Vermittlungsangebot
Zu: Temporäres Mahnmal zur Erinnerung an den Pogrom 1938



Mehr Erfahren
Temporäre Installation der Künstlerin Catrin Bolt (in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark ) in Form eines Textbandes, aufgebracht in Blockschrift aus Straßenmarkierstoff auf den Gehsteig von der Radetzkystraße 8 über die Radetzkybrücke und den Grieskai bis zum Griesplatz 2. „Lauftext - Mahnmal“ wurde 2013 nicht nur Graz und den Menschen, die dort leben oder die Stadt besuchen, sondern auch der Zeit übergeben. Es ist Teil dieser künstlerischen Intervention , dass das Erinnerungszeichen sich verändert, beispielweise durch Straßenarbeiten, Witterungseinflüsse und Abnutzung durch FußgängerInnen, bis es sich irgendwann auflösen und nicht mehr sichtbar sein wird. Lange Abschnitte (Radetzkystraße, Radetzkybrücke; Griesplatz) sind bereits jetzt nicht mehr vorhanden. Für das Textband hat Catrin Bolt Ausschnitte aus den Lebenserinnerungen von Rabbiner David Herzog (1869–1946) an die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 ausgewählt und zusammengestellt. Diese Nacht und auch teilweise die Tage und Nächte davor und danach werden heute als Pogromnacht oder Novemberpogrom bezeichnet. David Herzog lebte seit 1907 in Graz, war Landesrabbiner für die Steiermark und Kärnten. Er lehrte an der Karl-Franzens-Universität sowie an verschiedenen Schulen in Graz. Zudem war er ein bedeutender Historiker der jüdischen Geschichte der Steiermark. Während des Novemberpogroms 1938 kam es zu organisierten Gewalttaten gegen die jüdische Bevölkerung, gegen Synagogen, Geschäfte und Betriebe von Jüdinnen und Juden sowie andere jüdische Einrichtungen im damaligen Deutschen Reich und den von ihm besetzten Gebieten. Diese Gewalttaten waren von bis dahin unvorstellbarem Ausmaß, und nicht nur der Staatsapparat sowie die NSDAP , sondern auch einfache Menschen gingen brutal in aller Öffentlichkeit gegen ihre jüdischen NachbarInnen vor. Das Ziel war die Radikalisierung der Verfolgung der jüdischen Bevölkerung und die Beschleunigung ihrer Vertreibung aus dem Reichsgebiet. Der Novemberpogrom gilt als extremes Ereignis in der Geschichte der Verfolgung der jüdischen Bevölkerung. David Herzog wurde, wie viele andere Jüdinnen und Juden, in dieser Nacht von Nationalsozialisten aus der seiner Wohnung geholt. Sie jagten ihn von der Radetzkystraße 8, wo er wohnte, durch die Stadt bis zum Griesplatz 2. Auf dem Weg dorthin wurde er beleidigt, gequält und mehrmals mit dem Tod bedroht. Vom Griesplatz wurde er mit dem Auto zum Stadtrand von Graz gebracht, schwer misshandelt und bewusstlos liegengelassen. Am nächsten Tag konnte er nach Graz zurückkehren und wurde wie alle anderen jüdischen Männer verhaftet. Wegen seiner schweren Verletzungen entging er der Deportation in das Konzentrationslager (KZ) Dachau. Ende 1938 musste David Herzog Graz mit wenigen persönlichen Sachen verlassen und er konnte nach Großbritannien emigrieren . In seinen Lebenserinnerungen, die er ab 1943 im Exil schrieb, berichtet er bewegend von seinen Erlebnissen, Erfahrungen sowie den Ereignissen in Graz im Jahr 1938.