Dialect Cultures

Datenbank bairisch-österreichischer Mundartkunst vor 1800

Gattung: Lyrik
Genre:
Zeitraum Entstehung: Ende 18. Jh.
Textvarianten:
Kommentar:

Das Lied ist zugleich Berufsstandsschelte und Mode- bzw. Sittenklage, abzielend auf den Bauernstand. In hämisch-spöttischem Ton wird hier Kritik geäußert. Getadelt und beklagt wird dabei, wie sich der Bauernstand bzw. wie dieser sein Betragen, Auftreten und Tun – zum Negativen hin – verändert hat.
Die einleitenden Zeilen, "Die hoffart undtern bauern volkh, die Nimbt jetz überhand" (1,1f.), bringt bereits den Tenor des Textes zum Ausdruck. Kritisiert werden demnach Eitelkeit, Hochmut und Überheblichkeit der Bauern. Ihnen wird vorgeworfen, sich unangemessen elegant und edel zu kleiden, unstandesgemäß - übertrieben in Format und Zier - zu bauen und für den Stand als unpassend befundene Moden zu übernehmen (etwa das Tragen einer Taschenuhr).
Zudem wird kritisiert, dass sie ihre Mahlzeiten über das ihnen angemessene Maß hinaus luxuriös gestalten, dem Spiel zugetan und dabei leichtfertig und verschwenderisch sind. Darauf wird sogleich zu einer Beschwerde über überteuerte Preise übergeleitet (was wohl das verschwenderische Handeln ermögliche) und die dabei mindere Qualität der Produkte beklagt. Der angeprangerte Hochmut soll sich überdies nicht nur im Handeln und Erscheinen abzeichnen, sondern geht soweit, dass sich die Bauern "shon [als] ausgemachte hern" (7,2) fühlen und geben, ihren Platz im sozialen Gefüge sowie ihre Grenzen verkennen und selbst über Höhergestellte spotten und lachen, da sie sich durch die praktizierte Geldschneiderei offenbar nicht mehr im vormaligen Maße der Werbung und den Regeln der altherbegrachten Rangordnung verpflichtet fühlen ("sie können ja leicht lachen | der Beitl ist schon vohl" (7,5f.)).
Die letzten beiden Strophen sehen von konkreten Kritikpunkten ab und tragen einen wehmütigen Ton, indem zunächst die ehemalige Konstitution des Bauernstandes - "Vor zeitten [...]" (8,1) - gezeichnet wird, die man als positives Gegenmodell zu gegenwärtigen Sitten, Moden und Verhaltensweisen begreifen muss. Zuletzt wird zwar eingeräumt, dass es vereinzelt Ausnahmen gebe, man stellt aber im gleichen Atemzug dem Gros der Bauern, welches der beschriebenen Charakterisierung entsprechen soll, "dort in jener welt" (9,8) Gottes Fluch in Aussicht.

Permalink: http://hdl.handle.net/11471/510.15.1039
Zuletzt geändert: am: 29.8.2016 um: 12:33:24 Uhr