obus 2018 Institut für Germanistik, Universität Wien Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2018 Graz o:kofler.w1.guggile.234 Werner Kofler - Kommentar zur Werkausgabe Projektleitung Wolfgang Straub

born digital

Diese Plattform zum Prosawerk des österreichischen Schriftstellers Werner Kofler (1947–2011) gibt den Stellenkommentar wieder. Die Primärtexte sind urheberrechtlich geschützt und nicht für eine Online-Edition vorgesehen. Sämtliche Seitenangaben, die im jeweiligen Eintrag unter »Textausschnitte« angeführt sind, beziehen sich daher auf die 2018 im Sonderzahl Verlag erschienene dreibändige gedruckte Werkausgabe. Die Website folgt der Anordnung der Texte in drei Bänden.

Kommentierte Werkausgabe Werner Kofler

Das Projekt begleitet die gedruckte und kommentierte Werkausgabe (Prosa) des österreichischen Schriftstellers Werner Kofler. Es ergänzt den gedruckten Stellenkommentar um vertiefende Materialien und einen mehrschichtigen Zugang zu den vorhandenen Inhalten.

Deutsch Werke Werk 1 Guggile Geoinformation Orte Klagenfurt Ereignisse
obus obus O-Bus: Abkürzung für Oberleitungsbus, ein Fahrzeug des öffentlichen Verkehrs, das mit einem Elektromotor angetrieben wird und das den Strom mittels Stromabnehmern von einer Oberleitung über der Fahrbahn bezieht. In Klagenfurt wurde 1944 der O-Bus eingeführt, als Teile des Straßenbahnnetzes durch Bombenschäden zerstört worden waren. Bis 1963 verkehrten im Klagenfurter Stadtgebiet O-Busse. 1949 bis 1956 fuhren O-Busse auf der Strecke Klagenfurt-See und Leinsdorf (Mayr 1982, 162ff.). [...] ) in jedem kernstockstraßenhaus haben durchschnittlich etwa sechs hausparteien gewohnt, eisenbahnerfamilien, gemeindebedienstete, rentner und rentnerinnen, ein koch, ein krankenwärter, ein autobuschauffeur und zwei gelegenheitsarbeiter: der herr steiner und der herr mack, zwei, die (wie unter den übrigen kernstockstraßeneinwohnern hinter vorgehaltener hand erzählt worden ist) „ja heute noch ihren posten“ – bei bahn und post – „haben könnten [...] [...] – der rückweg, die schattige zufahrtsstraße wieder hinunter, an der meierei, am „marhof“ vorbei, zur autobushaltestelle [...] [...] schloßbesitzer sei ein herr mai aus amerika gewesen, der herr mai, hat er geheißen mai, der habe dann, als die nazis –) eine autobusfahrt zurück von schloß lengberg, nachmittagsspaziergänge zum schloß bruck [...] [...] ), als abonnement-mittagesser beim kollmann in der villacherstra- ße und als bewohner eines zimmers bei verwandten auf dem klagenfurter kreuzbergl; dann, später, viel später, als hilfsarbeiter in der schuhfabrik neuner in ebental bei klagenfurt; (die arbeit hat um sieben uhr begonnen, man muß sich vorstellen: jeden tag, nur samstag nicht und sonntag, ist der ernsti „in aller herrgottsfrüh“ mit seinem stock und seiner tasche vom schießstattweg das kreuzbergl herunter zum beethovenplatz gegangen, ist dort in den obus eingestiegen und mit dem obus nach ebental gefahren; um punkt sieben hat er in der schuhfabrik neuner seine arbeit aufgenommen: kleben, sohlen kleben, tagein tagaus kleben, kleben, kleben („das pickzeugs“, hat der ernsti gesagt, „stinkt so furchtbar [...] [...] Die Endhaltestelle der Autobuslinie 48 ist neben dem Haupttor; „Psychiatrisches Krankenhaus“, ist auf der Haltestellentafel zu lesen [...] [...] An der Mauer des Pförtnerhauses, neben der Autobushaltestelle, hing ein Schaukasten mit einer Wandzeitung darin: „Wien aktuell“ [...] [...] Die Wohnung war leer, als Herbst zurückkam; Milena und die Kinder waren inzwischen im Autobus zum Flughafen gefahren, um eine Nichte aus Irland vom Flugzeug abzuholen [...] [...] Ida, Milena und die Kinder fuhren mit einem Bahnautobus fast bis zur Stadtgrenze, stiegen in einem kleinen, noch zur Gemeinde gehörenden Dorf viel zu früh, wie sich heraussteilen sollte, aus und befanden sich in einer finsteren ländlichen Gegend, wo zwischen Äckern, Alleen und Landstraßen, in der Nähe eines jetzt, im Winter, geschlossenen Autokinos kleine Siedlungen von Einfamilienhäusern im Entstehen begriffen waren: Eigenheime jener Art, wie sie von den Familien in der Freizeit selbst gebaut oder zumindest fertiggestellt werden, Träume vom eigenen Herd, für deren Erfüllung sich die Leute oft rücksichtslos „abrackern“ [...] [...] noch angespannt und ängstlich gewesen war, war im Autobus zurück in die Stadt erleichtert, ja heiter: immer wieder kam sie auf die Frau Mikulitsch und deren Wohnung zu sprechen und meinte, so habe es selbst in ihrer Wohnung nie ausgesehen – „Und so jemand soll mir nun helfen, meine Angelegenheiten zu regeln, und auf mich aufpassen – das ist ja irgendwo zum Lachen!“ Die Pflegschaftshelferin erschien nun einmal wöchentlich in der Sandsteingasse [...] [...] Der Autobus war weitergefahren, außer ihr war niemand ausgestiegen [...] [...] Verärgert studierte ich die Fotografie: Ein kleiner Platz, einige alte Häuser, ein Hotel – Hotel Korbes, wie ich, mich vorbeugend, die Leuchtschrift an der Fassade entziffern konnte – ein rotweißer, wohl städtischer Autobus, Passanten, im Hintergrund die Spitze eines Minaretts; ah, typisch Istanbul! Ich gab die Neuigkeit an Fladerer weiter, der sich sogleich nach Einzelheiten erkundigte, auch der geringste Hinweis könne von Wert sein, und mich ersuchte, mit der Karte in sein Büro zu kommen! (Das fiele mir ein, diesen Schnüffler von der Fön-Geschichte in Kenntnis zu setzen!) jetzt habe ich tatsächlich das Wichtigste vergessen, die Karte nämlich, aber in der Eile – das Hotel auf dem Bild jedenfalls heiße Korbes, und eine städtische Buslinie scheine vorbeizuführen [...] [...] Im oberen Mölltal mit dem Postautobus fahren, von Winklern oder Döllach auf die Franz-Josefs-Höhe unter dem Groß- glockner hinauffahren, das ist etwas, denke ich, während ich im städtischen Achtunddreißiger-Autobus die sogenannte Wiener Höhenstraße vom Cobenzl zum Kahlenberg hinauffahre, im Achtunddreißiger, der immer vollgestopft ist mit Wienern der vertrottelsten Sorte, vollgestopft mit diesen süßlich-dä- monischen Heurigenwienern (eine Plage, denke ich, aber die Abschaffung des Individualverkehrs muß mir das wert sein), im Achtunddreißiger über die Wiener Höhenstraße fahrend muß ich an den Postautobus auf der Großglocknerhochalpenstraße denken, ein gewöhnlicher Postautobus, der in eine Seehöhe von zweitausendfünfhundert Metern hinauffährt, denke ich im Achtunddreißiger, das ist etwas, ein städtischer Autobus, der auf den 470 Meter hohen Kahlenberg hinauffährt, ist dagegen nichts [...] [...] über die Luggeralm durch die Lärchenwälder hinauf gehen, auf dem in der Sonne blitzenden Glimmerschiefer, über die Enzianwiesen und Arnikawiesen gehen und, an bestimmten Tagen, die aus der Wangenitze herausgeflogenen und über dem Straßkopf kreisenden Steinadler beobachten, statt im Achtunddreißiger an der Sulzwiese vorbeifahren, das ist es! Wenn fahren, denke ich und halte damit nicht hinter dem Berg, dann die Großglocknerhochalpenstraße befahren, und zwar im Postautobus [...] [...] den Wiener Höhenweg gehen über der Baumgrenze und unter den ersten Dreitausendern der Schobergruppe, das ist etwas, die Schobergruppe, das ist etwas, denke ich im Achtunddreißiger, die Schobergruppe setzt sich ja, eine Seltenheit, aus mehr als fünfzig Dreitausendern zusammen, ihr Haupt ist der Hochschober, der große Bruder des Kleinen Schober, die Schobergruppe, denke ich im Autobus auf den Kahlenberg, ist etwas, eine Wiener Gruppe, eine Gruppe von Wiener Heurigenbesuchern ist dagegen nichts [...] [...] Ich bin – gerade du! – mit dem Postautobus gefahren, schreibst du, vier Stunden, gleich als ich ankam, sah ich umgepflügte Äcker, frisch abgeerntete Maisfelder, sogar einen Nußhäher sah ich auffliegen aus dem Wald auf der anderen Seite [...]