Schweigrohr 2018 Institut für Germanistik, Universität Wien Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2018 Graz o:kofler.w2.mordschein.439 Werner Kofler - Kommentar zur Werkausgabe Projektleitung Wolfgang Straub

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Diese Plattform zum Prosawerk des österreichischen Schriftstellers Werner Kofler (1947–2011) gibt den Stellenkommentar wieder. Die Primärtexte sind urheberrechtlich geschützt und nicht für eine Online-Edition vorgesehen. Sämtliche Seitenangaben, die im jeweiligen Eintrag unter »Textausschnitte« angeführt sind, beziehen sich daher auf die 2018 im Sonderzahl Verlag erschienene dreibändige gedruckte Werkausgabe. Die Website folgt der Anordnung der Texte in drei Bänden.

Kommentierte Werkausgabe Werner Kofler

Das Projekt begleitet die gedruckte und kommentierte Werkausgabe (Prosa) des österreichischen Schriftstellers Werner Kofler. Es ergänzt den gedruckten Stellenkommentar um vertiefende Materialien und einen mehrschichtigen Zugang zu den vorhandenen Inhalten.

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Schweigrohr Schweigrohr s. Eintrag ›Sterilisationsversuche‹ [...] ; in der Tat sollte die Frau für Sterilisationsversuche mit der südamerikanischen Schweigrohr [...] [...] noch als Mohr geschminkt, was zu zusätzlicher böswilliger Belustigung Anlaß gab, im Theaterkeller, unter schwersten Mißhandlungen, von den Beamten Müller und Aurich zur Anschuldigung der sogenannten Rassenschande mit einer Zigeunerin, Lager Lackenbach, Unfruchtbarmachung, Schweigrohr, einvernommen wurde, unter Bewachung ihre Garderobe aufsuchen, um sich umzuziehen [...] [...] Von meinem Lager aus kann ich den offenen Medikamentenschrank sehen; hat man damals schon mit Encephabol, Somnibel und Rohypnol gearbeitet, und nicht nur mit Cyanhydratsalzen und Caladium Seguinum, dem Schweigrohr, das nicht gedeiht auf deutschem Boden? Wo bin ich? Bin ich hier richtig, in der Irrenanstalt Cholm? Bin ich endlich im Reich Sarastros? Wo bin ich? Ihr seid am Ziel [...] [...] Das Schweigrohr gedeiht nicht auf deutschem Boden [...] [...] – Einzelne Stimmen hätten sich erhoben und wollten Wahrnehmungen gemacht haben, der Delinquent wäre wochenlang mit irrem Blick durch die Stadt gestreunt auf der Suche nach etwas Mordbarem, nach Objekten zur Befriedigung seiner Mordlust, auf der Suche nach einer Nachtschwester beim Betreten des Elisabethspitals, nach einem Korporal beim Verlassen der Fliegerkaserne – fehlt noch jemand, ein Bischof beim Betreten des Altars, eine Sprechstundenhilfe beim Verlassen der Zahnarztpraxis? – Eine Dirne der niedersten Sorte, die sich dem Täter unter einer Eisenbahnbrücke angetragen habe, habe er zu einem Sportplatz mitgenommen, in ein offenstehendes Kassenhäuschen, um sich dort ihrer auf abscheulichste Weise zu – bedienen, nein zu entledigen muß es heißen, ich habe sie doch, Messer oder Schere, das weiß ich nicht mehr, sie doch –, und anschließend die Brüste –, nein, nein, keinesfalls, nicht ich, ein anderer, ich habe meine Kebse im Fond eines Mietwagens zum Schweigen gebracht, mit einem harten Gegenstand, einem Schweigrohr [...] [...] ! Das Wort Schweigrohr taucht auf [...] [...] Auch das Schweigrohr schweigt jetzt für immer [...] [...] Funktion und Geschichte des weinroten ärmellosen Pullovers in der jüngeren Literatur – ich beobachtete mich, wie ich, in meinem Literaturhauszimmer, um Mitternacht und übler Laune, wie ein Hochschullehrer germanistische Hausund Doktorarbeiten, die mir zugespielt worden sein dürften, prüfend zur Hand nahm; Untersuchungen wie Der Literaturhauswitz oder Irrenanstalt Cholm, Hotel Mordschein, Schweigrohr – Prosa als Geheimschrift [...]