RUHE, SCHÖNSTES GLÜCK 2018 Institut für Germanistik, Universität Wien Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2018 Graz o:kofler.w3.herberge.1292 Werner Kofler - Kommentar zur Werkausgabe Projektleitung Wolfgang Straub

born digital

Diese Plattform zum Prosawerk des österreichischen Schriftstellers Werner Kofler (1947–2011) gibt den Stellenkommentar wieder. Die Primärtexte sind urheberrechtlich geschützt und nicht für eine Online-Edition vorgesehen. Sämtliche Seitenangaben, die im jeweiligen Eintrag unter »Textausschnitte« angeführt sind, beziehen sich daher auf die 2018 im Sonderzahl Verlag erschienene dreibändige gedruckte Werkausgabe. Die Website folgt der Anordnung der Texte in drei Bänden.

Kommentierte Werkausgabe Werner Kofler

Das Projekt begleitet die gedruckte und kommentierte Werkausgabe (Prosa) des österreichischen Schriftstellers Werner Kofler. Es ergänzt den gedruckten Stellenkommentar um vertiefende Materialien und einen mehrschichtigen Zugang zu den vorhandenen Inhalten.

Deutsch Werke Werk 3 Kalte Herberge Medien
RUHE, SCHÖNSTES GLÜCK RUHE, SCHÖNSTES GLÜCK s. Eintrag ›Ruhe, schönstes Glück‹ [...] len wollen, oder vorstellen müssen, auf daß eine Bronchoskopie veranstaltet, Gewebe entnommen würde, und vielleicht auch mehr – – Große Unruhe; seit meiner Geburt nicht mehr im Krankenhaus gelegen, in seltenen Fällen von Knochenbrüchen oder Prellungen umgehend in sogenannte häusliche Pflege entlassen worden, Pflege, nun, Haus, nun ja, jedes Aufenthaltsstipendium in New York von vornherein abgelehnt, um nur ja nicht, wie alle übrigen, plötzlich über New York und Amerika zu schreiben, dort Geschichten anzusiedeln, und, jeden Spitalsaufenthalt hoffend ausgeschlossen, oder aufgeschoben zumindest bis zum Jahr 2028, meinem Todesjahr, um nur ja nicht, wie viele andere, plötzlich, wie denn auch nicht, Spitalsprosa, postoperative moribunde Texte zu schreiben, Geschichten in Spitälern und Krankenzimmern anzusiedeln, ansiedeln zu müssen, und jetzt – – Große Unruhe; ach, hätte ich doch kein Telefon, wüßte doch niemand, wo ich wohne, ach daß überhaupt niemand von mir wüßte, dann – ja was dann? Dann keine Unruhe, keine große, keine kleine, dann Ruhe, nicht gerade Friedhofsruhe, aber Ruhe, Ruhe wie vor meiner Geburt, die Ruhe der Dreißigerund frühen Vierzigerjahre etwa, aber dann schon wieder nicht meine geliebte Schubert-Ruhe, RUHE, SCHÖNSTES GLÜCK auf Erden, Ruhe hin, Unruhe her, man wird geboren und ist im Rennen, so mein Freund Hotschnig, der Alois, betont kaltschnäuzig vor seinem Haus in Landskron, im Fernsehen, – auf der Welt und im Rennen, auf der Strecke, die Strecke freilich versuche ich, jetzt ich wieder, nicht mehr Hotschnig, ich, von dem am besten keiner wüsste, die Strecke versuche ich selbst auszusuchen, möglichst so, daß sie Krankenhäusern großräumig ausweicht [...]