Herrand II. von Wildonie (um 1230-1278/82) stammte aus einer bedeutenden steirischen Adelsfamilie. Er war der Schwiegersohn Ulrichs von Liechtenstein, dessen Kreis er auf politischem wie literarischem Gebiet angehörte. Herrands politisches Schaffen fällt in das Zeitalter des Interregnums, in dessen Wirren er zuerst Bela von Ungarn, danach Ottokar von Böhmen und anschließend Rudolf von Habsburg unterstützte. Seine politische Wankelmütigkeit, die ihm 1268 sogar eine halbjährige Inhaftierung durch Ottokar einbrachte, steht die Betonung der triuwe in seinem literarischen Werk gegenüber: In der „Katze“ verlässt der Kater seine Katze, um die mächtigste aller Ehefrauen zu finden, nur um am Ende erkennen zu müssen, bereits mit der mächtigsten Frau verheiratet gewesen zu sein. „Die treue Gattin“ sticht sich aus Treue gar ein Auge aus, um ihrem im Kampf verwundeten Mann zu gleichen. In der Erzählung „Der nackte Kaiser“ wird dem badenden Kaiser von einem Engel die Kleidung gestohlen. Der Engel zeigt dem Kaiser dann, wie man einen gerechten Hoftag abhält, was dieser nach seiner Läuterung gerne bereit ist zu tun. In dieser Erzählung ist die politische Botschaft an den Landesherren also explizit klar gemacht. Daneben schrieb Herrand noch die Erzählung „Der betrogene Gatte“, in der eine schlaue Ehefrau ihren Mann betrügt und am nächsten Tag sogar vormachen kann, er habe alles nur geträumt. Im politischen Leben schlug sich Herrand im „Reiner Schwur“ von 1276 endgültig auf die Seite Rudolfs von Habsburg, der ihm aus Dankbarkeit das Amt des Truchsess der Steiermark übertrug, welches bereits sein Großvater Herrand I. innegehabt hatte.