Dialect Cultures

Datenbank bairisch-österreichischer Mundartkunst vor 1800

Gattung: Lyrik
Genre:
Zeitraum Entstehung: 2. Hälfte 18. Jh.
Hauptvariante (Text):
Textvarianten:
Kommentar:

Weit verbreitete Bauernklage, die in dieser Form wohl erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden ist:
Der Text ist fast ausschließlich aus Österreich bzw. dem ehemaligen Österreich-Ungarn überliefert; es finden sich viele verschiedene Fassungen. Strobach spricht von „48 selbständigen Varianten“ (Strobach 1964, S. 160)). Strobach macht als Zentrum der Überlieferung die Steiermark aus (vgl. ebd., S. 160). Wann der Text entstanden ist, kann nicht genau bestimmt werden, doch fand er offensichtlich frühe und rege Ausbreitung und die Überlieferung reicht gewiss zumindest bis in das 18. Jahrhundert zurück. Überliefert sind jedoch hauptsächlich nach 1800 entstandene Texte (vgl. dazu genauer Strobach 1964, S. 157-181 u. S. 418-421).

Strobach macht zwei unterschiedliche Typen des Liedes aus, die zwar in ihrer grundsätzlichen Aussage gleich bleiben, sich jedoch durch jeweils spezifische Verse bzw. Strophen unterscheiden (vgl. ebd., S. 161).
So weist der eine Typ (A) im Schlussteil der ersten Strophe die Zeile 'Muß binden mit Weiden die Schuh' auf und einen Lied-Abschluss mit der Zeile 'Und ‘reis in das Salzburger Land'.
Dagegen fehlt im zweiten Typ (B) der Bezug auf die Weiden in der ersten Strophe, er besitzt vier Verse über einen schlechten Brunnen und zeigt als Liedschluss Verse mit dem Wunsch, wenn es so weitergehe, lieber Strohhüte flechten zu gehen, weil das Bauernleben nichts mehr einbringe.
Während Typ A - so Strobach - besonders weit verbreitet gewesen sei, finde sich Typ B hauptsächlich in Belegen aus Österreich (vgl. ebda., S. 164)

Ein ähnliches, wohl etwa älteres Lied ( "So mag i kein Bayrischer Bauer mehr bleiben" ) wurde als eigenes Werk aufgenommen.

Interessant ist lt. Strobach die Wandlung des Liedes in seiner gattungsspezifischen Ausrichtung. Sein Ursprung soll in einem Scherz- und Spottgedicht über die Bauernfigur zu finden sein, wie Strobach erläutert: „Seine originäre Funktion wäre dann die eines Rollenliedes, das für den Einzelgesang bestimmt gewesen sein könnte, noch wahrscheinlicher aber in den Zusammenhang eines Schauspiels oder einer anspruchsloseren Form des Darstellens weist. Diese frühe humoristische spöttische, wohl ins 18. Jahrhundert gehörende Form des Liedes dürfte durch fliegende Blätter verbreitet worden sein. Verschiedene, nicht miteinander verwandte Melodien […] sowie die gute sehr übereinstimmende Textüberlieferung in weit entfernten Gebieten deuten darauf hin“ (Strobach 1964, S. 167f.) - Erst ab dem Ende des 18. Jahrhunderts habe sich, so Strobach, das Lied zur Bauernklage gewandelt.

Eventuell ist eine weitere Variante des Liedes in der - bisher nur über eine Anmerkung bei Wolkan bekannte - Flugschrift "Vier schöne neue Weltliche Lieder" (o.O.u.J.; Wien, ca. 1800) zu finden. Hier ist der Anfang des vierten Liedes angegeben mit "So mag ich kein Bauer etc.". Die Flugschrift wurde aber leider nicht eingesehen, auch ist der Standort bislang nicht rekonstruierbar.

Eine weitere Fassung aus einem nicht nähere eingeordneten "alten handschriftlichen Liederbuche in Obersteier" druckt Weinhold (1859, S. 72) ab (vgl. auch den Hinweis in Strobach 1964, S. 418). Was nun "alt" in diesem Zusammenhang bedeutet und ob eine Datierung auf das 18. Jh. dabei gerechtfertigt wäre, bleibt unklar. Daher wurde hier kein eigener Varianteneintrag erstellt.

Literatur:
Permalink: http://hdl.handle.net/11471/510.15.258
Zuletzt geändert: am: 2.10.2015 um: 14:58:23 Uhr