unnd für in der biß hero practicierten imperfection verbleiben.

Des herrn Greiffenclau seelige schulden item die empfangene gelder für den Reniger, Panioti, sprachknaben und correspondenten betreffend. Waß anbelangt des verstorbenen residenten herrn Greiffenclau seelige hindterlaßene schulden und die zu abstattung derselben von der löblichen hoffcammer mir ad interim mitgegebene 6.000 thaller, ubergib ich absonderlich derselben nit allein umb sechs sondern noch umb dreytausent thaller darüber, unnd also über 9.000 thaller (welche ich so guet mir nach gelegenheit des orths immer möglich gewesen erspart und erwirthschafft habe) theilß quittungen, theils greiffenclauische schuldtschein, in abschrifften deren originalia ich in handten, EKM etc. allerunderthenigst bittendt, wohlgedachter löbliche hoffcammer gemeßen anzubefehlen, das sie mich zu khünfftiger meiner und der meinigen versicherung gegen einhändigung der originalien gebräuchigermaßen quittieren, wie ingleichem die von mir gegebene schein, wegen der zu meiner abraiß in empfang genombenen correspondenz geldter, item für den Reniger, Panaiot unnd sprachknaben ebenfahls gegen einlifferung der original quittungen diser bezahlten posten mir widerumb auß wexlen und ervolgen laßen sollen.

Underthenigste recommendation des dr. Mezger etc. Zum beschluß khan ich nit umbgehen EKM den Iohan Friderich Mezger beeder rechten doctorn allerunderthenigist omni meliori modo zu recommendiern, als welcher nit allein bey gegenwertiger internuntiatur mir treülich an die handt gestandten, bey allen tractation und negotierungen sich befundten und auß treugehorsambister devotion eines so gefährlichen weiten weegs auf der post undterfangen, sondern auch schon hiebevor zweymahl nacher Offen, wohin EKM etc. mich vor zweyen und vierthalb iahren wichtiger geschäfften halber geschickt mit mir geraist und in aufsezung der relationen und andern verrichtungen mehr sich ieder zeit williglich gebrauchen laßen, dannenhero durch dise und andere seine guete qualiteten sich wohl meritiert gemacht, von EKM etc. allergnedigst bedacht auch alß ein erbunderthan und deß zu Breysach gewesten stattschreibers sohn, vor anderen befürdert zu werden.

Über welches alles EKM etc. zu der mit angehefften treugehorsambisten doch ohnmaßgeblichen guetachten neülich übergebenen geheimben, ich auch gegenwertige allerunderthenigste relation verfaßen und zu dero beharrlichen ksl. gnaden und hulden mich gehorsambist befehlen sollen. Den allmächtigen Gott inbrünstig bittendt, EKM etc. durch seinen starckhen armb noch zu unnseren zeiten die vätterliche gnad und seegen verleihen, damit sie in dise schöne länder und königreich deroselben sigreiche waffen triumphierendt einführen, von dem tyrannischen ioch des christlichen nammens erbfeindt glorwürdig erretten, so dan dieselbe undter dem erwünschten schatten des großmächtigsten römischen adlers, nach so villen unzahlbahren erlittenen trangsalen widerumb erquickht, beschirmt und durch öesterreichische clemenz unnd milte, sanfftmüetiglich aller orthen beherschet werden möchten.

Amen

EKM

Actum Wienn den 24. Octobris

Anno 1649

Allerundterthenigister gehorsambister

Ioh. Rudolff Schmidten

24. Oct. 1649 Hier handelt es sich wahrscheinlich um eine nachträgliche Anmerkung mit Bleistift von unbekannter Hand.

Jahr 49 Hier handelt es sich wahrscheinlich um eine nachträgliche Anmerkung mit Bleistift von unbekannter Hand.