die Urbanzverbrecher aus Lind bei Knittelfeld 2018 Institut für Germanistik, Universität Wien Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2018 Graz o:kofler.w3.nachrede.688 Werner Kofler - Kommentar zur Werkausgabe Projektleitung Wolfgang Straub

born digital

Diese Plattform zum Prosawerk des österreichischen Schriftstellers Werner Kofler (1947–2011) gibt den Stellenkommentar wieder. Die Primärtexte sind urheberrechtlich geschützt und nicht für eine Online-Edition vorgesehen. Sämtliche Seitenangaben, die im jeweiligen Eintrag unter »Textausschnitte« angeführt sind, beziehen sich daher auf die 2018 im Sonderzahl Verlag erschienene dreibändige gedruckte Werkausgabe. Die Website folgt der Anordnung der Texte in drei Bänden.

Kommentierte Werkausgabe Werner Kofler

Das Projekt begleitet die gedruckte und kommentierte Werkausgabe (Prosa) des österreichischen Schriftstellers Werner Kofler. Es ergänzt den gedruckten Stellenkommentar um vertiefende Materialien und einen mehrschichtigen Zugang zu den vorhandenen Inhalten.

Deutsch Werke Werk 3 Üble Nachrede Geoinformation Orte Lind bei Knittelfeld Medien
die Urbanzverbrecher aus Lind bei Knittelfeld die Urbanzverbrecher aus Lind bei Knittelfeld s. Eintrag ›Die Verbrecherfamilie Urbanz‹ [...] operndirektor Holender – nein? Wenn dieser Eibisch, oder ein von ihm Gesandter, in diesem Augenblick, in dieser Frühlingsnacht, den Häuserblock umrundete oder gar schon durch das Stiegenhaus nach oben, in den dritten Stock, schliche, ich fühlte mich nicht in Furcht und Unruhe versetzt? Durch notorisches übles Nachreden, den Üblen nachreden, durch fortgesetzten Spott in Furcht und Unruhe versetzt, durch Opfer der Spottlust zum Opfer der Opfer der Spottlust geworden, Üble Nachrede, Furcht, Unruhe? Ist nicht die Haustüre ins Schloß gefallen, ohne daß jemand von innen wieder versperrt hätte? Licht im Stiegenhaus? Kein Licht im Stiegenhaus? Kein Ganglicht, keine Gangbeleuchtung, kein Zischen des Ganglichts, keine Viola im Nebenzimmer? Keine Glühbirne herausgeschraubt, wie beim bis heute nicht aufgeklärten sogenannten Karfreitagsmord, nein? Er wird sich im Dunkel heraufgeschlichen haben? Wer ist es, wird es sein, wer wird es gewesen sein? Einer, dem ich die Frau weggenommen habe? Einer, den ich verspottet habe, ein von mir Beschädigter, und falls, welcher von den Hunderten, wenn nicht Tausenden? Einer, den ich komisch angesehen hätte, irgendwie komisch, und wohl insgeheim belustigt; einer, der mir meine heimlichen Belustigungen schon noch austreiben würde? Einer, mehrere, welche? Welche sind es? Der geheime Postenkommandant? Die Urbanz, die Urbanzverbrecher aus Lind bei Knittelfeld? Der Eibisch aus Lind in Villach? Der Kunstmaler Schreib aus der Leopoldstadt, der Schneider Volpini? Wer wird es sein? Der Verstörungstäter im Hotel Mordschein, oder Mondschein? Das Kunstwerk ist die Totenmaske des Deliktes, würde er, in die Wohnung eingedrungen, ausrufen? Weil ich ihn um sein Delikt, die Ermordung eines Nachtportiers mit einem Küchenmesser, unter Anleitung einer Viola in einem Nebenzimmer, gebracht hätte, deswegen würde er mich aufgesucht haben, irgendwann nach Mitternacht, und nach seiner Entlassung, nach Verbüßung seiner Strafe in einer Sonderanstalt? Weil ich seinen surrealen Akt zu einem Prosakunstwerk umgearbeitet, weil ich ihn entworfen und dadurch vernichtet hätte, deshalb? Wahrscheinlich deshalb [...] [...] ein von mir Beschädigter, einer dem ich die Frau weggenommen habe, oder einer, den ich komisch angesehen hätte, und wohl insgeheim belustigt, und der mir meine heimlichen Belustigungen schon noch austreiben würde, und alles nur, weil Sie so flüstern, Manker, jetzt werden sie ein anderes Mal kommen, außerhalb der Geschäftszeiten, welche auch immer, ob der geheime Postenkommandant, ob die Urbanzverbrecher aus Lind bei Knittelfeld, ob der Eibisch aus Lind in Villach, oder der Kunstmaler Schreib aus der Leopoldstadt, der Schneider Volpini, einer oder mehrere, aber welche? Jetzt sind Sie ansatzlos wieder zu laut, Manker, und nachgerade panisch, WELCHE?!, wie soll der Delinquent sich denn anschleichen, wenn Sie einen solchen Lärm machen, einen derartigen Gedankenlärm, Sie werden ihn noch vertreiben, den Hausfriedensbrecher, und das Hörspiel ruinieren, mein gutes Hörspiel: bald zu leise, bald zu laut, häufiger zu laut als zu leise, Flüstern oder Schreiben, sehe sich einer diese Fehlleistung an, Flüstern oder Schreien hat es natürlich zu heißen, in einem Hörspiel, Flüstern oder Schreien, Schreie und Flüstern, sonst nichts, keine Zwischentöne, kein bitter – nicht bitter, kein Strahlen vor Einsicht, das ist bitter [...]