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Epigraphische Sammlung

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Das Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde an der Karl-Franzens-Universität Graz (KFUG) besitzt eine Sammlung von ca. 1000 Abklatschen lateinischer und griechischer Inschriften. Über die Herkunft der Abklatsche können bislang nur Vermutungen angestellt werden, sie dürften großteils um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert angefertigt worden sein. Die griechischsprachigen Abklatsche stammen zum größten Teil von Inschriften aus Athen, Olympia, von einigen griechischen Inseln und aus Rom und datieren vom 6. Jh. v. Chr. bis ins 4. Jh. n. Chr.; die lateinischen von kaiserzeitlichen Inschriften aus Rom, Italien und dem osteuropäischen Gebiet.

Ein von der KFUG und der Stadt Graz finanziertes Projekt (Leitung Sabine Tausend, Koordination Peter Mauritsch) ermöglicht die Präsentation dieser Sammlung im Internet. Nunmehr stehen Interessierten nicht nur Abbildungen der Abklatsche für Forschungs- und Lehrzwecke zur Verfügung, sondern auch Minuskelumschriften und Übersetzungen der Inschriften mit Kommentar.

Zunächst wurden die Abklatsche am Digitalisierungszentrum der Universitätsbibliothek Graz von Karl Lenger und Bernd Schimeczek photographiert und digitalisiert. Aus Kostengründen wurden die Abklatsche nur frontal und mit nur einer Belichtungsvariante aufgenommen.

Nach der Erstellung einer Inventar- und Konkordanzliste (Michaela Gerstl, Orestis Kustrin) besorgte Ingrid Weber-Hiden die Lesung, Übersetzung und Kommentierung der lateinischen Inschriften, Christian Wallner übernahm – unter Mitarbeit von Martin M. Bauer – die Bearbeitung der griechischen. Diese erfolgte unter Berücksichtigung der üblichen Publikationsrichtlinien, wobei jedoch auf eine lückenlose Dokumentation der Literatur zu den einzelnen Inschriften verzichtet wurde.

Am Zentrum für Informationsmodellierung – Austrian Centre for Digital Humanities (ZIM-ACDH) entwickelte Monika Koch ein EpiDoc-konformes Beschreibungsmodell für die Inschriften. Fertiggestellt und in das bestehende Onlineportal für Alte Geschichte und Altertumskunde integriert wurde die Webdarstellung von Elisabeth Steiner. Zusätzlich zu aktuellen Ortsnormdaten aus GeoNames wurden auch Referenzen auf den antiken Gazetteer Pleiades erfasst, was eine Integration des Bestandes in das Projekt Pelagios ermöglicht. Für die Langzeitarchivierung, Verwaltung und Präsentation der Daten wird das Repositorium GAMS genutzt. Die Daten werden auch in das über Hochschulraumstrukturmittel finanzierte Projekt "Repositorium Steirisches Wissenschaftserbe" eingebracht.

Für die Datenbank ist ein permanentes Update geplant. Um Zusendung von Anregungen (wichtige Publikationen, alternative Lesungen etc.) an peter.mauritsch@uni-graz.at wird gebeten. Eine Einsichtnahme in die Sammlung ist nach vorheriger Terminvereinbarung möglich.


Peter Mauritsch, Februar 2016


Zur Geschichte der Sammlung und des Projekts:
Monika Koch; Peter Mauritsch: Marmor, Stein und Eisen bricht – Abklatsche leider auch. Alte und neue Wege der Langzeitarchivierung am Beispiel der Epigraphischen Sammlung Graz. In: Florian M. Müller (Hg.): Archäologische Universitätsmuseen und -sammlungen im Spannungsfeld von Forschung, Lehre und Öffentlichkeit. Wien; Berlin. Lit Verlag. 2013. 255–266.