Grazer didaktisches Textportal zur Literatur des Mittelalters

Das Sparkling-Science-Projekt Arbeitskoffer zu den Steirischen Literaturpfaden des Mittelalters

Projekt

Das impulsgebende Mutterprojekt dieses Sparkling Science Projektes ist die vom Fachbereich Germanistische Mediävistik der Universität Graz initiierte bildungstouristische Langzeitintiative Steirische Literaturpfade des Mittelalters, die seit 2012 eine Auseinandersetzung mit mittelalterlichen Texten an öffentlich zugänglichen Orten ermöglicht. Ein Netzwerk aus acht Themenpfaden, das seit 2016 um eine Ausstellung im Steiermärkischen Landesarchiv ergänzt wird, soll das reiche literaturhistorische Erbe der Region einer breiten Öffentlichkeit ins Bewusstsein rufen und nachhaltige Rezeptionsanstöße liefern. Das begleitende Arbeitskoffer-Projekt versteht sich als einerseits als Ergänzung dieser bildungstouristischen Langzeitintiative, indem mit den Schulen vor Ort an den Literaturpfad-Schauplätzen innovative Vermittlungskonzepte entwickelt und erprobt werden, andererseits als eigenständiges Projekt, das fachdidaktische Forschung zu den zentralen Fragen der Deutschdidaktik aus dem besonderen Blickwinkel der Vermittlung älterer deutscher Literatur im schulischen Bereich wie auch im öffentlichen Raum betreibt. In den beiden bisherigen Laufzeiten wurden – begleitet von einer empirischen Untersuchung zum Textverstehen – gemeinsam mit Lehrer*innen, Schüler*innen und Studierenden Materialien für unterschiedliche Schulstufen entwickelt und praxiserprobt, welche die (literarische) Welt des steirischen Mittelalters als (außer -)schulischen und digitalen Lernort zugänglich machen: Das Herzstück des Projektes stellt das mit dem Austrian Centre for Digital Humanities entwickelte Textportal (http://gams.uni-graz.at/lima) dar, wo in digitaler Lernumgebung eine eigenständige Erschließung der mittelalterlichen Texte ermöglicht wird und zusätzliche mediale Angebote sowie Unterrichtsbausteine für Lehrer*innen zur Verfügung stehen. Zusätzlich zu zahlreichen Schwerpunktaktionen an Schul- und Literaturpfadstandorten, durch die das literarische Erbe der Region einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht wurde, konnte im Mai 2016 im Steiermärkischen Landesarchiv in Graz eine interaktive und transmediale Ausstellung mit dem Titel #dichterleben – Mittelalterliche ‚tweets‘ aus der Steiermark eröffnet werden, in die auch die Ergebnisse der Schulzusammenarbeit eingeflossen sind.

Texte, Materialien und ein begleitendes Wiki mit Hintergrundinformationen zur mittelalterlichen Steiermark stehen über dieses Textportal frei zur Verfügung. Nähere Informationen zum Projekt:

https://literaturpfade.uni-graz.at/de/arbeitskoffer/
https://www.sparklingscience.at/de/projects/show.html?
https://www.facebook.com/arbeitskoffer/

3. Laufzeit: Arbeitskoffer zu den Steirischen Literaturpfaden des Mittelaltes 3D: Literatur- und Wissensvermittlung im öffentlichen und digitalen Raum

Projekt

01.07.2017 bis 30.09.2019

Die dritte Laufzeit des Projektes soll sich aufbauend auf den bisherigen Ergebnissen mit der Erforschung von weiteren Voraussetzungen und Dimensionen literarischen Lernens anhand von mittelalterlichen Texten beschäftigen. Einen zentralen Stellenwert nimmt dabei das Verständnis eines literarischen Textes als Speicher und Katalysator von Wissensbeständen ein, den es in enger Zusammenarbeit von Forschenden, Lehrenden und Lernenden für den Schulbereich sowie für die Kulturvermittlung im öffentlichen Raum zu erschließen gilt. Die Schüler/innen wirken dabei u.a. gemeinsam mit Lehramtsstudierenden der Universität Graz an der Konzeption und Durchführung einer empirischen Studie mit, die den Wissenserwerb im Kontext literarischer Lese- und Verstehensprozesse mittels unterschiedlicher Methoden untersuchen soll (mixed-methods approach). Im Zuge der Textarbeit mit den Schüler/innen werden ausgewählte mittelalterliche Werke für das Portal aufbereitet und dabei Informationen und Wissensbestände zu unterschiedlichen Themenkomplexen (Landesgeschichte, Recht, Medizin, Tiere, Kulinarik, Handwerk etc.) freigelegt und recherchiert. Durch intertextuelle Vernetzung der Funde mit anderen literarischen Zeugnissen der Epoche sowie Anbindung an bestehende mediävistische Datenbanken sollen künftig Zusammenhänge sichtbar gemacht und noch tiefere Einblicke in die mittelalterliche Lebens- und Vorstellungswelt ermöglicht werden.

Die Ergebnisse der Studie und Textarbeit bilden die Grundlage für die Weiterentwicklung der bereits bestehenden Ausstellung #dichterleben in Form von fünf selbstständigen Autor-Modulen: Sie sollen nach Ende der Ausstellungszeit im Steiermärkischen Landesarchiv zu den jeweils passenden Literaturpfad-Schauplätzen in der Steiermark migriert werden, um dort für unterschiedliche Alters- und Zielgruppen zu Orten des literarischen Bewusstseins und lebenslangen Lernens zu werden.

2. Laufzeit: Die Vermittlung mittelalterlicher Texte im medialen Spannungsfeld von Wort, Schrift und Gedächtnis

Projekt

01.10.2014 bis 30.9.2016

Die „Steirischen Literaturpfade des Mittelalters“ bilden seit 2012 ein einzigartiges Netzwerk aus acht Themenpfaden, die ihren Gästen aus nah und fern spannende Werke der mittelalterlichen Literatur der Steiermark direkt am Ort ihrer Entstehung oder Überlieferung näher bringen. Von Beginn an wurde diese Langzeit-Initiative vom „Arbeitskoffer“-Projekt mit dem Ziel begleitet, die mittelalterlichen Texte aus dem Umfeld aller Standorte gemeinsam mit Studierenden und Schüler/innen näher zu erforschen und die Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit, vor allem aber dem Bildungsbereich zur Verfügung zu stellen. Aufbauend auf den erfreulichen Resultaten der erfolgreichen ersten Laufzeit des Projekts, die sich mit Inhalt und Sprache der Texte befasste, soll nun rund um Entstehung und Überlieferung der mittelalterlichen Texte das Thema Medialität im Zentrum der Kooperation von Wissenschaftler/innen, Studierenden, Lehrer/innen und Schüler/innen stehen, verbunden durch das Thema Gedächtnis auf schriftlicher wie mündlicher Ebene. Erstmalig kann so ein wirklich umfassendes didaktisches Vermittlungsangebot für ältere Texte im Unterricht entworfen werden.

Die kritische und gleichzeitig spielerische Reflexion literarischer Medialität soll ein Bewusstsein für die gerade heute immer wichtigere Transmedialität bzw. Medienkonvergenz von Informationen, Kultur- und Unterhaltungsangeboten schaffen. Daher wird parallel zur wissenschaftlichen Beschäftigung mit den Texten auch eine (re-)kreative Auseinandersetzung mit ihnen gefördert und die Schüler/innen ermutigt, die Geschichten ‚hinter‘ den Texten gemäß eigenen Ideen neu zu erzählen. Eine Wanderausstellung und eine Tagung zum Thema „Transmediales Erzählen“ bringen zum Abschluss des Projekts die kreativen Schüler/innen/arbeiten der ersten und zweiten Laufzeit direkt an die Schauplätze der Literaturpfade und an die Universität.

Für die Umsetzung des Projekts aus dem Fachbereich der Germanistischen Mediävistik konnten acht regionale Partnerschulen aus der direkten Umgebung der einzelnen Literaturpfade gewonnen werden: Es sind dies die Neuen Mittelschulen in Vorau, Wildon, Scheifling, St. Katharein an der Laming und Neuberg an der Mürz, das Abteigymnasium Seckau, die BaKip in Bruck an der Mur sowie die Volksschule Unzmarkt-Frauenburg. Als Kooperationspartner fungieren der Universitätsverein Die Steirischen Literaturpfade des Mittelalters, die Universitätsbibliothek Graz, das Zentrum für Informationsmodellierung – Austrian Centre for Digital Humanities, das Fachdidaktikzentrum der Geisteswissenschaftlichen Fakultät, die KinderUni Graz sowie das Projekt MimaSch der Universität Bamberg.

1. Laufzeit: Neue Konzepte und Materialien zur Vermittlung älterer deutscher Texte

Projekt

01.10.2012 bis 28.02.2015

Das Sparkling-Science-Projekt Arbeitskoffer zu den Steirischen Literaturpfaden versteht sich als Ergänzung zum bildungstouristischen Angebot der Steirischen Literaturpfade des Mittelalters, einem einzigartigen regionalen Netzwerk aus 8 Themenpfaden zu überregional bedeutsamen Werken der mittelalterlichen Literatur der Steiermark, und bietet ein innovatives didaktisches Vermittlungsangebot, in dessen Zentrum die mittelalterliche Literatur der Steiermark steht. Gemeinsam mit Lehrer/innen, Schüler/innen und Studierenden entworfene, praxiserprobte Materialien für unterschiedliche Schulstufen und -typen erschließen die (literarische) Welt des steirischen Mittelalters als (außer-)schulischen und digitalen Lernort.

Das ‚Herzstück‘ der Projektaktivitäten des Arbeitskoffers bildet das gemeinsam mit Schüler/innen und Studierenden entwickelte Textportal (http://gams.uni-graz.at/literaturpfade-arbeitskoffer), das nicht nur als Webportal gemäß der Definition aus dem Bereich der Informatik, sondern auch im ursprünglichen Wortsinn als ‚Eintrittspforte‘ in die Welt der mittelalterlichen Texte verstanden werden möchte und einen speziellen Zugang zu diesen literarischen Zeugnissen bietet: Schüler/innen und Studierende haben hier die Möglichkeit, die mittelhochdeutschen und frühneuhochdeutschen Texte aus dem Umfeld der Steirischen Literaturpfade des Mittelalters selbstständig zu erarbeiten bzw. zu entschlüsseln: Zu schwierigen Wörtern und Textstellen erhält man durch einen Klick zusätzliche Informationen, die bei der Erschließung des Textes helfen: Wissenswertes rund um Sprache und Geschichte, Tipps zur Übersetzung und zum Textverständnis sowie Hintergrundinformationen zu einzelnen Themen des Textes im projekteigenen Wiki, das direkt über diese Hinweise mit den Texten verbunden ist. Die ‚Timeline‘ am unteren Seitenrand zeigt jeweils wichtige historische Ereignisse und ermöglicht so auf den ersten Blick eine zeitliche Einordnung der einzelnen Texte. Im Materialbereich für Lehrer/innen werden im Rahmen des Projektes entwickelte und erprobte Unterrichtsmaterialien für unterschiedliche Schulstufen und -typen zur Verfügung gestellt, die vielfältige, abwechslungsreiche Möglichkeiten bieten, mittelalterliche Texte in den Schulalltag zu integrieren.

Die intensive Auseinandersetzung mit den mittelalterlichen Texten in den Schulworkshops des Arbeitskoffers diente auch als Ausgangspunkt für vielfältige kreative Literaturerlebnisse. Die Schülerinnen und Schüler wurden angeregt, eigene Zugänge zum Text zu finden, Ideen zu entwickeln und zu verwirklichen, um auf diese Weise Literatur hautnah und mit allen Sinnen zu erleben:

Es war richtig toll, bei diesem Projekt einmal nicht nur übers Mittelalter zu lesen, sondern einmal selbst zu fühlen und zu spüren, wie sich Mittelalter anfühlt. Es war dabei unglaublich spannend auszuprobieren, wie es ist, mit langen mittelalterlichen Kleidern durch eine Burg zu spazieren oder auszuprobieren, wie wirksam mittelalterliche Schönheitsmittel wirklich gewesen sind.
(Schülerin, BG Rein)

Inspiriert von den mittelalterlichen Textzeugnissen entstanden so zum Beispiel Theaterstücke, Rätselführungen (Geocaching – moderne Schatzsuche), Fotoprojekte, Bildbände, eigene literarische Texte, Filme und Videos, die sich auf unterschiedlichste Arten der älteren deutschen Literatur nähern. Diese vielschichtigen Erzählanlasse und kreativen Entdeckungsreisen an der Schnittstelle zwischen Mittelalter und Gegenwart tragen über ihren Praxiseinsatz (etwa im Rahmen von Kooperationen mit der Grazer KinderUni) und ihre Veröffentlichung über diverse mediale Kanäle (projektnahe Webauftritte, YouTube-Kanal, Facebook-Site, DVD, Printausgaben) nachhaltig dazu bei, die mittelalterlichen Texte auf vielfältige Weise im schulischen wie außerschulischen Kontext ins Gespräch zu bringen, bieten den beteiligten Schulen, „die Möglichkeit, uns von einer neuen Seite nach außen zu präsentieren“ (Lehrerin, NMS Vorau) und zeigen eindrücklich, welche großen Potentiale die Beschäftigung mit der Sprache und Literatur unserer Vergangenheit für unsere Gegenwart birgt.