Dialect Cultures

Datenbank bairisch-österreichischer Mundartkunst vor 1800

Gattung: Drama
Genre:
Komponisten:
Zeitraum Entstehung: 1743 ?
Musikvarianten:
Kommentar:

Bekanntes Quodlibet Gregor Joseph Werners mit Kaufrufen bzw. beliebten Lustspielfiguren, darunter auch Dialektsprecher (Hohlhippenkramer etc.); mehrfach adaptiert und erweitert, u.a. von Karl von Ordonez 1779 ( "Der alte wienerische Tandelmarkt" ) und Georg Albert Nagnzaun 1803.

Darin treten vier Figuren – ein „Sagfäller“, ein „Savoiard“ (d.h. ein italienischer Händler), ein „Hollähippen-Krämer“ und ein Arzt – nacheinander jeweils mit Rezitativ und Arie auf. Die Texte beschränken sich dabei nicht auf das Anpreisen der Waren, sondern verweisen auch auf die Tradition der Lustspielarien mit ihren kurzen, humoristischen Typencharakterisierungen, bei denen sich Werner auch einer jeweils angepassten sprachlichen Gestaltung bedient

Obwohl Werner insgesamt um eine ‚naturalistische‘ sprachliche und musikalische Gestaltung bemüht ist – er schreibt selbst in seinem „Avertissement“, dass „in dem Choro alles natürlich begriffen, wie jedwedere ihre Waaren allda zum Verkauf pflegen auszuruffen“ –, stehen die Regeln der Komposition im Vordergrund und die Rufe sind in Harmonie und Rhythmus aufeinander abgestimmt. Sowohl die Übernahme des Dialekts als auch die musikalische Gestaltung der Kaufrufe dürfen daher nicht per se als ‚dokumentarisch‘ verstanden werden. Es handelt sich bei Werners Stück um bewusst volkstümliches Barocktheater für gehobene Schichten (vgl. Moder 1968, S. 2), das – wie es am Titelblatt heißt – für die Vorführung „bey vornehmen Gastmahlen und anderen lustigen Gesellschaften“ gedacht war. Auch die dialektale sprachliche Gestaltung der Kaufrufe dient in diesem Zusammenhang also als bewusst einge-setzte, stilisierte Sprachform. (Siehe Zehetner 2015, S. 152-154)

Literatur:
Permalink: http://hdl.handle.net/11471/510.15.1078
Zuletzt geändert: am: 24.3.2016 um: 15:48:01 Uhr