Wegweiser in der Stadt

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Die Stadt Gräz

Graz, die Hauptstadt des Herzogthumes Steiermark, dieses an Naturschönheiten so reichen Landes. An beiden Urfern der schnellen Mur wogt das Häusermeer der lieblichen Stadt.

Wer die bildende Natur in ihrer Herrlichkeit schauen will, der walle nach Steiermarks anmuthigen Thälern, auf seine Alpen, die stolz und kühn ihre Häupter in den Wolken tragen, und sende seine Blicke nach den üppigen Fluren, Gräz, die Hauptstadt des Herzogthumes Steiermark, des an Naturschönheiten so reichen Landes. An beiden ufernrschnellen Mur wogt das Häusermeer der lieblichen Stadt. dunklen Reben geschmückten Hügeln, nach all den Schlös- ern, Höhlen und Ruinen, den Waldkapellen und goldenen Saaten, und er wird Wonne saugen aus den Blüten der unendlichen Natur.-

Wer einmal nur das freundliche Gräz besucht, der fühlt sich heimisch in seinen Mauern, er weilet gerne und oft in seinen blühenden Umgebungen, in der romantischen Steiermark und seiner angenehmen Hauptstadt.

Die Stadt wird durch drei Brücken mit der am rechten Ufer gelegenen Murvorstadt verbunden, man ist eben mit dem, zum neuen Brückenbaue der ehemals gedeckten Brücke gehörigen Kanalbau in der Murgasse beschäftiget, welches nicht wenig zur Verschönerung der Stadt beitragen wird. Die Stadt zählt 11 Plätze und 48 Gassen.

Graz hat 6 Thore.

Das Burgthor, Neuthor, Eisenthor, Franzensthor, Paulusthor und Sackthor.-*-

Das Neuthor wurde bei Anlegung der neuen Festungs-werke erbaut......------

Das Eisenthor wnrde im Jahre 1575 von Erzherzog Karl II. erbaut..

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Das Franzensthor erbauten die Herren Stände der Steiermark, und ist eben vollendet. Das Burgthor wurde von den steiermerkischen Herzogen aus dem Hause Babenberg erbauet.

Das Paulusthor stand sonst in der Nähe des Sau=rauschen Hauses, und wurde erst durch Ferdinand II. 1625 errichtet.

Das Sackthor wurde im Jahre 1625 erbaut.

Die innere Stadt enthält .... 427 Häuser, die Vorstädte....2497. Zusammen.. 2924 Häuser.

Die Zahl der Einwohner beträgt nach den neuesten Zäh- lungen, ohne der Besatzung über.... 36000 Seelen, die Besatzung zählt..... 4000 Mann. Zusammen .... 40000.

Die Stadt ist eingetheil in ... 3 Viertel, die Vorstädte ....12 In Allem 15 Viertel.

Gräz hat sechs Vorstädte: Die Jakomini- Vorstadt, » Münzgraben-» -» St. Leonharder-.» » Geidorfer-» -» Graben-» -» Mur-»-

Die vorzüglichsten Gasthäuser für Reisende sind: - In der innern Stadt........ - Wilder Mann, Schmidgasse 355 alt, 362 neu.--

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Ungarische Krone, Landhausgäßchen 343 alt, 350 neu. Goldener Adler, Sporgasse 96 alt, 111 neu. Goldene Krone, Färbergasse 99 alt, 115 neu.

In der Jakom in i-Vorstadt.

Stadt Triest, Jakominiplatz 50 alt, 71 neu. Schlegel, Reitschulgasse 66 alt, 87 neu. Weißes Rößel, Reitschulgasse 65 alt, 86 neu.

In der Münzgraben- Vorstadt.

Brauner Hirsch, Münzgraben 312 alt, 404 neu. Goldener Hirsch, Münzgraben 306 alt, 397 neu. Maurer-Wirth, Münzgraben 300 alt, 392 neu.

In der St. Leonharder-Vorstadt.

Goldene Birn, Leonhardergasse 499 alt, 602 neu. Schwarzer Adler, Leonhardergasse 517 akt, 619 neu. Goldener Engel, Leonhardergasse 490 alt, 592 neu.

In der Mur-Vorstadt.

Goldenes Rößel, untere Mariahilfergasse 509 alt, 512 neu. Goldene Sonne, untere Mariahilfergasse 508 alt, 506 neu. Goldener Löwe, Murvorstadtplatz 524 alt, 501 neu. Schwarzer Elephant, Murvorstadtplatz 842 alt, 891 neu. St. Florian, Griesgasse 899 alt, 960 neu. Sandwirth, Griesgasse 893 alt, 954 neu. Goldener Ochs, Griesgasse 898 alt, 959 neu.

Außerdem gibt es noch mehre Gastwirthe und Bierbräuer, welche am Schlusse in einem Anhange namentlich angeführt sind.

Lohnbediente stehen beinahe in jedem der vorzüg-lichsten Gasthäuser zu Diensten, deren Adressen, so wie die der Lohnkutscher zur leichteren Auffindung für Reisende eben-falls im Anhange vorkommen.

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Fiaker stehen täglich und zu allen Stunden in Bereitschaft.

In der Stadt.

Hauptwachplatz.

Karmeliterplatz, stehen Einspänner.

Jakomini-Vorstadt.

Jakominiplatz.

Mur-Vorstadt.

Murvorstadtplatz.

Griesplatz.

Lendplatz, stehen Einspänner.

Sehenswürdigkeiten in der innern Stadt, wie sie der Fremde, ohne Umwege zu machen, am schnellsten auffinden kann.

Die k. k. Burg. ( Burggasse Nr. 1 alt und neu.) Den Grundstein zu diesem alterthümlichen, unregelmäßig gebauten Schlosse legten höchst wahrscheinlich schon die al- ten Tr ungau er.- In den Mauern dieses alten Fürstensitzes walteten oft die tapfern Babenberger und viele Söhne Habsburgs, denen die unerschütterliche Treue der Steiermark so oft in den gefahrvollsten Momenten ihres Regentenlebens Hilfe und Trost gewährte. Aus ihr erhielten beinahe alle Throne Europa's durch hier geborne Prinzessinnen neuen Glanz und neue Dauer. Sie ist die Wiege des durch Ferdinand II. erneuerten Regentenstammes aus dem Geschlechte der Habs- burger. [14] Dieser Kaiser wurde am 9. Juli 1578 in der Burg ge-boren.--

Das Gebäude hat 4 Höfe, einen Thurm, einen großen Garten auf der Bastei, und ist mittelst gedeckter Gänge mit dem Burgthore, mit dem Dome und dem Theater-Gebäude in Verbindung gesetzt.- Der Theil, worauf die Thurmuhr steht, möchte fast der älteste sein. Die übrigen Gebäude sind, den Buchstaben A. E. I. O. V. und den Jahreszahlen 1450, 1455, 1458 zufolge, meist von Friedrich IV. in der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts erbaut.

Nachdem jener Theil gegen die Bastei durch eine Feuers- brunst zerstört worden war, wurde er später nach neuerer Bauart hergestellt.

An den innern Mauern des großen Hofes findet man Denksteine und Inschriften von Kaiser Friedrich, Maxi- milian und den Römern.

Ein Stein mit hebräischer Inschrift nächst dem Brunnen des Burghofes, stammt aus dem dreizehnhundert neun und achtzigsten Jahre der christlichen Zeitrechnung, und ist der Grabstein des Vorstehers und Lehrers einer jüdischen Ge- meinde, welcher nahe bei Gräz, in der Karlau, wo be- kanntlich die Juden eine Stadt gegründet hatten, gefunden wurde.--

Nun ist die Burg die Wohnung des Gouverneurs von Steiermark und des allerhöchsten Hofes, wenn er hier anwesend ist, der Sitz des Guberniums und ei-niger unterstehenden Behörden.

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Der Dom.

( Nahe der k. k. Burg.)

Ist ein halb gothisches Gebäude aus dem fünfzehnten Jahrhundert.

Schon in der fränkischen Vorzeit stand auf diesem Platze ein Kirchlein, zum heil. Aegydius (bekanntlich der Schutzpatron der Franken), durch mehre Jahrhunderte die Stadtpfarre.-

Kaiser Friedrich der Friedsame, dem Gräz so viele Verschönerungen verdankt, begann den Bau dieser neuen Kirche im Jahre 1450, und vollendete ihn in sechs Jahren. Er setzte zum Andenken über den Hochaltar die Jahreszahl 1450 und die Buchstaben A. E. I. O. V. *), über den Haupt- eingang das steierm. österr. kaiserl. und portugiesische Wa-pen (letzteres zu Ehren der Kaiserin Eleonore, einer ge-bornen Prinzessin von Portugal) und wieder jene simboli-schen, Buchstaben.

Die Kirche ist durchaus von gehauenen Steinen erbaut. Ihre Länge beträgt 192 Fuß, die Breite 89 und die Höhe 81. Sie ist durch acht gothische Pfeiler in drei Schiffe getheilt; das Sacrarium ist um vier Stufen erhöht; im Hintergrunde ruht ein großer Chor auf vier Pfeilern, und auf demselben be-findet sich eine große, vollstimmige Orgel. Der Fußboden ist ganz mit Marmor belegt.

(*) Von Einigen so ausgelegt: Austria, Est Imperare Orbi Vniverse. Alles Erdreich Ist Oestreich Vunterthan. Von Andern so: Austriae Estenditur In Orbem Vniversum. Aller Ehren Ist Oesterreich Voll.)

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Der Hochaltar wurde zuerst durch die Erzherzogin Maria im Jahre 1602 von Holz, ganz vergoldet, im Jahre 1733 aber ganz von Marmor erbaut. Den ersten Stein dazu legte der Rector Magnificus der Universität Franziskus Mo- lind es, im Jahre 1730. Der Altar führt die Aufschrift: Hic Deum adora, enthält ein Altarblatt von J. F. P., darstel- lend den heil. Aegydius, Schutzpatron der Stadt, und ist mit mehren guten, von italienischen Künstlern aus weißem Marmor gearbeiteten Statuen besetzt.

Hinter dem Hochaltar befinden sich die Eingeweide des Erzherzogs Karl mit der Aufschrift:

Anno MDLXXXX obiit Serenissimus ArRhidux Carolus Austriae etc. cujus corpus in Seccoviensi Ecclesia, Intestina vero hic condita fuere.

Links neben dem Hochaltar sind die Oratorien für den kaiserlichen Hof und die Hofbeamten. Gegenüber ein gutes Bild von Peter de Pomis, den gekreuzigten Heiland und die ganze Familie des Erzherzogs Karl um denselben darstellend, mit der Aufschrift:

Carolus Austriarum Dux, Bojorumque Maria Hac cum Prole sibite pie Christe, sacrat, Tutatuis alis requies et sanguine sparso, Hisnive candidior, crescere vita potest. It Coelo cum fratre Parens, parsaltra Matrem Maestam, et juxta arasilia pignus habent.

Der Marien- Seitenaltar, in dessen Tabernakel das Allerheiligste aufbewahret wird, wurde von Sigm. Friedr. Grafen von Trautmannsdorf 1631 errichtet, und ent- hält ein großes, sehenswerthes Altarblatt, »den Gruß des Engels”, von Peter de Pomis, und mehre gute Statuen.

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In der Nähe desselben befindet sich auch das Grabmal des Stifters.

Der gegenüber stehende Altar, dem heil. Ignaz und der heil. Anna geweiht, wurde von Gottfried Freiherrn von Stadl im Jahre 1619 errichtet; er gleicht ganz dem vorbeschriebenen, und hat ebenfalls ein Bild von Peter de Pomis. Neben demselben befindet sich auch das Grab- monument des Stifters. An den beiden vordersten Pfeilern stehen die Altäre des heil. Andreas und der heil. Drei- faltigkeit, beide im Jahre 1620 am 2. Juli vom Bischof von Seckau, Jakob II., eingeweiht.

Die erste Kapelle links ist dem heil. Rochus und S e- bastian geweiht. Sie wurde, wie die Inschrift bezeugt, im Jahre 1621 von Thomas, Bischof von Laibach und Statt- halter zu Gräz, dem Doctor Kaspar Sitnick, des Erz- herzogs Karl Regierungsrath, zu Ehren erbaut; im Jahre 1718 aber mit neuen Malereien geschmückt.-

Die gegenüber stehende Kapelle, den heil. Jungfrauen Apollonia und Margaretha geweiht, wurde im Jahre 1621 von Giß bert Voß von Vossenburg aus Am- sterdam, des Kaisers Ferdinand II. Rath und Leibarzt, erbaut, und für sich und seine Familie zur Grabstätte be- stimmt. Im Jahre 1695 wurde sie aber von Georg Herrn von Stubenberg, geheimen Rath und Landeshauptmann in Steiermark, erweitert, und mit Statuen und Ma- lerei geschmückt, vom Bischof von Seckau, Graf von Thun, der schmerzhaften Mutter Gottes geweiht, und zur Grabstätte des genannten Stubenberg und seiner Gattin bestimmt.--

Die Kreuzkapelle wurde im Jahre 1667 von Abund Freiherrn von Inzaghi erbaut, und im folgenden Jahre [18] von Max. Gandolf, Bischof von Seckau, aus den Gra-fen von Kuenburg, eingeweiht. Das darin stehende Kru-zifix wird von den Kennern geschätzt.

Die Kapelle des heil. Franz Xaver wurde im Jahre 1659 durch Grafen Rudolph von Saurau, k. geheimen Rath, errichtet, und am 25. November von Johann Mar-kus, Bischof von Seckau, eingeweiht. Das Altarblatt soll von einem neapolitanischen Maler herrühren.

In den beiden weißmarmornen Sarkophagen beim Auf-gang zum Sacrarium befinden sich die vom Papst Pius V. an Kaiser Ferdinand übersandten heiligen Leiber der heil. Martyrer Vincenz und Martin und der heil. Maren-tia, mit einem Arm der heil. Agatha, die am 7. Mai 1617 hier feierlichst beigesetzt wurden. Ueberdieß bewahret die Kirche noch mancherlei Reliquien und Kostbarkeiten. Fast in der Mitte derselben erhebt sich die im Jahre 1710 erbaute Kanzel, von welcher am ersten Fastensonntage des- selben Jahres der damalige Bischof von Seckau, Franz Anton Graf von Wagens berg, zum ersten Male dem Volke das Wort Gottes verkündete.

Außer den schon berührten Grabmälern befinden sich, so-wohl in als um der Kirche noch viele andere, wovon wir die wichtigsten nur kurz bezeichnen wollen. Links vom Hochaltar der Grabstein Kaspar Freiherrn von Herberstein 2c., und seiner Frau W an dula, ge- bornen von Monsdorf, vom Jahre 1576. In der Nähe desselben der des Rudolph Freiherrn von Par, Hart-berg und Grottenstein 2c., vom Jahre 1626. In der Nähe des Marienaltars der Grabstein des Burg- grafen Hermann Wilh. von Dona, vom Jahre 1637.

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In der Nähe des Ignazi-Altars ein Monument aus schwarzem Marmor des Maximilian Breuner, Frei-herrn in Stib in g 2c., vom Jahre 1635.

An dem vordersten Pfeiler das Monument des Kaspar Breuner, Freiherrn zu Stib ing 2c., vom Jahre 1570. Am dritten Pfeiler der nämlichen Seite das Epitaphium des deutschen Ordensritters Joseph von Rau nach, vom Jahre 1571.

An dem zweiten Pfeiler der anderen Seite, Katharina von Trautmannsdorf, geborne von Guttenberg, vom Jahre 1553.

Außer der Kirche an der Mauer neben dem Hauptein- gange sieht man noch Spuren eines alten Gemäldes, unter welchem die Grabschrift des Ulrich Eggenberger und seiner Hausfrau Barbara in gothischer Schrift zu lesen WMU.-

An der Mauer hinter dem Hochaltar befindet sich unter Anderem auch die Gruft des Wolfgang Schranz von Schranz e negg, des Erzherzogs Karl Hofkanzler 2c., der im Jahre 1594 gestorben ist.

In der Mauer, welche den alten Friedhof umgibt, der Grabstein des Hofbuchdruckers Georg Widman stetten, vom Jahre 1605.-

An der Wand, zunächst dem rechten Seiteneingange, sieht man unter andern auch ein leider sehr beschädigtes Fresko-gemälde, worin sich die Darstellung des Raubzuges der Tür- ken durch die Steiermark im Jahre 1480 auszeichnet. Erzherzog Karl erhob die Kirche im Jahre 1577 unter dem Pfarrer Ulrich Lang, mittelst einer eigenen Bulle des Papst Gregor XIII., zur Hofkirche, und übergab sie den neu angekommenen Jesuiten. Die Stadtpfarre ward, nach [20] eingeholter Bewilligung des Erzbischofs von Salzburg, zu- erst in die daneben stehende Katharinen-Kapelle, und später in die Kirche zum heil. Blut in der Herrengasse überlegt. In den Händen der Jesuiten blieb die Kirche bis nach Aufhebung derselben 1786, als Kaiser Joseph II. hier den Sitz des Seckauer-Domkapitels gründete, und eine eigene Dompfarre errichtete.-

Das Mausoleum. (Neben dem Dome.)-

Hier stand einst eine alte kleine Kapelle der heil. Katharina, die man im Jahre 1614 abbrach, um einen ge-räumigen Platz für die neu zu errichtende Grabstätte Kaiser Ferdinand's II. zu erhalten.

Das ganze Gebäude ist von gehauenen Quaderstücken im korinthischen Style erbaut. Die Façade pranget mit Säulen und Statuen, und man kann schon daraus auf das prächtige Innere schließen. Das Dach ist ganz mit Kupfer gedeckt 3 auf dem Thurme, von welchem man eine sehr hübsche Aussicht hat, befindet sich der kaiserliche Scepter, auf der größeren Kuppel der Reichsapfel mit dem Kreuze, auf der andern, über der kaiserlichen Gruft der gekrönte Adler mit Schwert und Scepter; Alles sehr reich vergoldet. Ober dem Eingange stehen die Worte:

Caesareum Mausoleum Divi Ferdinandi II. Roman. Imper. Stae Catharinae Vs. M. Sacrum.

Das Innere hat die Form eines Kreuzes, ist ganz mit Stucco überzogen, und der Plafond mit bildlichen Darstel- [21] lungen der Tugenden und Thaten Ferdinands, und mit den Wapen des Hauses Oesterreich geschmückt. Der Fußboden ist von schwarzem und weißem Marmor.

Der Hochaltar ist der heil. Martyrin Katharina ge- weiht. Auf dem Marienaltare links sieht man ein sehr schö- nes Bild von Beluzzi.-

Von dem rechten Arm der Kirche gelangt man in eine runde Halle, und von hier steigt man über eine steinerne Stiege in die Gruft hinab, welche folgende Aufschrift führt: FERDINANDVs sECVNDVs PIE VIXIT PIE oB IIT.

Nachdem man die letzte Stufe hinab gekommen ist, sieht man links an der Mauer ein ganz kleines, blechernes, schwarzes Täfelchen, das die Ruhestätte der unglücklichen Prinzessin von Artois, Maria Theresia, bezeichnet.

Sie starb hier in Gräz am 2. Juni 1805, in ihrem fünfzig- sten Jahre, und liegt in einem dreifach verschlossenen Sarge tief in der Mauer.

In der Mitte der geräumigen und schön gewölbten Gruft steht ein großer, rothmarmorner Sarkophag mit den da- rauf ruhenden Statuen des Erzherzog Karl und seiner Ge- mahlin Maria von Baiern, in welchem der einst bei den Clariss er innen beigesetzte Körper der letztgenannten Erzherzogin ruhet.

Links neben dem Altare liegen in der Mauer die Ueber- reste des Stifters selbst.

Er starb am 15. Februar 1637 in Wien, und wurde am 21. März, unter Begleitung des Hofstaates und hundert Armen, bis an die Gränze der Steiermark geführt; hier [22] empfingen ihn Marimilian von Herberstein und Gottfried von Eibes wald im Namen der steierischen Stände. Der Fürst von Eggenberg begleitete denselben mit einem Gefolge von 30 Wägen, deren jeder mit sechs Trauerpferden bespannt war. Der Leichnam Ferdinand's wurde von den nämlichen sechs Schimmeln gezogen, deren er sich in seinem Leben gewöhnlich zu bedienen pflegte. Bei der Hofkirche in Gräz erwarteten ihn acht Prälaten und zwanzig aus dem höchsten Adel, welche ihn übernahmen, und in das Mausoleum trugen. Hier wurde er zuerst in einen Sarg von Holz, dann von Kupfer, und endlich von Zinn mit fol- gender Inschrift gelegt:

D. Ferdinandus, Romanorum Imperator Semper Augustus Germaniae, Ungariae, Bohemiae Rex. Archi Dux Austriae. Dux Burgundiae, > Styriae, Carinthiae, Carnioliae. Comes Tyrolis, Habsburgi et Goritiae etc.

Darauf wurde in der Hofkirche vom P. Math. Ba-stianchich, Kanzler der Universität zu Gräz, eine latei-nische, von dem Hofprediger Thomas Duell er eine deutsche, und von P. Leonhard Banh in eine italienische Trauerrede gehalten, und von dem Bischofe von Gurk die gewöhnlichen Ceremonien verrichtet.

Das Herz des Kaisers wurde in eine goldene Büchse ver-schlossen, und in der Kirche zu Allerheiligen der Asche seiner Mutter beigesetzt, woher es aber nach Aufhebung je- ner Kirche, so wie der Körper der Erzherzogin Maria, in das Mausoleum übertragen wurde.

Die beiden schwarz marmornen Platten, welche die Ru-hestätte des Kaisers bezeichnen, führen folgende Aufschriften:

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Die obere:

Divus Ferdinandus II. Roman. Imperator, Vitae et armorum sanctitate clarus, 9. Julii anno Christi 1578 Graecii mortalem vitam auspicatus finiit Viennae Exuvias suas hic locavit In patria mortali;*, Postquam ad immortalem transiit; 15. Februarii anno Christi 1637.

Die untere:

Semen ejus haereditabit terram. Psal. 24.

Diesem Grabmale gegenüber ruhet die sterbliche Hülle der am 8. März 1616 entschlafenen Gemahlin Kaiser Fer- din an d’s, Maria Anna. Die beiden Platten haben fol- gende Aufschriften:

Die obere:

Maria Anna Bavariae dux, Ferdinandi archi ducis Austriae Conjux lectissima; Quam pietas Clementia modestia Fecissent immortalem Nisi mortales essemus. Obiit die octava Martii anno Christi 1616 Annos nata 31 menses tres.

Die untere:

Anima ejus in bonis demorabitur. Psal. 24.

Näher an der Stiege liegt der vierzehnjährige Erzherzog Johann Karl, der beiden Vorigen Sohn. Die ihn bezeich- nenden Platten führen folgende Aufschriften:

[24]

Die obere:

Joannes Carolus archi dux Austriae; Imperatoris-Ferdinandi II. Ex Maria Anna Filius; Utriusque virtutem haeres. In flore juventutis obiit; Et meritis maturus Natus est coelo Postridie natalis domini Anno Christi 1619 Aetatis suae 14.

Die Untere:

Consumatus in brevi Explevit tempora multa.

In einer Nische der Wand stehen hinter Eisengitter in goldenen und silbernen Gefäßen die Herzen Kaiser Ferdi- nands und seiner Gemahlin, der Maria Anna, der Erz- herzogin Maria, des im Jahre 1616 gestorbenen Erzherzogs Ma r. Ernst, und des Erzherzogs Johann Karl; in ei- nem bleiernen aber das Herz der Prinzessin von Artois. Auch befinden sich hier zwei ausgetrocknete Finger der Erz- herzogin Maria.

DerTummelplatz.

Einst der Turnierplatz steiermärkischer Ritter und Fürsten, auf welchem sich Herzog Leopold am 26. Dezem-ber 1194 ein Bein brach, und dadurch das Leben verlor. Hier fand jener berühmte Sackkampf des Freiherrn Andreas Eberhard von Rauber mit einem spanischen Ritter Statt, bei welchem Rauber seinen Gegner in einen Sack steckte, und zu den Füßen seiner dadurch errungenen Braut niederlegte.

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Das adelige Damenstift.

- (Bürgergasse Nr. 16 alt, 19 neu.)

Entstand aus jenem Dominikaner Nonnenkloster, welches im Jahre 1309 Ulrich von Wallsen und seine Ge-mahlin Diemuth von Rohrau in der Vorstadt St. Leon-hard gestiftet hatten.--

Im Jahre 1481 flüchteten sich die Nonnen, wegen An-näherung des Königs Mathias von Ungarn, in die Stadt und bezogen das Haus und die Kapelle Allerheiligen am Murth or e, im Jahre 1517 am St. Leonhardstage aber das jetzige Damenstift, welches ein Kloster der Franzis- kaner war, und von Kaiser Friedrich 1643 erbaut wurde; 1784 wurde das Kloster aufgehoben, und in ein Stift für gdelige Fräulein umstaltet.

Die ständische Bildergallerie.

(Neugasse Nr. 142 alt, 156 neu.)

Im Jahre 1819 von Sr. Excellenz dem Herrn Landes-hauptmann Grafen Ignaz von Attems errichtet, und birgt einen Schatz vorzüglicher und bemerkenswerther Gemälde von:

Tintoretto, Lucca Giordano, L e an dro Bassano, Spagnoletto, Piazetta, Pietro L i- beri, Pruccia Sorci, Zuccarelli, Pietro Testa, A. R. Mengs, Albr. Dürer, Lucas Cranach, Van- schuppen, Remp, Valkenburg, Maes, Ambr. Breughel, Hamilton, Toor en vliet, G. Seg- hers, Au erfurt, Craj er, Poell, Bakhuiszen, Tempesta, Peter de Pomis, Mart. Schmidt, Weissenkircher, Feistenberger, Rottmeier, [26]Schödelberger, Kauzig, Hunglinger, Füger, Grünwald, Knapp, Petter, Ruß, Stark etc.

Das Kabinet des Direktors der ständischen Zeichen- Akademie, welche von den Herren Ständen im Jahre 1785 errichtet wurde, enthält sehenswerthe Stücke italienischer, deutscher und niederländischer Meister.

Der öffentliche Einlaß in die Gallerie ist jeden Donners- tag von 10 bis 12, und Sonntags von 11 bis 1 Uhr, mit Ausnahme der Normatage; Fremden aber zu allen Stunden des Tages geöffnet, welche sich deßhalb an den Hausmeister zu ebener Erde zu wenden haben.

Die Stadtpfarre zum heil. Blut.

(Herrengasse.)

Mit dem schönsten Thurme in Gräz, der 1781 von Holz erbaut, und mit Kupfer und reichen Vergoldungen ge-deckt wurde. Das Innere ist einfach und nett, das Hochaltar-blatt schmückt ein Bild von Tintoretto, die Kirche enthält mehre Grabmäler alt adeliger Familien.

*- Das gemalte Haus.

(Herrengasse Nr. 203 alt, 219 neu.) Gehörte der Familie Laturner, welche dessen Außen-seite und den Hof 1742 durch den Maler Maier um 1000 Dukaten mit Freskogemälden schmücken ließ; daher der jetzige Name. Im Jahre 1453 hieß es der Lehenshof, weil Kai-ser Friedrich IV. daselbst die Lehen zu ertheilen pflegte. Später wurde es auch der Maximilianshof genannt.

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Das Landhaus.

(Herrengasse Nr. 195 alt, 210 neu.)

Ein altes, ehrwürdiges Gebäude, erhielt seine gegen-wärtige Gestalt wahrscheinlich im Jahre 1567. Ober dem Thore in der Herrengasse steht ein alterthümlich geformter kleiner Thurm, mit einer guten Uhr und mit dem steier- märkischen Wapen geschmückt. Neben diesem Thore, als auch neben dem in der Schmiedgasse, ist eine große Tafel mit einem dabei gemalten entblößten Schwerte zu sehen, die folgende Inschrift enthält: »Mit der fürstl. Durchleicht Erzherzogens Karl zu Oester- »reich unsers gnädigsten Herrn und Landesfürsten gnädigsten »Vorwissen, wessens und ratification hat Ein Er. Hochlöbl. »Laaft dieses Herzogthum Steyers im Landtag unter an- »dern auch dahin beschlossen, und Befehl gethan, das Nie- »mand wer er auch sein mag; sich unterstehe, in diesem hoch- »befreyten Land- Haus zu rumorn, die wöhr Tolch, oder »Brodmesser zu zucken, zu balgen, und zu schlagen, gleich- »fals, mit andern Wöhren ungebühr zu üben, oder Maul- »streich auszugeben, sondern hierinnen aller Gebühr, und »Bescheidenheit mit Worthen und werken zu gebrauchen, „welche aber darwider handeln, daß dieselbe nach Gelegen- »heit des Verbrechens an Leib und Leben unnachlässig sollen »gestraffet werden, darnach sich mäniglich zu richten. »Actum Gräz den 20. Februarii 1588. »Renovatum den 12. April 1694.”

Das Gebäude umschließt zwei große und zwei kleine Höfe, mehre schöne Säle, worunter sich besonders auszeichnen: Der Rittersaal, der einst mit sämmtlichen Wapen der [28] steiermärkischen Adelsgeschlechter geziert war, im Jahre 1825 aber im modernen Geschmacke gemalt und dekorirt wurde.

Der Saal, die grüne Stube genannt; hier werden die Landtagsversammlungen, die Versammlungen der kaiserl. königl. Landwirthschaftsgesellschaft und des Musikvereines ge-halten.-

Im Landhause wird auch die Originalurkunde, vermög welcher Herzog Ottokar auf dem Georgen berge im Jahre 1186 die Steiermark an den Babenberger Leopold übergab, dann der steiermärkische Herzogshut und der steiermärkische Landschadenbund (ein sehr kunstvoll gear- beiteter Pokal) aufbewahrt. Wer diese Gegenstände zu sehen wünscht, hat sich an den ständ. Archivar, Herrn Wartinger zu wenden.

Im ersten Hofe des Landhauses befindet sich die Brun- nenlaube, welche die Stände im Jahre 1590 durch Tho-mas Auer und Maximilian Weining aus Bronze gießen ließen.

Das ständische Zeughaus.

(Dem Landhause angebaut.) Enthält in vier Stockwerken eine große Anzahl Waffen und Kriegsgeräthschaften, aus dem Mittelalter und der neue-ren Zeit 3 sehenswürdige Rüstungen, steiermärkische, österreichische und eroberte türkische Fahnen und Sä-bel, erbeutete Waffen aus den Kriegen mit Ungarn, und den aufrührerischen Bauern in Steiermark. Fremde ha-ben sich an den ständ. Herrn Bauinspector, Ritter von Or-ten hoffen zu wenden.-

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Das Joanneum.

(Raubergasse Nr. 377 alt, 382 neu.) Einst der Rauberhof, von seinem ehemaligen Be- sitzer, dem steiermärkischen Riesen, Andrä Eberhard Frei- herrn von Raub er, dessen Bart bis zum Boden, und wie-der zurück bis zum Gürtel reichte, so genannt. Seine kais. Hoheit Erzherzog Johann, jener hohe Fürstensohn, dem die Steiermark so Vieles dankt, gründete 1811 dieses Nationalmuseum, diese gemeinnützige Lehranstalt für die vor-züglichsten Kunst-, Industrie- und Gewerbsklassen.

Sehenswürdigkeiten dieses Institutes. Das Archiv, das Münz- und Antikenkabinet. Das Journal- und Conversations- Zimmer des Lesevereines im ersten Stocke des Hauptgebäudes, wel- ches den Zweck hat, die literarischen Bedürfnisse der Ge- bildeten in Gräz zu befriedigen, angesehene und beleh- rende Lektüre zu verschaffen, daher das Gehaltreichste an politischen und ästhetischen Tageblättern, recensirenden und anderen Zeitschriften stets beigeschafft wird, so wie auch alle Arten Hilfsbücher vorhanden sind. Die Zahl der am Lesever- ein gegenwärtig gehaltenen Schriften und Journale beträgt 183; der Leseverein zählt über 250 Mitglieder. Jedes Mit- glied hat vorhinein monatlich einen Beitrag von 3 fl. W. W. zu erlegen, und erhält dafür eine vom Oekonomen und Di- rektor unterfertigte Eintrittskarte. Den Mitgliedern der An- stalt ist auch gestattet, Zeitungen und Journale, welche bereits einen Monat in dem Lesezimmer zum Gebrauche gelegen haben, mit nach Hause zu nehmen. Jeder Mann von Bildung erhält Zu- tritt in die Lesezimmer der Anstalt, welche täglich von Mor- gens 10 Uhr bis Abends 9 Uhr geöffnet sind. Fremde, wenn [30] sie von einem Mitgliede eingeführt werden, genießen den Eintritt durch 14 Tage unentgeltlich.

Das Museum für die Landes-Industrie.

Die Naturaliensammlungen, der reichste Theil des Museums.

Das chemische Laboratorium. Die Sammlungen sind Sonntags von 11 bis 1 Uhr und Donnerstags von 10 bis 12 Uhr für Jedermann geöffnet, außer diesen Stunden hat man sich an den Kustos der An- stalt, Herrn Professor Anker zu wenden.

Die Bibliothek. Diese zählt gegenwärtig nahe an 20,000 Bände. Sie ist täglich, mit Ausnahme der Ferien- Monate und der Nor- matage, im Winter von 5 bis 8 Uhr Abends, im Sommer Abends von 4 bis 7 Uhr, an allen Sonn- und Feiertagen des ganzen Jahres aber Nachmittags von 3 bis 6 Uhr für Jeder? mann geöffnet.-

Der botanische Garten.

(Zwischen dem Museum und Neuthor im Stadtgraben.)

Von ansehnlichem Raum (über 8000 Quadrät- Klafter). Er hat ein sehr großes und zwei kleinere Glashäuser, ein Arborett, und nebst einer möglichst vollständigen Sammlung aller vaterländischen Pflanzengattungen auch viele ausländi- sche, selbst amerikanische Pflanzen.

Die k. k. Oekonomie-Commission. (Neuthorgasse Nr. 414 alt, 422 neu.)

Einst ein Nonnenkloster der barfüßigen Karmeli- terinnen.

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Die Kirche zu Maria Himmelfahrt.

Der P. P. Franziskaner.

Das Kloster ließ Leopold III. im Jahre 1221 unter dem Namen: »Maria Himmelfahrt an der Mur,” bauen,. und gehörte den Minoriten.

Die Kirche hat 12 Altäre und Kapellen. Der Thurm, welcher im Jahre 1645 vollendet wurde, ist der größte der Stadt; alte Grabsteine sind sowohl in der Kirche, als auch in den Gängen zu finden.

Der Hauptwachplatz

Ein großer schöner Platz, auf welchem jährlich zweimal der große Jahrmarkt, und jeden Mittwoch und Samstag der sogenannte Wochenmarkt abgehalten wird.

Das Rathhaus.

(Am Hauptwachplatze Nr. 207 alt, 223 neu.)

Dieses schöne Gebäude wurde im Jahre 1807 für 150,000 Gulden erbaut, ist der Sitz des Magistrates und all sei-ner Behörden.

Im großen Rathssaale wird das alte Gerichtsschwert ge-zeigt, welches die früheren Stadtrichter bei Amtsverrichtun-gen zu tragen pflegten, und welches ganz mit Inschriften bedeckt ist.

Die Dreifaltigkeits-Säule. Zu Anfang des ersten Sackes, wegen der Pest im Jahre 1680 errichtet, war früher mit 8 Statuen umgehen.

[32]

Das Palais des Grafen Attems, Excellenz- (Erster Sack Nr. 280 alt, 293 neu.)- Eines der schönsten Gebäude der Stadt, wurde gegen Ende des vorigen Jahrhunderts erbaut. Enthält die aus-gezeichnetste Privat-Sammlung an Bildern alter und neue-rer Meister.-

Die Kirche und das Kloster der F. F. Ursulinerinnen. (Im zweiten S a ck.) Um das Jahr 1686 gegründet.

Die vormalige Augustiner-Kirche zum heil. Paul. (Sporgasse.) Die älteste Kirche in Gräz. Der untere Theil wurde im Jahre 1620 erbaut. Nun ist sie die akademische Kirche.

Das Saurau'sche Haus.

(Sporgasse Nr. 75 alt, 91 neu.) An dem alten Paulusthore.

In diesem Hause soll im Jahre 1532, als die Türken Gräz belagerten, Ibrahim - Pascha gewohnt haben, der aber durch die Kugeln der auf dem Schloßberge befindlichen Bürger daraus vertrieben wurde. Oben am Dache sieht man das hölzerne Bild eines Türken mit Schild und Schwert in den Händen, in der Stellung, als wollte er sich eben herabstürzen.-

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Die ehemalige Kapuziner-Kirche zum heil. - Anton von Padua. (Paulusthorgasse.)

Wurde von Ferdinand II. erbaut, am 10. August 1600 der Grundstein dazu gelegt, und den 2. Oktober 1620 eingeweiht. Das Hochaltarblatt ist von Peter de Pomis, das Allerheiligenbild von Weißkircher. Seit dem Jahre 1788 wird das Kloster als Irrenhaus verwendet.

Das allgemeine Krankenhaus. - (Paulusthorgasse Nr. 57 alt, 66!neu.) Ehemals ein Hof, der dem Stifte Lambrecht gehörte, seit 1786 das allgemeine Spital. Es umschließt: Die Gebär-Anstalt. Das Waisen- und Findelhaus.

Der Karmeliterplatz. In der ehemaligen Karmeliterkirche, Nr. 52 alt, 61 neu, befindet sich gegenwärtig das Garnisons-Spital.

Das ständ. Theater- und Redouten-Gebäude.

- (Hofgasse.)

Wurde im Jahre 1825 erbaut, und faßt 1500 Zuschauer, hat eine Höhe von 4 Stockwerken, 58 Logen ohne die k. k. Hofloge, Parterre und Amphitheater zählen 112 Sperrsitze.

- Der Redoutensaal.-

Im neuesten Geschmacke dekorirt, und faßt mit Ein- schluß der Gallerie gegen 1800 Menschen.-

[34]

Die k. k. Universität.

(Hofgasse.)

Im Jahre 1586 erhob Erzherzog Karl, Herzog in Steiermark, diese Lehranstalt zu einer Universität, im Jahre 1607 unter Ferdinand II. begann der Bau des heutigen Universitäts-Gebäudes. Im Jahre 1782 unter der Regierung Kaiser Josephs II. wurde die Universität auf- gehoben, und bekam den Titel Lyceum. Seine höchstselige Majestät Kaiser Franz I. haben jedoch das Lyceum im Jahre 1827 wieder zur Universität erhoben.

Das Gebäude hat geräumige, lichte Hörsäle, ein großes physikalisches Kabinet und die Bibliothek, in einem großen, 1778 aus dem ehemaligen Universitäts- Hörsaale und dem Universitäts-Theater hergestellten Saale. Sie zählt nahe an 35,000 Bände, und bietet den Ken- nern und Freunden der Literatur und Kunst manches Merk- würdige.

Alle Tage (ausgenommen Sonnabend und die gewöhn- lichen Feiertage, so wie die Ferien- Monate) steht sie für Jedermann von 9 bis 1 Uhr offen,

Das k. k. Convictgebäude. Im Jahre 1607 vollendet, das größte Gebäude der Stadt, mit vier Stockwerken, vielen Zimmern und Sälen. Am 20. November 1783 wurde hier das General-Se- minarium für den Clerus von ganz Innerösterreicher- öffnet. Später wurde es aufgehoben, und im Jahre 1803 [35] ein Erziehungshaus für studirende Jünglinge, das noch be- stehende k. k. Convict, dann auch das Priesterhaus der Seckauer Diözese hier errichtet.

Der Franzensplatz.

Im Jahre 1824 entstanden, und zum Andenken der höchst beglückenden Anwesenheit weiland Sr. Majestät Franz I. im August so genannt. Der Platz soll nun mit einer kolos- salen Statue von 5%2 Klafter Höhe geziert werden, welche den höchstseligen Monarchen stehend, im Toisenkleide, vor- stellt, und aus Bronze von dem berühmten Sculptor und Professor Marchese in Mailand gefertiget wird.

Das k. k. Zeughaus.

Sehenswürdigkeiten der Vorstädte.

Die Jakomini-Vorstadt, zählt 2 Plätze und 10 Gassen.

Sie hat ihren Namen von Kaspar Andreas von Jakomini, welcher sich 1786 durch die Gründung dieser schönen Vorstadt verewigte.

Zur Verschönerung des Platzes wurde im Jahre 1796 die früher auf dem Karmeliterplatze gestandene Marien-Säule hieher versetzt. Die Säule ist von Metall, nach korinthischer Ordnung, schön und regelmäßig gearbei-tet, 180 Zentner schwer z die ganze Höhe dieses Monuments beträgt 8 Klafter, 2 Schuh, 4 Zoll.

[36]

Das evangelische Bethaus- (Am Ende der Gleisdorfergasse Nr. 30/2 alt, 37 neu.»- Im Jahre 1824 erbaut.-

Die ständische Reitschule. (Reitschulgasse Nr. 77 alt, 98 neu.) Eine der ältesten Anstalten Gräz's.

Der Brunnen im großen Rößler'schen Hause, mit der Statue einer Nymphe von Professor Klieber.

Die Münzgraben-Vorstadt

zählt 11 Gassen, und soll ihren Namen von den vielen Münzen, welche dort ausgegraben wurden, erhalten haben.

Die Kirche bei St. Anna und das Kloster der - Dominikaner.

Der Bau begann im Jahre 1668; am 12. Oktober legte Kaiser Leopold in Begleitung des gesammten Hofstaates unter feierlichem Gepränge den Grundstein dazu. Im Jahre 1682 wurde das Kloster, im Jahre 1689 aber die Kirche und beide Thürme vollendet.

Eine Magdalena von Weißkircher wird in dieser Kirche von Kunstkennern sehr geschätzt.-

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Die neue bürgerl. Schießstätte. (Schießstattgasse Nr. 246 alt, 287 neu.) Ein niedliches Gebäude in modernem Style, von sehr zweckmäßiger Einrichtung, bietet nebst der Unterhaltung des Scheibenschießens dem tanzliebenden Publikum ein heiteres Asyl, in den neuerbauten und geschmackvoll decorirten Sä-len, zu ebener Erde und im ersten Stock.

Die Rundelle. (Zu Anfang der Schörgelgasse Nr. 450 alt, 550 neu.) In älteren Zeiten der Venushof genannt. Hier soll einst ein großer Tempel der Venus gestanden haben, auch wurden mehre römische Denksteine gefunden, worunter ei- ner in der Burg mit der Aufschrift: Duronius Martialis etc.

Vorstadt St. Leonhard. Die an historischen Merkwürdigkeiten reichste Vorstadt von Gräz, nach den hier gefundenen Münzen scheint sie schon im fünfzehnten Jahrhundert mit ansehnlichen Häusern bedeckt gewesen zu sein.

Die Pfarrkirche wurde im Jahre 1433 von Konrad Reißberg, Bischof zu Seckau, dem heiligen Leonhard geweiht. Die Sei-tenkapelle besitzt zwei Bilder von Weißkircher.

[38]

Die Leechkirche- Hat ihren Namen von dem in der Nähe fließenden Bache, einst der Leech genannt. Herzog Leopold von Oesterreich, der Glorreiche, gründete sie zu Ehren der im Jahre 1201 heilig gesprochenen Kaiserin Kunigunde. Der Bau wurde im Jahre 1202 vollendet.

Im Jahre 1250 wurde sie durch die ungarischen Kriege Königs Bela zerstört, und erst im Jahre 1288 erhielt sie ihre heutige Gestalt.

Im Innern der hellen, freundlichen Kirche wecken die vielen Wapenschilde und wehenden Paniere manche Erinnerung an die graue Vorzeit unserer Väter.

An der äußeren Kirchhofmauer ruhet der berühmte Chemist Doctor Spek.

Die Wohnung des erhabenen kaiserlichen Prinzen Erzherzog Johann, mit einem schönen Blumengarten und Park.

Der Venustempel. Ein thurmähnliches Gebäude, in einer herrlichen Lage, und mit einer angenehmen Aussicht, soll seinen Namen, wie einst die Rundelle, aus den Zeiten der Römer haben.

Die Seufzer-Allee. Ein angenehmer Spaziergang.

[39]

Die Milchmariandeln. Jene freundlichen Kaffeeschenken, mit ihren ländlichen Stuben und Gärten, in denen sich die Gräzer so gerne versammeln, um ein Schälchen echten guten Kaffee's oder ein Glas unverfälschter Milch so recht gemüthlich zu schlürfen.

Vorstadt Geidorf. Am Fuße des Rosenberges.

Der Wurmbrandgarten. (Meerscheingarten, Windischgarten.)

In selbem steht eine große, im italienischen Style ge-baute Villa. Sie war einst sammt dem Garten der Sammel-platz des Adels und der ganzen gebildeten Welt von Gräz.

Der Saal der Villa ist mit Freskomalerei von Qua-lens geschmückt. Garten und Gebäude sind nun ganz ver-ödet und vernachlässiget.

Der Rosenhain. Park Sr. Ercellenz Ignaz Grafen von Attems, mit mehren großen Sommergebäuden, wahrhaft paradiesisch zu nennen. Dieser Landsitz gehört zu den schönsten in den Um-gebungen der Stadt.

Die Zucker-Raffinerie.

Das Gebäude war ehemals Eigenthum des Ex-Königs von Holland, Ludwig Buonaparte, später Sr. Durch- laucht des Fürsten von Liechtenstein, erst 1825 wurde hier die Zuckersiederei errichtet, welche jetzt eine Dampfmaschine von 6 Pferde-Kraft verwendet.

[40]

Die Hilm. Ein besuchtes Gasthaus mit einem Garten nahe an der Maria-Troster Linie.-

Vorstadt Graben.

Hat ihren Namen von den alten Rittern von Graben, welche vom dreizehnten bis zum sechzehnten Jahrhunderte zu den berühmtesten Geschlechtern der Steiermark gehörten. Dieser Theil der Umgebungen von Gräz scheint früher den Wallseern zu St. Leonhard gehört zu haben.

Die Kirche und das Kloster der aufgehobenen Kapuziner bei St. Johann. Im Jahre 1648 am 29. August wurde der Grundstein zu dieser Kirche gelegt, und im Jahre 1651 am selben Tage geweiht.

1780 wurde das Kloster aufgehoben.

Die neue Kirche der Karmeliterinnen.

Dieses zwar einfache und kleine, aber höchst freundliche Gotteshaus wurde im Jahre 1836 erbaut.

Maria Schnee.

Ein kleines Kirchlein, am Fuße des Rosenberges, war schon im Jahre 1553 als eine Kapelle bekannt. Im Jahre 1765 ließ der Gräzer Kaufmann Franz K. Mayr ge- genwärtiges Kirchlein bauen.

[41]

Die Nägel-Fabrik.

Ein im italienischen Geschmacke erbautes Gebäude an der Wehr, mit trefflichen Maschinen versehen.

Die Ringel- und Schnallen-Fabrik.

Die Bäckermühle.-

Die Kienreich’sche Papiermühle.

Die Dietrich'sche Geschirr-Fabrik.

Die Glocken-Gießerei. Die Besichtigung dieser Gebäude dürfte für Fremde von Interesse sein.----

Die Ferdinands-Brücke. Die erste Kettenbrücke in Steiermark und die größte in ganz Oesterreich.

Die Anregung dazu, so wie die erste Idee zum Plane Und die Sicherstellung der Kosten für den Ankauf des dazu erforderlichen Eisens sind von Sr. Ercellenz dem Herrn Landesgouverneur Constantin Grafen von Wickenburg, dessen Einsicht und rastloser Thätigkeit bereits alle Zweige des gemeinen Besten und der Industrie wesentlich es zu verdanken haben.

Die Fahrbahn der Brücke ist 318 Fuß lang und 20 Fuß breit, die gesammte schwebende Last wiegt bei 2500 Zentner, das dazu verwendete Eisen nahe an 1500 Zentner. Die Ge-sammtkosten der Bauung beliefen sich auf 55,000 fl. M. M. [42] Die feierliche Einweihung der Brückegeschah am 19. April 1836, als am Tage des allerhöchsten Geburtsfestes Seiner Majestät des jetzt regierenden Kaisers Ferdinand I.

Die Murvorstadt.

Viertel Kalvarienberg, zählt 10 Gassen.

Der Kalvarienberg, auf welchen die frommen Gräzer und Gräzerinnen be-sonders zur Zeit der Fasten wallfahrten, wurde ehemals der Anstein genannt, und im Jahre 1606 angelegt. Auf der Spitze dieses grotesk geformten Felsens, wo die Kreuze stehen, genießt man eine wundervolle Aussicht. Auf der halben Höhe des Felsens steht eine freundliche Kapelle,--

Die Fischeraue. Hier wird gewöhnlich im Juli ein großes, echt nationa-les Volksfest zum Besten der Armen gefeiert.

Lendviertel, zählt einen großen Platz und 9 Gassen.

Die Lend hat ihren Namen von dem Anlanden der Flösse und Plätten auf der Mur, welches sonst hier Statt fand.

[43]

Der Lendplatz. Ein Kruzifix, mit Heiligen umgeben, schmückt den Platz, es wurde im Jahre 1680 bei Gelegenheit der Pest von der Bürgerschaft errichtet.

Die große Artillerie-Kaserne. (Lendplatz Nr. 323 alt, 321 neu.)

Viertel Maria-Hilf, zählt 2 Plätze und 17 Gassen.

Der Murvorstadt-Platz mit einer Statue des heil. Johann von Nepomuk ge- ziert.

Die Brückenzeile. 1775 wurde das stark vergoldete Kruzifix errichtet.

Die Kirche und das Convent der P. P. Minoriten bei Maria-Hilf.

Die Kirche wurde zu Ende des sechzehnten Jahrhunderts, durch Unterstützung des Fürsten Ulrich von Eggenberg, Kaiser Ferdinand II. und seiner frommen Gemahlin Marianna von Baiern, erbaut.

Im Jahre 1611 kam das gnadenreiche Madonnenbild von Peter de Pomis auf den Hochaltar. Die beiden Thürme wurden im Jahre 1742 errichtet, die Glocken aus erobertem Türkengeschütze gegossen, welches die Kaiserin Maria Theresia im Jahre 1759 der Kirche gab.

[44]

Im Jahre 1769 wurde die Kirche gänzlich umgestaltet, erneuert und verschönert, und im November desselben Jah- res neu eingeweiht.

Die Schatzkammmer wurde im Jahre 1772 einge- segnet.

Sehenswürdig sind in der Kirche ein heil. Michael von Schmidt, ein Heiland von Peter de Pomis. Nebst den Grabstätten altadeliger Familien ruhen hier die heiligen Leiber der Märtyrer Arthemius und Do- natus.

Das Plafond-Gemälde im Saale des Convents ist von Maderni, und das große Wandgemälde von Ran-nacher.

Die Kirche und das Kloster der Barmherzigen-Brüder-

wurde im Jahre 1615 auf demselben Platze, wo sonst die Verbrecher hingerichtet wurden, von Erzherzog Marimi- lian Ernst, Kaiser Ferdinands II. Bruder, gegründet. Auf dem geräumigen Chore wurde im Jahre 1817 von dem hiesigen Orgelbauer, Carl Schell, eine ganze neue Orgel mit 24 Registern erbaut.

Am ersten Seitenaltar rechts befindet sich ein von einem protestantischen Bildhauer aus Holz künstlich geschnitztes Kruzifir, von hohem Werthe. Im Jahre 1651 wurde die Loretto-Kapelle ganz nach der Santa casa an die Kirche gebaut.

Das alte Kruzifix, zu welchem die Verbrecher einst vor ihrem Tode beteten, und zu dessen Füßen sie verbluteten, ist noch an der hinteren Mauer des Gartens befindlich.

[45]

Der Ott'sche Garten. - Georgigasse.- Ein vielbesuchter Erlustigungsort mit einem hübsch ge-bauten Garten-Salon.

Viertel St. Elisabeth.

Die ehemalige Dominikanerkirche bei St. Andreas. Der Bau zu dieser Kirche und Kloster wurde im Jahre 1624 begonnen, und 1627 vollendet.-

- Seit dem Jahre 1808 wurde das Kloster als Kaserne verwendet; nun befindet sich in selber die k. k. Kadetten-Kompagnie.

Die Kirche der F. F. Elisabethinerinnen. Dem heil. Lorenz geweiht, im Mai 1691 wurde das Gebäude des Klosters und Hospitals sammt der Kirche voll-endet.

Das heilige Geist-Spital. Dieses kleine uralte Kirchlein war schon im Jahre 1329 bekannt.

Die Kaserne.

-- (Grenadiergasse Nr. 827 ält, 871 neu) In welcher das im Jahre 1679 gestiftete Waisenhaus bestand.

[46]

Die kleine und große Lazareth-Kaserne. Diese beiden Spitäler wurden zur Zeit der Pest erbaut.

Der Mustergarten (Musterhof). (Eggenbergerstraße Nr. 590/2 alt,595 neu.)

Der Herren Stände für die Landwirthschaftsgesell-schaft und das Joanneum.

Das russische Dampfbad. (Eggenbergerstraße Nr. 599.) Im Weißegger Hof. Diese zweckmäßig eingerichtete Anstalt zum Wohle der mit körperlichen Leiden behafteten Menschheit, gründete Herr Reichsgraf zu Herberstein, in der edlen Absicht, seinem Vaterlande durch diesen, für so viele Krankheiten höchst ersprießlichen Heilort nützen zu können.

Das Gries-Viertel

zählt 5 Plätze und 16 Gassen.

Der Griesplatz. Die Denksäule auf selbem wurde im Jahre 1680 bei Gelegenheit der Pest errichtet.

Die well'sche Kirche. Hier wurde ehemals in italienischer Sprache geprediget, daher der Name des Kirchleins.

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Das Siechenhaus-

(Armenhausgasse Nr. 957 alt, 1022 neu.)

Das öffentliche Arbeitshaus.

(Nr. 958 alt, 1024 neu.)

Die neue Brücke.

Im Jahre 1787 erbaut.-

Das Viertel Karlau

zählt einen Platz und 9 Gassen.

Ehemals die Judenstadt genannt.

Im Jahre 1496 verbannte Kaiser Maximilian I. die Juden aus Steiermark, nun blieb die Gegend öde und verwildert, bis Erzherzog Karl im Jahre 1570 hier ein Jagdschloß baute, welches die K a r la u hieß, und in der Mitte eines Thiergartens war; es war durch viele Jahre der Sommeraufenthalt des steiermär- kischen Hofes. Unter Kaiser Ferdinand- II. verödete dieses Schloß. Nun ist es das Provinzial-Strafhaus.

Die Pfarre zur heil. Dreifaltigkeit. Nach 1742 die Kirche und Residenz Trinitarier.

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Der k. k. Beschällstall.

(Karlauerstraße Nr. 1014 alt, 1093 neu.)

Im Jahre 1822 erbaut, und faßt eine große Anzahl auserlesener Pferde.

Der Dornschneider. Ein Erlustigungsort des lebensfrohen Gräzer.

Der Gottinger'sche Garten. Auf der Leinwandbleiche.

Die Schwimmschule. Unter der Gottinger Mühle.

Im Jahre 1826 errichtet, das Bassin der Schwimm-schule hat einen Wasserspiegel von 56 Quadrat-Klafter, und ist von beiden Ufern gegen die Mitte bis auf 6 Schuh vertieft. Das Wasser erhält sie aus dem Mühlbache, welches stets um 2 bis 3 Grade wärmer ist, als das der kalten Mur. Ein romantischer Park umgibt die Anstalt.

Jeden Nachmittag führt ein Stellwagen dahin; ein Platz darauf kostet 3 kr. Conv. Münze. Der Eintritt für die Nichtlernenden ist ebenfalls 3 kr. Conv. Münze.

Nun will ich mit meinen Fremden den in historischer Hinsicht höchst merkwürdigen Schloßberg besteigen. Auf dessen Spitze wollen wir noch einmal so recht in das In- nerste der freundlichen Stadt blicken, und dann unsern Weg nach ihren feenartigen Umgebungen und deren Kirchen, Bergen, Thälern, Schlössern und Ruinen nehmen.

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Der Gräzer Schloßberg. Schon in der Römerzeit bebaut und bewohnt, wie die bis zum Jahre 1809 hier gestandene Thomaskirche und die ausgegrabenen Münzen und Denkmäler hinlänglich be-weisen.

Nach den Stürmen der Völkerwanderung wurde das Schloß oder Thurm gegründet, und erhielt den Namen Bairisch- Gräz.

Der erste Fürst, der auf dem Schlosse haus'te, scheint Helm hart, ein Urenkel Ottokar's III. gewesen zu sein. Die Gestalt des Schloßb er ges, wie man ihn in al- ten Gemälden abgebildet fand, gaben ihm wahrscheinlich die Herren von Gräz.

Es sollen drei abgesonderte Schlösser bestanden haben; zwei auf dem Berge selbst, und eines am Fuße desselben, nahe dem jetzigen Paulus thore. Die Kirche St. Tho- mas stand zwischen den Schlössern, von Waldung umge- ben, die Augustinerkirche St. Paul am Walde, am Fuße des Berges.

Vom Jahre 1544 bis 1559 wurde die Gestalt des Ber- ges ganz verändert, die alten Gebäude, bis auf die Ring- mauern, vier kleine Thüren an der Abendseite und der Wartthurm der Bürger niedergerissen, die Festung neu ge- baut, und so der Schloßberg für unüberwindlich gehalten, Ein im Jahre 1680 ausgebrochenes Feuer verwüstete einen großen Theil der Gebäude, welche aber bald wieder hergestellt wurden.

Im November 1809 wurde jedoch der Schloßberg auf Befehl Napoleons zerstört, und nur der Glocken- und Uhrthurm auf Verwenden der Bürger erhalten.

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Seit der Besitz des Schloßberg es in die Hände der Herren Stände fiel, entstanden auf selbem die anmuthig-sten Gartenanlagen, und nun ist er ein Lieblings-Spazier-gang der Gräzer.

Der Uhrthurm, ehemals der Bürgerthurm genannt, ist die Geburts-stätte des k. k. Hofschauspielers Brockmann.

Seit dem Jahre 1822 befindet sich in dem Thurme eine vollkommene genaue Uhr, nach welcher täglich alle Uhren der Stadt gerichtet werden.

Auch befindet sich hier eine astronomische Uhr.

Der Thurm, in welchem sich die größte Glocke des Landes, die alte Liesel befindet; sie wurde im Jahre 1587 gegossen, und wiegt ohne dem Schwengel 160 Zentner.

In einem kleinen Häuschen neben der Bastei, auf welcher sich die zum Feuerlärm bestimmten Kanonen befin-den, wird eine plastische Darstellung der alten Festung vor ihrer Zerstörung, und unter demselben die Kasematte, in welcher das heimliche Gericht (die sogenannte eiserne Jungfrau) bestanden haben soll, gegen ein kleines Ho-norar gezeigt.

Vom Neuthor bis zum Eisenthor ist das soge-nannte kleine Glacis, vom Eisenthor bis zur Vor-stadt Graben die schöne große Allee, zu bemerken, auf welcher die schöne Welt von Gräz, besonders Sonntags Vormittags, promenirt.

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