Fräulein Winkler 2018 Institut für Germanistik, Universität Wien Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2018 Graz o:kofler.w3.herbst.198 Werner Kofler - Kommentar zur Werkausgabe Projektleitung Wolfgang Straub

born digital

Diese Plattform zum Prosawerk des österreichischen Schriftstellers Werner Kofler (1947–2011) gibt den Stellenkommentar wieder. Die Primärtexte sind urheberrechtlich geschützt und nicht für eine Online-Edition vorgesehen. Sämtliche Seitenangaben, die im jeweiligen Eintrag unter »Textausschnitte« angeführt sind, beziehen sich daher auf die 2018 im Sonderzahl Verlag erschienene dreibändige gedruckte Werkausgabe. Die Website folgt der Anordnung der Texte in drei Bänden.

Kommentierte Werkausgabe Werner Kofler

Das Projekt begleitet die gedruckte und kommentierte Werkausgabe (Prosa) des österreichischen Schriftstellers Werner Kofler. Es ergänzt den gedruckten Stellenkommentar um vertiefende Materialien und einen mehrschichtigen Zugang zu den vorhandenen Inhalten.

Deutsch Werke Werk 3 Herbst, Freiheit Personen Autoren Wendelin Schmidt-Dengler
Fräulein Winkler Fräulein Winkler Maria Winkler schrieb 1990 an der Universität Wien ihre Diplomarbeit über Werner Koflers Roman Hotel Mordschein, Betreuer war Wendelin Schmidt-Dengler. [...] Sind Sie denn nicht das Fräulein Winkler, hat Sie nicht Professor Schmidt-Dengler geschickt, nein? Was sagen Sie, mein Kopf hätte zwischen Ihren Schenkeln nichts verloren, und das Fräulein Winkler würde sich fein bedanken, wenn es – Aber wie kann denn mein Kopf zwischen Ihre Schenkel geraten, das verstehe ich nicht, das wäre interessant zu erfahren [...] [...] Ein großer Angeber sind Sie, waren Sie, werden Sie in Kürze gewesen sein! Mut zur Wirklichkeit, Freundchen, zu den einfachen Dingen: eine entschlossene Hand, verstehen Sie, eine Laubsäge, ein gut gespanntes Sägeblatt, mit Curare bestrichen, eine beliebige Hautpartie, eine kurze Bewegung, und schon – so, immer bedrohlicher, der olivgrüne Fremde dicht neben mir, so wie Sie jetzt, ganz dicht neben mir, ein Mann noch dazu, und nicht, wie Sie, eine Frau, ich konnte seinen Atem spüren, wie im Augenblick den Ihren, die Spannung war spürbar wie – wie die straffe Brust einer schönen, jungen Frau, und plötzlich nahm ich allen Mut zusammen und – und griff plötzlich –Nein, wieder nichts? Ich möge meinen Händen Einhalt gebieten, Sie seien nicht das Fräulein Winkler, und Professor Schmidt-Dengler kennten Sie nicht? Ah, Professor Schmidt- Dengler würde sich fein bedanken, wenn er –Nun, ich setze auf Ihre Diskretion [...]