Grazer didaktisches Textportal zur Literatur des Mittelalters

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Herrand von Wildon

In Herrands Ausstellung wird schnell deutlich, wie er in seinem Dichterleben zum einzigartigen „Nebeldichter“ wurde. Und wer das mit allen Sinnen nachempfinden möchte, besuche gerne den Literaturpfad zu seinem fabelhaften Schlüsseltext „Die Katze“: Der beginnt wenige Meter von seiner Ausstellung entfernt vor dem Schloss Wildon. Einen besseren Platz zum Wiederankommen in seiner Heimat hätte sich Herrand von Wildon kaum wünschen können...

Standort:
Wildon
Marktgemeindeamt Wildon, Hauptplatz 55, 8410 Wildon
http://www.wildon.gv.at

Öffnungszeiten: Mo-Fr: 08.00 - 12.00 Uhr, Do: 14.00 - 18.00 Uhr

Ausstellungsbesuch kostenfrei!

Kurzbiographie

Herrand II. von Wildonie (um 1230-1278/82) stammte aus einer bedeutenden steirischen Adelsfamilie. Er war der Schwiegersohn Ulrichs von Liechtenstein, dessen Kreis er auf politischem wie literarischem Gebiet angehörte. Herrands politisches Schaffen fällt in das Zeitalter des Interregnums, in dessen Wirren er zuerst Bela von Ungarn, danach Ottokar von Böhmen und anschließend Rudolf von Habsburg unterstützte. Seine politische Wankelmütigkeit, die ihm 1268 sogar eine halbjährige Inhaftierung durch Ottokar einbrachte, steht die Betonung der triuwe in seinem literarischen Werk gegenüber: In der „Katze“ verlässt der Kater seine Katze, um die mächtigste aller Ehefrauen zu finden, nur um am Ende erkennen zu müssen, bereits mit der mächtigsten Frau verheiratet gewesen zu sein. „Die treue Gattin“ sticht sich aus Treue gar ein Auge aus, um ihrem im Kampf verwundeten Mann zu gleichen. In der Erzählung „Der nackte Kaiser“ wird dem badenden Kaiser von einem Engel die Kleidung gestohlen. Der Engel zeigt dem Kaiser dann, wie man einen gerechten Hoftag abhält, was dieser nach seiner Läuterung gerne bereit ist zu tun. In dieser Erzählung ist die politische Botschaft an den Landesherren also explizit klar gemacht. Daneben schrieb Herrand noch die Erzählung „Der betrogene Gatte“, in der eine schlaue Ehefrau ihren Mann betrügt und am nächsten Tag sogar vormachen kann, er habe alles nur geträumt. Im politischen Leben schlug sich Herrand im „Reiner Schwur“ von 1276 endgültig auf die Seite Rudolfs von Habsburg, der ihm aus Dankbarkeit das Amt des Truchsess der Steiermark übertrug, welches bereits sein Großvater Herrand I. innegehabt hatte.

Materialien

Videos

Textprobenaus den 4 Verserzählungen Herrands in Mittelhochdeutsch und Übersetzung (Kurzvideos des BG Weiz)

Animationsfilm zu Herrands Katze

Interview mit Herrand von Wildon