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Zu: Mahnmal für "Euthanasie"-Opfer in Alberschwende
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Mit dem Führererlass vom Oktober 1939 wurde die sogenannte Aktion T4 und das Programm der Vernichtung lebensunwerten Lebens der NationalsozialistInnen in die Wege geleitet. Die im Rahmen der NS-Euthanasie ermordeten Frauen, Männer und Kinder sind die größte Opfergruppe im Gau Tirol-Vorarlberg, mehr als 700 Opfer lassen sich für den Gau, ca. 400 für Vorarlberg nachweisen. Die Deportationstransporte gingen in Vorarlberg von der Heil- und Pflegeanstalt Valduna in Rankweil aus, die vor dem „Anschluss“ als Wohltätigkeitsanstalt und Landesirrenanstalt fungierte. Die Diagnosen der in der Valduna behandelten und später deportierten PatientInnen lauteten u.a. Schwachsinn, Schizophrenie, Demenz und Epilepsie. In mehreren Transporten wurden insgesamt 263 Frauen und Männer in die Euthanasie-Tötungsanstalten Hartheim und Niedernhart deportiert und dort ermordet. Weitere 228 PatientInnen wurden 1941 vorübergehend nach Hall in Tirol transferiert und von dort weitertransferiert. Wenig bekannt ist über die ermordeten Kinder, die nicht PatientInnen der Valduna waren, sondern direkt von ihren Familien oder Armenhäusern abgeholt wurden, bekannt. Aus Alberschwende stammen die meisten Euthanasie-Opfer des Bregenzerwaldes, mindestens 11 Opfer sind bekannt. Die Gemeinde hat 2007 begonnen, sich mit der Geschichte der Opfer zu beschäftigen, ein umfassender Prozess der Auseinandersetzung und Erinnerung erfolgte auf Initiative des Kulturforums Bregenzerwald. Im Rahmen einer Ausstellung zum Nationalsozialismus im Bregenzerwald, einem begleitenden Rahmenprogramm mit Lesungen, Filmvorführungen und Schulprojekten sowie einer wissenschaftlichen Publikation mit spezieller Berücksichtigung der NS-Euthanasie nahmen sich mehrere Bregenzerwälder Gemeinden der Aufarbeitung an. Im Zuge dieses Prozesses wurden 2009 in drei Gemeinden Mahnmale oder Gedenktafeln für NS-Euthanasie-Opfer errichtet, darunter das Mahnmal in Alberschwende. Die Intention des Künstlers Ferdinand Rüf war, einerseits den lange vergessenen NS-Opfern wieder eine Identität zu geben und über eine Zeit zu reflektieren, in der Menschen, die nicht ins System passten, verfolgt wurden, andererseits auch einen Bezug zur Gegenwart herzustellen. Durch die Platzierung am Boden vor dem Hauptportal der Pfarrkirche soll die Assoziation zu einem verlorenen Zettel, einer Identitätskarte, entstehen, über den man stolpert, den man liest und der zum Nachdenken anregt. Dies soll durch die Aufzählung der Namen der Opfer und einen eindrücklichen Text, der an die Menschlichkeit und eine solidarische Gesellschaft appelliert, gelingen.