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Rezensionen zum Werk Schuchardts

Das Rezensionswesen hat in der Konstitution der wissenschaftlichen Disziplinen eine bedeutende Rolle gespielt. In Ermangelung anderer Formen öffentlichen Diskurses über wissenschaftliche Arbeiten von Fachkollegen, deren Argumente und Studien, standen die damals sich neu formierenden Textsorten Anzeige und Rezension zur Verfügung. Gleichzeitig erfüllten die gut verbreiteten Rezensionsorgane auch insofern eine Mitteilungsfunktion, als sie zeitnah über Neuerscheinungen informierten, was damals in anderer Form ja nicht systematisch geschah.

In einer Kasuistik netzwerkrelevanter Texte, wie sie im vorliegenden Projekt vertreten wird, nimmt die Rezension eine Mittelstellung zwischen dem sich formierenden wissenschaftlichen Essay und Briefen ein: Die Rezension teilt mit dem Essay die inhaltliche Orientierung und die öffentliche Form der Darstellung, mit dem Brief die persönlichen bzw. personenorientierten Aspekte der Auseinandersetzung. Es nimmt daher nicht wunder, daß sich in manchen wissenschaftlichen Kontakten Rezensionen nahezu nahtlos in einen brieflichen Austausch integrieren, daß andererseits Rezensionen aber auch wichtige Vor- und Teilarbeiten von Abhandlungen sind. Daß der Übergang von Textsorten durchaus fließend ist, zeigt auch der Typus Gutachten. Diese unterscheiden sich von der Rezension vor allem durch den Grad von intendierter Öffentlichkeit. Im Gegensatz zum heutigen Rezensionswesen konnten damals durchaus auch einzelne wissenschaftliche Artikel Gegenstand von Anzeigen und Rezensionen sein.

Ein gewichtiges Argument für die Bedeutung der Rezensionsperiodika ist deren recht hoher, zum Teil wöchentlicher Erscheinungsrhythmus, der ein extrem hohes Maß an Aktualität der Diskussion und an späterhin nicht mehr erreichter Publikationsgeschwindigkeit ermöglichte. Nach unseren Aufzeichnungen beträgt die kürzeste Zeitspanne zwischen Abfassung einer Besprechung und deren gedruckter Veröffentlichung, die eindeutig aus dem Briefen und den Publikationsdaten resultiert, 12 Tage (Schuchardt über Vinsons Bibliographie, Nr. 259). Am akribischen Funktionieren dieser Organe waren viele der erstklassigen Fachkollegen beteiligt. Gemeint sind einerseits die Herausgeber, andererseits aber auch die regelmäßigen Beiträger. Die aktive Beteiligung am Rezensionswesen war offenbar für viele der namhaften Fachvertreter eine Selbstverständlichkeit.

Vor einer weiteren Ausdifferenzierung ist es notwendig, alle Rezensionen zu sammeln, die zu Schuchardt und seinem Werk verfaßt wurden. Ihr Umfang, Tiefgang, Intention variieren beträchtlich, sie bewegen sich auf einer Skala zwischen Kurzankündigung und ausführlicher inhaltlicher Auseinandersetzung. Mit Stand Anfang Mai 2016 konnten wir ca. 450 Rezensionen und Anzeigen zu Schuchardt sammeln. Das ist eine durchaus erhebliche Zahl. Wir gehen auch davon aus, daß sie relativ vollständig ist, denn es sind alle wichtigen Publikationsorgane des Fachs durchgearbeitet worden und vieles darüber hinaus. In welchen protestantischen Regionalzeitungen der USA aber z.B. weitere Besprechungen der Leiçarraga Ausgabe (Schuchardt/Linschmann 1900) erschienen sind, ist kaum mehr eruierbar.

Schuchardt war, wie viele seiner Fachkollegen, auch selbst ein fleißiger Rezensent.Die von ihm selbst verfaßten Rezensionen sind Teil der im Brevier zusammengestellten Bibliographie und finden sich daher genuin als Teil seines eigenen Werks. Doch geht es im vorliegenden Abschnitt ausschließlich um die Rezensionen, die zu Schuchardts Arbeiten verfaßt wurden. Sie sind gleichzeitig auch Nachweis über die Bedeutung des Grazer Sprachwissenschaftlers, Nachweis über die räumlich und inhaltlich weit verzweigten, doch bestens integrierten Diskussionsstränge und Nachweis über das Funktionieren eines damals jungen und sich etablierenden Faches.

Zur Benutzung der Rezensionen gibt es flexible Filter- und Sortiermöglichkeiten, die neben dem Zugriff über die allgemeinen Suchfunktionen der Webseite die Abfrage nach Autor, rezensiertem Werk, Chonologie der Entstehung und Publikationsort ermöglichen. Außerdem sind bibliographische Hinweise zu den einzelnen Rezensionen auch jeweils am Ort der rezensierten Arbeiten Schuchardts in der Liste seiner Werke verzeichnet.



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