Im Jahr 2005 bringen die Stadt Graz und das Schauspielhaus Graz in Erinnerung an den Schauspieler, Regisseur und Widerstandkämpfer Karl Drews im Schauspielhaus eine Gedenktafel an. 2015 wird ihm zu Ehren auch ein
Stolperstein
. Bereits 1996 wurde im Volkshaus der KPÖ in der Schützgasse der
„Karl-Drews-Klub“ mit Erinnerungstafel
geschaffen.
Karl Drews wurde 1901 in Triest geboren und seine Familie übersiedelte noch vor dem Ersten Weltkrieg nach Graz. Die Liebe zur Kunst war ihm schon in die Wiege gelegt, sein Onkel war der bekannte steirische Komponist und Volksliedforscher Viktor Zack. Karl Drews lernte am Konservatorium Violine und nahm Schauspielunterricht. Im Alter von 19 Jahren versuchte er eine in Graz völlig unbekannte Form des aus Paris und Berlin kommenden Varietétheaters populär zu machen: Er gründete das Grazer Überbrettl. Die Reaktionen der Öffentlichkeit waren positiv und dennoch musste Karl Drews sein Theater nach kurzer Zeit wieder schließen. Er arbeitete in der Folge im Rahmen des Werkbunds Freiland mit, wo er mit dem Marionettentheater Anfang der 1920er Jahre erste Erfolge feierte. In den nächsten Jahren wirkte er als Regisseur und Schauspieler an verschiedenen deutschsprachigen Bühnen in der Tschechoslowakei, in Graz, Salzburg, Linz und Leoben, ehe er bedingt durch die Wirtschaftskrise und der Schließungen der Theater keine Engagements mehr bekam. Er kehrte daraufhin nach Graz zurück, gründete den Verein arbeitsloser Schauspieler und veranstaltete an verschiedenen kleinen Bühnen Aufführungen von arbeitslosen Berufsschauspielern. Zudem gehörte Drews zu den Mitbegründern des Steiermärkischen Schriftstellerverbandes, wo er für das Theater- und Kabarettprogramm sowie für die Bildungsarbeit zuständig war.
Bereits seit Anfang der 1920er Jahre engagierte sich Drews auch politisch, wobei er vorerst vor allem Kulturveranstaltungen der Sozialdemokratischen und Kommunistischen Partei leitete. 1932 ging er nach Jugoslawien, heiratete, arbeitete am Zagreber Nationaltheater und inszeniert Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“. 1935 wurde er als unerwünschter Ausländer aus Jugoslawien abgeschoben und kehrte in das von Arbeitslosigkeit und Diktatur gebeutelte Graz zurück. Dort übernahm er als Leiter die Kleinkunstbühne des Orpheum. Darüber hinaus gründete er eine eigene Film- und Schauspielschule.
Im Widerstand gegen den Nationalsozialismus
In den letzten Wochen vor dem
„Anschluss“
1938 beteiligte sich Karl Drews an Flugblattaktionen für die Unabhängigkeit Österreichs. Nach der NS-Machtübernahme brach er nach Frankreich auf, kehrte jedoch um, als er von der Verhaftung seiner Frau erfuhr. Während sie später allein nach Großbritannien reiste, blieb Karl Drews im Land und übernahm im Schauspielhaus Graz in der Spielsaison 1938/39 kleinere Rollen als Schauspieler. Unmittelbar nach seinem ersten Auftritt in Kleists „Prinz Friedrich von Homburg“ wurde er im Zuge einer großen Verhaftungswelle gegen bekannte Kommunisten verhaftet, wenige Tage später jedoch wieder freigelassen.
Ab 1940 arbeitete er als Versicherungsvertreter und baute die 1939 durch die Verhaftungen zerstörte Grazer Organisation der KPÖ mit Dr. Franz Weiß, Anton Kröpfl und
Josef Neuhold
wieder auf. Er knüpfte auch Kontakte in die Ober- und Weststeiermark sowie in die Umgebungsgemeinden von Graz. Nach der Rückkehr des Grazer Architekten
Herbert Eichholzer
aus der Türkei, der von der Exil-Führung der KPÖ den Auftrag hatte, die Verbindungen der Führung mit Wien und der Steiermark wieder herzustellen, verfasste die Gruppe um Drews und Eichholzer eine Reihe von Flugblättern. Darüber hielt die Oberreichsanwaltschaft am
Volksgerichtshof
fest:
„Von der von den Angeschuldigten gebildeten Gruppe wurden illegale Schriften hergestellt und verbreitet. In der Schrift ‚Nazikultur‘ wird die Behauptung aufgestellt, dass die Insassen von Heil- und Pflegeanstalten in der Ostmark ins Altreich geschafft werden und dort plötzlich verstorben seien, und dass deshalb die Angehörigen der Ansicht seien, an diesen Insassen seien neue Giftgase erprobt worden. Sie schließt mit der Drohung: Ihr Nazi! Die anständigen Leute werden sich die Schandtaten merken. Vielleicht wird auch euer Hitler, den ihr vor März 1938 in Vorausahnung schon auf die Außenseite der Feldhofmauer gemalt habe, in Steinhof, aber innerhalb der Mauern landen.“ (7 J 497/41: Anklage des Oberreichsanwalts gegen Karl Drews u.a.)
Anfang Februar 1941 wurde Karl Drews verhaftet, am 28. Juli 1942 in Graz gemeinsam mit seinen Mitstreitern zum Tode verurteilt und am 7. Oktober 1942 in Wien hingerichtet. In seinem letzten Brief an seine Mutter schrieb er am Tag der Exekution:
„Lebe glücklich, gesund und denke in heiteren Bildern an Deinen Buben, der bis zuletzt ein glücklicher
Phantast
war – wie Ihr alle meint – und vielleicht doch immer am klarsten gesehen hat.“ (Brief von Karl Drews an seine Mutter, 7.10.1942. in: Halbrainer, „In der Gewißheit, daß Ihr den Kampf weiterführen werdet.“ S. 95.)
Literatur
<p>Im Jahr 2005 bringen die Stadt Graz und das Schauspielhaus Graz in Erinnerung an den Schauspieler, Regisseur und Widerstandkämpfer Karl Drews im Schauspielhaus eine Gedenktafel an. 2015 wird ihm zu Ehren auch ein<ref target="http://gams.uni-graz.at/o:derla.sty292">Stolperstein</ref>. Bereits 1996 wurde im Volkshaus der KPÖ in der Schützgasse der <ref target="http://gams.uni-graz.at/o:derla.sty39">„Karl-Drews-Klub“ mit Erinnerungstafel</ref> geschaffen.<lb></lb><lb></lb>Karl Drews wurde 1901 in Triest geboren und seine Familie übersiedelte noch vor dem Ersten Weltkrieg nach Graz. Die Liebe zur Kunst war ihm schon in die Wiege gelegt worden, sein Onkel war der bekannte steirische Komponist und Volksliedforscher Viktor Zack. Karl Drews lernte am Konservatorium Violine und nahm Schauspielunterricht. Im Alter von 19 Jahren versuchte er eine in Graz völlig unbekannte Form des aus Paris und Berlin kommenden Varietétheaters populär zu machen: Er gründete das Grazer Überbrettl. Die Reaktionen der Öffentlichkeit waren positiv und dennoch musste Karl Drews sein Theater nach kurzer Zeit wieder schließen. Er arbeitete in der Folge im Rahmen des Werkbunds Freiland mit, wo er mit dem Marionettentheater Anfang der 1920er-Jahre erste Erfolge feierte. In den nächsten Jahren wirkte er als Regisseur und Schauspieler an verschiedenen deutschsprachigen Bühnen in der Tschechoslowakei, in Graz, Salzburg, Linz und Leoben, ehe er bedingt durch die Wirtschaftskrise und der Schließungen der Theater keine Engagements mehr bekam. Er kehrte daraufhin nach Graz zurück, gründete den Verein arbeitsloser Schauspieler und veranstaltete an verschiedenen kleinen Bühnen Aufführungen von arbeitslosen Berufsschauspielern. Zudem gehörte Drews zu den Mitbegründern des Steiermärkischen Schriftstellerverbandes, wo er für das Theater- und Kabarettprogramm sowie für die Bildungsarbeit zuständig war.<lb></lb>Bereits seit Anfang der 1920er Jahre engagierte sich Drews auch politisch, wobei er vorerst vor allem Kulturveranstaltungen der Sozialdemokratischen und Kommunistischen Partei leitete. 1932 ging er nach Jugoslawien, heiratete, arbeitete am Zagreber Nationaltheater und inszeniert Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“. 1935 wurde er als unerwünschter Ausländer aus Jugoslawien abgeschoben und kehrte in das von Arbeitslosigkeit und Diktatur gebeutelte Graz zurück. Dort übernahm er als Leiter die Kleinkunstbühne des Orpheum. Darüber hinaus gründete er eine eigene Film- und Schauspielschule. <lb></lb><lb></lb><emph style="bold">Im Widerstand gegen den Nationalsozialismus</emph><lb></lb>In den letzten Wochen vor dem <ref target="https://gams.uni-graz.at/o:derla.didgloss#gloss4">„Anschluss“</ref> 1938 beteiligte sich Karl Drews an Flugblattaktionen für die Unabhängigkeit Österreichs. Nach der NS-Machtübernahme brach er nach Frankreich auf, kehrte jedoch um, als er von der Verhaftung seiner Frau erfuhr. Während sie später allein nach Großbritannien reiste, blieb Karl Drews im Land und übernahm im Schauspielhaus Graz in der Spielsaison 1938/39 kleinere Rollen als Schauspieler. Unmittelbar nach seinem ersten Auftritt in Kleists „Prinz Friedrich von Homburg“ wurde er im Zuge einer großen Verhaftungswelle gegen bekannte Kommunisten verhaftet, wenige Tage später jedoch wieder freigelassen.<lb></lb>Ab 1940 arbeitete er als Versicherungsvertreter und baute die 1939 durch die Verhaftungen zerstörte Grazer Organisation der KPÖ mit Dr. Franz Weiß, Anton Kröpfl und <ref target="https://gams.uni-graz.at/o:derla.perssty#perssty319">Josef Neuhold</ref> wieder auf. Er knüpfte auch Kontakte in die Ober- und Weststeiermark sowie in die Umgebungsgemeinden von Graz. Nach der Rückkehr des Grazer Architekten <ref target="https://gams.uni-graz.at/o:derla.perssty#perssty51">Herbert Eichholzer</ref> aus der Türkei, der von der Exil-Führung der KPÖ den Auftrag hatte, die Verbindungen der Führung mit Wien und der Steiermark wieder herzustellen, verfasste die Gruppe um Drews und Eichholzer eine Reihe von Flugblättern. Darüber hielt die Oberreichsanwaltschaft am <ref target="https://gams.uni-graz.at/o:derla.didgloss#gloss178">Volksgerichtshof</ref> fest:<lb></lb>„Von der von den Angeschuldigten gebildeten Gruppe wurden illegale Schriften hergestellt und verbreitet. In der Schrift ‚Nazikultur‘ wird die Behauptung aufgestellt, dass die Insassen von Heil- und Pflegeanstalten in der Ostmark ins Altreich geschafft werden und dort plötzlich verstorben seien, und dass deshalb die Angehörigen der Ansicht seien, an diesen Insassen seien neue Giftgase erprobt worden. Sie schließt mit der Drohung: Ihr Nazi! Die anständigen Leute werden sich die Schandtaten merken. Vielleicht wird auch euer Hitler, den ihr vor März 1938 in Vorausahnung schon auf die Außenseite der Feldhofmauer gemalt habe, in Steinhof, aber innerhalb der Mauern landen.“ (7 J 497/41: Anklage des Oberreichsanwalts gegen Karl Drews u.a.)<lb></lb><lb></lb>Anfang Februar 1941 wurde Karl Drews verhaftet, am 28. Juli 1942 in Graz gemeinsam mit seinen Mitstreitern zum Tode verurteilt und am 7. Oktober 1942 in Wien hingerichtet. In seinem letzten Brief an seine Mutter schrieb er am Tag der Exekution:<lb></lb>„Lebe glücklich, gesund und denke in heiteren Bildern an Deinen Buben, der bis zuletzt ein glücklicher <emph style="cursive">Phantast</emph> war – wie Ihr alle meint – und vielleicht doch immer am klarsten gesehen hat.“ (Brief von Karl Drews an seine Mutter, 7.10.1942. in: Halbrainer, „In der Gewißheit, daß Ihr den Kampf weiterführen werdet.“ S. 95.)</p>