Landesverweser 2018 Institut für Germanistik, Universität Wien Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2018 Graz o:kofler.w2.hirt.29 Werner Kofler - Kommentar zur Werkausgabe Projektleitung Wolfgang Straub

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Diese Plattform zum Prosawerk des österreichischen Schriftstellers Werner Kofler (1947–2011) gibt den Stellenkommentar wieder. Die Primärtexte sind urheberrechtlich geschützt und nicht für eine Online-Edition vorgesehen. Sämtliche Seitenangaben, die im jeweiligen Eintrag unter »Textausschnitte« angeführt sind, beziehen sich daher auf die 2018 im Sonderzahl Verlag erschienene dreibändige gedruckte Werkausgabe. Die Website folgt der Anordnung der Texte in drei Bänden.

Kommentierte Werkausgabe Werner Kofler

Das Projekt begleitet die gedruckte und kommentierte Werkausgabe (Prosa) des österreichischen Schriftstellers Werner Kofler. Es ergänzt den gedruckten Stellenkommentar um vertiefende Materialien und einen mehrschichtigen Zugang zu den vorhandenen Inhalten.

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Landesverweser Landesverweser Bezeichnung eines hohen Beamten, der die Regierungsgeschäfte für einen Landesfürsten, eine Regierung in seinem/ihren Namen vor Ort übernimmt, „Vizelandeshauptmann“ lt. Grimm’sche m Wörterbuch ( Grimm 1885 , Sp. 113); in monarchisch-aristokratischen Strukturen hatte der Landesverweser Funktionen inne, die einem heutigen Landeshauptmann durchaus vergleichbar sind – während der Habsburgermonarchie waren in Klagenfurt häufig Landesverweser eingesetzt; 1918 bis 1921 Bezeichnung für den Vorsitzenden der provisorischen Kärntner Landesversammlung (vgl. Webernig 1987). [...] Immer vorsichtig mit solchen Dingen, wer sagt denn, daß Sie solche Ungezogenheiten Ihrem zu Tode gekommenen Gefährten nicht einfach in den Mund legen? Mein Vater ist selbst illegaler Nationalsozialist gewesen, seine weißen Kniestrümpfe, in denen er in der sogenannten Kampfzeit viel in Wolfsberg, Klagenfurt und in den Bergen unterwegs gewesen ist, hat er mir, in einer Kassette, unter Glas, als, so er, kostbarstes Vermächtnis hinterlassen – ich bräuchte nur auf dem Dachboden umzuräumen, um sie hervorzuholen –, und mein Vetter ist ein Freiheitlicher mit Leib und Seele, versuchen Sie doch einmal, seinen blauen Schal zu besudeln, etwa durch einen Witz, da könnten Sie etwas erleben! Natürlich ist der neue Landesverweser ein Zugewanderter, kein Hiesiger, fraglos ist er gewöhnlicher als das Gewöhnliche, gerade deshalb lassen wir über ihn nichts kommen [...] [...] Haben Sie gehört, es kommt von oben, von den Gletschern dort, höher noch, vom Großelend, vom Gipfel des Großelendkopfes muß es kommen, eine Ansprache, so etwas habe selbst ich noch nie gehört, hören Sie nur, der künftige Landesverweser, er spricht zu den Gebirgsmassen, anläßlich ihrer einstigen Massenerhebung, der größten dieser Art in Europa, er begrüßt gerade die rundherum versammelten Gruppen, die Köpfe und Spitzen der Schobergruppe, der Goldberggruppe, der Venedigergruppe, der Haffnergruppe, hören Sie nur, er verspricht, jede Gruppe gegen Ansprüche einer anderen zu verteidigen [...] [...] Die Gartenzwerge mit den schiefen Gesichtern daneben – wie wenn zwei Gesichtshälften ohne große Sorgfalt und etwas verschoben zusammengeflickt worden wären – stellen ein regionales Motiv – oder Votiv?, beides ist richtig, aber Motiv in diesem Zusammenhang ist besser, dar: Dank für die Bestellung eines gewissen Wörgl zum neuen Landesverweser [...]