Titel | Biblioteke |
Autor | Diodorus Siculus |
Zeitangabe | 1. Jh.v.Chr. |
Originaltext |
ῇ δὲ Τυροῖ, παρθένῳ κατ’ ἐκείνους τοὺς χρόνους οὔσῃ, Ποσειδῶν μιγεὶς παῖδας
ἐγέννησε Πελίαν καὶ Νηλέα. ἡ δὲ Τυρὼ συνοικήσασα Κρηθεῖ ἐτέκνωσεν Ἀμυθάονα καὶ
Φέρητα καὶ Αἴσονα. Κρηθέως δὲ τελευτήσαντος ἐστασίασαν περὶ τῆς βασιλείας Πελίας
τε καὶ Νηλεύς· τούτων δὲ Πελίας μὲν Ἰωλκοῦ καὶ τῶν πλησίον χωρίων ἐβασίλευσε,
Νηλεὺς δὲ παραλαβὼν Μελάμποδα καὶ Βίαντα τοὺς Ἀμυθάονος καὶ Ἀγλαΐας υἱοὺς καί
τινας ἄλλους τῶν Ἀχαιῶν [καὶ] Φθιωτῶν καὶ τῶν Αἰολέων ἐστράτευσεν εἰς
Πελοπόννησον. καὶ Μελάμπους μὲν μάντις ὢν τὰς Ἀργείας γυναῖκας μανείσας διὰ τὴν
Διονύσου μῆνιν ἐθεράπευσεν, ἀντὶ δὲ ταύτης τῆς εὐεργεσίας χάριν ἔλαβε παρὰ τοῦ
βασιλέως τῶν Ἀργείων Ἀναξαγόρου τοῦ Μεγαπένθους τὰ δύο μέρη τῆς βασιλείας·
κατοικήσας δ’ ἐν Ἄργει κοινὴν ἐποιήσατο τὴν βασιλείαν Βίαντι τῷ ἀδελφῷ. γήμας δὲ
Ἰφιάνειραν τὴν Μεγαπένθους ἐτέκνωσεν Ἀντιφάτην καὶ Μαντώ, ἔτι δὲ Βίαντα καὶ
Προνόην· Ἀντιφάτου δὲ καὶ Ζευξίππης τῆς Ἱπποκόωντος Οἰκλῆς καὶ Ἀμφάλκης ὑπῆρξαν,
Οἰκλέους δὲ καὶ Ὑπερμνήστρας τῆς Θεσπίου Ἰφιάνειρα καὶ Πολύβοια καὶ Ἀμφιάραος
ἐγένοντο. Μελάμπους μὲν οὖν καὶ Βίας καὶ οἱ ἀπ’ ἐκείνων οὕτω τῆς ἐν Ἄργει
βασιλείας μετέσχον, Νηλεὺς δὲ μετὰ τῶν συνακολουθησάντων παραγενόμενος εἰς
Μεσσήνην πόλιν ἔκτισε Πύλον, δόντων αὐτῷ τῶν ἐγχωρίων. ταύτης δὲ βασιλεύων καὶ
γήμας Χλῶριν τὴν Ἀμφίονος τοῦ Θηβαίου, παῖδας ἐγέννησε δώδεκα, ὧν ἦν πρεσβύτατος
μὲν Περικλύμενος, νεώτατος δὲ Νέστωρ ὁ ἐπὶ Τροίαν στρατεύσας.
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Quelle |
F. Vogel (nach I. Bekker, L. Dindorf), Diodori bibliotheca
historica, Bd. 1, Buch I-IV.
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Übersetzung |
Mit Tyro [der Tochter des Salmoneus] aber, die in jenen Zeiten noch eine Jungfrau
war, vermählte sich Poseidon und zeugte die beiden Knaben Pelias und Neleus.
Dann heiratete die Tyro den Kretheus und gebar ihm den Amythaon, Pheres und
Aison. Nach Kretheus’ Tod aber stritten sich Pelias und Neleus um die
Königswürde. Von ihnen wurde Pelias König über Iolkos und die benachbarten
Gebiete, während Neleus den Melampus und den Bias, die Söhne des Amythaon und
der Aglaia, und einige andere Achaier aus der Phthiotis sowie Aioler mit sich
nahm und einen Feldzug in die Peloponnes ausführte. Melampus, ein Seher, heilte
die Frauen aus Argos, die der Zorn des Dionysos in Raserei versetzt hatte, und
empfing als Dank für diese Wohltat vom Argiverkönig Anaxagoras, dem Sohn des
Megapenthes, zwei Drittel seines Königreiches. Und so ließ er sich in Argos
nieder, wo er die Königswürde mir seinem Bruder Bias teilte. Er vermählte sich
mit Iphianeira, der Tochter des Megapenthes, und zeugte Antiphates und Manto,
außerdem Bias und Pronoë. Des Antiphates und Zeuxippe, der Tochter des
Hippokoon, Kinder aber waren Oikles und Amphalkes, und von Oikles und
Hypermnestra, der Tochter des Thespios, stammten Iphianeira, Polyboia und
Amphiaraos. Melampus und Bias sowie ihre Nachkommen teilten sich nun derart in
das Königtum von Argos, Neuleus jedoch gelangte mit seinen Gefolgsmannen nach
Messene und gründete die Stadt Pylos, wo sich die einheimischen Bewohner ihm
freiwillig unterwarfen. Er herrschte als König über diese Stadt und vermählte
sich mit Chloris, der Tochter des Thebaners Amphion, und zeugte mir ihr zwölf
Kinder, von denen das älteste Periklymenos, das jüngste Nestor war, der dann am
Kriegszug gegen Troia teilnahm.
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Quelle der Übersetzung | G. Wirth, O. Veh, Diodoros: Griechische Weltgeschichte,
Bd. 1/II, Buch I-X. |
Kommentar |
Diodor behandelt hier die Nachkommen des Salmoneus (und damit des Boiotos), ihre
Wanderungen und Gründungen. Den Grundstock des Mythos bilden Tyro, die Tochter
des Salmoneus, sowie ihre Kinder mit Poseidon und dem thessalischen König
Kretheus, ihrem Onkel (vgl. Apollod. 1,51). Mit ersterem zeugt sie Pelias und
Neleus, die sich nach dem Tode des Kretheus um die Königswürde streiten. Pelias
erhält schließlich Iolkos (und damit die Königswürde in Thessalien), während
Neleus mit Melampus und Bias, Achaier aus der Phthiotis, und einigen Aiolern aus
Thessalien – denn, wie u. a. Diod. 1,67,2-4; 5-6 darlegt, ist Aiolis der
ursprüngliche Name Thessaliens – in die Peloponnes auswandert. Melampus bekommt
für die Heilung der argivischen Frauen vom dortigen König zwei Drittel des
Königreichs Argos, wobei er die Königswürde mit seinem Bruder teilt, weshalb
Argos seit dem dreigeteilt ist (vgl. Hdt. 9,34), und die Tochter des bisher
allein regierenden Köngis Megapenthes ehelicht. Neleus hingegen geht nach
Messene und gründet Pylos (vgl. Hom. Od. 11,254-259), heiratet die Tochter des
Thebaners Amphion und zeugt mit ihr u. a. Nestor.
Diesem Mythos folgend wird von Thessalern, respektive Nachfahren des Aiolos und
Boitos, also Aiolern oder Boiotern, beherrscht bzw. gegründet. In Argos kommen
ebenfalls aus dem später Thessalien genannten Gebiet Stammende, Melampus und
Bias, an die Macht.
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Belegstellen | Hom. Od. 11,254-259; Apollod. 1,51; Hdt.
9,34 |
Schlagwort | Genealogie, Siedlungsgeschichte |
Geographische Zuordnung | Thessalien, Peloponnes |
Ethnische Gruppen | Achaier, Aioler |
BearbeiterIn | Anna Trattner-Handy |
Permalink | https://gams.uni-graz.at/o:ethnos.390 |