Gattung: | Drama |
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Zeitraum Entstehung: | 1796 |
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Kommentar: | Inhalt: Herr von Tiefsinn bekommt Besuch von seinem Bruder Wastel aus Tirol und dessen Frau. Seine Tochter, Louise, hat sich in den jungen Bäckermeister und Hausbesitzer Joseph - einen Bürgerlichen - verliebt, der um ihre Hand angehalten hat. Die Stiefmutter, Frau von Tiefsinn, ist über diese nicht standesgemäße Verbindung entsetzt, während der Vater nichts dagegen hat. Bei einem gemeinsamen Ausflug in den Prater eskaliert die Situation, alle trennen sich im Streit. Frau von Tiefsinn hat nun vor, Louise zwangsweise mit einem alten Buchhalter zu verheiraten, während ihr Mann, der sich von ihr tief gedemütigt fühlt, verschwunden bleibt. Erst das Eingreifen des unerschrockenen Tirolers löst die Situation: Er lässt kurzerhand einen Advokaten rufen, um die Verbindung zwischen Louise und Joseph zu schließen. Währenddessen stellt sich auch heraus, dass Wastels Frau, die über Nacht fortgeblieben ist, den Selbstmord von Herrn von Tiefsinn verhindert hat. Am Ende versöhnen sich (recht plötzlich) sogar Herr und Frau von Tiefsinn wieder. Das Stück lebt stark vom Kontrast zwischen den zwei 'natürlichen', kräftig zupackenden Tirolern und der Wiener (hohen) Gesellschaft, deren Überempfindlichkeit, künstliche Höflichkeit, vor allem aber auch deren Hochmütigkeit und Standesdünkel kritisiert werden (in unterschiedlichem Ausmaß, je nachdem, ob die Figuren positiv oder negativ besetzt sind). Insgesamt kann man insbesondere zur Figur des Tiroler Wastel sagen, dass es keineswegs um die Lächerlichmachung eines weltfremden Tölpels geht - das Publikum soll vielmehr am Anderssein des Protagonisten, das die bewahrte natürliche Identität ausdrückt, „die eigene Verformung durch konventionellen, großstädtischen, von der Natur isolierten Zwang kennen[lernen]“ (Aust/Haida/Hein 1989, S. 105) Das Stück kann schließlich als Prototyp des Volksstückes bezeichnet werden, da es um bürgerlich-familiäre Verhältnisse des publikumsnahen Wiener Alltags geht (vgl. ebd., S. 104), auch wenn es sich nicht um einen wirklich neuen Stücktypus handelt - als Muster kann Hafners "Die bürgerliche Dame" angesehen werden (vgl. ebd., S. 105). In diesem Zusammenhang meinen Aust/Haida/Hein, dass vor allem von den Figuren Mariane und Jodel "die Aura des ‚Hier-bei-uns‘ aus, in der sich das Publikum eingeschlossen fühlt", ausgeht (ebd., S. 106). Neben dem Text sind hier als Varianten auch Drucke von einzelnen Liedern in Flugschriften abgelegt, die die Rezeption aber keineswegs vollständig abbilden. Zur vollständigen Dokumentation der Drucke sowie der weiteren Rezeption siehe Brandner-Kapfer (2011). Als eigenständiges Lied wurde v.a. die Arie "Die Tyroler sand often so lustig so froh" verbreitet, aber auch etwa das Lied "Vier solche Buebna aufipackt" oder "Bei uns in Tyrol und im Landel" . Nach dem großen Erfolg des Stücks kam es zu einer (als Patriotenstück uraufgeführten) Fortsetzung, in der Wastel wieder zurück in Tirol von seinen Erlebnissen in Wien berichtet. Patriotisch wurde das Stück vielfach ausgeschlachtet; eingeschaltete Elogen und als Flugschriften zirkulierende zusätzliche Lieder belege die Funktionalisierung des 'aufrichtigen Tirolers' für Propagandazwecke. |
Literatur: | |
Permalink: | http://hdl.handle.net/11471/510.15.521 |
Zuletzt geändert: | am: 24.8.2016 um: 11:00:41 Uhr |