Kommentar: | Weihnachtslied, dessen Rahmen zwar dem bekannten Schema weihnachtlicher Hirtenlieder entspricht, das die Thematik allerdings in vergleichsweise origineller Weise umdeutet: Anders als bei den meisten Liedern, bei denen die schlafenden Hirten in der Nacht durch die Engel geweckt werden und sich staunend zum Stall begeben, wird hier der Hirt als Besitzer des Stalles vorgestellt, in dem sich unversehens die Protagonisten der Krippen-Szene, also Maria mit dem Kind, aber auch Ochs und Esel, eingefunden haben, was der Hirt zu Beginn mit gewisser Irritation feststellt. Auch die übliche Thematisierung des geringen Besitzes des Hirten, der dem Kind kaum etwas zu bieten hat, wird hier – durchaus humorvoll – ergänzt durch Anachronismen („wollns tragen ins Spitall“, 3,4*) und einen gewissen Situationsbruch durch die Sorge des Hirten, dass er kein „Kinds-Weib“ habe, da er „kein Mensch [...] nicht kriegn“ könne (5, 6f.*), und deshalb das Kind nicht versorgen könne. Erst in der letzten Strophe wird – durch den Hinweis des zweiten Hirten, dem die Engel die frohe Botschaft bereits verkündet haben – der Blick auf Maria gelenkt und damit der Bogen zur ‚ordnungsgemäßen‘ weihnachtlichen Krippenszene geschlagen. *Zitate und Zeilenangaben beziehen sich auf die Hauptvariante. |