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Datenbank bairisch-österreichischer Mundartkunst vor 1800

Gattung: Lyrik
Genre:
Zeitraum Entstehung: ab etwa 1780
Textvarianten:
Kommentar:

Spottlied über einen Kaplan, dessen Tätigkeiten in spöttisch-lustiger Weise beschrieben werden.
„Wenn man in Kirchen tritt, gibt der Capalon kein Fried“, er „kräht wie ein Hahn“, am Schluss der Messe spritzt er alle mit seinem Wedel an; bei der Predigt oder bei der Beichte, so heißt es (ironisch?), ist er ein Mann, der die Leute „recht herkampeln kan“. Auch beim Spielen und beim Jagen tue er sich hervor. In der letzten Strophe heißt es schließlich noch entschuldigend: „hab ich euch unrecht gethan / verzeyht mirs Herr Capolon, / seyd sonst ein großer Herr / in eurer Lehr“.

Das Werk weist deutliche Entsprechungen zu dem Lied 'Buebma mein! denkts nur wohl' auf, die allerdings nur bestimmte Passagen betreffen: Str. 1, Str. 2 und die ersten 5 Verse von Str. 3 jenes Textes finden sich auch im vorliegenden Werk (Str. 1 dort entspricht Str. 1 hier, Str. 2 dort entspricht hier Str. 2 im Stubenberger Liederbuch bzw. Str. 3 in der Flugschrift , Str. 3 dort entspricht Str. 4 hier). Darüber hinaus finden sich auch in der dortigen 5. Str. zwei Verse, die auch hier aufscheinen ("bringt mann ein kleines kind, Ist der Caplan so g'schwind, thut er den Adams-flek, waschen hübsch wek" (5,5f. dort) - vgl. hier den Beginn der 5. Str.) sowie auch eine Phrase in der dortigen 6. Strophe ("kräht er als wie ein Hahn" (6,5 dort) - vgl. hier Str. 3 bzw. bzw. Str. 2 je nach Variante).

Die übrigen Teile des dort siebenstrophigen Textes sind allerdings in jenem Werk eigenständig.
Daneben scheint auch die Aussage des Liedes in den zwei Fassungen zu divergieren: während sich in der hier vorliegenden Fassung ein recht deutlich spöttischer Ton zeigt, ist der andere Text eher doch lobend und würdigend zu verstehen.

Eine weitere, allerdings schweizerische Fassung dieses Liedtypus ist in einer 1730 im Kloster Appenzell entstandenen Liederhandschrift ("Liederbüchlein der Maria Josepha Barbara Brogerin") belegt, in dem im Lied Nr. 44 ("Jojo, a rechter gsteiffter mo / ist unser herr caplo") ebenfalls die Kritik am Klerus vorzuherrschen scheint. (Vgl. dazu die Edition von Joe Manser und Urs Klauser 1996 (1. Auflage) bzw. 2003 (2. Auflage) sowie die auch online verfügbare Rezension von Johanna Maria Ziemann in der Zs. Lied und populäre Kultur 49 (2007; S. 223-228, hier 224)).

Thematik: humoristische Behandlung von Kirche, Pfarrer, Kaplan, Meßner etc.

Permalink: http://hdl.handle.net/11471/510.15.337
Zuletzt geändert: am: 23.8.2016 um: 14:51:43 Uhr