Durchdachte Aufteilung, Rezepte beginnen jeweils mit eigener Zeile, Platz für nicht ausgeführte Initialen über zwei Zeilen
bei randlagigem Text ausschweifende Zierstriche vorhanden
einstöckiges <a>
meist schleifenlos, vermehrt mit Schleife in finaler Stellung
geschlossene Punze, geschlossener Unterbogen
offene Punze, zweiteilig gebaut
<b> mit und ohne Schleife; <h>, <k> mit Schleife
‚normale‘ Unterlänge
gerades und rundes <r>
geschwänztes <z>
Schaft-s: initial + medial; rundes <s>: final
<d> mit Schleife, teils offener Punze (Unterbogen)
teilweise i-Punkte; <y> teils mit Punkten
römische Ziffern/lat. Buchstaben
Funktion der Initiale in Überschriften, Rezeptanfang
mit Vokalen überschriebene Graphe, strich-, tilden- und punktförmig
Kürzungsstrich, r/er-Kürzungshaken, ‚er‘-Kürzung bei finalem Schaft-s, ‚ur‘-, ,con‘-Kürzung bei lateinischen Einsprengseln
Virgel (teils um Worttrennung zu signalisieren)
unterschiedliche Arten, Paragraphenzeichen, Punkt-Strich-Kombinationen
doppelstrichförmig
Streichungen, Umstellungen
fol. 45r–48v andere Hand, auf 49r setzt erste Hand mitten im Satz wieder fort
Rezepte durch Leerzeile voneinander abgesetzt, keine Initialen
leicht nach rechts geneigt, flüchtig
einstöckiges <a>
mit und ohne Schleife
meist geschlossener Unterbogen
teils geschlossene Punze
<b>, <h>, <k>, <l> meist ohne Schleife, wenn dann nicht stark ausgeprägt
‚normale‘ Unterlänge
gerades und rundes <r>
geschwänztes <z>
regelkonforme Verwendung
<d> mit und ohne Schleife, teils offene Punze (Unterbogen)
teilweise i-Punkte; <y> teils mit Punkten
Schluss-s reicht deutlich in die Unterlänge
Funktion der Initiale in Überschriften, Rezeptanfang
<u> über <o>
Kürzungsstrich, r/er-Kürzungshaken, ‚er‘-Kürzung bei finalem Schaft-s
Doppelstriche
Tilgung durch Streichung, Expungierung
Hand 1 setzt auf fol. 49r wieder ein, Wechsel geschieht mit Foliowechsel mitten im Satz
kayser Carolas VI. zu Wien; zu lesen ist – der Buchrücken wurde also höchstwahrscheinlich im 18. Jahrhundert restauriert.
Eindeutige Vorbesitzeinträge sind in der Handschrift nicht aufzufinden, lediglich die UB Graz hat ihre unübersehbaren Spuren in Form der Eintragung der alten Signatur 34/8 am vorderen Spiegelblatt und der beiden Bibliotheksstempel vorne und hinten hinterlassen.
Die Handschrift selbst gibt zwei vordergründige Anhaltspunkte:
Auf fol. 250v findet sich der Eintrag Missa a M(a)g(ist)ro
Michaele schrikh pro fratrib(us) In Tegennsee
(sic!).
Auf fol. 373r steht eine zweite Zueignung:
p(ro) f(rat)re Georgio ortolano in Monsee Ex f(rat)re Cristanno in Teg(e)rnsee p(ro)fesso.
Bemerkenswert ist, dass die Ortsangabe in Monsee
rasiert wurde und nur mehr mit Hilfe der
UV-Lampe, dann aber ganz eindeutig, zu sehen ist.
Alle weiteren Personennennungen sind für eine Provenienzbestimmung von vornherein als nicht nutzbar anzusehen, denn
sie gehören eher zum Typ der Quellennennung - wie z.B. fol. 279r: Tractat des Wiener Doctors Johannes Rock
oder fol. 275v: Disz ist ein regime(n) meyst(er) appollonie zu meneze vor die pestile(n)cie.
Doch auch die beiden Widmungsaussagen bringen uns nicht wirklich auf eine heiße Spur.
Einzig die Nennung von Tegernsee und Mondsee - beides Benediktinerklöster im süddeutsch-österreichischen Raum - macht klar, dass der
Bezugspunkt "Kloster" in der Verortung der Handschrift eine maßgebliche
Rolle spielen muss.
Doch in Monsee
ist rasiert - also aus irgendeinem Grund
getilgt - und Tegernsee wird, neben der Nennung als Namensbestandteil auf fol. 373r, in der Überschrift zu einem Sendschreiben des Michael
Schrikh genannt, welches durchaus auch als Abschrift in die Handschrift aufgenommen
worden sein kann. Dies gilt eventuell genauso für die Ausführungen des Bruders
Christian von Tegernsee für Bruder Georg, den Gärtner von Mondsee.
Aber auch wenn
beide Teile hier original eingetragen sind, haben die genannten Personen- und
Ortsnamen nur eben für diese Teile Aussagewert, - eine Überlegung, die alle
Ortsnamennennungen für eine räumliche Zuordnung des Ms. 1609 in seiner Gesamtheit
irrelevant werden lässt.
Die Handschrift befindet sich heute in der
Universitätsbibliothek in Graz. Diese nahm einerseits die Bestände der alten Grazer
Jesuitenuniversität und andererseits die Bibliotheken der in den 80er Jahren des 18.
Jahrhunderts - im Zuge der Säkularisation - aufgelösten Klöster der Steiermark in
sich auf. Eine Einreihung in die Bestände der UBG zu diesem Zeitpunkt und damit
verbunden eine Provenienz aus einem dieser Klöster ist plausibel; ein irregulärer
Besitzgang zu diesem oder einem späteren Zeitpunkt ist aber genauso wenig
auszuschließen.