Sandkopf 2018 Institut für Germanistik, Universität Wien Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2018 Graz o:kofler.w2.hirt.287 Werner Kofler - Kommentar zur Werkausgabe Projektleitung Wolfgang Straub

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Diese Plattform zum Prosawerk des österreichischen Schriftstellers Werner Kofler (1947–2011) gibt den Stellenkommentar wieder. Die Primärtexte sind urheberrechtlich geschützt und nicht für eine Online-Edition vorgesehen. Sämtliche Seitenangaben, die im jeweiligen Eintrag unter »Textausschnitte« angeführt sind, beziehen sich daher auf die 2018 im Sonderzahl Verlag erschienene dreibändige gedruckte Werkausgabe. Die Website folgt der Anordnung der Texte in drei Bänden.

Kommentierte Werkausgabe Werner Kofler

Das Projekt begleitet die gedruckte und kommentierte Werkausgabe (Prosa) des österreichischen Schriftstellers Werner Kofler. Es ergänzt den gedruckten Stellenkommentar um vertiefende Materialien und einen mehrschichtigen Zugang zu den vorhandenen Inhalten.

Deutsch Werke Werk 2 Der Hirt auf dem Felsen Geoinformation Berge Sandkopf Medien
Sandkopf Sandkopf s. Eintrag ›Sandkopfersteigung‹ [...] ? Hier, diesen Bergkristall habe ich im Kehrichthaufen gefunden, den die Tochter nach ihrem bühnenreifen Auszug hinterlassen hat, achtlos weggeworfen, oder gar absichtlich, demonstrativ im Dreck zurückgelassen, und ich weiß nicht einmal, ist es der Bergkristall, den, im Verlauf unserer vorjährigen gemeinsamen Sandkopfersteigung, unserer Sandkopfexpedition, ich gefunden und ihr gegeben habe, oder ist es der Bergkristall, den der Vorjahresschwiegersohn, der Sohn des Bergführers, des bei einem alltäglichen Rettungseinsatz, bei einer Lächerlichkeit – ein sogenannter Bundesbürger hatte sich einen Knöchel verstaucht – tödlich verunglückten Alpingendarmen, ihr geschenkt hat [...] [...] Aber wo, von wo aus? Auf dem Sandkopf vielleicht, ja, warum nicht, gute Position, seltsamer Berg, Sterben auf dem Sandkopf, 3090 Meter, alpinistisch gering geachtet, vom Glockner aus besehen ein Hügel gewissermaßen, und doch, vom Gipfel des Sandkopfs aus betrachtet, ein Hügel mit Steilabbrüchen, mehr als 1000 Meter senkrecht in die Tiefe, erste Marke [...] [...] Allerdings war es mir, und vor mir noch keinem, gelungen, schräg gegenüber den Georgsund Friedrichsköpfen, jenseits des Flusses, auf dem bis in große Höhe fruchtbaren Südabhang eines anderen Dreitausenders, des Sandkopfs, dem sogenannten Mönchsberg, sic!, beeilte ich mich anzumerken, einen freistehenden, im rechten Winkel aus der Erde ragenden, mannshohen steinernen – nun? Nun? Richtig! – Phallus, symbolischen Phallus, zu entdecken, und im weiteren Umfeld einige kleinere, die alle im selben Winkel nach Westen, in die Schobergruppe gerichtet waren, ungefähr zu den sieben Klammerköpfen, die, umringt von vielen anderen Dreitausendern, etwa in der Mitte zwischen Schwarzfriedrich und Großglockner liegen – eine Entdeckung, die mir so bedeutend schien, daß ich beschloß, sie vorerst für mich zu behalten [...]