Dialect Cultures

Datenbank bairisch-österreichischer Mundartkunst vor 1800

Gattung: Lyrik
Genre:
Zeitraum Entstehung: 1737 oder früher
Hauptvariante (Text):
Textvarianten:
Kommentar:

Scherzhaftes Klagelied, in dem ein Kroate in weinerlichem Ton besingt, dass es ihm schlecht ergeht: Seine Frau hat ihn aus dem Haus gejagt - jetzt muss er mit leerem Magen herumziehen, schwere Arbeit verrichten und hat kein Dach über dem Kopf.

Die Sprache des Liedes ist geprägt durch die Mischung von österreichischem Dialekt und kroatischem Akzent und mit ‚typischen‘ Fehlern; in der 8. Strophe sind auch (pseudo-)kroatische Wendungen eingestreut ("In die Weib hat Teufel drinna, weilen wie die Waskodina, wan schlug Teufel ab das Knack, vor Kroatl tobre tak." [Aus der Hauptvariante ])
Wichtig in unserem Zusammenhang ist, dass der Kroate eben nicht einfach ‚Deutsch mit Akzent‘ sondern ‚Österr. Dialekt mit Akzent‘ spricht, auch wenn das in diesem Fall weniger stark ausgeprägt ist als bei anderen ähnlichen Liedern. (Vgl. etwa das Kroatenlied "Schöne liebe Wiener Madl" )

Der früheste Beleg dieses Liedes ist eine Arie aus dem Stück "Die Zauber Trommel", das möglicherweise von Kurz-Bernardon stammt und um 1737 am Wiener Kärntnertortheater aufgeführt wurde. Der Text der Arie (jedoch nicht des ganzen Stückes) ist im Rahmen des handschriftlichen Sammlung "Teutsche Arien" (vgl. Pirker 1927) überliefert. Diese Fassung besteht allerdings nur aus vier Strophen - Diese Fassung stellt aber wohl kaum das 'Original' dar, sondern ist vermutlich eher als Adaption eines bereits geläufigen Liedes für das Theater zu verstehen. Wo auch immer der Ursprung des Liedes zu suchen sein mag – spätestens um und nach 1800 scheint es größere Bekanntheit erlangt zu haben, wie mehrere erhaltene Flugschriftendrucke der Zeit belegen. In diesen 9-strophigen Fassungen erscheint das Lied nicht mehr als Arie aus einem Theaterstück, sondern als selbstständiges Lied. Ganz in den Mittelpunkt rückt die – unterhaltend-komisch akzentuierte – Figur des 'armen Fremden'.
(Hier aufgenommen wurde eine um 1800 gedruckte Flugschrift; Wolkan (1923, S. 352f) führt mehrere weitere Flugblätter an, in denen sich dieses Lied (in einer der Hauptvariante mehr oder weniger entsprechenden Fassung) findet. Die sind allerdings mehrheitlich nicht datiert oder stammen bereits aus dem 19. Jh.)
Zu einer vergleichenden Edition der auch hier aufgenommenen Varianten vgl. Zehetner 2016, S. 130f. bzw. den Kommentar S. 59f.

Literatur:
Permalink: http://hdl.handle.net/11471/510.15.450
Zuletzt geändert: am: 19.8.2016 um: 09:11:15 Uhr