Dialect Cultures

Datenbank bairisch-österreichischer Mundartkunst vor 1800

Gattung: Lyrik
Genre:
Zeitraum Entstehung: 1744
Textvarianten:
Kommentar:

Fortsetzung der Eloge 'Mein Lepolt Oestäreichers ... Beschräibing Des Uhfägleichlichä Küritags' anlässlich der Abreise Prinz Karls und seiner Frau Erzherzogin Maria Anna in die österreichischen Niederlande. In dessen Fiktion hatte der Briefschreiber mit dem sprechenden Namen Leopold Österreicher seinem Vater Ulrich im heimatlichen Bergwiesenfeld von den Hochzeits- und Abschiedsfeierlichkeiten aus Wien berichtet. Nun antwortet der Vater und berichtet zunächst mit viel Laune und szenischer Gestaltungskraft, wie die Neuigkeiten in der bäuerlichen Dorfgemeinschaft aufgenommen worden waren. Dann kommt er auf die Wegrobotarbeiten zu sprechen, die anbefohlen worden waren, und schließlich auf die Ankunft des Herrscher- und des Prinzenpaars, die sich hier auf der ersten Reisestation offenbar getrennt haben. Da das erste Nachtlager laut Wiener Zeitung in Stockerau war, könnte der Dichter aus dem Umfeld des dortigen Franziskanerklosters stammen, in dem vermutlich umfangreiche Abendunterhaltung geboten wurde. Auch die niederösterreichischen Dialektalformen (vgl. zui, vui etc.) sprechen nicht dagegen.

In einem dritten Teil folgt schließlich noch eine 'Gegen-Antwort Des Lepolt Oestareichäs An seinen Vatter Ulri' .

Textausschnitt:
[f. 2r]

Hä Poltel, grüß di GOtt! was fangst den an? bist g´schait?
Dain Schraiben, das du mir hast g´schickt, hat alli g´frait.
Des Pflegäs Schreibä muß jetzt schon vor deinä weichä;
Er moänt, im Schraibä find mä koän fu sainäs glaichä;
Er will dä g´schaidist seyn. Ja wohl, daß er so g´schwind
Ungfehr zu jedam Stihl, wie du, ä Hackä find!
Ausbindli hipsch dazöhlst, und wundä scheni Sachä,
Daß oäm fast s´Hertz im Laib an Burzelbam möcht machä.
Just Mitichä ists g´west, um fieri na Mitta,
So war scho mit doim Brief dä Bott recht schlainä da,
Und sagt mär: Euä Suhn fu Wienn, der last eu grüssen;
Was! schry i gläi, main Suhn! und sprung mit z‘glaichä Füssen &
Riß ihm da Brief fur Hand. Mäin Poltel bildäs äin,
Gläi war ä d´Muetä da, und steckt ihr Nasen dräin.
Däin Schwestä, Brudä, s´Mentsch, alls läft fu Fraiden zamä,
Und ham, was du mir schräibst, mit ofnäm Maul fänomä.
Im gantzen Dorf ist glai de Zäiting ummä g´rent,
As wann ä Hahn het Krät, wie d´Sunnä fürä brennt,
Und alli Hahnä krähn.

Permalink: http://hdl.handle.net/11471/510.15.1306
Zuletzt geändert: am: 4.3.2016 um: 12:03:45 Uhr