Glockenbecherleute 2018 Institut für Germanistik, Universität Wien Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2018 Graz o:kofler.w2.hirt.447 Werner Kofler - Kommentar zur Werkausgabe Projektleitung Wolfgang Straub

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Diese Plattform zum Prosawerk des österreichischen Schriftstellers Werner Kofler (1947–2011) gibt den Stellenkommentar wieder. Die Primärtexte sind urheberrechtlich geschützt und nicht für eine Online-Edition vorgesehen. Sämtliche Seitenangaben, die im jeweiligen Eintrag unter »Textausschnitte« angeführt sind, beziehen sich daher auf die 2018 im Sonderzahl Verlag erschienene dreibändige gedruckte Werkausgabe. Die Website folgt der Anordnung der Texte in drei Bänden.

Kommentierte Werkausgabe Werner Kofler

Das Projekt begleitet die gedruckte und kommentierte Werkausgabe (Prosa) des österreichischen Schriftstellers Werner Kofler. Es ergänzt den gedruckten Stellenkommentar um vertiefende Materialien und einen mehrschichtigen Zugang zu den vorhandenen Inhalten.

Deutsch Werke Werk 2 Der Hirt auf dem Felsen Medien
Glockenbecherleute Glockenbecherleute s. Eintrag ›Glockenbecherleute‹ [...] Hätte ich es nur unterdrückt! Du findest das also lustig, ja?, höre ich die Stimme neben, nein, hinter mir, es ist komisch, ja, sehr zum Lachen? Dann bitte doch SIE hierher, die andere, die Alkoholikerin aus Deutschland, deine anonyme Alkoholikerin aus der Bundesrepublik, ihr würdet euch prächtig verstehen unter dem wie ein Finger aufragenden Felsen, ihr könntet euch, den Flachmann ausgepackt und rastend, wunderbare tödliche Witze erzählen, oder nicht? Was habe ich eigentlich hier verloren? – Klappere, Mühle, klappere; längst war ich, im augenblicklich ungefährlichen Bergansteigen, wieder in Gedanken versunken, war ich in Gedanken auf den Spuren der Glockenbecherleute [...] [...] Und ich werde alles finden: Die Spuren der Glockenbecherleute und die unterschlächtigen Gebetsmühlen, die Entrische Kirche und die Cannes-Rolle [...] [...] Germanisch, verstehen Sie, damals noch germanisch, nicht keltisch, kein Naturprinzip damals, sondern Führerprinzip, keine Gedächtniskultur, sondern Runenschrift, Julfeierund Thingstättenkultur, keine Glockenbecherleute, sondern Kradmelder und Gauturnwarte, auch in Wolfsberg, auch in Windisch-Bleiberg, Windisch-Matrei, Nothung Nothung, damals germanisch, heute wieder keltisch, heute illyrisch, damals nordisch, auch im Süden, im sommerlich heißen Wolfsberg [...] [...] Jedenfalls, wer kann, anhand dieser kargen, zurückweisenden Spuren, schon nachvollziehen, wie diese Glockenbecherleute im dritten nachchristlichen Jahrtausend empfunden, wahrgenommen, gedacht haben mögen [...]
Glockenbecher aus Atting, Gäubodenmuseum, Straubing, 2014 Foto: Wolfgang Sauber, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:GBM_-_Glockenbecher_1.jpg, CC-BY 3.0