Bravo 2018 Institut für Germanistik, Universität Wien Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2018 Graz o:kofler.w3.herbst.298 Werner Kofler - Kommentar zur Werkausgabe Projektleitung Wolfgang Straub

born digital

Diese Plattform zum Prosawerk des österreichischen Schriftstellers Werner Kofler (1947–2011) gibt den Stellenkommentar wieder. Die Primärtexte sind urheberrechtlich geschützt und nicht für eine Online-Edition vorgesehen. Sämtliche Seitenangaben, die im jeweiligen Eintrag unter »Textausschnitte« angeführt sind, beziehen sich daher auf die 2018 im Sonderzahl Verlag erschienene dreibändige gedruckte Werkausgabe. Die Website folgt der Anordnung der Texte in drei Bänden.

Kommentierte Werkausgabe Werner Kofler

Das Projekt begleitet die gedruckte und kommentierte Werkausgabe (Prosa) des österreichischen Schriftstellers Werner Kofler. Es ergänzt den gedruckten Stellenkommentar um vertiefende Materialien und einen mehrschichtigen Zugang zu den vorhandenen Inhalten.

Deutsch Werke Werk 3 Herbst, Freiheit
Bravo Bravo Größte Jugendzeitschrift im deutschsprachigen Raum, besteht seit 1956 [...] Im Kongreßhaus werde ich gastieren, ich werde eintreten, und alle werden rufen: Bravo! Aber vorher – Wie weiter, wie hinüber, auf die andere Seite? Wie das Ufer erreichen, das andere? Herr Meßner, das Wasser, es tost! Wie hinüber, Herr Meßner, wann die totalen Ferien, die Entspannung total? Schnell, schnell [...] [...] Bravo, rief ich dann, und klatschte, bravo, immer die zweite Silbe betonend, bravo, und wieder bravo, ich klatschte und rief, rief und klatschte, ich konnte mich, wie stets bei Mastroserio, gar nicht sattrufen und sattklatschen [...] [...] Sehen Sie nur, die vielen Gäste, die Kameras, die Fotografen, doch die Aufmerksamkeit gilt dem Witzbold und nicht dem Dichter, sie gilt dem Fachjournalisten und Schlagertexter, dem ständigen Mitarbeiter von Bravo, Moto-Cross und Readers Digest, dem Schöpfer des Liedes Nimm Dein Bett und geh, der heimlichen Hymne des vereinten Europa, intoniert von meinem Klon, meinem Homunculus, dem kleinen Oliver, Europas jüngstem Sänger; das Schlimme freilich: auch als Witzbold läßt man mich nicht gelten, nicht einmal als Witzbold läßt man mich gelten, die Leute halten mich tatsächlich für den Fachjournalisten, den Mitarbeiter von Radio Burgenland und Kärntner Volkszeitung, und nehmen sie mich als Dichter wahr, dann als Schöpfer der Zeilen Blinde werden wieder sehend, Lahme können wieder gehn, lindern wird sich jedes Elend, wenn wir nur – nur – zusammenbleiben [...] [...] März in aller Frühe, nachdem mir Wochen zuvor von einem Hotelzimmer 19 geträumt hatte; als Verkehrsmittel werde ich die U -Bahn wählen, erst die Linie 4, dann die Linie 6, am Reiseziel, am Ziel wird mir ein Zimmer zugewiesen werden, und ein Bett und ein Schrank, ein Bücherschrank für meinen Chandler und meinen Queneau, ich werde eintreten, und alle werden rufen: Bravo [...]