Overview
Collection: M11
Shelfmark: München, Universitätsbibl., Cim. 4 (= 2° Cod. ms. 731)
Customary title: Hausbuch Michaels de Leone – Würzburger Liederhandschrift
Material: parchment
Number of folios: 285
Dimensions: 345mm x 265mm
Origin: Würzburg
Dating: approx. 1345-1354
Languages: East Franconian , Medieval Latin toggle details
Ostfränkisch (Würzburger Kanzleisprache), gelegentlich mit bairischen oder mitteldeutschen Elementen.
Codicology
Number of folios: 285
Dimensions: 345mm x 265mm
Condition: Pergament von unterschiedlicher Stärke und Qualität. Zahlreiche Löcher, genähte Risse, unregelmäßige Ränder. Zum Teil starke Gebrauchsspuren.
Material: Pergament
Foliation: Eine Foliierung des 14./15. Jhs. berücksichtigte 4 nicht mehr vorhandene Bl. nach 11, springt von 46 auf 67 und bricht schon bald ab: Bl. 1r-51r = 1-75.
Die durchgehende Foliierung des 18./19. Jhs. in schwarzer Tinte, nach der sich alle Angaben richten., lässt irrtümlich Bl. 202 aus, kommt somit auf 286 Bl.
Leere Bl.: 12, 155, 269, 281, 285; leere Seiten: 107v, 235r, 253r.
Collation: 31 Lagen.
Der Grundstock der Hs (Lage 1-21 und 23) setzt sich fast ausschließlich aus Quinternionen zusammen.
Die Lagenzählung, jeweils auf der letzten Versoseite, beginnt erst nach zwei vorgeschalteten Quaternionen (a und b) und bezog vermutlich auch die beiden Schlußlagen (28 und 29) nicht mehr mit ein: 22v-267v .j.-.xxvij.
Bei den Grundstock-Lagen 4-21 wurde die ursprüngliche Zählung um 2 herabgesetzt; deutlich zu erkennen sind noch vij-viij, xj-xviij, xxij- xxiij, durch Rasuren und Zusätze korrigiert in v-vi, ix-xvi, xx-xxi.
Ob damit ein Fehler der ersten Zählung beseitigt werden sollte oder ob zwischen Lage 3 und 4, d.h. Bl 42 und 43, vor Anschluß der Nachträge zwei Quinternionen entfernt wurden, bleibt fraglich; der Sprung von 46 (42r) auf 67 (43r) in der alten Foliierung beweist nichts, da sie erst nach Vollendung der ganzen Hs vorgenommen worden sein dürfte.
Bei Lage 23-26 scheint, wohl nach Einschub der Lage 22, die frühere Zahl um 1 erhöht worden zu sein: xxij(j), xx(i)iij ( ? ), xxv aus xxiif [ij], xxv(j) ( ? ). An den roten Zahlen der Lagen 22 und 27 wurde nichts geändert.
Die Lagen a, b, 22, 23, 25, 27, 28, 29 haben Signaturen (1-4,1-5,1-6, z. T. unvollständig). (Näheres s. Kornrumpf/Völker, S. 67f.).
Formula: a (IV)^8 + b (IV-4)^12 + 1-3 (3V)^42 + 4-5 (2V)^62 + 6 (V-1)^71 + 7-9 (3V)^101 + 10 (V-1)^110 + 11-12 (2V)^130 + 13 (V-1)^139 + 14-16 (3V)^169 + 17 (V-1)^178 + 18 (V-7 ?)^181 + 19 (V)^191 + 20 (V + [I+1])^205 (!) + 21 (IV)^213 + 22 (IV+1)^222 + 23 (V)^232 + 24 (IV-2)^238 + 25 (V)^248 + 26 (V-3)^255 + 27 (VI)^267 + 28 (VI-1 [+I])^279/286 + 29 (IV-2)^285.
Catchwords: Eine Reklamant findet sich nur 267v.
Hands: 7 Haupthände (A-G) (darunter sehr wahrscheinlich auch Michael de Leone), diverse andere Hände, die nur kurze Stücke schrieben. Zusätzlich noch mehrere Marginalhände und Korrektoren (genaue Beschreibung der Hände s. Kornrumpf/Völker, S. 68f.).
Script (fol. 156r-165v): klare Aufteilung, zweispaltig, Rezepte sind bis fol. 161v mit römischen Ziffern nummeriert toggle details
allgemeine Beobachtung: klare Aufteilung, zweispaltig, Rezepte sind bis fol. 161v mit römischen Ziffern nummeriert Duktus: sorgfältige Textura, wenig Ligaturen, Haarstriche am Schaftanfang und -endeLeitbuchstabe <a>: zweistöckiges <a>, geschlossene PunzenLeitbuchstabe <l>: - Leitbuchstabe <g>: geschlossene Punze, unterer Bogen ebenfalls zur Punze geschlossenLeitbuchstabe <e>: leicht offene Punze bzw. durch Haarstrich geschlossenLeitbuchstabe <m>, <n>: gerade SchäfteLangschäfte <b>, <d>, <h>, <k>, <l>: gerade Langschäfte<f>, Schaft-s Unterlänge: keine UnterlängeVerschiedene r-Formen: gerades <r>, rundes <r> nur in <or>- bzw. bestimmten <ar>- KombinationVerschiedene z-Formen: geschwänztes <z>Bögen/Unterlänge von <h>, <y> und geschwänztem <z>: - Verwendung von Schaft-s und rundem <s>: Schaft-s: initial + medial; rundes <s>: finalVerwendung von geradem und rundem <d>: - i-Markierung: unregelmäßige i-MarkierungBesonderheiten anderer Grapheme: finale Buchstaben teils mit senkrechtem Haarstrich versehen, v.a. <t>Zahlzeichen: - Majuskeln (Verwendung): Rezeptbeginn, ÜberschriftenVerzierungen: Fol. 156r einmalig Initiale über 4 bzw. 2 ZeilenRubrizierung: Überschriften, Initialen, Strichelung Diakritika: i-Markierung strichförmig; einzelner Punkt über <y>; <e>, <o> über VokalenAbbreviaturen: Kürzungsstrich, r/er-KürzungshakenInterpunktion: Punkte, VirgelTerminatoren: Paragraphenzeichen, Punkt-Strich-KombinationWorttrennung: Schrägstrich am Zeilenende; teils Verbindungsstrich bei Wortzusammengehörigkeit: Korrekturen: Streichung, Löschung, Expungierung, Ersatz mit und ohne Einweisungszeichen, sorgfältige Korrekturen mit dunklerer Tinte, andere Hand?Offensichtliche Schreiberwechsel: -
Layout
Measure: 243-260 x 183-210 mm, meist 250 x 195 mm
Textblock: zweispaltig
Lines: meist zwischen 31-33 Zeilen; 48-51 Zeilen: fol. 256ra-258ra (Text mit Interlinearkommentar)
Text: In den lat. Versus und den dt. Reimpaardichtungen sind die Verse abgesetzt und beginnen mit einer herausgerückten Majuskel; Reimpunkte werden nicht immer gesetzt.
Tintenliniierung, fehlt 107v, 238v (Lage 24): iste qaurternus lineatur (!).
Zahlreiche Marginalien und Korrekturen. Radweltkarte auf fol. 140vb, Ferderzeichnung fol. 93rb. Wenige ornamentale Initialen.
Diverse Rubrizierungen (Register, Überschriften, Kapitel-Zählungen, Paragraphen, Kolophone, rubrizierte Majuskeln, Notahändchen (näheres s. Kornrumpf/Völker, S. 67).
Im Kochrezeptteil (fol. 156r-165v) sind jeweils auf Höhe der Initialen Markierungen angebracht: Buchstaben, Kreuze, nicht-identifizierte Zeichen (156vb5: ‚r‘ / 157ra13 ‚c‘(?), ra27 ‚s‘(?), rb06 ‚a‘ / 157va06 kleines Kreuz, va14 ‚c‘, vb22 ‚f‘ / 158ra09 ‚g‘, ra20 ‚h‘ / 158vb28 ‚k‘(?) / 159ra23 ‚Schaft-s’ oder ‚l‘(?) / 159vb03 ‚h‘, vb22, ‚?‘ ‚v/b‘(?) / 160ra06 ‚o‘?, ra27 ‚6‘(?) / 160va13 ‚h‘, va21 ‚h‘, va32 ‚h‘(?), 160vb17 ‘Schaft-s‘(?) / 161ra08 ‚s/d‘(?) / 161va10 ‚m‘, va18 ‚h‘, va26 ‚m‘, vb06 ‚r‘, vb12 ‚r‘, vb22 ‚b/6‘ / 162ra07 ‚v/6/b‘(?) ra28 ‚t‘(?) / 162va01 ‚v‘, va10 ‚t‘, va29 ‚s/halber Kringel‘(?), vb12 ‚2‘(?), vb19 Strich, vb28 Strich / 163r keine Buchstaben oder Zeichen / 163va30 kleines Kreuz, vb24 ‚a‘ und kleines Kreuz / 164r keine Buchstaben oder Zeichen / 164va07 ‚d‘ als Platzhalter für Initiale noch sichtbar – va20 ‚d‘ als Platzhalter für Initiale noch sichtbar / 164r keine Buchstaben oder Zeichen).
Sehr wahrscheinlich Hinweise für den Rubrikator. Allerdings nicht die übliche Praxis den als Initiale auszuführenden Buchstaben klein an den Rand bzw. an die Leerstelle zu schreiben.
Das Markierungszeichen und die Initiale stimmen nur bei fol. 164va überein. Auf fol. 162vb evtl. ‚2‘ als Markierung für den zweiten Teil des Kochbuchs.
Cover
Condition: 35,5 x 26,5 cm. Gebunden wurde die Hs im 14. Jh, wohl noch vor Michaels Tod. Die Hs wurde in neuerer Zeit, vermutlich 1927, restauriert (Neuheftung der Lagen, Befestigung des VD, neuer Lederrücken). Auf die Innenseite des RD ist das wohl zur vorletzten Lage gehörige Bl 286 geklebt.
Covering: Starke Holzdeckel, überzogen mit glattem Schweinsleder
Clasps: Reste zweier Schließen. Die ersten Schließen griffen ca. 11 cm auf den VD über, von den späteren haben sich die Lederscharniere und ein Metallbeschlag an der Vorderkante des VD erhalten.
Decoration: 6 echte Bünde
Metal: Spuren von je 5 Buckeln auf beiden Deckeln.
Wastepaper: Der vordere Spiegel ist ein Pergamentblatt aus einem lat. Psalterium des 14. Jh. mit Antiphonen (Ps. 32,20-34,10 (Ani)ma - manu; Folio, zweispaltig, 40 Zeilen, Textura, rote und blaue Lombarden, Hufnagelnotation).
History
Origin: Würzburg Michael de Leone hat das Hausbuch vermutlich als Nachschlagewerk für sich und seine Nachfahren in Auftrag gegeben.
Provenance: Michael de Leone hat das Hausbuch geordinieret. bescheiden vnd gegeben zu sinem hofe svm (Grozen Lewen . ..) ze wirczeburg gelegen und es für denjenigen von sinem geslecht bestimmt, der danne den selben hoff inne hat (1va).
Seit 1353 gehörte der Löwenhof seinem Neffen Jakob de Leone, über dessen Familie uns die Einträge 286ra unterrichten. Jakob de Leone wurde 1400 hingerichtet, sein Sohn Michael verkaufte den Hof 1403 an den Chorherrn von Neumünster Arnold Herwig; bald darauf benützte ihn die zu Beginn des 15. Jh. gegründete erste Würzburger Universität.
Das Schicksal des Hausbuchs nach 1403 ist ungewiss. Es blieb nicht bei der Familie de Leone. Auf fol. lva ist außer der genauen Bezeichnung des Hofes auch Michaels Name getilgt. Eine Notiz von 1452 auf dem vorderen Spiegel lässt keine weiteren Schlüsse zu. Wahrscheinlich wurden beide Bände getrennt, ohne wohl Würzburg zu verlassen. Zwei Bl. aus dem zerstörten ersten Band wurden im 17. Jh. zum Binden von Rechnungen des Domstiftes St. Kilian verwendet. Den zweiten Band hat Johann Egolph von Knöringen (1537-1575, seit 1573 Bischof von Augsburg) sicherlich in Würzburg erworben; Knöringen war seit 1561 Domkapitular, von 1564-1569 Domscholaster in Würzburg. Sein Exlibris war früher am VD angeklebt und ist jetzt verloren. Mit Knöringens gesamter Bibliothek kam der Codex 1573 in den Besitz der UB Ingolstadt.
Dating: ca. 1345-1354
mentioned in manuscript:
1350 (fol. 43ra-47rb)
Note: Unterschiedliche Entstehungsdaten: Das Manuale besteht aus zwei Teilen. II (67-87) entstand 1343/44, 83vb-87rb wurde etwa 1347/48 nachgetragen.
Die Niederschrift von I (1-66, die Bl. wurden nicht fortlaufend beschrieben) zog sich über einen längeren Zeitraum, etwa 1345 bis 1354/56, hin.
(Ausführliche Erläuterungen zur Datierung s. Kornrumpf/Völker, S. 69-71).
Acquisition: Seit 1808, als die Bibliothek mit der Universität bereits nach Landshut verlegt war, wurde die Hs ständig von der Forschung benützt. MM 56 (Signatur der UB Ingolstadt vom 16./17. Jh auf dem Exlibris) – fol. 1r Bibliothecae Academicae Jngolstadiensis, 18. Jh. – Z 496 (76r, vgl. 75v). Die Signatur stand auf dem alten Einbandrücken – VD Innenseite Ms III17– fol. 1r Stempel der UB München.
Ownership Marks: MM 56 (Signatur der UB Ingolstadt vom 16./17. Jh auf dem Exlibris) – fol. 1r Bibliothecae Academicae Jngolstadiensis, 18. Jh. – Z 496 (76r, vgl. 75v). Die Signatur stand auf dem alten Einbandrücken – VD Innenseite Ms III17– fol. 1r Stempel der UB München.
How to cite
Böhm, A. (2021). M11, Codicology. In H. W. Klug (Ed.), CoReMA - Cooking Recipes of the Middle Ages. Corpus - Analysis - Visualisation. With the help of A. Böhm and C. Steiner. http://hdl.handle.net/11471/562.10.70 (GAMS. 562.10.70) (Accessed 2023-12-04)
Sources
Hein, S., Heinzle, J. and Schwanitz, L. (2019) Handschriftencensus | München, Universitätsbibl., 2° Cod. ms. 731 (Cim. 4), Handschriftencensus. Available at: https://handschriftencensus.de/6441 (Accessed: 16 October 2020).
Kornrumpf, G. and Völker, P.-G. (1968) Die deutschen mittelalterlichen Handschriften der Universitätsbibliothek München. Wiesbaden: Harrassowitz (Die Handschriften der Universitätsbibliothek München. 1.), cf. pp. 66-107. Available at: http://bilder.manuscripta-mediaevalia.de/hs//kataloge/HSK0051.htm.
Hausbuch des Michael de Leone (Würzburger Liederhandschrift) | (no date) bavarikon. Available at: https://www.bavarikon.de/object/bav:UBM-HSS-00000BAV80000017 (Accessed: 16 October 2020).
Ludwig-Maximilians-Universität München (no date) Hausbuch Michaels de Leone – Würzburger Liederhandschrift, open access lmu. Available at: https://epub.ub.uni-muenchen.de/10638/ (Accessed: 16 October 2020).
Adamson, M. W. (2000) ‘Daz buoch von guoter spise’. The book of good food. A study, edition, and English translation of the oldest German cookbook. Krems: Medium Aevum Quotidianum (Medium Aevum Quotidianum. Sonderband 9.).